Dienstag, 31. Mai 2011, Clarke's Court Bay

 

Die Sache mit dem Wassersammler ist ein kniffliges Ding und deshalb will ich mir professionellen Rat einholen. Ich telefoniere mit Palm Tree Marine, einer Motorenfirma, die in der Phare Bleu Marina ansässig ist. Als ich den Mechaniker an der Strippe habe, ist er zufällig gerade in der Clarke's Court Bay Marina, also nur 100 m entfernt. Ich hole ihn mit dem Dinghy ab und er sieht sich alles an. Er rät von einer Installation eines anderen Wassersammlers an anderer Stelle ab, weil das Ding tatsächlich am tiefsten Punkt sitzen sollte. Außerdem glaubt er, es handle sich um ein elektrolytisches Problem und rät, das Teil elektrisch mit der Opferanode zu verbinden, außerdem Einschraubanoden in den Wassersammler von außen einzubringen.

 

Versuche, über diverse Kanäle weitere Inputs zu bekommen und diskutiere das Ganze am Abend in der Marina noch mit Jim von der Windsong, der wiederum glaubt, daß die elektrische Verbindung nicht gut sei. Wir schauen uns jedenfalls gemeinsam mit einer großen Seglergemeinschaft ein Video an und lernen bei der Gelegenheit wieder einige neue Yachties kennen. Interessanterweise gibt es ziemlich viele Leute, die erst in älteren Jahren überhaupt mit dem Segeln angefangen haben, dann aber voll darauf setzen.

 

 

 

 

Montag, 30. Mai 2011, Clarke's Court Bay, Grenada

 

Wir haben uns für die historische Inseltour angemeldet und werden schon um 9 Uhr in der Clarke's Court Bay Marina abgeholt. Im Kleinbus sitzen 13 Teilnehmer von 8 verschiedenen Booten, u.a. von der Fair Isle, Balu und Quicksilver. Die Tour führt uns einmal rund um die Insel und dauert den ganzen Tag. Unser Fahrer erzählt uns viel über die Geschichte Grenadas, die Revolution, die amerikanische Invasion 1983 und fährt uns zu interessanten Produktionsstätten, wie eine Muskatnußfabrik, eine traditionelle Rumdestille, die noch arbeitet, wie vor 100 Jahren und 96 Mitarbeiter beschäftigt, eine Kakaoplantage, durch den Regenwald und zu Wasserfällen. Um Viertel vor Sechs sind wir wieder in der Marina, nehmen noch einen Happy Hour drink im Rondell und sind kurz vor der Dunkelheit wieder an Bord zurück. Als absolutes Highlight der Tour bleibt uns die Rivers Rumdestille in Erinnerung. Es ist einfach immer wieder interessant, Produktionsprozesse in ihrer Urspünglichkeit zu sehen, mit viel manueller Arbeit und Maschinen, deren Funktionsweise man auf Anhieb versteht. Besonders hygienisch geht es dabei nicht zu, aber der weiße Rum, der hier produziert wird, hat 75 Prozent Alkohol und der dürfte dann wohl für ausreichende Desinfektion sorgen. Am Ende der Führung testen wir den Rum. Trotz des hohen Alkoholgehalts brennt es einem nicht die Kehle weg und wir haben das Gefühl, einen guten Tropfen zu genießen. Wir kaufen dennoch lieber einen Rumpunsch mit 16% als das scharfe Geschütz.

 

 

 

 In der Hauptstadt St. George erleben wir ziemlich aktives Predigen der Baptitstenpriester auf der Straße. Mit schon heiserer Stimme und wilden Bewegungen bringen sie ihre Botschaft unters Volk

 

 

 Muskatnußtrocknung in der Nutmeg-Plant in Gouyave, an der Westküste Grenadas. Nach Indonesien ist Grenada größter Produzent von Muskatnüssen. Es gibt drei Fabriken auf der Insel. Diejenige, die wir besichtigen, ist die größte.

 

 

 Nach dem Aufbrechen der Nüsse trennen diese Arbeiterinnen die Schalen vom Inhalt. Auch das rote Bastgeflecht, das die Nuß umhüllt, wird für verschiedenen Anwendungen verwertet

 

 

Erdbewegungen vulkanischen Ursprungs führen im Norden der Insel dazu, daß Häuser unbewohnbar und Straßen unpassierbar werden 

 

 

Mit Bougainvillea verschiedener Farben umranktes Haus auf dem Gelände der 350 Jahre alten Rumdistillerie "Rivers"

 

 

Der Antrieb für die Zermalmung des Zuckerrohrs kommt ausschließlich vom Wasserrad, wie in alten Zeiten

 

 

Diese Fabrik ist kein Museumsdorf, sondern echte Produktionsstätte. Nicht sehr profitabel, aber es werden immerhin 96 Mitarbeiter beschäftigt

 

 

 

Hast oder Eile scheint man hier nicht zu kennen. Aber eine Pause muß schließlich auch mal sein

 

 

Hier entsteht der Sirup aus der Pressung

 

 

Die Hitze für den Destillisationsprozeß wird ausschließlich durch das Verbrennen von Holz generiert

 

 

Mit einem freundlichen Lächeln und Anfrage beim Vater bekmmt Christine diese beiden kids vor die Kamera

 

 

Auf der Kakaoplantage werden die Kakaobohnen unter freiem Himmel getrocknet. Die angeschlossene Fabrik Grenada Chocolate Company produziert mit viel Handarbeit dunkle Schokolade mit 60, 70 oder 85 Prozent Kakaoanteil. Die Qualität ist hervorragend. Aufgrund der geringen Automatisierung muß der Preis hoch sein. Die 100g Tafel kostet umgerechnet 3 Euro. Seitdem das Produkt international vermarktet wird, kann die Fabrik aus hygienischen Gründen nicht mehr besichtigt werden.

 

 

 

 

Sonntag, 29. Mai 2011, Clarke's Court Bay, Grenada

 

Dieser Tag ist als Arbeitstag geplant, jedenfalls bis etwa 14 Uhr. Dann wollten wir eigentlich auf die Hog Island mit dem Beiboot, zum BBQ. Aber daraus wird nichts, denn erstens ist das Wetter zu schlecht und zweitens dauern die Überlegungen hinsichtlich des auszutauschenden Wassersammlers länger, als gedacht.

 

Der Hintergrund der Überlegungen ist, einen anderen Platz zu finden, an dem ein Standardprodukt von Vetus Platz findet. Das kann nur unter unseren Betten im Achterschiff sein. Die Sperrholzplatte, auf denen die Betten aufliegen, sind jedoch durchgehend bis zur Bordwand und obendrauf sind noch Ablagekästen montiert. Da ich die nicht auch noch abbauen will, müssen die Sperrholzplatten auseinandergesägt werden. Ich bin froh, den Fein Mulitimaster dabei zu haben und einen leistungsfähigen Inverter sowie starke Batterien, so daß das Arbeiten mit Werkzeug und Staubsauger kein Problem darstellt. Irgendwann kann ich die Platten dann tatsächlich abnehmen und mir den Platz ansehen, der zur Verfügung stünde. Dann ins Internet, um die Maße der verfügbaren Wassersammler zu recherchieren. Es ist ausgesprochen ärgerlich: Es sieht so aus, daß alle verfügbaren Geräte gerade um ein paar Zentimeter zu lang oder zu hoch sind. Außerdem ist mir nicht so ganz klar, in welch engem Radius man 75 mm Auspuffschläuche aus dickem Gummi biegen kann. Eine Option wäre noch ein Volvo Schalldämpfer mit Wassersammler, aber der müßte umgebaut werden. Außerdem lassen sich die Maße nicht online recherchieren. Muß noch bei SvB anfragen, vielleicht können die helfen.

 

Es ist heiß und schwül im Schiff. Der Schweiß tropft von der Stirn und klebt am Körper. Um 17 Uhr reicht es. Alles ist wieder zusammengebaut, Werkzeug verstaut. Das muß sein, denn sonst können wir heute nacht nicht in unseren Betten schlafen. Dann treffen wir uns mit den Balus (Thomas und Regula) und den Quicksilvers (Sharon und Chris) in der Whisper Cove Marina zum Sundowner. Diese Marina ist sehr klein, aber nett und wird von einem kanadischen Paar betrieben, das auf dem eigenen Schiff wohnt und sich vor drei Jahren hier niedergelassen hat. Das besondere daran: Die beiden betreiben eine Schlachterei und verkaufen frisches Fleisch. Das gibt es sonst nirgends auf den karibischen Inseln. Fleich wird i.d.R. nur tiefgefroren verkauft. Mal sehen, ob wir da in den nächsten Tagen noch fündig werden. Von Chris lasse ich mir auch noch eine Idee bezüglich des Wassersammlers durch den Kopf gehen. Er hatte einmal ein ähnliches Problem und hat den durchkorrodierten Edelstahlsammler mit Epoxy und Glasfasermatten überzogen. Das wäre auch noch eine Idee. Bin gespannt, wohin mich die Überlegungen noch führen.

 

 

 

Im linken Teil des Bildes, zwischen den dicken Belüftungsschläuchen, müßte der Wassersammler plaziert und an die dicke Auspuffleitung angeschlossen werden. Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht: Es steht verflixt wenig Platz zur Verfügung

 

 

 

 

Samstag, 28. Mai 2011, Clarke's Court Bay

 

Am Vormittag fahren wir mit dem Bus in die Hauptstadt. Wir sind gerade dem Schlauchboot entstiegen und noch dabei, uns zu orientieren, als wir bereits aus 100 Meter Entfernung angerufen werden, ob wir mit dem Bus mitfahren wollen, den wir selbst noch gar nicht entdeckt hatte. Das geht uns heute dreimal so. Nur beim vierten Bus müssen wir 10 Minuten warten, bis mal einer vorbeikommt, der noch nicht proppevoll ist. Wie auf allen karibischen Inseln ist das Busfahren billig. Umgerechnet 70 Cent pro Strecke, egal, wie lang. In St. George schauen wir uns die Port Louis Marina an (liegt ruhig im Insellee, bietet alles, tolle, neue Infrastruktur), in die wir auch noch wollen, fahren mit dem einser Bus zur Prickly Bay zur Spice Island Werft, schauen uns dort die Ship Chandlery Budget Marine an, gehen später Obst und Gemüse in einem richtigen Supermarkt (tolle Auswahl, aufgeräumte und gut bestückte Regale, klimatisiert) einkaufen und fahren wieder retour.  Auf dem Rückweg Kaffee und Kekse bei Gaby und Horst.

 

Am Abend in der Clarke's Court Marina, die nur 100 Meter entfernt ist, treffen wir uns zur Happy Hour mit einigen, die wir schon kennen (Fair Isle, Balu, Quicksilver) und vielen anderen, die wir noch nicht gesehen haben. Wir lernen wieder neue Menschen, Lebensläufe, Ansichten kennen, Zweierbeziehungen, die super funktionieren und andere, die in die Brüche gegangen sind. Die Marina veranstaltet ein Potlog, das ist ein BBQ, bei dem man sein Fleisch selbst mitbringt und auf den Grill legt. Die Salate, die jeder mitbringt, werden geteilt, so daß eine große Auswahl entsteht. Gute Geschichte, viele Yachties machen mit. Wir hatten schon vorher die zweite Lage von Christines leckerem Hühnercurry mit Reis von Gestern verputzt. Nach dem Essen gibt es Musik, die als Karaoke läuft. Wer will, kann sich das Micro greifen. Wenn sich keiner traut, singen alle im Chor. Wie immer, entsteht bei gelungenem Einsatz von Musik in Verbindung mit ein paar Tropfen Alkohol eine tolle Stimmung. Der Abend dauert viel länger, als von uns geplant.

 

 

 

 

 

 

Freitag, 27. Mai 2011, von Phare Bleu nach Clarke`s Court Bay

 

Morgens verlängern wir unsere Zoll-Aufenthaltsgenehmigung und zahlen bis November, weil das hier so schön geht, in der Marina. Dann kaufen wir noch ein paar Dinge im kleinen Supermarkt ein und fahren mittags um die Calivigny Island herum in die Clarkes Court Bay, wo wir dicht vor der Marina, in der Nähe der Fair Isle ankern. Das Wasser ist sehr trübe, wohl wegen der hier ansässigen Rumfabrik.

 

Beim Anlaufen Richtung Clarke`s Court Bay Marina erwischen wir die Untiefe, die mit 1,8 m in der Karte angegeben ist. Ich hatte den blauen Fleck mit der Tiefenangabe in der Karte gesehen, war aber davon ausgegangen, daß wir daran vorbeikommen, weil unser Kurs westlich der Untiefe vorbeiführte.  Auch Christine, die auf dem Vorschiff stand, hat die Gefahr zu spät erkannt. Als sie mich wahrschaut, ist es schon zu spät. Ich gehe schnell auf Retour, aber mit vielleicht 2 Knoten fahren wir in die Korallen. Es braucht eine ganze Weile und Vollgas (3000 U/min) retour, um wieder runterzukommen. Der Schock kommt, als ich Wasser im Schiff entdecke. Glücklicherweise kommt es vom wieder undichten Wassersammler, was aber nicht sofort klar ist. Die Tauch-Inspektion unter Wasser ergibt: Deutliche Kratzspuren an den unteren Kanten des Kiels, eine kleine Stelle GFK ist an der Unterseite des Kiels ausgebrochen. Keine Spuren am Ruder, keine Schäden am Rumpf feststellbar. Auch von innen sieht alles ok aus, Gott sei Dank.

 

Daß der Wassersammler wieder durchkorrodiert ist, ist allerdings äußerst ärgerlich. Wenn wir jetzt unter Maschine fahren, bekommen wir Salzwasser ins Schiff. Im Moment ist es noch nicht sehr viel, aber das wird sicher jetzt schnell mehr werden. Eine neue Baustelle, leider eine ziemlich unangenehme. Wer dazu mehr wissen möchte, kann das Thema nachlesen unter den Arbeiten am Boot in 2009. Das Problem ist nämlich schon einmal aufgetreten und offenbar unzureichend repariert worden. Selbst schuld, könnte man sagen.

 

Donnerstag, 26. Mai 2011, Phare Bleu Marina, Grenada

 

Vom hier ansässigen Segelmacher lassen wir uns ein paar ausgerissene Stellen am Sonnensegel reparieren, ansonsten bleiben wir in der Marina. Am Abend haben wir uns für eine Fahrt in den Norden der Insel angemeldet. Dort wollen wir in der Nacht der Eiablage der Riesenschildkröten am Strand beiwohnen. Von Gaby und Horst haben wir schon davon gehört. Soll sehr beeindruckend sein.

 

Unser Fahrer heißt Kennedy und holt uns um 1830 ab. Die Fahrt dauert eineinhalb Stunden und führt an der Ostküste ganz in den Norden Grenadas zu einem langgedehnten Strand namens Levera Bay, im Lee der Sugar Loaf Insel. Wir sind zu sechst im Auto und Kennedy unterhält uns mit allerlei Wissenswertem über seine Heimat. Kurz vorm Ziel gibt es eine Briefing zu unserem Vorhaben von einer jungen Lady aus dem naheliegenden Ort. Wir erfahren, was wir dürfen, und was nicht. Zu den don'ts gehört z.B. Fotographieren mit Blitz. Als wir am Strand ankommen, ist es zappenduster. Es gibt keinerlei Beleuchtung, nirgends sind Autos oder Straßenlaternen oder Häuser zu sehen. Kein Mondschein, mittlere Bewölkung, es gibt nur das Licht der Sterne, bei dem wir nach einiger Zeit Umrisse in der Nähe erkennen können. Wir müssen warten. Eine Research Crew, die wohl zum großen Teil aus Freiwilligen aus aller Welt besteht, liegt mit Schlafsäcken am Strand. Einer oder zwei von ihnen patroullieren den Strand, um zu melden, wenn die Leatherback Turtles an Land kommen. Wir lassen uns im Sand nieder, die Zeit vergeht. Nach eineinhalb Stunden kommt dann über Funk das Signal. Wir marschieren cirka 200 Meter den Strand hinunter und werden im Rotlicht schwacher Stirnlampen Zeuge, wie eine weibliche Schildkröte riesigen Ausmaßes anfängt, ein Loch für die Eiablage zu buddeln. Mit den Hinterbeinen (oder vielleicht besser -flossen?) schaufelt sie bestimmt eine halbe Stunde, bis das ganze Tier schräg im Sand liegt und unter ihr ein 50 cm tiefes Loch entstanden ist. Dann fallen die Eier im ziemlichen Tempo, immer etwa fünf auf einmal, in die Grube. Ein Ranger fängt die Eier auf und zählt sie. Sie legt 85 tennisballgroße, befruchtete und 18 golfballgroße, unbefruchtete Eier. Anschließend schaufelt sie das Loch mühsam zu und verschwindet schließlich wieder im Meer.

 

Grenada ist neben Costa Rica und Trinidad eine der drei Stellen in der Karibik, wo die Leatherbacks in großer Zahl ihre Eier ablegen. An "unseren" Strand kommen zwischen März und August cirka 600 dieser Riesenviecher, jede zwischen 3 und 6 mal zur Eiablage an Land. Unser Exemplar wird vermessen. 1,48 m lang ist der Panzer, mit Kopf dürfte das Tier 1,70 m lang sein. Die Männchen werden noch größer und erreichen ein Gewicht von bis zu 1 Tonne. Von einem Gelege überlebt schlußendlich gerade mal eine geschlüpfte Schildkröte. Der Rückweg erscheint uns lang auf den holperigen Straßen. Um ein Uhr sind wir wieder an Bord.

 

 

Mit 400 ASA immer noch 1 Sekunde Belichtungszeit. Da kommt leider nichts besseres als ein Erinnerungsfoto heraus. 1,70 m lange Leatherback-Turtle beim Eierlegen

 

 

Die Researcher helfen und registrieren: Identifizierung  des Tiers anhand der Marke, Anzahl der Eier, Maße der Turtle, Position des Geleges 

 

 

 

 

Mittwoch, 25. Mai 2011, Phare Bleu Marina, Grenada

 

Wegen des vielen Käses auf der Pizza haben wir nicht sehr gut geschlafen. Frühstück findet auch erst später statt, heute, denn der Mini Market macht erst um neun auf und dort wollen wir schließlich frisches Baguette und Joghurt einkaufen. Das verbinden wir mit dem Gang zur Wäscherei. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Beiboot in die Clarkes Court Bay, eine Nachbarbucht, die per Schlauchboot schnell zu erreichen ist, weil wir damit über das trennende Riff hinwegfahren können. Die Bucht ist groß mit vielen Ankermöglichkeiten. Es gibt auch zwei oder drei Marinas, sowie schöne, repräsentative Häuser, teilweise mit eigenen Stränden und Anlegern, darunter sogar eines, vor dem eine österreichische Flagge weht. Zufällig entdecken wir auch Gaby und Horst, die mit ihrer Fair Isle hier vor Anker liegen. Ein ausgiebiger Schwatz an Bord ist natürlich angesagt, zumal die beiden uns einige Wochen Grenada-Erfahrung voraus haben. Sie waren auch in der Phare Bleu Marina, sogar 17 Tage lang, und empfehlen uns unbedingt heute abend am Friendship Dinner teilzunehmen. Das wollen wir dann auch tun.

 

Google macht's möglich. Wir stöbern etwas herum und finden tatsächlich etwas über das Haus mit der österreichischen Flagge heraus. Es steht zum Verkauf: Kolonialstil, Baujahr 2006, 310 qm, 1300 qm Grund, 620.000 Euro. Derzeit wohnt dort der österreichische Honorarkonsul. Na also, jetzt wissen wir doch Bescheid. Das Friendship Dinner ist eine tolle Einrichtung. Eine lange Tafel, an der die Teilnehmer in der Reihenfolge ihres Eintreffens Platz nehmen. Wir sitzen neben einem Skipper-Ehepaar aus Florida, auf der anderen Seite ein älterer Herr aus London, der aber seit 50 Jahren auf Grenada lebt und auch eine hiesige Staatsbürgerschaft hat. Die Gespräche drehen sich natürlich auch wieder um Boote, aber auch um günstige internationale Finanztransaktionen, mit denen sich der Sohn unseres Londoners beschäftigt. Wer einmal größere Beträge in anderen Währungen überweisen mußte (wie wir, als wir unser Boot gekauft haben), weiß, wie teuer das werden kann. Offenbar gibt es Wege, das auch deutlich günstiger zu bekommen. Das Essen ist umfangreich und vielfältig. Die diversen Angebote werden am Tisch serviert und man lässt die Platten am Tisch weiterwandern. Alles für 50 EC (ca. 15 Euro).

 

 

 

 

 

 

 

Die Phare Bleu Marina ist wunderschön gelegen und hat ein tolles Flair. Bei dem derzeitigen Südostwind ist diese Bucht aber leider nicht schwellfrei

 

 

Österreichisches Haus in der Clarks Court Bay. Ob die Flagge eine Einladung sein soll? Wir probieren es nicht aus

 

 

 

 

Dienstag, 24. Mai 2011, von St. David's Harbour in die Phare Bleu Bay, Grenada

 

Unser heutiges Ziel ist die Phare Bleu Marina in Grenada, von der wir schon viel Gutes gehört haben. Sie liegt nur wenige Meilen weiter westlich. Das Ankerauf ist eine ziemliche Schweinerei. An Kette und Rocna hängen jede Menge zäher Schlamm. Bevor der Anker in die Klüse kommt, muß ich ihn mit der Hand von dem klebrigen Lehm befreien. Seewasser zum Nachspülen mit der Schlagpütz. Nachdem wir aus der Bucht heraus sind, segeln wir zwei Meilen unter Genua, dann geht es schon hinein nach Port Egmont. Das ist ein länglicher Fjord, an dessen Ende es das angeblich beste Hurricane Hole in der Karibik gibt. Das wollen wir uns ansehen. Die Einfahrt ist 13 Meter tief, aber schmal. Links und rechts lauern Riffe, die aber bei der hochstehenden Mittagssonne gut zu sehen sind. In Port Egmont liegt kein einziges Boot vor Anker. Wir probieren einmal aus, wie dicht wir an die Mangroven herankommen. Und tatsächlich: Unser Bugkorb berührt vorn die ersten Mangrovenäste, als das Lot Null Zentimeter unter Kiel anzeigt. Wenn wir uns jetzt hier hurricanesicher vermuren wollten, müßten wir mit ziemlich Gas noch zwei Meter weiterfahren. Bug in den Mangroven, Kiel im Schlamm. Das machen wir jetzt natürlich nicht, sondern fahren nur noch schnell in die Nachbarbucht, in der unser Ziel liegt.

 

Wir bekommen einen schönen Liegeplatz, innen in einem Eck der Schwimmpontons, Steuerbordseite zur Pier. Erstmals seit ziemlich genau 3 Monaten sind wir wieder in einer Marina. Das bedeutet, wir können, wann immer wir wollen, an Land stapfen ohne das Beiboot zu benutzen. Hat auch mal wieder etwas, zumal die Marina einen ausgesprochen netten Eindruck macht. Die Anlage ist klein, das Ganze ziemlich familiär. Den Namen und den Charakter bekommt die Steganlage durch ein altes, norwegisches Feuerschiff, in dem Marinaoffice, Duschen und Toiletten, ein kleines Museum und ein Restaurant untergebracht sind. Alles top in Schuß und das Personal ausgesprochen freundlich. Im Gelände gibt es einen Swimmingpool mit Restaurant, einen kleinen Strand, einen MiniMarket mit guter Sortierung, außerdem sehr sauber und aufgeräumt, einen Motorservice und Segelmacher. Außerdem gibt es eine kleine Hotelanlage für Besucher. Das Ganze versprüht einen unheimlich netten Charme.

 

Während Christine die Liegen am Pool testet, will ich mich dem Problem Seeventil widmen. Das zwei-Zoll-Ventil für den Fäkalientank ist seit einiger Zeit, ich glaube seit den Kapverden, nicht mehr beweglich. Und das beunruhigende daran ist, daß das Ventil nicht ganz geschlossen ist. Falls also der Schlauch, der zum Fäkalientank führt, vom Ventil abrutschen sollte, würde Wasser ins Schiff laufen. Eigentlich war das Projekt für die Landliegezeit vorgesehen, aber was man erledigen kann, soll man erledigen. Ich gehe also ins Wasser (sicher 30 Grad) und kratze vom Kugelschließmechanismus den Bewuchs ab. Dann muß innen im Schiff einiges abmontiert werden, um guten Zugang zum Ventil zu erhalten (Tür unter dem Waschbecken und Heizungskanal). Tatsächlich lässt sich nun das Ventil mit hohem Kraftaufwand bewegen. Ich schraube die verrostetete Kopfmutter ab und entferne den Hebel. Alles entrosten mit der Drahtbürste, einfetten, neue Mutter heraussuchen und alles wieder zusammenschrauben. Funktioniert. Na prima.

 

Erstmals seit langem haben wir auch wieder reichlich Wasser zum Duschen zur Verfügung. Man glaubt es kaum, auf dem Feuerschiff steht sogar heißes Wasser zur Verfügung. Aber das braucht kein Mensch. Im Gegenteil: Sogar das kalte Wasser aus der Dusche ist noch zu warm. Unter 30 Grad gibt es hier zur Zeit gar nichts.

 

Am Abend lassen wir uns die Pizza Night im Poolrestaurant nicht entgehen. Zur Happy Hour genehmigen wir uns zwei Rumpunsch zusammen mit einer Partie Accras, die hier Callalou heißen, danach gibt es zwei Pizza zum Preis von einer. Allerdings hätte auch eine Pizza gereicht, so groß sind die. Wir lassen uns ein doggy bag mit der Hälfte unseres Essens einpacken und schwanken total betrunken und überaus happy an Bord zurück.

 

 

 

Das einzige Boot in Port Egmont liegt an einem privaten Steg vor einem luxuriösen Wohnhaus. Rund um Port Egmont gibt es zahlreiche Baustellen. Es entstehen hier offenbar neue Hotelanlagen und großzügige Privathäuser

 

 

Die Einfahrt zu Port Egmont liegt im Kielwasser. Davor liegt ein langer, schmaler Fjord, der von Riffen beidseitig gesäumt ist

 

 

Was wäre, wenn ...?    .... uns ein Hurricane überraschen würde? Wir testen aus, wie nah wir an die Mangroven herankommen. Tatsächlich hören wir die Zweige knistern, als der Bugkorb sich in das Blattwerk schiebt. Kaum noch Wasser unterm Kiel

 

 

Das Wahrzeichen der Phare Bleu Marina: Feuerschiff mit Marinaoffice, Sanitäranlagen, Restaurant

 

 

Kleine zwei Stunden Arbeit bei 35 Grad im Boot. Am Ende lässt sich das Seeventil wieder bewegen

 

 

Das dürfte überhaupt nicht vorkommen: Diese verrostete Mutter konterte den Hebel des problematischen Seeventils. Austausch erforderlich

 

 

 

 

 

Montag, 23. Mai 2011, St. David's Harbour, Grenada

 

Am Vormittag begeben wir uns ins Werftoffice und zum Chef um ein paar Dinge hinsichtlich unseres haulouts zu besprechen. Mir geht es vor allem um die Frage, wann wir am besten das Ruder ziehen können. Beim Rausnehmen im Juli, beim Inswasserlassen im Herbst, oder während der Zeit an Land. Dazu müßte man ein cirka 50 bis 60 cm tiefes Loch buddeln, um das Ruder nach unten aus dem Koker ziehen zu können. Das Löcherbuddeln mag der Werftchef gar nicht, und im Juli ist zu viel Arbeit, um das Boot lange im Kran hängen zu lassen, was ich ohnehin auch nicht will, denn das bezahlt man stundenweise oder halbstundenweise mit 150 US Dollars. Wenn das ein paar Stunden dauert, wird es also teuer. Wir werden also wohl versuchen müssen, noch im Wasser alles ziemlich gut vorzubereiten, so daß das Auswechseln der Lager schnell vonstatten gehen kann. Konkret würde das bedeuten, daß wir das Ruder schon außer Betrieb nehmen und die 100 oder 200 Meter von der Mooring bis zum Travellift mit dem Bugstrahlruder oder der Hydrovane steuern müßten. Dafür brauchen wir jedenfalls gutes Wetter.

 

Wo wir schon an Land sind, schauen wir uns einen Kranvorgang mit dem Travellift an. Eine 42 iger Hallberg Rassy bekommt noch schnell die letzten Antifouling patches verpasst und dann geht es ins Wasser. Wir machen einen Spaziergang aus dem Werftgelände heraus. In der Bucht gibt es nur noch eine charmante Hotelanlage mit kleinen, dislozierten Häuschen auf dem Gelände. Das schauen wir uns kurz an, weil uns ein englisches Paar erzählt hat, daß sie während der Zeit, in der sie auf ihrem aufgebockten Boot arbeiten, dort wohnen, und zwar für 125 USD für das Doppelzimmer. Wir marschieren dann eine Weile in die andere Richtung die kleine Straße entlang, passieren viel Botanik und einige wenige Häuser, bis wir zur Hauptstraße gelangen, die nach St. Georges führt. Hier gibt es einen kleinen Ort, bestehend aus ein paar Wohnhäusern, allerdings ohne jegliche sonstige Infrastruktur. Es gibt weder Geschäfte, noch eine Kirche, noch (geöffnete) Restaurants oder Bars. In der Werft gibt es allerdings eine sehr schöne Bar direkt am Strand, in der wir uns ein Mittagessen genehmigen. Die Preise für Getränke und das ausgezeichnete Essen sind sehr moderat. Dank des zur Zeit günstigen Dollarkurses bekommen wir den Thunfisch mit Pommes Frites und Salat für umgerechnet 7 Euro.

 

 

 

 

Sonntag, 22. Mai 2011, von Carriacou nach Grenada, St. David's Harbour

 

Wie geplant, stehen wir um 0630 auf, frühstücken, machen seeklar und verlassen den Ankerplatz in der Tyrrel Bay um 8 Uhr. Nachdem wir das Insel-Lee verlassen haben, bläst der Wind mit 15 Knoten aus 120 Grad, das ist etwas südlicher, als vorhergesagt. Außerdem haben wir zeitweilig ziemlich starken Strom, der nach Westen setzt, so daß wir hart am Wind segeln müssen, um unseren Kurs von 195 Grad halten zu können. Bevor wir die kleine Inselgruppe Les Tantes, auf halbem Weg zwischen Carriacou und Grenada passieren, versetzt uns die Strömung bis zu 40 Grad. Tatsächlich müssen wir auch einen kurzen Schlag mit Backbord-Segeln machen, damit wir uns von den Felsen freikreuzen, die da mitten im Weg liegen. Wir wollen nämlich diesmal auf der Luvseite der Insel vorbei, d.h. Grenada im Westen liegen lassen, damit wir die interessanten Buchten an der Südseite in Folge mit dem Wind abfahren können und nicht kreuzen müssen. Anfangs segeln wir nur mit der Genua, später, als der Wind auf 12 und dann 10 Knoten heruntergeht, auch mit Großsegel. Bei der schon angesprochenen Wende müssen wir die Genua allerdings einreffen, denn wir haben unser Beiboot im Davit hängen und dürfen auf Backbord Bug nicht so viel Lage schieben.  Als wir schon halb Grenada passiert haben, ruft uns die Indi auf 16. Eigentlich wollten die beiden auch um 8 los, waren aber noch am Frühstücken, als wir an ihnen vorbeifuhren. Jetzt sind sie fast 8 Meilen hinter uns und teilen mit, daß sie sich entschieden haben, jetzt doch auf der Westseite zu fahren. Vielleicht können sie nicht so viel Höhe laufen oder haben keine Lust auf einen Kreuzschlag. Schade, wir hatten schon damit gerechnet, wieder mit ihnen in der gleichen Bucht zu liegen.

 

 

 

 

Um halb drei am Nachmittag sind wir dann in St. David's Harbour. Das ist die Bucht, in der die Werft Grenada Marine liegt, in der wir das Boot im Juli an Land stellen wollen, um einige Arbeiten durchführen zu können und auch mal nach Hause zu fliegen. Hier in der Bucht ist das Wasser trübe und der Boden sehr schlammig. Ein erster Blick in das Werftgelände, in dem schon eine Menge Boote auf dem Trockenen stehen, stimmt uns positiv. Alles macht einen sehr ordentlichen und sympathischen Eindruck. Hoffen wir mal, daß sich das auch später so bestätigt. Auf dem Rückweg schauen wir noch einen Sprung auf der Barbarella aus Wien vorbei, eine 22 m Ketsch, auf der Franz (Skipper) und Heike (Köchin) zahlende Chartergäste durch die Karibik schippern.

 

 

 

Dry Rock, auf dem Weg von Carriacou nach Grenada lag uns dieser Brocken im Weg und zwang uns eine Wende auf

 

 

 

Die unbewohnte Inselgruppe Les Tantes, zu denen auch der Dry Rock gehört

 

 

In der Bucht St. David's Harbour liegt der Werftbetrieb Grenada Marine

 

 

 

 

Samstag, 21. Mai 2011, Tyrrel Bay, Carriacou

 

Der Tag vergeht mit Lesen und Hörbuchhören an Bord. Den Abend verbringen wir mit den Indis und Gerhard von der Nausicaa wieder an Bord der Hallelujah. Heute werden wir allerdings schon um 21 Uhr rausgeworfen, weil die Chefin sich auf ihren freien Sonntag vorbereiten möchte. Sei ihr ja gegönnt. Außerdem wollen wir morgen früh früh raus, weil wir den 31 Meilen-Schlag nach Grenada machen wollen.

 

 

 

Freitag, 20. Mai 2011, Tyrrel Bay, Carriacou

 

Heute fahren wir zur Südseite der Bay, sehen uns die Haulout Facilities (Werftgelände mit Travellift) an und entdecken dann den Carracou Yachtclub, der ganz versteckt und idyllisch neben dem Werftgelände zwischen Palmen und anderen Pflanzen liegt. Es gibt eine Bar im ersten Stock, an deren Wand hunderte von Visitenkarten vorbeigezogener Segler picken. Auf dem Balkon hat man eine schöne Aussicht und kann bequem sitzen. Aber erstmal wandern wir Richtung Südwestspitze der Insel. Zunächst geht es bergauf und wir sehen einige schöne, neuere Häuser aus der Nähe, die wir schon vom Ankerplatz aus entdeckt hatten. Von hier oben hat mann eine wunderschöne Aussicht auf die Bucht und auch auf die Südküste mit den vielen vorgelagerten Riffen und Weitsicht auf Grenada. Aus der Straße wird ein Feldweg und wir passieren abgezäunte Weiden, auf denen Kühe und vor allem Ziegen grasen. Wir fühlen uns einmal wieder an Almen und Bergwiesen erinnert.

 

Wir fahren dann mit dem Dinghy ein Stück am Strand entlang und ziehen es dann auf den Sand, weil wir im "Ortskern", wovon man eigentlich gar nicht sprechen kann, noch ein paar Lebensmittel kaufen wollen. Erwähnenswert ist das deshalb, weil uns eine Straßenverkäuferin, die Obst und Gemüse anbietet, zu sich ruft und ganz begeistert ihr Obst anpreist und erkärt. Die Lady ist ausgesprochen nett und betitelt uns ständig mit sweetheart und darling und was weiß ich noch alles. Wir sollen auf jeden Fall wieder vorbeischauen und berichten, wie uns die Dinge geschmeckt haben, die wir noch nicht kennen (soursop), und die sie uns "aufgeschwatzt" hat.

 

Freitag abends ist Steelband time hier in der Bucht. Das Lambi Restaurant, direkt an der schmalen Uferstraße gelegen, ist die Location. Wir sind wieder in der Besetzung von gestern abend unterwegs. Allerdings ist die Musik so laut, daß eine Unterhaltung nur schwer möglich ist. Aber mit Sandra und Carsten hatten wir zuvor schon eine ganze Weile geplaudert, als wir zu ihnen an Bord gefahren sind und bei der Gelegenheit ihr Boot besichtigt hatten. Beim Abschließen der Boote am Dinghydock (das machen die meisten Yachties mit einer Kette oder einem Stahldraht um die Boote vor Diebstahl zu schützen) fällt mir unser Kombinationszahlen-Vorhängeschloss aus der Hand, glücklicherweise jedoch nicht ins Wasser. Es bleibt auf einem Fender liegen, was mich ausgesprochen freut. Als Carsten 30 Sekunden später sein Boot abschließen will, fällt ihm sein Schloss ebenfalls aus der Hand. Er hat allerdings mehr Pech und das Ding landet im Wasser, was hier cirka 70 cm tief ist. Mit Taschenlampe und zwei Paddeln gelingt es schließlich mit vereinten Kräften, das Schloss wieder aus dem Wasser zu befördern.

 

 

 

 

Blick nach Süden auf die vorgelagerten Riffe und Felsen

 

 

 

Im Süden von Carriacou gibt es viele Weiden. Meistens sind es allerdings Ziegen, die darauf grasen

 

 

 

Vom dem Balkon des Yachtclubs hat man eine schöne Aussicht auf die Bucht

 

 

 

Zusammen mit Gerhard, Sandra und Carsten sitzen wir im Lambi Restaurant. Was man nicht sieht: Die Steelband ist ganz schön laut!

 

 

 

 

Donnerstag, 19. Mai 2011, Tyrrel Bay, Carriacou

 

Die Capitana möchte lieber relaxen, also fahre ich allein mit dem Gummiboot in die Mangroven. Ich bin wie in einer anderen Welt und vollkommen allein in dem großen Sumpfgebiet. Im ersten Becken, das im Einfahrtsbereich durch flache Riffe vor dem Einlaufen von Wellen geschützt ist, liegen ein paar Wracks, aber im weiteren Verlauf dieses langgestreckten Wassers gibt es nur noch Mangroven, d.h. Bäume, deren verzweigte Wurzeln größtenteils im Wasser enden. Zunächst fahre ich einige Zeit durch eine Art breiten Kanal, der sich dann nach vielleicht 400 Metern zu einer größeren Wasserfläche verbreitert. Im Falle eines Hurricanes kann man hier Schutz suchen. Die Empfehlungen dazu lauten, mit dem Bug voran rechtwinklig in die Mangroven zu fahren, und zwar so weit, bis der Kiel richtig im Schlamm feststeckt. Dann soll man mindestens 10 Leinen an dicken Mangrovenstämmen festmachen und achtern zwei Anker ausbringen. Sodann wird geraten, das Schiff zu verlassen und an einem sicheren Ort Schutz zu suchen. Ich glaube, in diesem Hurricanehole würde ich sogar an Bord bleiben, ganz abgesehen davon, daß man das Schiff ohnehin nur per Beiboot verlassen könnte. Trotzdem stelle ich mir auch an einem solchen Ort, wo man zumindest keine großen Wellen zu erwarten hat, einen Hurricane mit seinen riesigen Wassermengen, die da herunterkommen, ziemlich ungemütlich vor. Wegen des starken Windes müssen schließlich alle Persennings vorher runter, also z.B. auch die Sprayhood, die den Niedergang bei Regen halbwegs vor zu viel hereinstürzendem Wasser schützt.

 

Ich mache das Dinghy an einer Stelle der Mangroven fest, wo ich schon einige Meter hinter dem Wurzelgeflecht festes Land ausmache. Ich möchte den dahinterliegenden Berg hinauf, um einen Blick von oben zu erlangen. Das ganze ist ziemlich mühsam, weil ich nur mit den Bootssandalen unterwegs bin (die Wandersandalen sind uns ja in Union Island abhanden gekommen) und die glatten Sohlen auf dem steil ansteigenden Grasboden kaum Halt finden und ständig ausrutschen. Ziemlich verschwitzt und von Mücken geplagt sitze ich schließlich wieder im Gummiboot und fahre zur Gipsy zurück.

 

 

 

 

Die weiße Ketsch sollte da sicher auch nicht mehr liegen. Sie schwimmt noch und könnte sicher rausgeschleppt werden

 

 

 

Bei dem Kahn wäre die Bergung bzw. Entfernung aus dem Gebiet allerdings schon aufwändiger. Wird wohl niemals passieren ...

 

 

... genausowenig, wie dieses Wrack jemals weggeräumt werden wird. Das muß schon der Rost erledigen

 

 

Die Mangroven sind tief gestaffelt. Muscheln finden offenbar einen guten Halt und reichlich Nahrung an ihren Wurzeln

 

 

 

Ein Blick aus vielleicht 50 Meter Höhe. Auf dem Bild sind nur cirka 60% des Hurricaneholes zu sehen

 

 

 

 

 

Ganz allein im riesigen Mangrovengebiet

 

 

 

 

Mittwoch, 18. Mai 2011, Tyrrel Bay, Carriacou

 

Als wir aufstehen, ist die Anni Nad schon weg. Sie wollten um 6 Uhr aufbrechen. Der Tag ist heiß und wir bleiben lange Zeit an Bord. Am späten Vormittag verholen wir 200 Meter näher zum Strand, aber auch hier wird der Internet-Empfang nicht wesentlich besser. Am Nachmittag schauen wir uns mit dem Dinghy das Hurricane Hole dieser Bucht an. Dieses Naturschutzgebiet mit Mangroven ringsherum ist vollkommen geschützt und darf mit Schiffen nur bei offizieller Hurricanegefahr befahren werden. Auch mit unserem Dinghy lassen wir uns von dem Schild "Befahrensverbot" abschrecken und schauen uns das Gebiet nur von außen an.

 

Am Abend rudern wir zur Hallelujah Bar. Das ist eine schwimmende Bar, die hier permanent vor Anker liegt, und zwar direkt neben uns. Wir trinken ein paar Sundowner und lassen uns auch zu den Hamburgern hinreißen, die die Betreiberin, eine sehr nette Dame aus England namens Sally, anbietet. Obwohl eine große Portion, lasse ich mich wegen des tollen Geschmacks sogar noch zu einem zweiten hinreißen. Von Sally erfahren wir auch, daß das Mangrovengebiet riesengroß ist, bei Hurrucanegefahr mehrere Hundert Boote hineinpassen und man mit dem Beiboot durchaus hineinfahren darf. Das müssen wir uns morgen dann doch noch genauer ansehen.

 

 

 

 

In der Hallelujah Bar ist abends was los. Günstige drinks und tolle Hamburger gibt es

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 17. Mai 2011, von Sandy Island in die Tyrrel Bay

 

In dieser Nacht habe ich mal draußen auf der Backbordbank im Cockpit geschlafen. Mit einer dünnen Decke ließ es sich sehr gut aushalten, allerdings ist so eine Bank zum Liegen doch ziemlich schmal und insofern bin ich sicherlich stündlich aufgewacht. Das war allerdings auch ganz schön, denn der Vollmond hat das Wasser, die umliegenden Boote und den Strand der Insel in ein faszinierendes, silbriges Licht gehüllt. Die weiter entfernten Inseln waren als Silhouetten deutlich zu erkennen.

 

Auch Christine wacht früher auf, als gewöhnlich und so sind wir mit dem Frühstücken schon um 8 Uhr fertig. Um 9 verlassen wir die Mooring und machen uns auf den Weg zur Tyrrel Bay, nur 3 sm entfernt. Gerade, als wir unterwegs sind, fängt es richtig an zu schütten, klart aber nach einer halben Stunde wieder auf. In der Bucht legen wir uns dicht neben die Anni Nad und fahren dann an Land, diesmal cirka 500 Meter auf direktem Weg. Der kleine Ort bietet nicht sehr viel, aber ein paar frische Lebensmittel bekommen wir dann doch. Im Ort treffen wir einige Deutsche, von denen wir ein jüngeres Paar mit 2 kleinen Kindern bereits aus der Anse d'Arlet/Martinique kennen. Sie haben Getriebeprobleme und müssen auf ein neues warten und es dann einbauen lassen. Nach dem Regen ist es sehr schwül und wir schwitzen ordentlich. Also fahren wir wieder aufs Boot, essen frisches Baguette mit Philadelphia und Tomaten und halten ein kleines Mittagsschläfchen. Am Abend nehmen wir Ulli und Rita mit an Land. Wir genehmigen uns einen Sundowner in einer Strandbar (unfreundlicher Service) und essen anschließend Pizza (sehr netter Service).

 

 

 

 

Das kommt davon: Wenn man den Sonnenhut an Bord vergessen hat, muß man halt was konstruieren, um den Schädel zu schützen

 

 

 

Montag, 16. Mai 2011, Sandy Island

 

Am Morgen verlässt die Anni Nad den Ankerplatz, kurze Zeit später sind Diederich und Frank im Anmarsch. Weil das Festmachen an den Mooringbojen schon zu zweit manchmal nicht so einfach ist (als wir hier festgemacht haben, bin ich rückwärts an die Boje herangefahren; von der Badeplattform aus kann man leichter eine Leine an der Mooring festmachen), mache ich schnell unser Beiboot klar und helfe den beiden dabei. Die Schnorchelpartie zu viert ist wieder sehr lohnend. Im Osten von Sandy Island, von uns nur 100 m entfernt, liegen traumhaft schöne Korallenstöcke. Diverse Arten Weichkorallen und eine noch größere Vielfalt an Hartkorallen, darunter jede Menge Strukturen, die wir Hirnmasse ausssehen und zumindestens im englischen auch ihren Namen daher haben. Mittlerweile habe ich ja einen Riecher für Hummer, und so finde ich in 5 m Tiefe auch wieder eine ganze Handvoll unter Korallenvorsprüngen. Christine sieht später neben einer Muräne auch noch einen Hummer "auf freier Fläche", was aber eher selten ist. Erstmalig entdecken wir zwei große, rote Korallenkrebse. Anders, als die Kollegen an Land, bewegen sich diese Krabben unter Wasser relativ langsam und wenn man die für den Kochtopf auserkoren hätte, wäre das Einsammeln sicher kein Problem gewesen. Beim Schnorcheln müssen wir leider wieder ein paar Segelchaoten beobachten. Eine Bavaria 46 mit Amerikanern an Bord fährt mit einem ziemlichen Affenzahn dicht an uns vorbei und wäre fast auf die Korallen gebrettert. Vollgas retour rettet die Situation gerade noch. Und eine französische Crew glaubt wohl, die Moorings lägen in diesem Naturschutzgebiet zum Spaß aus und benutzen den eigenen Anker.

 

Nachmittags fahre ich mit dem Gummiboot an den Strand, um von dort noch ein paar Bilder zu machen, werde dabei aber von einem Regenschauer überrascht, der allerdings nur kurz dauert. Wieder an Bord zurück, sehen wir von Hillsborough eine weitere Regenwand auf uns zuziehen, die aber interessanterweise 50 Meter neben uns vorbeizieht. Wir sehen die Regenspur ganz deutlich an unserer Backbordseite, der Strand wird naß, wir aber nicht.

 

Später reinige ich auch die Backbordseite des Unterwasserschiffs vom Bewuchs. Die Steuerbordseite hatte ich schon am Vormittag erledigt. Habe bisher schon mit einigen Bootseignern über dieses Thema gesprochen. Bei den Bedingungen hier mit den hohen Temperaturen scheint es kaum ein Antifouling zu geben, daß den Bewuchs wirklich dauerhaft verhindert. Helfen würden nur die der Berufsschiffahrt vorbehaltenen Antifoulings, die mit höheren Kupferanteilen arbeiten, aber für die Sportschiffahrt nicht zugelassen sind. Für einen 300 Meter Tanker oder Containerfrachter könnte man immerhin 500 Yachten unserer Größe mit dieser Farbe versehen. Gegen halb sechs kommen Sandra und Carsten noch kurz vorbei. Sie liegen mit ihrem 45 Fuß Boot gleich vor uns an der Mooring und haben für ihren Atlantik-Trip zwei Jahre Zeit, weil Sandra dann wieder arbeiten muß. Christine hatte die beiden am Strand kennengelernt.

 

Am Abend sind wir bei Frank auf der Tralafiti zum Sundowner eingeladen. Wahrscheinlich sehen wir Diederich und Frank hier heute zum letzten mal, denn der eine will weiter nach Trinidad, der andere nach Curacao. Wir können übrigens eine interessante Episode der beiden am Strand beobachten, wohin sie mit Diederichs Beiboot gepaddelt sind. Beim Aussteigen verliert Frank das Gleichgewicht und fällt längs ins Wasser. Geistesgegenwärtig wirft er noch im Fallen Diederichs Fotoapparat, den er in der Hand hält, zurück ins Dinghi (in dem sich glücklicherweise keine größeren Wassermengen befanden).

 

 

 

Von der zweiten Saling ist der Blick traumhaft schön. Im Hintergrund links Union Island, rechts die Nordwestseite von Carriacou

 

 

Die Anni Nad vor Sandy Island, kurz vor dem Aufbruch zur Tyrrel Bay

 

 

Copyright Ulli Pusch. Von da oben aus 13 Meter Höhe hat man eine tolle Aussicht

 

 

 

Etwas Unterstützung beim an-die-Mooring-gehen kann nicht schaden

 

 

Hinter Sandy Island liegt man sehr ruhig, ganz ohne Schwell. Die Windwellen haben zwar einen fetch ("Anlauf") von einer Meile, versetzen das Boot jedoch nicht in unangenehme Schlingerbewegungen

 

 

Die Gipsy IIII vor Sandy Island auf 3,5 m glasklarem Wasser. Die Sichtweite unter Wasser beträgt 20 bis 30 Meter

 

 

Den Regen sehe ich förmlich auf mich zukommen. Ich kann die Kamera gerade noch verstauen, bevor die ersten dicken Tropfen fallen

 

 

 

 

Sonntag, 15. Mai 2011, von Hillbsorough Bay nach Sandy Island ...

 

... ist es nur eine Seemeile. Anker raus, dann etwas Maschinenfahrt, eine Viertelstunde später liegen wir an einer der 20 Mooringbojen vor Sandy Island (für die wir später 25 EC$ für 24 h bezahlen), ziemlich dicht vorm Strand dieser kleinen Insel. Auf dem Weg hierher sehen wir eine Gruppe von vielleicht 7 Delfinen, deren Rückenflossen immer wieder für längere Zeit auftauchen, die sich aber nur ganz gemächlich vorwärts bewegen.

 

Bald nach dem Festmachen gehen wir schnorcheln und den Inselstrand ablaufen. Für Fotos ist es heute leider etwas zu stark bewölkt. Wir hoffen, daß wir morgen dafür mehr Sonne bekommen. Im Wasser sehen wir eine kleine Hawksbill Turtle in Greifweite unter mir. Sie wird von den Wogen hin und herbewegt und sträubt sich nicht dagegen, auch wenn sie dabei mit dem Panzer gelegentlich an eine Koralle stößt. Bisher haben wir immer nur die Green Turtles gesehen. Die Hawksbill hat eine deutlich braunere Tönung und einen markanten Falkenschnabel. Neben dem wunderschönen Korallengarten ist dieser Schnorcheltrip aber deshalb etwas besonderes, weil wir einen gepunkteten Adlerrochen sehen, dem ich eine ganze Strecke folgen kann, bis mir die Luft ausgeht. Anders als die Stingrays, die ihren Körper zum weiterkommen wellenförmig bewegen, schwingt der eagle ray seine Flossen wie die Flügel eines Vogels, ganz ähnlich wie ein Manta, der ja auch eine Rochenart ist. Zu Beginn habe ich ohnehin geglaubt, einen Manta vor mir zu haben, der Blick ins Internet hat dann allerdings Klarheit gebracht, worum es sich gehandelt hat.

 

Von den 20 Mooringbojen sind 6 belegt, neben uns ist die Anni Nad, die Tralafiti und die Dela wollen morgen hierher nachkommen.

 

 

 

Unser heutiger Liegeplatz vor Sandy Island ist durch den roten Pfeil gekennzeichnet

 

 

Dieses Foto ist zwar nicht von mir, aber genauso haben wir den Adlerrrochen heute gesehen

 

 

Am Nachmittag veranstalten junge Leute aus der Umgebung eine Picknick-Party auf Sandy Island

 

 

 

Samstag, 14. Mai 2011, Hillsborough Bay, Carriacou

 

Um halb zehn treffen wir uns am Dinghydock. Wir wollen mit dem öffentlichen Bus zur Nordspitze der Insel fahren und von dort eine Wanderung zurück nach Hillsborough machen. Von anderen Seglern hatten wir gehört, daß es da einen sehr schönen Waldweg gäbe. Wir nehmen dann nicht den public bus, sondern lassen uns von einem privaten Fahrer zum Busfahrpreis von umgerechnet 1 Euro (!) die 20 Minuten-Strecke kutschieren. Für den Preis können wir nicht viel erwarten und die Jungs müssen deshalb auf die Ladefläche, was im zweiten Teil der Fahrt dann doch ziemlich strapaziös wird, denn es geht über ziemlich holperige Straßen, die wir allerdings von unserer Inselrundfahrt schon kannten.

 

Der Wanderweg ist wirklich wunderschön, meistens im Schatten belaubter Bäume. Als wir ungefähr eine Stunde unterwegs sind, stellen Ulli, Frank und ich, die wir etwas flotter als die andere Hälfte unterwegs waren, fest, daß wir von den Mädels und Diederich nichts mehr sehen. Also warten wir mal. Wir warten eine Viertelstunde und denken uns dann, das kann ja wohl nicht, daß die so langsam gehen. Also laufen wir ein Stück Weg zurück, kommen dann auch an eine  Abzweigung, wo die anderen hätten abbiegen können. Allerdings ist das ein Privatweg und dieser ist bald einmal zu Ende. Also gehen wir wieder weiter zum logischen Treffpunkt, nachdem vereintes Rufen auch nichts gebracht hatte. Wir warten also dort, wo der Weg wieder auf die Straße mündet. Insgesamt mit einstündiger Verspätung tauchen die Nachzügler dann auf. Es stellt sich heraus, daß sie eine Abzweigung zum Strand gefunden hatten und dieser gefolgt sind, nachdem sie uns durch Rufen nicht hatten erreichen können. In der Anse la Roche, zu der sie gelangen, legen laut Beschilderung Meeresschildkröten ihre Eier ab. Wir gehen dann gemeinsam über die Straße weiter bis nach Hillsborough und genehmigen uns in der uns schon bekannten Strandbar etwas zu trinken und auch ein kleines Mittagessen. Im Ort kaufen wir noch kurz ein und sind um 15 Uhr wieder zu Hause (sprich: an Bord).

 

 

Mit dem Pickup lassen wir uns zur Nordspitze der Insel bringen. Eine Klimaanlage brauchen wir nicht, auch wenn wir etwas hart sitzen

 

 

 

 Wir diskutieren, was uns die Polizei in Deutschland oder Österreich für diese Art der Beförderung wohl "abknöpfen" würde

 

 

Schöner, schattiger Weg an der Nordwestküste der Insel entlang. Das Meer sehen wir die meiste Zeit allerdings nicht

 

 

 

 

 Unser erster, noch gemeinsamer Versuch, an den Strand zu kommen, wird durch eine Herde Bullen vereitelt, die den Weg nicht freigeben wollen

 

 

 Ein Sonnenbad brauchen wir zwar nicht. Wir sitzen im Schatten eines großen Gummibaumes an der Strandbar und zischen ein kühles Blondes

 

 

 

Freitag, 13. Mai 2011, Hillsborough bay, Carriacou

 

Um 10 Uhr sind wir zu sechst komplett am Fuß der Pier versammetl, wo unser Taxifahrer Keith schon wartet. Wir fahren zunächst nördlich auf einen Hügel, von dem aus wir einen schönen Blick auf die Hillsborough Bay mit unseren Booten und auf Sandy Island haben. Unser driver erzählt viel, während wir fahren und auch an den diversen Punkten, an denen wir aussteigen. Carriacou hat 7000 Einwohner, und anders, als Grenada, fast keine Arbeitslose. In Grenada, was hier als mainland bezeichnet wird, ist die unemployment rate 45%. Kann man fast nicht glauben. Auf Carriacou gibt es neben dem Hauptort einige kleine Dörfer, u.a. auch eines, in dem noch nach traditioneller Art Boote gebaut werden. Unter freiem Himmel und gleich am Strand. Diese Insel hat für uns einen besonderen Charme, weil man Tourismus nur vereinzelt spürt, zumal jetzt die Saison eigentlich schon vorbei ist und außer den paar Yachties kaum Hotelgäste hier zu sein scheinen. Viele Resorts gibt es ohnehin nicht. Insofern wirkt alles noch relativ unverfälscht. Die Menschen begegnen uns überwiegend aufgeschlossen und freundlich.  Gegen Ende der Tour umfahren wir auch den Süden der Insel und schauen uns die Tyrrel Bay an. Das ist die am besten geschützte Bucht auf Carriacou und wird in den Segelführern als der Ankerplatz schlechthin beschrieben, Hillsborough hingegen nur als Durchgangsstation zum Einklarieren. Als wir dort ankommen, sind wir unisono enttäuscht. Alles ist vollgepackt mit ankernden Booten und der optische Reiz kann mit unserem derzeitigen Ankerplatz auch nicht mithalten, ganz zu schweigen von den tollen Versorgungsmöglichkeiten und Internetzugang, die wir hier haben. Wenn wir auf dem Weg nach Süden dort noch einen Abstecher hineinmachen, um die Fahrt nach Grenada etwas zu verkürzen, dann sicher nur für eine ganz kurze Zeit.

 

 

 

Hoch über Hillsborough: Ulli und Rita von der Anni Nad aus Lemmer, Frank, C&R, Diederich

 

 

Blick von Belair auf Hillsborough und den Ankerplatz

 

 

Holzhaus in Windward. Dieser Ort ist bekannt geworden durch die Nachkommen schottischer Bootsbauer, die heute noch mit einfachen Mitteln Schiffe aus dem Holz der Insel bauen

 

 

Schiffbau am Strand

 

 

Die Tyrrel Bay im Südwesten Carriacous empfinden wir auf Anhieb nicht so attaktiv, wie sie in den Büchern beschrieben ist. Bleiben wir lieber noch etwas in Hillsborough

 

 

 

 

Donnerstag, 12. Mai 2011, Hillsborough Bay, Carriacou

 

Heute sind kleinere Pflege-Arbeiten am Boot angesagt. Außerdem machen wir unsere österreichischen Steuererklärungen. Das geht online heutzutage ja relativ einfach und lässt sich sogar vom Ankerplatz aus erledigen. Am Nachmittag laufen die Tralafiti und die Dela ein und legen sich in Rufweite neben uns. Wir verabreden mit den beiden und der Crew der deutschen Yacht Anni Nad, die ebenfalls dicht bei uns liegt, morgen eine gemeinsame Inselrundfahrt per Taxi, das ich telefonisch via skype organisiere. Um 10 Uhr soll's losgehen.

 

Für heute Abend haben wir ein lokales dinner out vorgesehen. Eigentlich wollen wir "oil down" probieren, im Chris Doyle Sailing Guide als Nationalgericht beschrieben, aber daraus wird nichts. Erstens stellen wir fest, daß mehr oder weniger alle Restaurants geschlossen haben, jedenfalls um diese Zeit, sprich gegen 18 Uhr. Schließlich finden wir doch eines, und zwar das Seawave. Das ist ein Lokal im Hochparterre, dessen Gastraum über den Strand hinausragt. Man sitzt unmittelbar über der leichten Brandung, die hier auf den Sand läuft. Zum Essen sind wir aber auch hier zu früh, also vergnügen wir uns eine Stunde an der Theke mit Michael, dem Barkeeper, und Campari Orange. Die Zeit vergeht im Flug, denn Michael ist sehr unterhaltsam. Eigentlich ist er Lehrer für Mathematik, Englisch und Spanisch, aber das ist ihm im Zusammenhang mit seiner Scheidung zu stressig geworden und so verdient er sein Geld seit einiger Zeit als Barmann. Und in dem Job ist er jedenfalls erste Klasse. Er erzählt uns einiges aus seinem Leben. Geboren in Grenada, aufgewachsen in Aruba, verheiratet gewesen in Amerika, die zwei Kinder aus dieser Ehe leben dort. Außerdem hat er aus Studentenzeiten noch 4 weitere Kinder mit zwei anderen Frauen. Auch über die Karibik erfahren wir einiges interessantes. Dann führt er uns in den ersten Stock des Hauses um uns den großen Raum zu zeigen, in dem allerlei abgeht. Morgen sei dort z.B. Tanz und richtig was los. Wir beschließen, wieder hinzugehen, zumal auch das Essen erste Sahne ist. Christine nimmt Kingfish, ich die Curry Lambis. Dazu gibt es Reis, Kartoffeln, gebratene Banane, gemischten Salat und Nudelsalat, alles für 10 bis 11 Euro.

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 11. Mai 2011, Hillsborough, Carriacou

 

Wir freuen uns immer noch darüber, daß dieser Ankerplatz so schön ruhig ist, und damit meinen wir, daß es keine Wellen gibt und das Schiff ohne Rollen im Wasser liegt. Fast wie in einer Marina. Auch die kurze Entfernung zum Strand und Dinghydock von 100 m ist sehr bequem. Am Vormittag erkunden wir den nördlichen Teil des Ortes Hillsborough und gehen bei der Gelegenheit auch gleich wieder ein paar Lebensmittel einkaufen. Wir landen auch auf einem kleinen Obst- und Gemüsemarkt und erleben mal wieder hautnah die Rechenkünste der Einheimischen. Wie wir schon verschiedentlich festgestellt haben, ist das offenbar ein großes Problem für viele Menschen hier vor Ort. Wenn man bei 9,70 EC Rechnungsbetrag mit 10 EC bezahlt, kommt der Taschenrechner raus um das Wechselgeld zu ermtteln. Heute also folgende Episode: Wir nehmen 5 Bananen, ohne nach dem Preis zu fragen (denn die sind sowieso nicht teuer), wollen aber auch noch eine Ananas, die hier i.d.R. sehr hochpreisig sind. Die kleine Ananas soll 16 EC kosten. Na gut, die nehmen wir dann auch. Gesamtbetrag für Bananen plus Ananas (hat die Verkäuferin im Kopf berechnet) 17 EC. So billig können die Bananen nun eigentlich auch nicht sein. Aber gut, ich zahle mit 20 EC und bekomme diverses Kleingeld retour. Als ich draußen nachzähle, habe ich 4 EC zurückbekommen.

 

Am Nachmittag schwimmen wir zum Strand und wandern eine dreiviertel Stunde in südwestlicher Richtung bis zum Ende. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf Sandy Island, einer kleinen, unbewohnten Palmeninsel, die als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Hier darf man nicht ankern, sondern muß die ausgelegten Mooringbojen benutzen, was wir in den nächsten Tagen auch noch machen wollen. Derzeit liegen nur 2 Yachten dort. Seit langer Zeit sehen wir erstmals auch wieder ein paar Pelikane. In größerer Anzahl laufen Krebse vor uns davon, als wir die steinigen Passagen des Strandabschnitts passieren. Ganz schön große Dinger sind dabei und wir fragen uns, wie man diese Tierchen hier wohl fängt, denn im Kochtopf würden sich die sicher auch gut machen.

 

 

 

 

Die Hauptstraße von Hillsborugh am Vormittag

 

 

In dieser Hütte ist ein Schuster ansässig. Da hat er doch einen schönen Ausblick und kann in der Pause auch schnell mal ins Wasser springen

 

 

Bar und Restaurant am Nordstrand von Hillsborugh. Auf der Speisekarte werden hauptsächlich Burger angeboten. Das läßt uns vermuten, daß die Zielgruppe eher Yachties (vor allem Amis?) als Einheimische sind. Die Lage ist jedenfalls wunderbar. Im Vordergrund liegen, wie hier so oft als Dekoration verwendet, ausgeweidete Lambis oder Conchs.

 

 

 

 

 

Dienstag, 10. Mai 2011, Hillsborough, Carricaou

 

Wir liegen sehr angenehm am Anker. Bei dem schwachen Südostwind ist das Wasser sehr ruhig, so daß auch das Schiff immer schön gerade liegt und kaum schwankt. Das nutzen wir heute für etwas Bootsarbeit. Christine saugt u.a. alle Polster ab und bekommt mit Cif sogar die Gummikante am Heck wieder schön weiß. Ich bastele eine Ankerarretierung (damit wir den Anker nicht immer mit der Winsch so hart in die Klüse fahren müssen), einen Anschluss des großen Salonluks an die "Alarmanlage" (damit wir bei den mittlerweile doch ziemlich heißen Temperaturen nachts auch mal eine Luke auflassen können) und repariere einen Teil des Sonnensegels, bei dem sich neulich eine Kante durchschamfilt hatte.

 

Ansonsten erleben wir, wie die Picton Castle, das ist die Dreimastbark in unserer Nähe, unter Segeln ankerauf geht. Auch der Anker wird von Hand aufgeholt, was ein mühsames Unterfangen ist. 8 Mann stehen an einer Art Wippe, 4 auf jeder Seite. Eine Pumpbewegung gleich ein Kettenglied. Entsprechend lange dauert es, bis der Anker an Deck ist. Im Internet recherchieren wir, daß das Schiff gerade von einer Weltumsegelung zurückkehrt. 12 Personen Stammbesatzung, 40 Mann/Frau zahlende Crew, die allerdings richtig arbeiten müssen für ihr Geld. Die 14 monatige Reise kostet immerhin 46.000 US Dollar. Die homepage ist sehr interessant http://www.picton-castle.com/

 

 

 

Das Ankeraufgehen ist mühsam und harte Arbeit. 8 Mann am Spill, alle paar Minuten wird abgewechselt. Als erstes Segel wird die Voruntermars gesetzt, gebrasst über Backbord Bug. Damit dreht das Schiff den Bug nach Steuerbord, wenn der Anker aus dem Grund kommt.

 

 

 

Zur Voruntermars kommen zwei backstehende Stagsegel hinzu, um das Abfallen zu beschleunigen

 

 

Sukzessive werden die Fock, Obermarssen und Bramsegel gesetzt, die Royals bleiben eingepackt

 

 

 

 

Blick nach Nordost vom Ankerplatz. Die Abendsonne scheint auf den Fähranleger von Hillsborough und Häuser des Ortes.

 

 

Blick nach Südost von unserem Ankerplatz aus

 

 

 

 

Montag, 9. Mai 2011, von Petite Martinique nach Carriacou

 

Obwohl wir nur 80 Meter vor der Fuelpier liegen, sind früh am morgen schon andere Segler vor uns dran, die die Plätze dort belegen. Aber als wir schließlich so weit sind, wird der Kopfsteg wieder frei und wir können anlaufen. Wir brauchen etwa 400 Liter Wasser. Der Steuerbordtank ist zwar noch voll und mit den 150 Litern darin kämen wir noch ein paar Tage aus, aber in Carriacou soll das Wasser bunkern schwieriger sein. Also wollen wir das hier ganz bequem erledigen. Allerdings ist unser Steuerbordtank immer der letzte, der geleert wird, damit das Boot nicht zu früh Schlagseite nach Bb bekommt und aus diesem Grund ist das Wasser darin schon ein paar Monate alt. Deshalb pumpen wir den Inhalt des Steuerbordtanks in den vorderen Tank um, der immer als erstes verbraucht wird (damit das Boot die Kopflastigkeit verliert), bevor wir zur Wasserstation fahren. Das ist zwar etwas umständlich, weil das technisch nicht vorgesehen ist, aber wir wissen uns ja zu helfen. Vom Duschschlauch den Brausekopf herunternehmen und 5 m Schlauch mit Klebeband dranstücken ist schließlich auch kein großer Akt.

 

Die Ankerkette ist übrigens nicht sehr schmutzig, nur am Anker selbst hängen ein paar Kilo Schlamm dran, den wir an der Wasserpier aber gut abgespritzt bekommen. Um kurz vor zehn machen wir uns dann auf die 6 Meilen nach Hillsborough, dem Einklarierungshafen von Carriacou. Diese Insel gehört schon zum Staat Grenada (wie Petite Martinique auch) und wenn wir dann demnächst dort hinfahren, brauchen wir nicht mehr einzuklarieren. Wir segeln gemütlich mit Raumschotswind unter Genua und sind um 1145 am Anker in der großen Bucht von Hillsborough, wo es viel Platz gibt und auch schon eine Dreimastbark liegt.  Wir lassen uns Zeit. Erst nach Mittag fahren wir zum Dinghysteg und erledigen die Behördengänge Immigration und Customs, die hier in verschiedenen Gebäuden sitzen, die aber glücklicherweise nur 100 m auseinanderliegen. In Verbindung damit gemütlicher Orstbummel. Es gibt mal wieder viele kleine Geschäfte, deren Auswahl ebenfalls klein ist. Wenn man etwas Bestimmtes sucht, muß man u.U. 5 Läden abklappern und bekommt das, was man will, eventuell doch nicht. Erstaunlicherweise gibt es hier einen Mini-Tante-Emma-Laden, der aber ein kleiner Gourmet Tempel ist. Im Sortiment sind so feine Sachen wie Prosciutto, diverse Käse incl. Roquefort und Camenberts. Sogar das Meestemacher Fitnessbrot gibt es hier. Davon brauchen wir aber noch nichts, weil wir ja auf St. Lucia großzügig davon eingebunkert haben. Wir kaufen jedenfalls ein paar leckere Sachen und genießen diese dann an Bord bei einem schönen Sonnenuntergang.

 

 

 

Früh am Morgen tanken wir 400 Liter Wasser an der Fuelpier in Petite Martinique. Im Hintergrund sieht man Carriacou. Hillsborough liegt an der anderen Seite

 

 

 

Die Anchorage von Hillsborough, dem Haupt- und Einklarierungsort von Carriacou. Am Horizont ist Union Island zu sehen.

 

 

 

 

Sonntag, 8. Mai 2011, von PSV nach Mopion und Petite Martinique

 

In der Nacht schaukelte es dann doch etwas mehr als am gestrigen Nachmittag. Nach dem Frühstück nutzen wir die gute Internetverbindung zum Muttertagsskypen. Ein weißer, schon älterer Boatboy mit Rastalocken, den wir bereits auf Mayreau und den Cays gesehen hatten, kommt vorbei und bietet Baguette und Bananabread an. Wir kaufen beides. Diesen Service in the middle of nowhere finden wir doch toll.

 

Dann können wir es uns nicht verkneifen, für ein paar Stunden vor Mopion zu verholen um ein paar Fotos zu machen. Die Kulisse ist einfach zu verführerisch. Das Riff rings um das kleine Fetzelchen Sand ist überall so flach, daß es gar nicht so einfach ist, eine Passage für das Beiboot zu finden. Schließlich kommen wir doch hin, ohne aufzulaufen und finden, daß sich der Aufwand gelohnt hat.

 

Gegen 14 Uhr fahren wir rüber nach Petite Martinique. Hier liegen einige Fischerboote an Moorings, aber wir sind heute die einzige Segelyacht auf dem Ankerplatz. Das liegt vielleicht daran, daß der Ankergrund in den Seehandbüchern nicht als ideal beschrieben wird. Es hat weichen Schlamm und der Anker gräbt sich tief ein. Mag gar nicht daran denken, wie unser Kettenkasten beim Ankeraufgehen aussieht, wenn wir den Mud mit an Deck holen. Das Wasser ist dementsprechend auch nicht mehr ganz so klar, wie eine halbe Meile weiter nördlich in PSV.

 

Auf unserem kleinen Rundgang an Land finden wir bestätigt, was wir schon über PM gelesen hatten. Der Tourismus ist an diesem Eiland spurlos vorübergegangen. Alles ist sehr ursprünglich und dörflich. Ganz PM hat 700 Einwohner. Es gibt ein paar kleine Bars und zwei Restaurants, aber fast alle haben geschlossen, entweder wegen Sonntag oder wegen Muttertag. Es gibt viele gepflegte Häuser, aber natürlich auch heruntergekommene. Dazu auffallend viele Wiesen, auf denen jede Menge Ziegen angepflockt sind, dazwischen laufen gackernde Hühner herum. Wenn nicht ständig der Blick auf Wasser fallen würde, könnte man sich in eine Welt in den Bergen versetzt fühlen, so erinnert uns das Ganze an Almwiesen.

 

 

 

 

 

 

 

Von der ersten Saling aus photographiert: Blick auf Mopion, dahinter Union Island

 

 

Die Stunde, die wir auf Mopion verbringen, haben wir die Insel für uns allein. Die Wassertemperatur im Flachen hat sicher 30 Grad

 

 

Links liegt Petit St.Vincent, davor unser Boot, rechts Petite Martinique

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Hintergrund Petit St. Vincent. Ein Doppelzimmer in der kleinen Hotelanlage (22 Bungalows) kostet pro Nacht mehr als 1000 Dollar (laut homepage)

 

 

 

links der Fähranleger, rechts die Fuelpier von Petite Martinique

 

 

Den Blick nach Luv

 

 

Wer sein Boot liebt, der schiebt

 

 

am Strand von PM

 

 

Fischerboote am Strand von Petite Martinique

 

 

Wir vermuten, das wird mal ein richtiger Fregattvogel, sicher sind wir aber nicht

 

 

Bessere und einfachere Häuser stehen hier dicht beieinander. Im Hintergrund PSV. Am Ankerplatz von Petite Martinique sind wir die einzige Segelyacht unter einer Anzahl von Fischerbooten 

 

 

Die meisten Ziegen, von denen es hier eine Unmenge gibt, sind an einem Vorderbein angebunden. Auf den Straßen muß man achtgeben, nicht in die Hinterlassenschaften dieser Tiere hineinzutreten

 

 

Diese Holzhütte ist ein Wohnhaus, direkt am Strand. Als wir vorbeigingen, winkte uns ein Mann aus der Hütte zu. Bin ich halt hingegangen und habe mal vorsichtig gefragt, was das hier sei, etwa eine Bar? "No, it's a house, we're living here". Das sagte ein vielleicht 60-jähriger Weißer, der mit seiner Frau dort zu leben scheint. Wir haben uns für die Störung entschuldigt und sind weitermarschiert.

 

 

 

 

 

 

Samstag, 7. Mai 2011, von Union Island nach Petit St. Vincent (PSV)

 

Obst und Gemüse stehen noch auf der Einkaufsliste vorm Auslaufen, ebenso Joghurts aus dem einzigen kleinen Supermarkt, der hier so etwas hat. Wir schauen uns auch noch einige steinige Uferabschnitte an in der Hoffnung, unsere Sandalen dort angeschwemmt zu finden, aber wir haben kein Glück. Um kurz vor 12 starten wir und eine Stunde später sind wir vor Petit St. Vincent, was überall PSV abgekürzt wird. Auf dem Weg dahin kommen wir an Mopion vorbei, einem Mini-Eiland aus Sand, nur ein paar Fuß aus dem Wasser ragend. Darauf steht ein Sonnenschirm.

 

Wir sehen einen menschenleeren Sandstrand, der nicht als Ankerplatz ausgewiesen ist, aber vor dem das Wasser türkis leuchtet. Also erwarten uns Sandgrund und Wassertiefen um 5 Meter. Wir fahren hin und schauen mal, wie stark es schaukelt. Ist nicht so schlimm, also ankern wir hier. Erstmalig liegen wir ganz allein vor einem langen Sand-Strand. Es gibt zwar ein paar Liegestühle und sonnengeschütze Hängematten, aber es ist kein Mensch da. PSV ist in privater Hand und besteht im Prinzip nur aus einer edlen Hotelanlage. Man darf den Strand benutzen und ist als Segler auch in der schön gelegenen Bar und im Restaurant willkommen. Am Nachmittag wandern wir am Strand um die halbe Insel herum und landen schließlich an der Bar, wo wir die einzigen Gäste sind. Der Pina Collada ist endlich mal genau so, wie es sich gehört: In einem schönen hohen Longdrinkglas, fein gecrasht und mit einem Ananasstück garniert.

 

Wir haben den ganzen Tag über wunderbares Wetter mit leichtem Wind. Nur während der Stunde, die wir unterwegs waren, blies es etwas stärker gegenan. Die Segel haben wir gar nicht erst ausgepackt. Am Abend gibt es einen tollen Sonnenuntergang mit green flash. Apropos Sonne: Seit einigen Tagen steht die Sonne mittags nun im Norden von uns. Heute befinden wir uns auf 12 Grad und 32 Minuten Nord, die Deklination (Breite des Sonnenbildpunktes auf der Erde) der Sonne liegt heute bei 16 Grad, 50 Minuten Nord.

 

Am Abend erlebe ich mal eine positive Überraschung in Sachen Technik. Obwohl ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, können wir an diesem Ankerplatz das hothothot WLAN-Netz von Union Island empfangen, und das ist immerhin 7 km entfernt. Hat doch was!

 

 

 

Die kleine Insel Mopion mit dem Sonnenschirm liegt eine halbe Meile nordwestlich von PSV

 

 

Ganz links Mopion, dann Petit St. Vincent, rechts Petite Martinique

 

 

 

Diesen Ankerplatz haben wir ganz für uns allein ...

 

 

... der kleine Kat ist auch bald verschwunden

 

 

Halb um die Insel, immer am Strand, bis zur Bar ...

 

 

 

... die wunderschön ist, und zum Verweilen einlädt. Der Blick fällt auf Petit Martinique, das übrigens zu Grenada gehört, während PSV die letzte der zu St. Vincent gehörenden Grenadinen ist. Da wir schon in Union ausklariert haben, sind wir hier heute nicht ganz legal anwesend. Zum Ausklarieren von hier aus wieder nach Union Island zu fahren, wäre allerdings sehr umständlich und das wird wohl kaum einer machen.

 

 

Für die Gäste des luxuriösen Resorts gibt es schöne, sonnengeschützte Hängematten am Strand. Allerdings sind alle, die wir sehen, unbenutzt.

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 6. Mai 2011, Clifton Harbour, Union Island

 

Nach dem Frühstück fahren wir zur Cosas de la Vida hinüber, dem Katamaran von Ulli und Rainer, um Visitenkarten und Bücher auszutauschen. Christine möchte sich auch die Schmuckkreationen von Ulli ansehen und prompt findet sie einige Stücke, die ihr so gut gefallen, daß sie später auf der Gipsy IIII landen. Von dem Kat, einer 42iger Lagoon, sind wir schwer begeistert. Platz ohne Ende, sowohl drinnen wie draußen. Wenn wir mit einem "Wohnwagen" durch die Gegend fahren, haben die beiden eine fahrbare "Villa" unter dem Hintern. Auf dem Rückweg halten wir noch kurz bei der Lady Liv an, unserem englischen Schwesterschiff. Das Eignerpaar hat das Schiff vor 10 Jahren neu gekauft, es allerdings 5 Jahre im Charter fahren lassen. Sie kommen gerade von Grenada, wo sie eine neue Hauptmaschine einbauen lassen mußten. Wir tauschen uns über andere Krankheiten aus. Das Ruderproblem hatte er auch schon. Bei ihm waren nicht die Lagerbuchsen defekt, sondern die gesamte GFK-Röhre, in der die Ruderlager sitzen, oben ausgeschlagen. Haben sie durch einen GFK Experten verstärken lassen. Hört sich nach ziemlichem Aufwand an.  Dafür hatte er bislang noch keine Probleme mit dem Wassersammler. Meinen diesbezüglichen Hinweis hat er alarmiert aufgenommen. Interessanterweise kennen die beiden auch Rob von der Mariposa und dessen Schiff. Die Welt ist klein.

 

Beim anschließenden Schnorcheln auf dem Mittelriff der Bucht sehen wir wieder schöne bunte Fische. Highlight heute ist mal wieder ein Lobster in einer Korallenhöhle. Am Nachmittag gehen wir zum Airport ausklarieren. Morgen soll es weitergehen, und zwar nach Petit St. Vincent und Petit Martinique.

 

Abends fahren wir mit Diederich und Frank an Land und finden ein nettes, kleines Lokal, in dem wir zu Abend essen. Die Besitzerin und Köchin hatte uns auf der Straße  sehr nett und überzeugend angesprochen. Wir sind und bleiben die einzigen Gäste. Auf den Tisch kommen Chicken und Fish (Kingfish), dazu gibt es verschiedene Salate, Reis und gebratene Bananen und Accras. Das Bier dazu trinken wir aus der Dose und auf dem Tisch liegt eine Plastikdecke. Alles sehr einfach, aber das Essen ist hervorragend. Als wir zurückkommen, passen wir auf, daß uns nicht das gleiche passiert, wie gestern. Wahrscheinlich hatten wir die Hälfte unserer 2 Paar Schuhe achtern auf der Badeplattform stehen lassen, wo sie durch den Schwell vorbeifahrender Speedboote in der Nacht heruntergespült worden sein müssen. Jedenfalls fehlten uns am morgen jeweils eine linke Sandale von Christine und mir. Wir haben zwar 10 Paar Schuhe an Bord, gebrauchen tun wir aber fast ausschließlich die Sandalen, von denen wir die rechte Hälfte nun auch wegwerfen können.

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 5. Mai 2011, Union Island

 

Als wir aufbrechen, steht die Sonne schon hoch am Himmel und weil es nur sehr wenig Wind gibt, ist es ziemlich warm. Dennoch wollen wir zu Fuß die Insel erkunden. Auf der Hauptstraße durch Clifton kommen wir wieder am Castello Art Design vorbei, daß uns schon gestern aufgefallen war, weil sich dahinter auch die hiesige Trans Ocean Niederlassung verbirgt und es sogar einen Hinweis auf den österreichischen Hochsee Yachtclub gibt. Das Tor ist heute geöffnet und so marschieren wir mal hinein, zunächst vorbei an einer Reihe kleiner Auslagen, wobei es sich meist um künstlerisch gestaltete Textilien handelt. Alles ist sehr schattig unter Büschen und Bäumen angelegt und wirkt sehr exotisch, auch die kleine Bar, an der man als nächstes entlang muß. Jutta, die Künstlerin, begrüßt uns und führt uns durch ihr Reich, ein botanischer Garten mit vielen kleinen Häuschen oder Buden, alle künstlerisch gestaltet und sehr verhutzelt. Auch wenn der Stil ein ganz anderer ist, trotzdem erinnert uns das verschwenderische Farbenstil und das verzweigte Muster irgendwie an Hundertwasser. Jutta führt uns ihre Bilder vor, die sie großteils auf Segeltuch gemalt hat. Wir erfahren auch, mittlerweile sitzen wir zusammen bei Campari Orange und Gin Tonic, daß sie mit ihrem Mann 13 Jahre lang auf einer 51 Fuß Ketsch gewohnt und die halbe Welt umrundet hat und nun schon seit vielen Jahren hier auf Union Island lebt. Wir würden gern noch sitzen bleiben und hätten noch ein paar Camparis geordert, aber angesichts der Mittagszeit und unseres geplanten Fußmarsches brechen wir dann doch auf.

 

In einer dreiviertel Stunde sind wir in Ashton, einem kleinen Ort, in dessen Nähe einmal eine Marina geplant war, Aufgrund der Insolvenz des Unternehmens ist daraus aber nichts geworden. Von dort aus geht es zur anderen Inselseite, und dann am Strand entlang zurück nach Clifton, wo wir jetzt endlich auch den Supermarkt finden, der etwas besser sortiert ist und auch Joghurts führt. Mit langen Armen schleppen wir auch noch 15 Liter Mineralwasser an Bord. Als wir um drei wieder zur Gipsy kommen, liegen die Dela und die Tralafiti wieder in unserer Nähe. Wir verabreden uns zum Sundowner auf der Inselbar. Wir fahren schon eine Stunde vor unserem vereinbarten Termin zur Bar, weil dort schon so viele andere Segler zu sein scheinen. Mit unserem Beiboot passieren wie eine englische SO43DS, also ein Schwesterschiff. Zusammen mit dem amerikanischen Boot, das im Charter fährt und ebenfalls hier in der Bucht liegt, sind nun also 3 Schiffe von unserem Typ hier vertreten. Auf der Bar-Insel setzen wir uns zu Ulli und Rainer, einem deutschen Paar mit einer 42iger Lagoon (Katamaran), die wir schon in Mayreau und den Cays gesehen, mit denen wir aber bisher noch keine Bekanntschaft geschlossen hatten. Später kommen dann Diederich und Frank dazu. Der Abend wird etwas länger, schließlich haben wir 4 Rumpunsch getrunken (einen davon auf Kosten des Hauses) und sind froh, daß wir im Dunkeln unser Boot auf Anhieb finden. Wir hatten nämlich vergessen, vorher die Beleuchtung einzuschalten.

 

 

 

viele viele bunte Häuser ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Künstlerin Jutta Castello ist gleichzeitig Stützpunktleiterin von Trans Ocean und dem Österreichischen Hochsee Yacht Club

 

 

Hier geht es zum bezaubernden Garten von Jutta Castello, vorbei an Kunstwerken verschiedener Art. Im Eingangsbereich sind das vor allem Textilien

 

 

Ob Architektur, Tische, Lampen, Deko; vieles ist von der Künstlerin selbst geschaffen

 

 

Der Garten führt zu einer Anhöhe, von der man den gesamten Clifton Harbour schön überblicken kann. Die Bar hier oben wartet auf einen Pächter

 

 

In so einer Umgebung schmeckt ein Campari auch schon am Vormittag

 

 

Wir verkneifen uns einen zweiten Drink an der Bar

 

 

Die katholische Kirche von Clifton, farbenfroh gestaltet

 

 

Auf dem Weg von Clifton nach Ashton ...

 

 

... sehen wir auch diese Tischlerei

 

 

In dieser Mangrovenlagune sollte einmal eine Marina enstehen - bis die Betreiberfirma pleite ging

 

 

Sieht doch aus wie verrostet?

 

 

Das Amerindihotel am Nordstrand von Union Island hat in den Sommermonaten geschlossen

 

 

In Clifton: Fischerboote auf dem Trockenen

 

 

 

Bei schönstem Wetter genießen wir unsere Sundowner in Gesellschaft von Rainer und Ulli, Frank und Diederich (v.l.n.r.). Am Ende sind wir bei weitem die letzten Gäste, die die nette Lokalität verlassen

 

 

 

 

 

Mittwoch, 4. Mai 2011, Clifton Harbour, Union Island

 

Am Vormittag kommt ein Boatboy am Ankerplatz vorbei und fragt uns, ob er eine Taucherbrille ausleihen könne. Brächte er in 10 Minuten zurück. Klar, kann er haben. Als er sie wiederbringt, fragt er, ob wir Gas, Diesel oder Benzin brauchten. Gas? Ja, wir hätten gern unsere 5 kg Propanglasflasche wieder gefüllt, aber wir wissen, daß die hier in der Karibik Innen- statt Außengewinde bei den Gasflaschen verwenden. Aber der Bursche sagt, das sei kein Problem und tatsächlich: Eineinhalb Stunden später haben wir die gefüllte Flasche wieder an Bord. Toller Service, wenn auch nicht ganz billig (140 EC). Auch den Müll werden wir bei ihm los.

 

Dann schauen wir uns den Ort Clifton an. Es ist natürlich nicht wirklich ein Hafen, sondern eher eine geschützte Bucht mit einigen kleinen Piers. Fast alle Boote liegen vor Anker oder an Moorings. Im Dorf gibt es gleich am Eingang einen Obst- und Gemüsemarkt, in dem die Händler ihre Ware in bunten, festen Ständen, anbieten. Sieht sehr pittoresk aus. Einer der Verkäufer spricht uns an und erzählt gleich, daß er schon viermal in Europa, u.a. auch in Deutschland und Östereich war. Auf dem Attersee habe er eine Segelregatta gewonnen. Auch Bregenz, Graz und Salzburg kennt er. Es gibt mehrere "Supermärkte", aber keinen, der so aussieht, wie wir uns zu Hause Supermärkte vorstellen. Klein, einfach, begrenztes Sortiment. Wenn man bestimmte Dinge sucht, muß man mehrere Geschäfte abklappern. Joghurt finden wir in keinem der 4 Geschäfte, die wir aufgesucht haben. Wir wissen aber, daß es noch zwei weitere Läden gibt, wo wir fündig werden könnten. Diese hatten aber über Mittag geschlossen, so daß wir dort morgen nochmal schauen werden. Schwer bepackt, vor allem mit Getränken, kommen wir zum Schiff zurück 

 

 

Foodmarket von Clifton/Union Island

 

 

Haifischbecken im Yachtclub von Clifton. Die Sandsharks werden als kleine Fische mit Schlinge gefangen und dann hier großgezogen

 

 

 

Dienstag, 3. Mai 2011, von den Tobago Cays nach Palm Island und Union Island

 

Nach dem Ankerauf müssen wir achtgeben, denn die südliche Ausfahrt aus den Tobago Cays ist mit Riffen gespickt und die beiden Sailing Guides, die wir an Bord haben, empfehlen die Ausfahrt nur für geübte Riffnavigatoren. Das trauen wir uns trotzdem zu und tatsächlich ist es auch nicht so schwierig, zumal die Sonne gerade mal zwischen den Wolken hervorlacht und wir die flachen Stellen gut erkennen können. Der Weg ist kurz, gerade mal vier Meilen. Trotzdem holen wir die Genua raus und segeln ein Stück, wenn auch gerefft. Wir entscheiden uns, den Ankerplatz im Lee von Palm Island anzusteuern, obwohl der als sehr "rolly" beschrieben wird. Als wir um 11 dort ankommen, liegen wir aber ruhiger, als in den Cays. Also legen wir uns erstmal vor Anker, nur 100 Meter vom Strand entfernt.

 

Palm Island ist eine sehr kleine Insel, die zu einem großen Teil aus einer exklusiven Hotelanlage besteht. Wir planen, über Nacht zu bleiben. Sogar das WLAN aus dem 2 km entfernten Clifton (Union Island) können wir gebrauchen und ein paar emails lesen. Nach einem Schnorchelgang hat sich die Situation insofern geändert, daß das Schiff ganz ordentlich hin und her rollt. Hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß mit der Flut (auch wenn es nur 60 cm mehr Wasser gibt) mehr Dünung über die Riffs beidseits der Insel hereinkommt. Wir entschließen uns, doch noch nach Union Island zu fahren, weil wir uns das Gewackel nicht antun wollen. Aber vorher müssen wir noch schnell an Land und einen Rundgang machen. Wir schwimmen, weil das Anlanden mit dem Beiboot bei der Dünung ein zu nasses Unterfangen wäre. Wir laufen einmal am Strand an der feinen Hotelanlage entlang, dann schwimmen wir zurück, gehen ankerauf und fahren die 15 Minuten bis nach Clifton. Hier liegen wir deutlich ruhiger. Um 1630 fällt der Anker auf 9 m Wassertiefe. Zwei Boatboys, die uns Moorings anbieten wollten (50 EC$ am Tag), "Captain, its gonna be windy tonight", haben wir höflich wieder weggeschickt. Allerdings war es gar nicht so einfach, noch einen Flecken freien Wassers zu finden. Der Anker liegt gut im Sandgrund und ich denke, wir werden eine ruhige Nacht erleben.

 

Nach dem Ankern ist Internet angesagt. 5 Tage und eine Menge Bilder sind hochzuladen. Aber erfreulicherweise ist das Netz ziemlich zuverlässig und schnell.

 

 

Das Palm Island Beach Resort liegt versteckt unter Palmen und ist an zwei Seiten von Strand umgeben

 

 

 

Die Daycharter-Katamarane setzen ihre Gäste einfach per Leiter am Strand ab. Manchmal wäre es schön, wenn wir auch so dicht an den beach fahren könnten

 

 

Auf dem kurzen Weg nach Union Island lassen wir Palm Island hinter uns

 

 

Das sieht doch nach einer Bar aus? Heute haben wir keine Lust mehr, auf Erkundungstour zu gehen, aber da werden wir sicher nochmal einen Sundowner trinken gehen. Aufgenommen von unserem Ankerplatz vor Clifton. Im Hintergrund ist der südliche Teil von Palm Island zu sehen.

 

 

 

 

 

Montag, 2. Mai 2011, Tobago Cays

 

Ein trüber Tag. Es regnet viel, aber nicht sehr ergiebig. Der Wind wird im Laufe des Tages schwächer. Verbringen den ganzen Tag an Bord, überwiegend mit Lesen.

 

 

 

Sonntag, 1. Mai 2011, Tobago Cays

 

Wieder steht eine Insel auf dem Programm, die wir noch nicht kennen. Jamesby liegt ein paar Hunder Meter westlich von uns. Als wir mit dem Dinghy ankommen, spielt gerade eine Chartercrew Golf am Strand. Aber sie verschwinden bald und dann haben wir die ganze Insel mit ihrem kleinen Sandstrand, ein paar Palmen und den Felsen für uns allein. Wir krabbeln den Berg rauf und genießen die traumhafte Aussicht. Der Blick kann in alle Himmelsrichtungen schweifen und in jeder liegen Inseln, von denen wir einige schon kennen, andere noch nicht. Als wir wieder hinuntersteigen, sehen wir 4 Leguane, mit denen wir hier gar nicht gerechnet hatten. Einer davon ist ein riesen Ding, wohl fast 2 m lang. Sie haben hier, anders als auf den Saints, eine bräunliche Färbung, bisher kannten wir nur die grüne Variante. Die Sonne wird durch einen kräftigen Regenschauer vertrieben. Wir stellen uns unter einem überhängenden Felsen unter. Das Gummiboot wieder ins Wasser schieben und rüberknattern zur nächsten Insel, die im Norden unseres Ankerplatzes liegt. Um diese Insel herum ist mit einer kleinen Bojenreihe das Schutzgebiet für die Meeresschildkröten markiert. Man darf auf direktem Weg mit dem Dinghy an den Strand fahren, und das tun wir auch. Wieder auf den Berg rauf, die Aussicht genießen. Und hier stolpern wir über so viele Leguane, daß wir nach dem zehnten mit dem zählen aufhören. Die Tiere sind überhaupt nicht scheu, liegen oft mitten auf dem Trampelpfad und bewegen sich dann auch meistens nur einen Meter zur Seite, wenn man vorbeigeht. Die Viecher sehen wirklich aus, wie aus einer anderen Zeit.

 

Am Nachmittag machen wir mal wieder eine Schnorcheltour. Jede Menge Turtles, zwei große Stachelrochen, ein riesiger Fischschwarm, der dichtgedrängt im Schatten eines Katamarans verharrt. Ich schwimme hinein und bin plötzlich von einer Million Fischen umgeben, und zwar von allen Seiten. Sie sind nicht mehr als 50 cm von mir entfernt. Phantastisch ist, wie tausende von Fischen gleichzeitig ihre Richtung und Geschwindigkeit verändern. Wäre schon einmal interessant zu wissen, welche Art von Kommunikation da abläuft. Erstmals sehen wir auch, wie die Conchs oder Lambis (große Schneckenmuscheln) sich am Grund bewegen. Das ganze geht ruckartig vonstatten. Immer einen kleinen Satz von 5 cm, dann eine Pause, nach 10 oder 15 Sekunden gibt es dann den nächsten "Schritt".

 

Zu Kaffee und Kuchen (bananabread von unserem boatboy aus Union Island) haben wir Diederich und Frank eingeladen, mit denen wir wieder ein paar schöne Stunden an Deck verbringen. Die beiden wollen morgen weiterziehen nach Mayreau. Sind gespannt, wann wir sie wieder treffen. Irgendwann gedenken wir auch einmal der arbeitenden Bevölkerung, der mit dem Sonntagserstermai ein freier Tag entgeht.

 

 

Der kleine Strand von Jamesby, einer der fünf Tobago Cay Inseln

 

Blick nach Baradel

Von Osten kommen die Squalls, Regenwolken, die eine kräftige Windzunahme mit sich bringen können. Ob und wieviel, entzieht sich jeglicher Vorhersagemöglichkeit

Leguane liegen offensichtlich gern in der Sonne, auch auf Jamesby. Dieser ist schon ein ganz schöner Brocken.

Wir fragen uns, wann dieser Felsen wohl in zwei Teile zerbrochen ist

Als sich die Regenwolke über uns entlädt, bleiben wir unter diesem Vorsprung trocken

Blick von Baradel nach Petit Tabac. Katamarane können wegen ihres geringen Tiefgangs auch ganz nah am Riff ankern

Auf Baradel sehen wir noch mehr von diesen Urzeitviechern, als auf Jamesby

Blick südwärts nach Carriacou

 

Blick von Baradel auf Jamesby

Dieser Bursche saß mitten auf dem Weg und ging nur unwillig zur Seite ...

... während dieser vor uns eiligst auf einen Baum flüchtete

Ananas als Schmarotzerpflanzen in Bäumen

Auch Landschildkröten gibt es hier. Wir sehen aber nur zwei Exemplare

Unser Dinghy am Strand von Baradel. Die Gipsy IIII ist das fünfte Boot von rechts