Donnerstag, 2. September 2010

 

Heute sind wir den dritten Tag hier am selben Ankerplatz. Es ist interessant, zu beobachten, welche Schiffe gehen, welche kommen. Am ersten Tag lagen wir fast in der ersten Reihe vorm Strand und es waren mehrere andere Segler hinter uns (hinter uns heißt in diesem Falle südlich, denn wir haben seit einigen Tagen konstant Nordwind). Heute nach dem Frühstück im Cockpit hatten wir fast den Eindruck wir sind allein, denn hinter uns war plötzlich alles leer.

 

Wir entschließen uns zu einem Faulenzer- und Lesetag an Bord. Die Fahrt mit der Banane an Land wäre ohnehin ein nasses Unterfangen, denn der Wind bläst ordentlich und bei 20 cm hohen Wellen in der Bucht gibt es bei Motorfahrt schon ordentlich Spritzwasser. Am Nachmittag leisten wir aber dann doch noch etwas Produktives und nähen die lose gewordenen Fender"socken" wieder an. Für die Nichtsegler: Das sind in unserem Fall blaue Überzieher aus einem strapazier- und dehnfähigen Stoff, der die Fender vor Verschmutzung und Abnutzung schützen soll. Und weil wir gerade aktiv sind, putzen wir auch noch etwas Edelstahl.

 

Morgen wollen wir früh raus und den Tejo rauf Richtung Lissabon. Zur Marina de Alcantara, kurz hinter der Brücke des 25. April und citynah gelegen, sind es etwa 12 Meilen. Da um 11 Uhr Hochwasser ist und wir mit dem auflaufenden Wasser den Fluss raufwollen, müssen wir zeitig los und für unsere Verhältnisse früh aufstehen.

 

 

Dienstag, 31. August 2010

 

Es geht ganz gemütlich los, heute morgen. An Deck frühstücken, den anderen Yachties beim Beibootfahren zusehen, usw. Dann machen wir auch unser Dinghi klar, diesmal mit Motor, und knattern Richtung Schwimmsteg der Marina. Von den Belgiern, die mit ihrem Schlauchboot bei uns vorbeigeschaut hatten, wissen wir schon, dass die Marina teuer ist und Wasser nur dann abgibt, wenn man auch eine Übernachtungsgebühr bezahlt. Am Steg, an dem wir anlegen steht irgendwas von "Anlegen verboten" auf portugiesisch, jedenfalls interpretieren wir die rote Schrift einmal so und der verschlossene Zaun, wenn auch niedrig und leicht zu übersteigen, spricht auch nicht gerade dafür, dass wir mit unserem Beiboot hier willkommen sind. Um es vorwegzunehmen: Die Banane ist noch da, als wir nach fünfstündigem Stadtbummel zurückkehren. Bei der Bootsfahrt fällt uns eine kleinere holländische Yacht auf, mit denen wir schon nebeneinander vor den Clippen Dovers gesegelt und dann gemeinsam in der Marina Brighton gelegen sind. Das Schiff war mir aufgefallen, weil es eine ganz eigene, fast senkrechte Anbringung der Solarpanele am Heck hatte.

 

Cascais hat was! Das geht mit der schönen, großen Bucht und den kleinen, voneinander durch Felsen getrennten, Strände los und hört mit den netten Fußgängerzonen und interessanten Gebäuden auf. Natürlich ist dies ein touristisches Ziel auch für Ausländer und zum ersten mal seit langem hören wir auch öfters deutsche Sprache auf den Straßen. Wir saugen die Athmospähre in uns auf, trinken etwas in einem Straßenrestaurant, können auch immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln unsere Gipsy vor Anker sehen, und gehen schließlich Obst und Gemüse einkaufen. Der Rucksack ist für solche Fälle immer dabei. Das sind übrigens auch die Lebensmittel, die immer am ehesten ausgehen und dummerweise auch gleichzeitig die schwersten. Wenn Du alles auf dem Rücken tragen musst, weißt Du erst so richtig, was da so an Gewichten in die Mägen reingestopft wird in ein paar Tagen.

 

Zum Abendessen gibt es etwas ganz leckeres aus Christines Improvisationszauberküche. Gebratener Tofu mit heißem Fetakäse und Spiegelei drüber. Schmeckt total super! Dazu einen frischen Salat. Was will man mehr? Während des Essens amüsieren wir uns nochmal köstlich darüber, dass einer meiner Crewkameraden als Absage zu einem Crewtreffen  im Oktober gleich seine halbe Lebensgeschichte nebst gesundheitlicher und sonstiger Befindlichkeiten diverser Verwandten an einen 150 köpfigen Verteiler geschickt hat.

 

 

  

 

 

 

 

 

Montag, 30. August 2010

 

Viel geschlafen haben wir in dieser Nacht nicht! Obwohl windgeschützt, schwappte der Schwell doch ordentlich um die Insel herum und brandete lautstark an die Fundamente des Forts, das sich keine hundert meter von uns entfernt, Ton in Ton an die Farben der Felsformationen anpasst. Noch viel lauter sind aber die Wellen, die unter unser Heck klatschen und zeitweise das ganze Schiff erschüttern. Außerdem wirft es uns doch ganz schön von der einen auf die andere Seite. Ich verlege meinen Schlafplatz in den Salon und kontrolliere alle 2 Stunden die Ankerposition. Auch der Ankeralarm ist auf 40 m eingestellt und piepst zwei mal in der Nacht, weil der Wind um 90 Grad gedreht hat.

 

Am Morgen scheint die Sonne und weil es am Ankerplatz auch nach Wind aussieht, wir ohnedies keine weitere Nacht in diesem Getaumel verbringen wollen, verzichten wir auf den Landbesuch dieses Naturschutzreservates und Tourismushighlights der Region Peniche, und machen uns auf den Weg. 500 Meter vor der Insel ist der Wind leider weg und es geht gleich unter Motor weiter, was insofern besonders ungünstig ist, weil Christine offenbar die Schiffsbewegungen bei Maschinenfahrt schlechter verträgt, als unter Segeln.

 

Zum Kommentar von Frank im Gästebuch sei angemerkt, dass es in dem Geschäft in Figueira leider nur dieses eine Messer gab, was, wenn da tatsächlich mal ein 250-Kilo-Fisch an der Leine hängen sollte, immer noch gut genug sein sollte, die Leine durchzuschneiden (wahrscheinlich reißt sie eh früher, denn 0,8 mm halten 36 kg aus). Deshalb habe ich Leine und Köder auch gleich doppelt eingekauft.

 

Zwischendurch können wir mal segeln, aber die meiste Zeit müssen wir heute motoren, allerdings bei guter Sicht und Sonnenschein. Da der Wind von achtern kommt, haben wir wenig bewegte Luft an Deck und es ist schön warm zum Sonnenbaden. Den Cabo da Roca, westlichster Punkt Europas, passieren wir um 16 Uhr in einer Meile Abstand.

 

Kurz danach fängt es an, im wahrsten Sinne des Wortes, aus heiterem Himmel zu blasen und weil der Wind eine Gänsehaut hervorruft, werden schnell die Segel gesetzt und Klamotten angezogen. Dann biegen wir links um die Ecke in den Tejo ein, immer noch mit rasanter Fahrt. Kaum sind wir ein paar Minuten auf Süd-Ost-Kurs, wird es innerhalb kürzester Zeit um gefühlte 10 Grad wärmer und die Luft riecht nach Nadelholz. In den Klamotten ist es nicht mehr auszuhalten. Wir erleben das erste mal auf unserem Törn südliche Hitze. Obwohl es noch mit 5 Windstärken pfeift, ist das, als würde man vom Fön angepustet.

 

Wir ankern in der Bucht von Cascais, dem noblen Vorort von Lissabon auf sandigem Boden neben einer Vielzahl anderer Segler, von denen wir einige schon mehrmals in den letzten Häfen und Ankerbuchten gesehen haben. Auch das belgische Pärchen, das wir in Figueira kennengelernt, und die wie wir um den Globus wollen, liegt mit ihrer 16 Jahre alten Jeanneau 42 schon hier vor Anker.

 

 

 

Sonntag, 29. August 2010

 

Eigentlich wollen wir ja heute weiterfahren, aber es hängt dicker Nebel über der Marina. Also warten wir erst einmal, ob es aufklart. Tatsächlich lichtet sich der Nebel gegen 10 Uhr für kurze Zeit und das reicht für unseren Entschluss, doch auszulaufen. Draußen ist aber gerade mal 300 m Sicht und wir beginnen unsere Tagesetappe  von 25 Seemeilen wieder einmal mit Nebel- und Radarfahrt.

 

Nach 3 Stunden wird die Sicht besser und die letzte Stunde können wir sogar den Motor ausmachen und segeln. Ziel ist ein Ankergrund vor den Berlengainseln. Dort fällt es steil ab und wir ahnen schon, dass diese Aktion nicht so leicht sein wird. Wir freuen uns deshalb, dass wir uns an eine Mooring-Boje legen können. Diese Freude währt allerdings nicht lange, denn der Skipper eines dieser kleinen Ausflugsboote, die auf den Inseln offenbar Grottenbesichtigungen anbieten, erklärt uns, diese Bojen seien nur für kleine Boote und wir sollten selbst ankern. Der Ankergrund sei sandig und steinig. Also gut, schließlich hauen wir unseren Anker in 10 m Tiefe auf den Grund, allerdings sehr dicht an den Felsen an Land. Er trägt auch nicht gleich, sondern ruckelt ein paar Meter über den Grund, bevor er richtig fasst.  Dem Braten traue ich nicht, ziehe meine Neoprenjacke an und tauche zum Anker hinunter. Von wegen Sand, nix da. Alles Felsen. Der Anker hat sich mit einer Seite hinter einer Steinkante eingehakt und hält deshalb. So, wie er da liegt, werden wir ihn auch wohl wieder an Deck kriegen. Wenn er sich aber mit der Spitze ungünstig unter einem Felsblock festhakt, wird es schwierig. Eigentlich keine so angenehme Situation, aber wir rechnen nur mit leichtem Wind und da wird es schon gehen. Weiterfahren wäre ungünstig, da die 2 Stunden entfernte Marina geschlossen ist und die nächste Etappe bis Cascais.fast 50 Meilen beträgt, also ca. 10 Stunden Fahrzeit.

 

Dann kommt eine deutsche Ketsch, die schon mit uns in Nazaré gelegen hatte, an den Ankerplatz. Die murksen fast zwei Stunden herum, bis sie plötzlich zwischen die Felswände und uns fahren und sich tatsächlich anstellen, ca 30 Meter recht voraus von uns, also in Windrichtung, ihren Anker fallen zu lassen. Da hilft dann nur noch lautstarke Kontaktaufnahme, diesmal sogar in Deutsch. Der Skipper meint, unser Anker läge 20 m weiter links, was, wenn es wahr gewesen wäre, ein fast gleich großes Problem dargestellt hätte. Er könne auf den großen Tiefen etwas weiter draußen nicht ankern. Beim herausholen ihres Ankers fördern sie um ein Haar unsere Kette mit ans Licht. Obwohl die gesehen hatten, dass ich zu unserem Anker getaucht war, kam von der Vierer-Crew niemand auf die Idee, mal bei uns nachzufragen, was das denn hier für ein Ankergrund ist. Ein bißchen arrogant, offenbar, die Truppe.

 

Beim Tauchen schwimme ich u.a. auch durch einen riesigen Schwarm ca. 20 bis 30 cm langer Fische. Später sehen wir diese Exemplare weit aus dem Wasser herausspringen, was ein tolles Bild ist, vor dieser roten, steilen Felswandkulisse. Noch etwas später sehen wir andere Fische, wie es scheint, Tausende, direkt an der Wasseroberfläche schwimmen, um Luft zu schnappen. Jedenfalls sieht das so aus.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

  

 

 

 

 

 

 

Samstag, 28. August 2010

 

Für unsere aktuellen Verhältnisse müssen wir früh aufstehen, d.h. um kurz vor sieben, weil der Engländer, an dem wir gestern auf Geheiß des harbourmasters längsseits gegangen sind, schon um diese Zeit aufbrechen wollte. Das Leinen-Los haben wir dann gleich genutzt, um unseren Dieseltank an der Pumpstation zu füllen. Etwas umständliches Prozedere. Ein Besatzungsmitglied muß sich  als "Pfand" und Zahlungswilliger in der 300 m entfernten  Autotankstelle aufhalten, während der andere das Boot volltanken kann. Kommunikation via Lautsprecher und Sprechtaste. Dafür hat diese Station 24 Stunden geöffnet. Der Diesel sieht auch sauber aus, also wollen wir nicht maulen.

 

Wir erwischen dann gerade noch den Bus um 10 Uhr 10 in das Städtchen. Nazaré scheint ein netter Badeort zu sein. Breiter, sehr sauberer Sandstrand. Anstelle von Strandkörben haben die hier kleine Zelte, die wie eine Boxengasse aufgebaut sind. Der Ort ist in zwei Ebenen unterteilt, mit einem Schrägfahrzug kann man für 90 cent in den oberen Ortsteil gelangen. Von dort oben hat man einen phantastischen Ausblick auf Ort, Strand und Hafen und kann von hier auch sehr deutlich die Nebelgrenze, sowohl in horizontaler, wie auch in vertikaler Richtung erkennen. Hier oben gibt es auch eine sehr schöne Kirche, in die wir kurz hineingehen. So antik von außen, so modern die Technik innen. Die Kerzen zum Anzünden sind elektrisch. 1 Kerze 10 Cent, 5 Kerzen 50 cent, 10 Kerzen 1 Euro. Einen Mengenrabatt gibt es nicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An der Strandstraße fallen uns immer wieder, vor allem ältere, Frauen auf, die mit kleinen Schildern auf freie Zimmer aufmerksam machen. Manche sitzen auf mitgebrachten Plastikstühlen, andere stehen. Es scheint reichlich ungenutzte  Kapazitäten zu geben.

 

Die Marina liegt eingebettet in einem Fischereihafen, der durch einen Schlagbaum von der Außenwelt abgeteilt ist. In dem kleinen Wärterhäuschen sitzt ein Uniformierter, bei dem wir am Abend unsere Marinagebühr bezahlen und den Schlüssel abgeben müssen. Habe lange keinen mehr gesehen, der für das zusammenrechnen von zwei Tagessätzen und Kalkulation des Wechselgeldes (6,06 Euro) so oft und so lange seinen Taschenrechner malträtiert hat. Nach 15 Minuten war das dann auch erledigt. Auf dem Rückweg zum Schiff bellen mich bestimmt 15 Hunde an, die hier offenbar wild und frei herumlaufen. Nehme mein neu erstandenes Klappmesser (für die Fische und by the way, sauscharf) in die Hand und bin wild entschlossen, mich ordentlich zu verteidigen, was dann aber nicht nötig ist.

 

 

Freitag, 27. August 2010

 

Aus der Enge unserer Ölsardinendosenbox manöverieren wir uns kurz nach neun, bei Flaute im Hafen, ohne Maschineneinsatz, d.h. nur mit Schieben des Bootes vom Fingersteg aus, ganz smart und leise aus der Fig Foz Marina.

 

Die Sonne scheint, die Sicht ist gut, es weht sogar ein leichter Wind zum Segeln, doch es steht eine starke Dünung. Die muß von einem weit entfernten Starkwind oder Sturm herrühren, denn hier hat es in den letzten Tagen nicht so stark geblasen, dass jetzt noch was davon übrig sein könnte. Die Wellenberge mit bis zu 3 m Höhe wirken erhaben schön, wie sie da so durch die Gegend wandern. Eine einzelne "Wanderdüne" ist mehrere hundert Meter lang, einige vielleicht sogar einen Kilometer. Dabei ist der Abstand von Wellenkamm zu Wellenkamm sicherlich auch um die hundert Meter. Dabei ist die Wasseroberfläche fast glatt, denn der 2er Wind kräuselt sie nur ganz wenig. Der Wind ist gerade stark genug, dass die Segel nicht ständig einfallen und die Strömung abreißt, so dass wir kontinuierlich mit an die 4 Kn vorwärts schaukeln. Diese Dünung muß gewaltige Brandungswellen am Strand erzeugen, denn deren Grollen hören wir noch hier draußen in 3 km Entfernung. Leider hat die Wackelei gleich in der Hafenausfahrt dazu geführt, dass der Capitana übel ist. Vielleicht war der Caipirinha gestern abend in der Skipper Bar in diesem Fall doch nicht so ideal.

 

 

 

 

 

 

Aus heiterem Himmel ist wieder dieser Nebel da, die Sonne scheint von oben sehr hell hindurch, aber die Sichtweite ist schlagartig wieder reduziert; wir können 2 Wellenkämme weit sehen. Wieder ein neues, interessantes Bild, wie diese rollenden Wassermassen plötzlich aus dem Dunst auftauchen. Ein deutliches Radarecho, das sich uns bis auf eine halbe Meile nähert und bei dem es sich vermutlich um ein Fischerboot handelt, lässt sich jedenfalls optisch nicht ausmachen.

 

Der Nebel ist so feucht, dass man den feinen Spray auf der Gesichtshaut spürt und dass es im Cockpit ständig von oben tropft. Die Feuchtigkeit schlägt sich am Achterstag und am Geräteträger nieder und kommt dann geballt von oben. In Landnähe klart es plötzlich auf und beim Einlaufen in den Hafen von Nazaré haben wir schönsten Sonnenschein und einen ordentlichen Nordwind. Der Harbourmaster ist ein alter Engländer und winkt uns längsseits an eine 15m Aluyacht. Dafür müssen wir morgen um 7 aufstehen, weil die offenbar in einem Rutsch bis Cascais wollen. Obwohl die Marina im Reeds als nur sehr dürftig beschrieben ist, finden wir die Services und Betreuung im Vergleich zu unseren bisherigen Erfahrungen erstklassig. Hier gibt es eine funktionierende Tankstelle, gratis WLAN (mit sogar guter Leistung, die Skype ermöglicht), einen kleinen shop, Informationsblatt, sogar auf deutsch. Das hatten wir lange nicht. Dafür muß man bei diversen Behörden Formulare ausfüllen, vom Marinabüro über Security und Zoll. Alle fragen dasselbe und alle schreiben dasselbe auf. Halt nein: die von der Security wollten auch noch wissen, ob wir Radar und Funk an Bord haben. Ein "ja" genügte als Antwort.

 

 

 

 

 

Donnerstag, 26. August 2010

Morgens einkaufen in dem ganz in der Nähe gelegenen Mercado. Hier gibt es Obst und Gemüse und vor allem sehr viel Fisch. Alles sehr preiswert. Danach entschließen wir uns, trotz des Nebels, Wäsche in der Marinawaschmaschine zu waschen. Hoffentlich kriegen wir die bei dem Wetter hier trocken, denn einen dryer gibt es hier nicht. Aber langsam muß es einfach sein.

In der Marina gibt es auch einen sehr gut bestückten Angler-Shop. Endlich. Also: jetzt wird eingekauft. Werde gut beraten und kaufe alles, was man so zum Thunfischangeln braucht. Christines Kommentar: "Hoffentlich beißt keiner an. Ich bringe jedenfalls keinen Fisch um".

 

Dann gibt es doch noch Sonne und ein Großteil der Wäsche wird an unseren drei Wäscheleinen trocken, bevor wieder der Nebel einsetzt. Am späten Nachmittag entschließen wir uns noch zu einem Supermarktbesuch, ausgestattet mit schwerem Gerät (Klappkarre), um Getränke, vor allem Mineralwasser, aufstocken zu können. Der Weg war mit 30 Minuten dann doch wieder etwas weiter, als angenommen, hat sich aber letztlich gelohnt, nicht nur wegen des Weins. Rotwein im 6er Karton (wegen des Transportproblems kam nur Kartonware in Frage) gab es zwei Sorten, einen für 79 Cent die Flasche (!) und einen für 1 Euro pro Flasche. Wir haben uns ganz großzügig für den teuren entschieden und später mit Fladenbrot und Käse ausprobiert. Ein sehr ordentlicher Wein für diesen Preis.

  

 

 

 

Mittwoch, 25. August 2010

Na, wer sagt's denn. Mittags haben wir Wetter vom feinsten. Es ist Bikini-warm und der Nordwestwind lässt uns unter Segeln mit 4 Knoten dahingleiten. Könnte noch eine Stärke mehr sein, aber wir wollen ja nicht meckern, nachdem wir heute morgen um 10 zunächst mal bei Flaute losmotort sind.

Vor dem Ankerauf gab es frische Brötchen vom lokalen Bäcker, die der Skipper mit der Banane an Bord gerudert hatte. Einige unserer Ankerliegerkollegen hatten schon vor dem Aufstehen (zumindest vor dem unsrigen um 8), die Bucht verlassen.

 

 

 

Nun segeln wir in einem Abstand von ca. 1,5 Meilen an ewigen Sandstränden und Dünen vorbei, angeblich die längste Dünenkette Europas. Keine Bebauung, es ist hier alles Naturschutzgebiet.

Nachmittags um 4 wird der Wind schwächer. Kaum haben wir den Motor an, fängt es an zu blasen, aber diesmal aus der richtigen Richtung und bei schönstem Sonnenschein. Also gut, noch eine halbe Stunde segeln, dann laufen wir in Figueira da Foz ein. Es gibt ein Receptionsoffice am Tank-Ponton. Wir brauchen 100 Liter Diesel bitte, Aber die Pumpstation ist defekt, wie es aussieht, schon seit Beginn der Saison. Einen einzigen Liegeplatz gibt es noch für uns. Es stellt sich dann heraus, dass wir da nur mit dem Schuhanzieher reinkommen, so eng geht es zu. Nicht nur, dass die Box selbst gerade mal so breit wie unser Schiffchen ist, nein, auch die Boxengasse ist verdammt schmal, jedenfalls auch nicht sehr viel breiter als unsere Gipsy. Und dann im rechten Winkel abbiegen. Na Prost Mahlzeit. Ging natürlich alles ohne Schrammen ab dank Bugstrahlruder und wenig Wind hier im Hafen; jetzt liegen wir hier fein eingezwängt zwischen einem Fingersteg und einem Nachbarn wie die Ölsardinen in der Dose. Fragt sich nur, wie wir da wieder rauskommen, aber das ist ein anderes Kapitel.

 

 

 

Der Ort heißt Figueira da Foz. Weil das wohl zu lang ist, um das als Heimathafen auf den ortsansässigen Yachten ans Heck zu pinseln, steht unter dem Namen dann jeweils Fig  Foz. In deutsch ausgesprochen, entbehrt das ja nicht einer gewissen Pikanterie.

Abends nach dem Essen an Land wollen wir schon an Bord zurück, als wir in Hafennähe Pianomusik aus einer Bar hören. Ein Farbiger im grauen Anzug spielt bekannte Blues-Musik. Wir setzen uns und bestellen Caipirinha. Eine Weile später kommt ein zweiter Farbiger, der sich wie ein Gast benimmt und an einem der Tische Platz nimmt und etwas trinkt. Dann gesellt er sich irgendwann zum Pianisten und singt. Wir haben uns mittlerweile direkt neben die Musikanten gesetzt und lauschen andächtig. Mein Wunsch nach "my way, Sinatra" wird in höchster Perfektion ausgeführt. Traumhaft. Irgendwann haben wir dann genug Caipi getrunken und trollen uns ganz begeistert an Bord.

 

Dienstag, 24. August 2010

So scheußlich der Abend – wer diese Londoner Nebelszenen aus den alten Edgar Wallace schwarz-weiß Filmen kennt, kann sich das ungefähr vorstellen – so schön der Morgen. Die Sonne lacht, das Beiboot wird zu Wasser gelassen und dann paddeln wir zum kleinen Fähranleger in Sao Jacinto und eine halbe Stunde später sind wir an Bord und sagen, wir wollen nach Aveiro, was pro Person 5,70 kostet. Da wir nur so ungefähr wissen, wo Aveiro liegt, weil wir sinnigerweise keinen Baedekers oder Polyglott noch Internet verfügbar haben, denken wir uns, das muß ja ganz schön weit sein. 

 

 

 

 

 

 

 Der Flusslauf, in den wir hineingefahren sind, ist sehr verzweigt, und so nehmen wir an, dass wir mit dieser kleinen Fähre direkt bis nach Aveiro fahren. Also bleiben wir auch schön sitzen, als diese nach ca. 10 Minuten auf der anderen Seite des Flusses an einen Anleger fährt. Nach einer Viertelstunde denken wir uns, irgendwas stimmt doch hier nicht, die werden doch wohl nicht gleich in umgekehrter Richtung wieder losfahren? Lieber mal gefragt. Das war genau richtig, gerade vorm Loswerfen der Leinen konnten wir noch an Land springen und erfahren, dass wir mit dem Bus weiter müssen. An der Haltestelle warten schon diejenigen, die mit uns auf der Fähre waren und gleich beim Anlegen ausgestiegen waren. Dann kommt allerdings die große Geduldsprobe. Auf den Bus warten wir eine geschlagene Stunde, es gibt weder einen Fahrplan, noch jemanden, der Auskunft geben kann. Die Fähre hat schon eine neue Tour absolviert. Aber die Einheimischen bleiben ganz locker.

  

 

 

 

 

 

 

Das Warten hat sich glücklicherweise gelohnt. Aveiro wird das Venedig Portugals genannt und ist tatsächlich sehr malerisch mit dem Kanal, der die Stadt durchzieht  und den darauf verkehrenden Gondeln, die Touristen, allerdings per Einbau-Außenborder, durch die Wasserstraßen schaukeln. In einem Straßenlokal essen wir eine hervorragende Fischplatte und entdecken später ein Internetcafé, in dem es zwar keinen Kaffee, dafür aber 30 Minuten Surfen gratis gibt. Gesponsert vom Gemeindeamt. Das ist doch toll. Noch etwas bummeln, shoppen (wo ich mein Glück kaum fassen kann, dass es hier pre-paid-Internet-SIM-cards gibt, und zwar 10 Stunden für 15 Euro, ob das wohl funktioniert …. Na, ja, nehmen wir das mal an und ansonsten gehen wir an so einem Betrag ja auch nicht zugrunde, falls es nicht klappt), dann geht es mit dem Bus retour. Diesmal alles ohne langes Warten. In Sao Jacinto kaufen wir noch Obst und Gemüse. Dann geht es paddelnd auf unsere schwimmende Oase zurück, die mittlerweile ein paar Segel-Nachbarn vor Anker bekommen hat. Abendessen im Schein der untergehenden Sonne an Deck. Hauptbestandteil: Wassermelone mit Schafskäse. Das ist ein Tip von Christines Schwester. Ist bei warmem Wetter wirklich klasse!

 

 Dank des vor der Abreise noch erstandenen offenen Surf-Sticks kommen wir an unserem Ankerplatz tatsächlich per Vodafone prepaid Karte ins Internet.

 

Montag, 23. August 2010

Früh aufstehen um 6. Beim ersten Versuch bin ich sogar schon um 5 Uhr Ortszeit aufgestanden, weil ich vergessen hatte, auch die Uhrzeit des Handies, was bei uns u.a. als Wecker fungiert, auf UTC+1 umzustellen. Mit Einlaufen in die portugiesischen Gewässer haben wir unsere Bordzeit nämlich auf die lokale Zeit umgestellt, denn, anders als in England, werden wir bis zu den Kanaren in dieser Zeitzone bleiben und danach die Uhren kontinuierlich zurückstellen, weil wir schließlich gen Westen unterwegs sind.

  Auslaufen um 0720 bei trübem, etwas regnerischem Wetter. Leider auch bei Südwind. Da wir die 35 Meilen bis Aveiro möglichst bis eine Stunde vor Hochwasser, d.h. vor 15 Uhr, schaffen wollen, weil dann die besten Bedingungen sind, um über die Barre zu kommen, bleibt uns wieder nur motoren, was bei einem 3er Wind und moderater See kein Problem ist (nur leider laut und spritfressend). Kreuzend unter Segeln würden wir wohl die doppelte Zeit benötigen und kämen bei Niedrigwasser an.

Tja, wie es dann so kommt: Der Wind frischt auf, das Gegenan unter Motor wird zum Gebolze, die Fahrt geht auf 4 kn runter und nun setzen wir doch die Genua und kreuzen, zunächst mit 7 kn durchs Wasser. Etwas später frischt der Wind weiter auf und wir müssen reffen, sind aber nach wie vor noch sehr flott unterwegs. Sicht wird diesiger, hin und wieder Regen. Was soll man sagen: Schietwetter! Wo wir eigentlich in die Sonne segeln wollten, kriegen wir's vom Ärgsten. Ein 6er von vorn war nicht im Plan. Ausgeprägte Wellen bilden tiefe Täler, quasi Löcher, in die man hineinfällt, manchmal leise, manchmall knallt es ziemlich laut. Wasser an Deck gibt es manchmal 100-literweise. Hoffentlich kriegen wir dann wenigstens einen schönen Ankerplatz. Das wünscht sich insbesondere die Capitana, die leidvolle 5 Stunden hinter sich hat.  

 

Der Ankerkplatz ist so lala, aber erwähnenswert (wohl eher was für die Segler unter den Lesern) ist folgendes: Während der 5 Stunden Segeln war ich ja wieder mal ganz begeistert, wie genau unsere Hydrovane am Wind steuert. Beim Einlaufen stelle ich dann fest, dass ich Depp vergessen hatte, den Bolzen, der die Ruderwelle der Hydro arretiert, beim Aktivieren herauszunehmen, wir also volle 5 Stunden unter Genua bzw. gereffter Genua perfekt am Wind gefahren sind, ohne eine einzige Steueraktivität (bis auf das einjustieren des Hauptruders nach der Wende). Da hatten wir dann wohl jeweils die perfekte Besegelung für diese Verhältnisse.

  

Sonntag, 22. August 2010

Der Morgen ist verhangen und trüb und relativ kalt. Alles nass an Deck und wir frühstücken im Salon. Im Laufe des Tages erkunden wir den Ort Leixoes, der übrigens Lessa ausgesprochen wird und stellen ganz erstaunt fest, dass es einen langen Sandstrand mit breiter Promenade gibt. Also ist Fußmarschprogramm angesagt.

Auf dem Rückweg lassen wir uns in einer Bar direkt am Strand in diesen saubequemen Fauteuills, die mit kleinen Kunststoffkügelchen gefüllt sind, und sich in allen Dimensionen demjenigen, der sich da hineinflegelt, anpassen, nieder und bestellen erstmal einen Liter Sangria, später dann noch einen zweiten. Währenddessen haben wir ein tolles Live-Unterhaltungsprogramm, bestehend einerseits aus Wellenreitern, die die Brecher runtersurfen (oder es zumindest versuchen), andererseits aus zwei Handvoll Beachvolleyballern, die ihr Handwerk verflixt gut verstehen und direkt vor unserer Nase ein Spiel nach dem anderen vorführen.

Zurück an Bord machen sich unsere Nachbarn, ein Pärchen aus Deutschland mit einer Bavaria auf Nordkurs (also entgegengesetzte Richtung), mit Rucksack und Rollwägelchen auf den Weg zum Supermarkt, der zwei Kilometer entfernt, und angeblich auch am Sonntag bis 2030 geöffnet haben soll. Wir überlegen kurz, ob wir dem Beispiel folgen, kommen aber zu dem Schluss, dass wir für heute genug gelatscht sind.

 

Samstag, 21. August 2010

Die 12 stündige Nebelfahrt von gestern haben wir also gut überstanden. Heute gibt es ein echtes Touri-Programm. Der Hafenort Leixoes wird zwar als nicht besonders attraktiv beschrieben, aber die nahegelegene 250.000 Einwohner-Stadt Porto ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Wir also Bustickets gekauft und in 45 Minuten waren wir downtown (die Marinalady hatte uns dringend abgeraten, die Fahrräder zu benutzen: "too far and too dangerous", weil man über die Autobahn hätte fahren müssen).

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Porto hat neben dem Portwein, der ja hierher kommt, sehr viel an barocker und auch sonstiger Architektur zu bieten. Mit dem sightseeing-Doppeldecker-open-air-Bus haben wir uns quasi die ganze Stadt erschlossen und sind anschließend noch in die Portwein-Ecke gepilgert, um das Croft Weingut zu besichtigen. Auch die bekannte Marke Sandeman ist hier beheimatet. Am Ufer des Flusses Douro haben wir uns dann auf der Sonnenterrasse eines In-Lokals zwei Pina Collada genehmigt (Christine hätte ja lieber Irish Coffee gehabt, aber den gab es nicht) und dem Treiben auf dem Fluss zugesehen. Es gab da so ein Motorboot mit ziemlich viel PS, das Gästefahrten, eigentlich nur mit sehr jungen Leuten, veranstaltete, jeweils so um die 8-10 Personen. Gefahren wurde das Ding ziemlich rasant mit scharfen Kurven und harten Stops. Das Finale bestand meistens darin, dass das Boot rasant abgestoppt wurde und alle Insassen – im besten Wochenend-Ausgeh-Dress – durch das dadurch erfolgte (Quasi-)Tauchmanöver, pitschnass wurden. Schön, dass wir dabei in der ersten Reihe saßen und  trocken blieben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ähnlich rasant dann auch unser Busfahrer heimwärts. Entweder total betrunken oder ehemaliger Ralleyfahrer. Der fuhr jedenfalls mit gefühlten 120 km/h (vielleicht waren es echte 80) durch die engsten Kopfsteinpflastergassen. Nichts für gebrechliche Leute.

Obwohl in Porto strahlender Sonnenschein herrschte und es auch richtig warm war, sahen wir bei der Abfahrt am Abend schon den Nebel von See aufziehen. Als wir in der Marina ankamen, war es mittlerweile stockdunkel, die Sicht nicht viel besser als gestern, ungemütlich kalt und an Deck wieder alles quatschnass. Hoffentlich klart das Wetter morgen auf.

 

Freitag, 20. August 2010

Eigentlich hatten wir ja schon um 6 Uhr aufstehen wollen, aber die Flaute lässt uns dann noch bis halb acht in der Koje, begleitet allerdings vom mahnenden Wiederholungswecken  des Handies im 9 Minuten-Abstand.  Um kurz vor 9 holen wir den Anker aus dem Sandgrund und machen uns bei schönstem Sonnenschein, aber gähnender Flaute, auf den Weg. Wir werden also wieder ordentlich Diesel verbrauchen. Unser heutiges Ziel heißt Viana do Castelo.

Bereits nach einer Viertelstunde stecken wir in dem Bodennebel, den wir schon vom Ankerplatz aus sehen konnten, und den wir ja auch schon von Camarinas her kennen. Dieser heute ist allerdings deutlich hartnäckiger. Nun fahren wir schon seit 5 Stunden mit Sichtweiten um die 100 Meter. Wir sind wirklich froh über unser Radar, denn rund um uns herum fahren Fischer ihre Zickzack-Kurse. Aus meiner Marinezeit kenne ich mich ja mit der Interpretation des Radarbildes ganz gut aus, bin aber überrascht, wie genau auf diesem Mini-Ding selbst kleinste Objekte angezeigt werden. Bei der total glatten See, die wir zur Zeit haben, lassen sich auf dem Radarbild sogar kleine Fischereifähnchen erkennen. Da wir diese regelmäßig in kleinstem Abstand passieren, schreit die Alarmfunktion des Radars ständig "piep piep - gefährliches Ziel". Wenn wir die Befestigungsleine so eines Zeichens einmal in den Propeller kriegen würden, wäre das u.U. tatsächlich gefährlich, in jedem Fall aber äußerst unangenehm

 

Um 15:30 setzt Nordwind ein, schwach zwar, aber wir können Schmetterling, d.h. Großsegel an Backbord, Vorsegel an Steuerbord, mit gut 4 Knoten segeln und machen die Maschine aus. Interessant erscheint uns, dass es trotz des Windes nebelig bleibt, auch wenn die Sichtweite sich jetzt auf 500 m verbessert hat. Allerdings nur ganz kurzfristig. Pünktlich zum Einlaufen ist die Sicht wieder fast null und der Wind hat auf 20 Knoten zugenommen. Wir versuchen, den Hafen anzulaufen und tasten uns ganz langsam an den Molenkopf heran. Dieser kommt und kommt nicht in Sicht, das ablaufende Wasser strömt uns ziemlich heftig entgegen. Christine steht am Ruder, ich sitze am Radar und versuche, mit Kursbefehlen an die Steuerfrau, unsere Gipsy in den Hafen zu lenken, was allerdings besonders schwierig deshalb ist, weil die Marina einige hundert Meter flussaufwärts liegt und ein paar Fahrwasserkrümmungen dazwischen. Dann endlich sehen wir den Molenkopf im Nebel auftauchen, aber das Risiko scheint uns zu groß, unter diesen Bedingungen in einen unbekannten Hafen einzulaufen, was der Reeds Almanach nicht einmal bei Nacht empfiehlt (und da sieht man wenigstens jede Menge Leuchtfeuer, die den Weg markieren). Nebel allein wäre ja ok, aber zusätzlich ordentlich Strom und Wind, nein, das riskieren wir lieber nicht.

Also, was nun? Da man an der offenen, ungeschützten Atlantikküste schlecht ankern kann, bleibt uns nur, weiterzufahren. Der nächste, allerdings sehr unattraktive und auch nicht einfach anzulaufende, Hafen ist Leixoes bei Porto. Wir befinden uns übrigens mittlerweile in Portugal und haben auch deren Gastlandflagge schon unter der Steuerbord-Saling gesetzt, auch wenn die ja jetzt niemand sehen kann. Der 4er Westwind verhilft uns jetzt wenigstens zu flotter Fahrt unter Segeln.

Der Abend wird dann noch ziemlich spannend und anspruchsvoll. Da wir also wegen dieser dicken Suppe nicht in unseren eigentlichen Zielhafen reingekommen sind, wollen wir auf jeden Fall noch im Hellen, also vor 22 Uhr Bordzeit, in Leixoes – ein Industriehafen mit angehängter Marina - ankommen, was bedeutet, dass der Motor wieder angeschmissen wird, weil wir mit dem norddrehenden und etwas schwächer werdenden Wind zu langsam wären. Wir hoffen auf Sichtbesserung, aber daraus wird nichts. Es sind 200 m Sicht, bestenfalls. Unter diesen Bedingungen nähern wir uns der Hafeneinfahrt. Sicherheitshalber informiere ich die port control, dass da ein kleiner Segler im Anmarsch ist. Die Antwort: "There's just a tug in the entrance, and a big ship coming in, so be careful". Das Dickschiff vernehmen wir deutlich an den Schallsignalen, ich sehe es auch im Radar, ziemlich dicht bei uns, aber in der Nebelsuppe nicht zu sehen. Wirkt alles etwas bedrohlich und schauerlich. Christine steht am Ruder, ich sitze wieder vorm Radar und GPS. Wir dürfen nicht zu langsam fahren, dann stürzt dieses depperte MaxSea (PC GPS Programm) wieder ab, was auch tatsächlich passiert. Also, Programm neu starten. Gottseidank muß der PC nicht komplett neu hochgefahren werden.  Der Schlepper taucht dann ganz plötzlich neben uns in der Hafeneinfahrt auf, wir sehen die Molenköpfe. Nun müssen wir noch eine halbe Meile den Hafen durchqueren, und sehen wieder nichts aus grau, grau, grau. Die Sicht ist nach wie vor schlecht und es wird immer dunkler. Vor uns taucht eine Kaimauer auf, links davon muß der Eingang zur Marina sein. Da ist er dann auch und wir sind ziemlich erleichtert, letztlich heil und unbeschadet die Nacht schlafend verbringen zu können. Die Alternative wäre gewesen, weiterzusegeln und die ganze Nacht vorm Radar zu hängen

Hier mal ein kleiner technischer Hinweis: Es gibt offenbar einige Besucher der homepage, die zwar regelmäßig in den Monatsbericht schauen, aber nicht in den Reiter "aktuelle Reiseroute". Auf dieser Seite stehen immer die aktuellsten news, denn die Texte werden i.d.R. täglich übermittelt und erscheinen dort, wenn man die blauen Positionspunkte anklickt, als erstes. Erst in weiterer Folge, nach zusätzlicher, manueller Bearbeitung, kommen die Texte, und später dann auch die Bilder, in die Monatsfolder. Alle diejenigen, die auch google earth auf dem PC haben, können sich das google maps Bild auch noch schöner in google earth anzeigen lassen, wenn sie auf den Knopf "Earth" klicken.

 

Donnerstag, 19. August 2010

Der Tag beginnt mit Flaute und so beschließen wir, noch einen Tag in dieser wunderschönen Bucht zu verbringen, und zwar ohne große Aktivitäten, sondern faulenzend und lesend in der Sonne, deren Strahlen im Windschatten der Sprayhood (erstens kam am späten Vormittag Wind auf, zweitens: vor Anker hat man hinter der Sprayhood so gut wie immer Windschatten) angenehm warm sind und deshalb reichlich Sonnencreme zum Einsatz kommt. Im Wind jedoch ist die Luft merklich kühler und unbekleidet kann einem schnell kalt werden.

Der Strand bevölkert sich erst am Nachmittag, und das auch deutlich schwächer, als vor einigen Tagen. Wir erklären uns das mit Wochenendbetrieb und dem Feiertag. Am deutlichsten zu spüren ist der "Besucherrückgang" bei den ankernden Booten. Hatten wir am Montag noch bis zu 60 Segel- und Motorboote gezählt, waren es heute zwischenzeitlich einmal 5, jetzt am Abend sind wir die einzigen hier vor Anker

 

Mittwoch, 18. August 2010

Dieser Morgen begrüßt uns mit Nieselregen, aber davon lassen wir uns die Laune nicht vermieseln und stapfen los zu einer Stadterkundung. Schöne Altstadt, interessante Geschäftsstrassen und bei vielen Artikeln extrem niedrige Preise, vor allem scheint das bei Schuhen, und generell auch bei Obst, der Fall zu sein. Weil wir diese Erfahrung schon gemacht hatten, fragen wir in einem kleinen Frucht- und Gemüsegeschäft erst gar nicht nach den Preisen, sondern kaufen von allem ein, was wir wollen. Dann erstaunt uns der Rechnungsbetrag doch etwas und als wir später auf dem Kassenzettel nachsehen, haben wir doch Kirschen zum Kilopreis von 15,98 gekauft (Euro, wohlgemerkt). Die schmecken allerdings auch entsprechend gut!

Eine neue Erfahrung machen wir mit Lokalen, in denen gratis Wifi, wie das WLAN hier vielfach genannt wird, angeboten wird. Man nimmt den Laptop mit, bestellt eine Tasse Kaffee und kann dann stundenlang - halt so lange, wie die Akkus reichen, oder ganz lang, wenn man einen Stromanschluss ergattert (Gott sei Dank haben die hier die gleichen Schukostecker wie wir!) - surfen. Als Value for money habe ich das heute Nachmittag (Christine war shoppen) empfunden, als ich zu meiner Cola Light für 1,80 auch noch eine Schale mit Oliven (aber bestimmt 20 Stück) und eine Untertasse mit Fleischsalat bekommen habe. Davon habe ich mich dann 2 Stunden lang ernährt.

 

Um 17:45 laufen wir wieder aus, zusammen mit einem Riesenkreuzfahrtschiff, und liegen um 1930 wieder vor unserem schon bekannten FKK-Strand Playa de Barra. Diesmal sind außer uns nur noch 2 Boote an diesem wohl 2 km langen, unbebauten Strand.

 

Dienstag, 17. August 2010

 

Nach dem Frühstück ankerauf und unter Motor die 6 Meilen bis Vigo. Zunächst wollten wir in die Marina im Stadtteil Bouzos, weil die mit WLAN ausgewiesen ist. Diese liegt allerdings unmittelbar beim Industriehafen und war wenig einladend, weshalb wir eine Meile weiter zur Marina Vigo gefahren sind. Dies ist die Heimat des Real Club Nautico und es gibt nur ein paar Gastliegeplätze, leider auch kein WLAN, aber der Supermarkt ist nur 15 Gehminuten entfernt. Auch die können ganz schön lang werden, wie wir auf dem Rückweg, voll beladen mit Rucksäcken und Plastiktüten, feststellen mussten.

 

Montag, 16. August 2010

Der Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein und Flaute und deshalb bleiben wir diesen Tag noch an diesem wunderschönen Strand. Von den gestern Nachmittag hier ankernden 60 Booten sind 20 über Nacht geblieben.

Am Vormittag mit dem Bootsmannsstuhl rauf in den Mast und 2 Paar Segelschoner aus Leder an die Nocken der Unter- und Oberwanten genäht. Nachmittags probieren wir erstmals, wie sich unsere Banane paddeln (zu zweit) und rudern (zunächst allein, dann zu zweit) lässt. Alles geht, aber fast perfekt ist das Rudern, wenn man allein drin sitzt. Das geht deutlich besser, als mit jedem Schlauchboot. Erfolgreich war auch der Versuch, aus dem Wasser ins Boot zu kommen, ohne das Ding umzuschmeißen bzw. voll Wasser laufen zu lassen. Ist allerdings nicht so einfach und ich möchte nicht garantieren, dass es jedes mal gelingt.

 

 

 

 

 

Besonderes Erlebnis an Land, auf dem Weg über einen kleinen, bewaldeten Berg zu einer benachbarten Bucht, die wir beim Herfahren gesehen hatten: Auf einem ziemlich steinigen und steilen Fußweg stand plötzlich ein Opel Meriva oder so was ähnliches quer vor uns und kam nicht mehr vor (weil es da steil berauf ging) noch zurück (weil es da, zwar nicht ganz so steil, aber immerhin, bergab ging). Das spanische Paar, die Tauchausrüstung im Auto hatten, sprachen keine Fremdsprache und waren wohl auch nicht so auf Hilfe erpicht. Auf unserem Rückweg, ca. eine dreiviertel Stunde später, mühten sich Mann und Frau, mittlerweile ziemlich verschwitzt und fix und fertig, immer noch ab. Nun haben wir dann doch mit Hand angelegt, aber weder schieben noch ziehen brachten Erfolg und schließlich haben wir uns dann weitergetrollt. Es waren immerhin hunderte von Spaniern (hier urlauben nämlich offenbar ausschließlich Einheimische) auf zwei Stränden in 20 Minuten Entfernung für potentielle Hilfe verfügbar. Wie man einen derart steilen Waldweg mit einem normalen, frontangetriebenen, PKW runterfahren kann, blieb uns allerdings ein Rätsel. Rausholen kann die da nur ein Traktor.

 

 

 

  

 

Sonntag, 15. August 2010

Geweckt wurden wir von der golden aufgehenden Sonne, die durch ein Seitenfenster in unser "Schlafzimmer" schien. An Deck dann eine etwas schmutzige Überraschung: Die Folgen der Grillfete an Bord eines Motorbootes, das gestern Abend, vielleicht 100 m entfernt von uns, in Luv geankert hatte, waren in Form von Ruß- und Aschepartikeln auf unserem Deck gelandet. Also fegen, schon vor dem Frühstück. Danach den Leerlauf des Außenborders höher eingestellt, weil der immer so schnell ausging, wenn man es gar nicht gebrauchen konnte. Da der Honda luftgekühlt ist, geht das sogar auf der Halterung an der Heckreling.

Ankerauf um 10, dann mit halbem Wind, Stärke 4, manchmal 5, Richtung Süden. Da der Nordostwind ablandig ist, haben wir wenig Welle und das Schiff läuft 7 Knoten bei sehr wenig Schaukelei, fast wie auf Schienen. Das ist ein Traum, zumal auch die Sonne aus vollem Halse lacht. Eine Stunde später frischt der Wind weiter auf, in Böen geht er auf Stärke 7. Die Gipsy liegt perfekt auf dem Ruder (Hydro) und einmal lesen wir am Log 9,5 Knoten ab. Das ist die bisherige Spitze! Besser kann das Segeln nicht sein. Es ist nicht zu heiß, nicht zu kalt und unser fahrbarer Untersatz schaukelt uns mit einer Affengeschwindigkeit zur nächsten Ankerbucht.

Diese heißt Playa de Barra und ist eine wunderschöne, ca 2 km durchmessende Bucht mit großem Sandstrand. Offenbar ein FKK-Gelände mit reichlich Badebetrieb. Hier ankern etwa 30 Boote dicht vorm Strand, überwiegend Spanier. Die bewaldeten Hügel halten den Wind ab und erstmals haben wir das Gefühl, dass es richtig südlich warm ist. In dieser Bucht könnten hunderte Boote ankern, weil die Wassertiefe auf ca. 4 Quadratkilometer durchgehend um die 10 Meter (bei NW) beträgt. Das ist beruhigend, denn man kann reichlich Ankerkette stecken, ohne Angst haben zu müssen, gleich auf einem Nachbarn draufzuhängen.

Weil es so schön warm ist und die anderen Nackedeis uns anstecken, entledigen wir uns auch unserer Klamotten und gehen baden. 19,2 Grad bei Niedrigwasser und 17,7 Grad Wassertemperatur etwas später (mittlerweile habe ich rausgefunden, welches unserer Instrumente bei welchem Knöpfchen die Wassertemperatur anzeigt) bei auflaufendem Wasser, sind allerdings saukalt und scheuchen uns ruckzuck wieder an Deck. Dann gibt es einen leckeren Kuchen, eine Fertigmischung von Milka, wohl nur in Spanien und Portugal erhältlich, die wir gestern eingekauft hatten, und die nur noch mit Milch - in unserem Fall mit Milchpulver und Wasser - angerührt werden muß und dann in der Microwelle bei 600 Watt 7 Minuten bruzzeln soll. Hat jedenfalls super funktioniert und noch besser geschmeckt.

 

  

Wenn morgen gutes Wetter ist, bleiben wir vielleicht noch einen Tag hier, Wasser haben wir noch genug und mit den Lebensmitteln kommen wir auch noch über die Runden. Ansonsten ist unser nächstes Ziel eine Marina in Vigo, wo es hoffentlich auch wieder einen Internet-Zugang gibt.

 

Samstag, 14. August 2010

Haben uns entschlossen, in dieser traumhaft schönen, großen, nach Westen zum Atlantik hin offenen, Bucht mit dem 6 km langen Sandstrand, noch einen Tag zu bleiben. Gegen Mittag haben wir dann auch unser Beiboot so weit startklar, dass wir trotz des starken Windes (ein kleines bisschen weniger als gestern) zum Strand fahren. Diesmal haben wir den 2,3 PS Honda Aussenborder bereits auf dem Schiff montiert und das komplett "bestückte" Bananaboot mit dem Spi-Toppnanten, quasi wie mit einem Ladekran, zu Wasser gelassen.

Auf dem Weg zum Strand gibt es reichlich Spritzwasser, das vor allem Christine im vorderen Teil des Bootes abbekommt. Es ist zwei Stunden vor Niedrigwasser und wir ziehen das Boot 30 Meter über den harten, noch feuchten Sand, den Strand hinauf. Dann 5 km den Strand nach rechts bis zum Ende und zurück. Jetzt am Wochenende sind ein paar mehr Leute da, als gestern, aber insgesamt wirkt der mehrere hundert Meter breite Strand immer noch sehr menschenleer.

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg an unserer Banane vorbei und noch mal - 30 Minuten weiter - in den Ort geschaut. Nettes, kleines Dorf mit einigen recht hübschen Häuschen neueren Datums. Im Ort gibt es auch einen Supermarkt wo wir ein paar frische Sachen einkaufen und mitnehmen.

Zurück an Bord genehmigen wir uns ein italienisches Buffett mit Schinken, Käse, getrockneten und frischen Tomaten, Paprika, Oliven, frischem Baguette und Rotwein. Vor diesem Abendessen beobachten wir eine spanische Segelyacht bei ihren wiederholten Ankerversuchen. Anfangs stellen wir nur fest, dass sie immer an einem anderen Platz liegen, bis klar wird, dass deren Anker nicht trägt. Beim nächsten Ankerauf schaue ich mir das ganze genauer durch das Fernglas an und sehe, als der Anker aus dem Wasser kommt, dass daran ein Teil zerbrochen oder durchgerostet sein muß. Jedenfalls zeigen die Pflugen des Plattenankers nicht 45 Grad nach oben (Winkel zwischen Schaft und Platten), sondern etwa 45 Grad nach unten. Der Skipper schaut sich seinen Anker aber nicht an, sondern startet einen neuen Versuch mit dem logischen Ergebnis, dass der Anker wieder nicht trägt, und das Boot erneut abgetrieben wird. Leider ist die Entfernung zu groß, als dass wir hätten hinüberrufen können und unser Beiboot ist schon wieder an Deck. Die paar Surfer, die vorher noch dicht an uns vorbeigerauscht sind, halten jetzt größeren Abstand, so dass wir auch die nicht als "reitenden Boten" einspannen können. Beim nächsten Versuch bemerkt dann die Crew den Schaden und verlässt unter Maschine diesen phantastischen, reinsandigen Ankerplatz, wohl mit Ziel nächster Hafen. Wir fragen uns, wann wir wieder so einen perfekt sauberen, von Tourismus unberührten, langen und breiten Strand zu Gesicht bekommen.

 

Freitag, 13. August 2010

Heute nehmen wir uns nur eine kleine Etappe vor und insbesondere die Capitana hofft, einmal einen ruhigen Ankerplatz vor einem schönen Strand zum Baden zu erwischen. Beim Ankeraufgehen besteht unser aktuelles handicap (wie sollte ein Freitag, der dreizehnte, auch anders beginnen?) darin, dass eine dicke, schon mit Algen bewachsene, Leine am Anker hängt. Die Länge lässt sich nicht feststellen, auch nicht, ob am anderen Ende noch ein Anker oder ein Mooringblock dranhängt. Jedenfalls hat unsere Ankerwisch ganz schön zu schaffen, das Ding mit nach oben zu befördern. Knapp unter der Klüse lässt sich dieser Wust (der gordische Knoten lässt grüßen) dann aber mit etwas Turnerei, insgesamt aber mit relativ wenig Aufwand, vom Anker entfernen.

 

 

Um 13 Uhr liegen wir tatsächlich vor einem wunderschönen, menschenleeren, langen Sandstrand. Außer uns ist kein anderes Boot hier vor Anker und die Dächer der Häuser des kleinen Ortes Corrubedo, etwa 20 Seemeilen südsüdwestlich von Kap Finisterre, leuchten rot in der Mittagssonne. Mit der polarisierten Sonnenbrille wirkt der Kontrast der Ortschaft zu dem azurblauen Himmel mit den Schönwetterwolken, nochmal doppelt so schön. Mit Baden ist aber wohl wieder nix, denn es pfeift mit bis zu 60 km/h und die Lufttemperatur ist nach wie vor wohl kaum über 20 Grad. Sonnenbaden im Windschutz hinter der Sprayhood geht aber sehr wohl. Christine macht mal einen kurzen Badeversuch hinterm Schiff, ist aber sehr schnell wieder aus dem Wasser. Ihr Kommentar: "Huuch, ist das kalt, gefühlte 17 Grad". Ronald ist nachmittags damit beschäftigt, diverse rutschfeste Matten in den Vorrats-Schapps zu installieren, damit beim Schlingern nicht alles so schnell hin und her schlägt und furchtbaren Lärm verursacht. Ein Ausflug an Land ist uns mit dem Bananaboot bei Windstärke 7 in den Böen zu risky. Unser Solar- und Windkraftwerk produziert Strom ohne Ende.

 

Donnerstag, 12. August 2010

Die Nacht war insofern etwas ungemütlich, als der leichte Schwell, der vor unserem Anker-Strand stand, das Schiff in ständige, wenn auch gemächliche, Schlingerbewegungen versetzte, die das Schlafen letztlich etwas erschwerten. Am Abend hatten wir uns aus Franks Filmkiste (die "Kiste" ist eine 500 GB Festplatte mit ein paar hundert Filmen drauf, die Frank uns kopiert hatte) den "Aviator reingezogen", ohne vorher zu checken, wie lang der ist. 50% der Besatzung sind jedenfalls zwischenzeitlich mal eingenickt.

Am morgen nach dem Frühstück ein paar Pflegearbeiten am Edelstahl, sprich mit Süsswasser abwaschen und dann polieren. Es gibt schon wieder einigen Flugrost auf den A2-Teilen, u.a. auch am Ankerbeschlag. Dieser brachte beim Ankeraufgehen eine neue Herausforderung, die wir bei der Konstruktion in Emden wohl nur unzureichend bedacht hatten: Wenn die Kette nicht von recht voraus - plus minus ein paar Grad - einläuft, springt sie aus der Rolle und gleich auch über den Beschlag hinaus. In dieser Situation lässt sich die Kette nicht mehr einholen. Sie muss von Hand wieder auf die Rolle gelegt werden. Das kann keine Dauerlösung sein und die kleinen grauen Zellen haben wieder zu tun, um eine Lösung zu ersinnen, die wir möglichst selbst umsetzen können (notfalls brauchen wir einen Edelstahlschlosser oder zumindest eine Drehbank). Was mir noch mehr aufstößt, ist die Tatsache, dass ich Feuchtigkeit unter dem Wassersammler festgestellt habe. Nicht viel, aber immerhin. Das Problem hatten wir ja schon einmal (wer interessiert ist, kann sich die Bilder dazu unter "Arbeiten 2009" ansehen) und ich hoffe bei Gott, dass das Ding nicht schon wieder durchkorrodiert ist.

Nun segeln wir jedenfalls bei schönstem Wetter und Wind 5 im Nacken mit 7,5 Knoten Richtung Süden. Kap Finisterre liegt 5 Meilen backbord voraus.

 

 

Um 15:25 Bordzeit haben wir Kap Finisterre querab (falls sich jemand über Zeitunterschiede zu den google maps Positionen wundert: Die Eintragungen dort sind in UTC = universal time coordinated = Greenwich Zeit = Weltzeit, hier an Bord haben wir seit unserem Start immer die mitteleuropäische Sommerzeit, die ist der UTC um 2h voraus. Auch in England haben wir unsere Borduhren nicht umgestellt, obwohl die dort im Sommer UTC+1h haben). Anders als die landläufige Meinung, ist Kap Finisterre nicht der westlichste Festlandspunkt Europas; dieses Prädikat gebührt dem Cabo da Roca, nordwestlich von Lissabon. Kap Finisterre wird uns deshalb in Erinnerung bleiben, weil wir beide im selben Moment den Eindruck hatten, dass die Luft schlagartig um mindestens 3 Grad Celsius wärmer geworden ist.

18:30 Uhr: Heute war wohl der schönste Segeltag unseres bisherigen Törns. Mit raumem Wind, nur die Genua gesetzt, bei wolkenlosem Himmel und Geschwindigkeiten bis zu 8,5 kn. Nach etwa einstündiger Suche finden wir am Abend auch einen geeigneten Ankerplatz zwischen anderen Yachten, der halbwegs vor dem sehr böigen, mit bis zu 32 Knoten blasendem Wind, geschützt  und zumindest schwellfrei ist. Gerade, als wir diskutieren, ob wir heute Nacht Ankerwache gehen sollen, hat sich der Wind ausgepustet und schläft ein. Beim Abendessen an Deck hätte es uns fast die Weingläser vom Tisch geblasen.

 

Mittwoch, 11. August 2010

Auslaufen Coruna um 0740. Wind 1 aus WSW, d.h. wir müssen motoren. Damit hatten wir zwar gerechnet, aber gehofft, dass bei der nach zwei Stunden erforderlichen Kursänderung auf Südwest, der Wind, wie angekündigt, auf Nordwest drehen, und damit segelbar sein würde. Für die nächsten Tage ist jeweils Wind aus nördlichen Richtungen geforecasted und damit werden wir uns dann wohl mehr oder weniger segelnd langsam nach Süden hangeln können.

Bei dem zeitweise spiegelglatten Wasser lassen sich Tiere besoners gut entdecken. Heute morgen sind wir einige Minuten durch ein Feld voller kleiner Krebse gefahren, bestimmt einige -zig pro Kubikmeter Wasser. Aufmerksam wurden wir darauf, weil sie sozusagen den "Spiegel" von unten mit schnellen, krabbelnden Bewegungen durchstießen und die Oberfläche aussah, als würde jemand Händeweise Reiskörner in die See schmeißen. Wenn wir ein Netz oder einen Kescher dabei gehabt hätten (das muß auf die Einkaufsliste), wäre ein eiweißhaltiges Mittagessen ruckzuck gefischt gewesen. Statt dessen gab es dann Putenwürstchen aus der Dose mit viel Senf und Kren (beides noch Restbestände aus Österreich; besonders den Kremser Senf werde ich sehr vermissen). Später dann eine kleine Gruppe von Delfinen, die sehr dicht beim Boot unseren Kurs von Steuerbord nach Backbord kreuzte. Da wir nicht abergläubisch sind, und es sich ja schließlich auch nicht um schwarze Katzen handelte, hat uns das jedenfalls nichts ausgemacht. Kurze Zeit darauf ein kleiner Hai, vielleicht 50 cm lang, an der Wasseroberfläche, ganz deutlich zu sehen.

 

 

 

Um 17 Uhr fällt unser neuer 25 kg Rocna Anker erstmalig zu dem Zweck ins Wasser, für den er vorgesehen ist (testweise ist er in Emden im Hafen nämlich auch schon nass geworden). Wir ankern auf 8 m Wasser bei halber Tide, d.h. unser Echolot wird über die nächsten 12 Stunden zwischen 6 und 10 Meter Tiefe anzeigen) vor einem kleinen Sandstand mit Campingplatz. Das Wasser ist leider nicht sehr klar, die Ankerkette, die wegen des geringen Windes fast senkrecht nach unten zeigt, ist nach ca 3 m schon nicht mehr sichtbar. Auch schwimmt das eine oder andere an Meeresgewächs herum, so dass die Begeisterung zum Baden - zumindest im Augenblick - nicht besonders groß ist. 

Kurz vor der Einfahrt in die geräumige, aber sehr geschützte Bucht von Camarinas, wurden wir von Seerauch überrascht, der zur Folge hatte, dass die Sichtweite auf 2 Kabellängen zurückging und wir uns bei der Navigation ausschließlich auf GPS, Radar (um andere Schiffe zu erkennen) und Echolot verlassen mussten. Phasenweise begann dieser Seenebel erst in einigen Metern Höhe, so dass man z.B. die Brandung an den Felsen sehen konnte, die darüber befindlichen Klippen und Berge aber nicht. Auch von anderen Seglern, die dadurch wie Gespensterschiffe wirkten, sah man zeitweilig nur den Rumpf, die Segel aber nicht mehr.

 

Montag/Dienstag, 9./10. August 2010

 

La Coruna ist eine sehr beeindruckende Stadt im positivsten Sinne. Sehr nette Menschen, interessante Architektur in vielerlei Hinsicht (bekannt ist Coruna für die großen Glasfronten, die anders, als bei Hochhäusern sonst wo auf der Welt, unterbrochen sind durch Fenstersprossen), tolle Gastronomie, perfekt aufgeräumte Supermärkte, die längste Uferpromenade Europas mit 13 km (die wir mit unseren Klapprädern entlangeradelt sind), viel öffentliche Aktivitäten und einen zwei Kilometer langen, perfekt gepflegten, sauberen Sandstrand, quasi mitten in der Stadt. Dort baden fast ausschließlich Einheimische, z.B. in der Mittagspause. Alles in allem ein Platz zum Wohlfühlen. Wie wohl sonst auch in Spanien, ist es sehr ruhig um die Mittagszeit, am Abend pulsiert das Leben in den Straßen und auf den Plazas.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Marina bietet auch alles, was man so braucht. Interessanterweise liegt 30 Meter von unserem Liegeplatz entfernt das Schiff von Elmar, das schon in Emden einmal unser Nachbar war. Leider werden wir Elmar wohl nicht mehr sehen, da er erst in einigen Wochen wieder hier aufkreuzt. Auch mit dem österreichischen Einhandsegler Helmut, der wie wir gerade die Biscaya überquert hat, haben wir eine kurze Bekanntschaft geschlossen.

 

Weil der Wind heute nachgelassen hat und auch für morgen ein laues Lüftchen angesagt ist, bevor es hier oben an der NW-Ecke Spaniens wieder zu kacheln beginnt, haben wir uns entschlossen, schon morgen weiterzusegeln und dann hoffentlich einige Tage lang einmal unseren Anker zum Einsatz zu bringen. Wir werden hoffentlich ein paar schöne Buchten finden.

  

 

Nun melde ich mich als "Capitana" auch einmal zu Wort. Es interessiert vielleicht den/die eine(n) oder andere(n), wie es sich so anfühlt auf Langfahrt. Zunächst möchte ich mich aber bei allen bedanken, die uns mit so netten Wünschen begleiten.

Es freut uns sehr, zu wissen, dass ihr in Gedanken bei uns seid. Da ich nicht alle Kontakte immer persönlich beantworten kann, hoffe ich doch, dass wir uns auf diesem Weg Infos zusenden können.

 

Nachdem wir nun die Biskaya hinter uns haben, berichte ich  nun einmal  von meinem Alltag als Bordfrau. Die Tage auf See sind für mich immer noch ziemlich anstrengend, da ich während des Segelns noch keinen anderen Tätigkeiten nachgehen kann, weil die Seekrankheit, unter der ich schon lange "leide", mich auch hier begleitet. Mit der regelmäßen Einnahme der Pericephal Tabletten komme ich jedoch ohne größere Übelkeit über die Runden.

 

Die Aktivitäten in den Marinas unterscheiden sich sehr von denen auf See, u.a. auch, weil ich auf See z.B. noch nicht in der Lage bin, ein Buch zu lesen oder Eintragungen in mein Tagebuch zu schreiben. Diese Dinge hole ich dann nach, wenn wir an Land sind. Oder auch nicht…

 

Wenn es an Bord auf See sehr ungemütlich ist, bereitet meist Ronald das Essen zu. Wenn es ruhiger wird, kann ich auch schon mal etwas herrichten. Die ersten zwei Tage auf der Biskaya waren ein Traum. Sonne, 3er Wind und volles Segelzeug draußen.

 

Bei meinen Wachen höre ich dann entweder Musik, lerne Spanisch vom iPod, oder genieße es einfach nur, auf dem Meer zu sein. Einige Gymnastikübungen werden auch noch gemacht. Es gibt viel zu sehen, auch wenn rundum kein Land mehr in Sicht ist. Die Eintragungen ins Logbuch mache ich immer sehr schnell, so dass ich nicht zu lange unter Deck bleiben muss.

 

Körperpflege auf See geht meist ruck zuck – so was nennt  man wohl auch Kurzwäsche – damit komme ich ganz gut klar, aber wenn es um den Schlaf geht, da ist mit mir nicht mehr so gut zu sprechen.  Meine Mutter hat schon immer gesagt, "wenn das Kind zu wenig Schlaf bekommt, ist sie unerträglich". Das bekommt Ronald, mein Capitano, schon das eine oder andere Mal in Form von schlechter Laune zu spüren.

 

Die Wachen, die wir in 3 stündlichem Rhythmus abwechselnd absolvieren, sind doch ziemlich anstrengend. Obwohl die Nächte  überwiegend schön, teilweise sogar wunderschön, habe ich zuwenig Schlaf bekommen. Das Schiff  ist für mich so etwas wie eine Gebärmutter, weil es von soviel Wasser umgeben ist und es blubbert die ganze Zeit. Manchmal stelle ich mir auch vor, wie wenig Hülle zwischen mir und dem Ozean ist. Tatsächlich sind das ja auch nur 10mm Bordwand. Ich liege aber natürlich keine 9 Monate in Folge in der "Gebärmutter", sondern ziehe es vor, immer wieder einen Abstecher in die eine oder andere Stadt oder an den Strand zu machen.

 

An Land erledigen  wir die Dinge  die man auch zu Hause macht, die sich hier aber etwas anders gestalten. Waschen in der Marina oder im Waschsalon, einkaufen, am Schiff diverse Kleinigkeiten umräumen, immer mit dem Hintergedanken, dass es auch bei der nächsten Überfahrt nicht durch die Gegend fliegt und möglichst ganz bleibt.

Zur Zeit genießen wir die Stadt La Coruna und deren Plazas, auf denen sich die Menschen jeden Alters tummeln. Die Sprache, die mir meine Schwester Irmgard, mit einer unglaublichen Geduld versucht hat beizubringen, beginne ich zu genießen. Ich brauche leider immer einen Aufenthalt in dem Land, in dem die Sprache gesprochen wird, um ausreichend motiviert zu sein, diese auch zu erlernen (Verzeihung liebes Schwesterherz) Hätte ich doch….

 

Es bleibt viel Zeit zum nachdenken bei den Überfahrten. Dabei kreisen meine Gedanken  oft um Familie und Freunde. Es fehlen mir natürlich auch die "Frauengespräche" die man nur mit Freundinnen führt. Ich glaube, die Mädels wissen genau, wovon ich spreche.

 

Auch wir als Paar machen wieder neuen Erfahrungen miteinander. Es gibt neue Reibungspunkte, alte fallen weg, aber wir kriegen dies - wie ich meine - ganz gut hin.

 

Bis bald, Christine

 

 

 

Sonntag, 8. August 2010

 

 

Die Nacht hindurch bläst der Wind mit 15 bis 20 Knoten, teilweise auch mehr. Wir laufen um die 6 bis 7 Knoten, in den Spitzen 8 Knoten und schneller. Unsere Windfahne steuert einen ziemlich exakt achterlichen Kurs. Wir sind begeistert, wie gut das auf dem Vorwindkurs klappt. In der Wache vor Mitternacht, in sämtlichen Schapps alles, was "auf dem Geige-Kurs" klappert, "schalllos" gemacht, indem weiches Kunststoffmaterial dazwischengekeilt wird  Dazu eignet sich hervorragend dieses neumodische "Styropor" (ich weiß nicht, wie das wirklich heißt, denn Styropor ist es ja nicht), was heute vielfach für die Verpackung von Elektronikgeräten verwendet wird und eigens für diesen Zweck mitgenommen wurde.

 

 

 

In der Wache nach Mitternacht kündigt sich die Nähe des spanischen Festlandes durch einen ganz schwachen Lichtschein am Horizont an. Das Land ist immerhin noch 80 km entfernt. Kurze Zeit später erkennt man auch schon den schweifenden Blink des Leuchtfeuers Pta Estaca de Bares, immerhin 99 Meter über dem Meeresspiegel. Das eigentliche Licht wird man erst in einem Abstand von ca 22 Meilen sehen. In weiterer Folge erscheint dann eine ganze Batterie von Leuchtfeuern.

 

Der Wind nimmt zu, mittlerweile sind es sechs Windstärken. Ich mache mir Gedanken, wie ich den Spibaum wieder aus der Genuaschot herausbekomme, denn über kurz oder lang werden wir reffen müssen. Beim Setzen hatte ich den Fehler gemacht, den Baumbeschlag in den Palstek der Schot einzuklinken und die Frage ist: kriege ich das Ding da wieder raus, wenn alles so extrem unter Spannung steht. Es stehen immer noch die vollen 54 Quadratmeter der Genua und auf der Schot ist ordentlich "Zing" drauf. Aber im Dunkeln aufs Vorschiff ist vielleicht nicht so ideal. Also warten, bis es hell ist. Um sieben Uhr muß es dann sein, nicht nur, weil es zu reffen galt, sondern vor allem, weil wir halsen mussten um unseren Kurs nach La Coruna halten zu können. Der Wind erreicht mittlerweile 7 Beaufort, das Messgerät zeigt 30 Knoten. Also: Ölzeug an, Sicherheitsgurt eingepickt, und los. Das Schiff bewegt sich in alle Richtungen, fast so, wie diese Rodeokühe auf den Jahrmärkten, die ihre Reiter mit Vorliebe nach ein paar Sekunden abwerfen. Vorher hatten wir die Genua so klein wie möglich gerefft. Ist schon ein wenig wie Rodeoreiten, aber letztlich ging es mit vereinten Kräften dann doch ganz gut.

 

Nach der Halse lassen wir den Fetzen Fock, der da noch nicht aufgedreht ist, stehen, es sind vielleicht noch 4 oder 5 Quadratmeter. Trotzdem läuft der Kahn noch 6 Knoten. Wohlgemerkt, nur mit diesem bisschen Tuch, denn das Groß ist ja längst eingerollt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Wind nimmt weiter zu, es scheint so, dass wir hier auf der Biscaya eine echte Feuertaufe absolvieren sollen. Wahrer Wind in Spitzen bis 40 Knoten, also fast 80 km/h. Die Beschreibung von Windstärke sieben lautet so: "See türmt sich. Der beim Brechen entstehende Schaum beginnt sich in Streifen in Windrichtung zu legen." Genauso sieht das da draußen aus. Von Dünung ist jetzt nichts mehr zu spüren, es gibt nur noch Windsee. Einzelne Wellen 4m hoch. Mein lieber Scholli. So hatten wir uns das eigentlich nicht gedacht, denn der Wetterbericht hatte zwar für das Kap mehr Wind, aber denn doch nicht ganz so viel angesagt. Eine 4 Meter Welle. Das heißt, wenn du im Cockpit sitzt, ist der Wellenkamm 2,5 Meter über Dir. Für's erste ganz imposant.

 

Um 1445 haben wir die Leinen in der Marina Coruna an Land. Sehr schöne neue Marina bei der alten Festung. Die riesige Schwimmsteganlage – hier gibt es ca 3,5 m Tidenhub – ist schätzungsweise nur zu 25 % belegt. Die Wirtschaftskrise schlägt zu, so jedenfalls verstehe ich den Marinabediensteten.

 

Für die Überfahrt haben wir exakt 3 Tage und 367 Meilen und 75 Liter Wasser gebraucht. Was letzteres betrifft, werden wir uns für die wirklich langen Törns noch etwas einschränken müssen, um mit unseren 550 Litern über die Runden zu kommen. Sollte aber kein Problem sein, denn diesmal haben wir wirklich nicht gespart. Süsswasser kriegt dann auch das Deck in reichlicher Menge. Das Salz muss vor allem von den Edelstahlteilen runter. Denn – auch Edelstahl rostet unter harten Bedingungen – insbesondere dann, wenn A2 und nicht A4 verbaut wurde. Dieser Unterschied wird an unserem Geräteträger deutlich, an dem teilweise leider nur A2 verwendet wurde.

 

Am Abend dann Stadterkundung per Fahrrad. Die Altstadt hat ein tolles flair und will in den nächsten Tagen weiter erkundet werden. Die Marina haben wir erstmal für 4 Tage gebucht.

 

 

 

Samstag, 7. August 2010

 

Der glutrote Sonnenaufgang um 0716 war ein Ebenbild des -untergangs. Wunderschön – nur sozusagen eben rückwärts. Haben in der Früh einen Segelversuch nach 4 Stunden wegen akuten Windmangels wieder abgebrochen und unser Volvo muß malochen. Durch die auslaufende Dünung, die interessanterweise wieder etwas stärker geworden zu sein scheint, schwankt das Schiff hin und her und die Segel schlagen, was keine angenehme Musik ist. Zum Frühstück um 10 Uhr war der Himmel noch azurblau, 1 Stunde später ist er komplett bewölkt; also kann die kurze Hose wieder gegen die lange getauscht werden. Die Wolken werden dann bald hoffentlich mal etwas Wind bringen.

 

In der Tat. Erst kommt Regen, dann der Nord-Wind. Ein Vierer, gottseidank! Mit viel weniger hätten wir auf dem Raumschotskurs bei mittlerweile wieder 2m Dünung nicht viel anfangen können. Um 15 Uhr können wir die Segel setzen. Das Schiff liegt ruhiger und wir sind sogar schneller, als unter Maschine.

 

Nun haben wir eine schöne 4er Backstagsbrise, Genua und volles Groß gesetzt, aber die Hydrovane eiert hin und her, will heißen, steuert das Schiff mehr oder weniger genau plus minus25 Grad vom gewollten Kurs, was bei fast achterlichem Wind bedeutet, dass insbesondere das Vorsegel in hoher Frequenz einfällt und mit einem lauten Knall dann plötzlich wieder steht, wenn es Wind kriegt (die Gefahr, dass der Großbaum überschlägt, ist dadurch gebannt, dass ein Bullenstander das Ding in Lee festhält). Also: das muß optimiert werden, zumal ich das Gefühl habe, dass diese Bedingungen jetzt in etwa auch die Passatlage sein wird hinsichtlich Windstärke, -richtung und Dünung. Also: Groß reffen auf ein Drittel. Das ist schon deutlich besser. Die Genua bekommt mehr Dampf ab und die Hydro tut sich auch viel leichter. Die Speed geht nur unwesentlich zurück.

 

Wenn man draußen an Deck ist, hört man nur noch das Rauschen des Windes, das leise Sausen des Windgenerators und das Gurgeln und Gluckern des Wassers am Rumpf. Im Vergleich zu drinnen ist das so etwas wie eine erhabene Ruhe, denn im Schiff klappert in den Schränken doch so einiges hin und her und auch das gelegentliche Schlagen der Schoten wird durch den Resonanzkörper des Rumpfes deutlich verstärkt. Die Dünung hat mittlerweile 3 Meter, d.h. auf den Cockpitbänken stehend, die Hände an der Sprayhoodreling, kann man in einem Wellental den Horizont nicht mehr sehen. Es ist ein majestätisches Gefühl, wenn uns so ein Wellenberg anhebt und wir plötzlich auf einem schwimmenden Aussichtsturm thronen.

 

Am Abend nimmt der Wind auf 5 zu. Die Besegelung haben wir nochmals optimiert, indem wir den Spinnakerbaum in die Genua gesteckt und das Groß ganz eingerollt haben. Die Werkelei mit dem 4,70 m langen Spargel auf dem wackeligen Vorschiff muß noch verbessert werden. Beim nächsten mal müssen wir den Spi-Baum Topnanten und auch einen Niederholer anschlagen. Auch die Schot muß mit einem Barberholer abgefangen werden, damit sie nicht die Reling verbiegt.

 

 

Freitag, 6. August 2010

Bei Wachwechsel um 0300 Uhr ist die Sicht so klar, dass man den Widerschein der Arbeitslichter  trawlender Fischerboote bereits leuchten sieht, wenn diese sich noch hinter dem Horizont befinden. Bei einer angenommenen Höhe der Arbeitslichter von 9 Metern müssen diese Schleppnetzfischer also mindestens 9 Seemeilen  entfernt sein (Wurzel Lichterhöhe plus Wurzel Augeshöhe mal 2,075). Wir wundern uns, wie viel Verkehr doch auf der Biscaya ist. So weit draußen, wir sind mittlerweile 55 Meilen von der nächsten Küste entfernt, hatten wir das gar nicht erwartet. Aber dieTrawler hier sind auch deutlich größer als die Krabbenfischer an der deutschen Nordseeküste.

 

Die sternenklare Nacht bietet bisher auch zumindest eine Sternschnuppe. Da sie sich nicht angekündigt hatte, wusste ich so schnell gar nicht, was ich mir wünschen soll. Für's erste würde es mir vollkommen reichen, wenn dieser Wind bis Cap Finisterre so bleiben würde, wie er ist, auch wenn er inzwischen auf West rückgedreht hat und wir unseren Kurs, hoch am Wind segelnd,  um ca 5 Grad nicht anliegen können. Aber die 12 Knoten Wind bescheren uns zur Zeit 5 bis 6 Knoten Fahrt, und darüber kann man sich ja freuen.

 

Noch zeigt unser Echolot eine Wassertiefe von 164 Metern an. Bin gespannt, wann sich diese Anzeige in den "Tillt"-Modus verabschieden wird, denn innerhalb der nächsten 25 Meilen sinkt die Wassertiefe auf 4000 Meter derart große Distanzen wird unser Schallmessgerät nicht leisten können.

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In den letzten  5 Stunden haben wir keine weiteren Fahrzeuge entdecken können, bis auf die Schweizer Dehler 39, die uns steuerbord querab immer noch begleitet. Während der Nacht hat sich der Abstand allerdings so weit erhöht, dass nur noch die von der Sonne beleuchteten Segel, aber nicht mehr der Rumpf, mittlerweile schon durch die Erdkrümmung verdeckt, zu sehen sind.

 

Die Capitana hat in ihrer Wache eine große Anzahl Delfine gesehen. Das ist der Vorteil, wenn man überwiegend an Deck ist und nicht wie der Skipper, überwiegend unter Deck, jedenfalls während der Nachtwachen. Ein großer Vorteil unserer Deckssalonyacht ist nämlich,dass man auch aus dem Salon – egal, ob von der Navi-Ecke (Laptop) oder aus der Küche – ohne großes Halsverrenken einen guten Rundumblick nehmen kann. Und steuern tut sich unser Schiffchen schließlich selbst. Nur hin und wieder bedarf die Windsteuerung einer kleinen Korrektur.

 

Wo wir gerade bei der Capitana waren. Besonders erfreulich für uns ist, dass sich Christine offenbar jetzt doch ganz gut an den Seegang gewöhnt und ihr auch unter Deck nicht gleich mulmig wird. Wir hoffen, dass sich das noch weiter verbessert, je länger wir auf See sind.

 

Bisher kommen wir auf der Biscaya gut voran. In den letzten 24 Stunden haben wir 130 Seemeilen zurückgelegt.

 

Am späten Nachmittag hat der Wind voll auf SW gedreht und ist auf 2 Beaufort zurückgegangen (genau wie vorhergesagt). Auch die Dünung hat nachgelassen, die Sonne scheint vom Himmel und jetzt ist es fast wie Sonntagsnachmittagskaffeesegeln auf einem Binnensee. Allerdings ist auch die Speed auf 3,5 kn zurückgegangen und der aktuelle Kurs zeigt in eine andere Richtung, als wir eigentlich wollen. Vertrauen wir weiter auf den Wetterbericht, dann wird uns der rechtdrehende Wind ganz ohne Wende ans Ziel führen.

 

Dieses Badehosenwetter nutzen wir dazu, geeignete locations für sportliche Übungen zu entdecken und auch gleich auszuprobieren. Das Kajütdach eignet sich für Liegestützen und situps, der Niedergang für Klimmzüge, wofür der Bootshaken quer vor das geöffnete Schiebeluk gelegt werden muß. Anschließend zum Gipsy IIII Bord-Coiffeur. Einmal 4mm Runderneuerung, bitte! Dann probieren wir die Dusche an Deck aus. Alles fein.

 

Unsere Energiemaschine "Solar und Wind" beschert uns bei diesem Wetter ordentlich Strom, so dass wir das Wasserkochen für Kaffee, Tee und Abwasch elektrisch erledigen, was doch etwas einfacher ist. Ausserdem steht diese Energie gratis zur Verfügung und muß nicht an Bord geschleppt (Gasflaschen) und bezahlt werden.

 

Auch in der Flautenvorhersage hatte der forecast leider recht. 2 Stunden vor Sonnenuntergang ist der Wind auf Stärke 1 runter. Mit 2 bis 3 Knoten Wind fährt das Schiff nicht mal mehr einen Knoten. Aber die friedliche Stimmung mit Motorengedröhn töten? Nein. Allerdings schlägt auch die lange Metallstange, die das Großsegel aufrollt, bei jeder stärkeren Bewegung – verursacht durch den nur noch geringen Schwell – mit ziemlichem Getöse von innen an die Mastwandung. Also das Großsegel einen halben Meter einrollen. Jetzt ist es besser. Mittlerweile liegen 160 Meilen Biscaya hinter uns, 200 bleiben noch. Kurz vor Mitternacht sind Wind und Fahrt auf Null und der Skipper ist vom Schlagen der Segel so genervt, dass nun doch die Raddaddel angeschmissen wird.

 

 

Donnerstag, 5. August 2010

 Am Morgen stehen diverse Aktivitäten auf dem Programm: Müll wegbringen, aktuelle Wetterberichte besorgen (aus der Marina, via Sailmail und durch Quatschen mit Stegnachbarn (hier gibt es nämlich einige, die auch quer über die Biscaya wollen, die meisten allerdings mit größerer Crew)), Wasser auffüllen und schließlich Diesel tanken. Um 1300 legen wir ab und sehen unserer ersten großen Challenge entgegen. Im besten Fall schaffen wir es in 3 Tagen, wahrscheinlicher sind 4 oder sogar 5 Tage.

 

 

 

 

Die glutrote Sonne verschwindet langsam hinter einer tiefstehenden Wolkenbank am Horizont, exakt um 21 Uhr 46 in Peilung 296, also im Nordwesten. Cirka eine halbe Meile in Luv von uns, direkt vor der untergehenden Sonne, segelt eine Dehler 39 mit Schweizer Crew. Die Truppe hatten wir beim Tanken in Brest getroffen und erfahren, dass sie auch nach La Coruna wollten. Wird interessant sein, zu sehen, ob wie sie bei Sonennaufgang auch noch in der Nähe haben. 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Bavaria 42 unter norwegischer Flagge, deren Besatzung wir am Vorabend  im Marinaoffice beim Wetterberichtabholen getroffen hatten und die gleichzeitig mit uns ausgelaufen ist, hat uns mittlerweile ziemlich abgehängt und ist auf dem Radar in 3,5 Meilen Abstand gerade noch als kleiner Blip zu erkennen. Da ist eine Männercrew an Bord. Nehmen wir mal an, die haben einen Blister gesetzt und sind deshalb schneller als wir. Wir haben es durchaus als Bestätigung - und ein klein wenig auch als Beruhigung – angesehen, dass andere, erfahrene Crews, den gleichen Überquerungszeitpunkt dieses gefährlichen Gewässers wählen, wie wir. Allerdings ist bei denen der Kahn voll mit Leuten, wir sind zu zweit unterwegs.

 

Wir sind über die aktuellen Wetterverhältnisse sehr glücklich. Nach wie vor Bft 3 aus Nordwest. Idealer könnte es gar nicht sein. Segeln mit 5 bis 6 Knoten unter Vollzeug fast am Wind auf Kurs 210 Grad. Von uns aus könnte das die nächsten 3 Tage so weitergehen, aber, wie wir aus der Wetterkarte wissen, werden wir wohl auch mal ein Flautenstück und Gegenwind erleben. Wir haben es durchaus als Bestätigung - und ein klein wenig auch als Beruhigung – angesehen, dass andere, erfahrene Crews den gleichen Überquerungszeitpunkt dieses gefährlichen Gewässers wählen, wie wir.

 

Die Meeresoberfläche hat den typischen 3er-Wind Charakter. Kleine, nicht ausgeprägte, 30 bis 50 cm hohe Wellen. Diese sind allerdings unterlegt durch eine auslaufende, bis zu 2m hohe, Dünung und die ist es, die Bewegung ins Schiff bringt. Der Skipper hat deshalb für sich und die  Crew Gurtpflicht im Cockpit angeordnet.

 

 

Mittwoch, 4. August 2010

 Der Tag begrüßt uns mit bescheidenem Wetter: es regnet. Große Wäsche (hier gibt es Waschsalons mit 18 Waschtrommeln, das stelle man sich mal vor!) und Einkaufen sind angesagt. Nachdem das erstere zur Zufriedenheit erledigt ist, begeben wir uns per Klapprad auf die Suche nach einem Supermarkt. In zwei KM Entfernung, bergauf, werden wir fündig. An der Kasse wir einem mal wieder bewusst, in welchem Einkaufsparadies wir in Österreich (von Deutschland gar nicht zu reden) leben. Unseren 113 Euro-Korb hätten wir bei Billa wahrscheinlich für 80 oder 90 Taler bekommen. Mit vollgestopften Rucksäcken und Plastiktaschen am Lenkrad geht es nun – gottseidank – bergabwärts zum Schiff.  Die Finger klimpern den Sicherheitscode der Marina 284204# schon fast gewohnheitsmäßig in den Tastenblock am schwer verriegelten Eingang. Immerhin braucht man das Zahlenlotto auch für die Dusche und die Toilette.

 

Später erkunden wir – wieder per Rad – noch einmal die Stadt. Leider ist die Haupteinkaufsmeile und Fußgängerstraße komplett aufgerissen. Überall Baustelle. Tolle Entschädigung im Fischrestaurant direkt am Hafen. Nicht nur das, was wir selbst auf dem Teller hatten (Gaumen), sondern noch viel mehr die Berge an Seafood auf den anderen Tischen (Auge) waren ein Hochgenuß.

 

Am Abend Wettercheck auf allen möglichen Kanälen. Auch wenn der Wind vielleicht etwas schwach ist, scheint uns unter Sicherheitsaspekten der Zeitpunkt günstig, morgen Brest zu verlassen und Richtung La Coruna an der Nordwestecke Spaniens, aufzubrechen.

 

Dienstag, 3. August 2010

Die Nacht über war es total windstill und der Mooringplatz so ruhig, dass wir wie die Bären bis 0930 geschlafen haben. Nach einem gemütlichen Frühstück mit viel Kaffee sind wir dann mittags, eineinhalb Stunden nach Hochwasser, mit saugendem Ebbstrom von bis zu 3,5 Knoten durch den Chenal du Four geprescht. Es blies ein prima Wind um 3 Bft aus SW, aber die Sicht war leider nicht so toll wegen des anhaltenden Nieselregens. An diesem Tag war nur eine Etappe von 25 Meilen geplant und - nachdem wir den Marinehafen mit den klotzigen U-Bootbunkern aus dem 2. Weltkrieg passiert hatten - liefen wir bereits gegen 1730 in die Marina du Chateau, die unterhalb einer alten Burg und nahe des Stadtzentrums liegt, ein.

 

Am langen Besuchersteg war das Anlegen ein Kinderspiel. Die Marineros sind freundlich und die 30 Euro pro Nacht sind im Vergleich zur letzten Nacht und auch zu Brighton, akzeptabel, zumal Strom, Wasser und Internet Access via WLAN includiert sind. Das WLAN hat allerdings so seine Macken: Skype scheint nicht erlaubt zu sein und auch bei diversen Google Recherchen schmeißt einen das blöde Ding einfach raus und man kann den kompletten Einlog-Prozess dauernd wiederholen. Auch die Sendung von emails via Sailmail funktioniert über dieses internet nicht, d.h. auch diese Zeilen müssen wieder via Kurzwelle in den Äther. Wahrscheinlichh lässt sich auch die homepage von hier aus nicht "füttern". Brest scheint ein interessantes Städtchen zu sein, wie wir bei einem Bummel im Nieselregen feststellen konnten.

 

 

 

 

Jede Menge Restaurants und Seafood und noch mehr junge Leute, die mit Laptops durch die Gegend rennen oder während des Kauens an einem subway-sandwich auf der Tastatur rumhacken. Wollen noch mindestens eine Nacht, vielleicht auch länger bleiben. Wenn wir von hier aus direkt über die Biscaya wollen, müssen wir ohnehin auf brauchbares Wetter, sprich Wind aus NW über N bis SO über mindestens 3 Tage, warten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Montag, 2. August 2010

Der Wind entwickelte sich nicht so, wie prognostiziert. Zwar drehte er im Laufe der Nacht dann irgendwann auf die versprochene Nord-Richtung, wurde allerdings so schwach, dass man damit nicht segeln konnte. So mussten wir die ganze Nacht und den gesamten Vormittag motoren. Hoffentlich gibt es jetzt bald brauchbaren Wind. Zwei Dinge machten uns in der Nacht zu schaffen, dabei zählen wir den Regen mal gar nicht erst mit. Erstens: Gegen 3 Uhr stellen wir fest, dass das Log nicht mehr funktioniert, wir also die Geschwindigkeit durchs Wasser nicht mehr genau wissen und diverse Navigationselektronik keinen speed-input mehr bekommt. Zweitens: Die ganze Nacht über quält uns der Gedanke, ob wir wieder dieses losgerissene Seegras im Propeller haben, wie schon vor Guernsey. Die Vermutung kommt auf, weil sich leichte Vibrationen an der Welle zeigen, die sich aufs Schiff übertragen und auch die Geschwindigkeit in Relation zur Drehzahl etwas zu niedrig ist. Also gegen Mittag die Taucherbrille aufgesetzt, das Schiff aufgestoppt, und ab ins Atlantik-Wasser. War ganz schön kalt, aber es hat sich gelohnt. Um den Propeller hatte sich ein dicker Wust von Pflanzen gewickelt, der sich nun schon mehr als 12 Stunden mitgedreht hatte. Auch in das kleine Rädchen des Log-Gebers hatte sich etwas eingeklemmt. Das war relativ schnell erledigt. Heute testen wir auch erstmals das 3 Stunden Wachsystem, von 12 bis 15 Uhr, von 15 bis 18 Uhr, und so weiter. Zu viert hatten wir einen 4 Stunden Rhythmus gehabt aber nun zu zweit ist uns eine 4 Stunden Wache doch etwas zu lang. Weil der Wind nicht so mitgespielt hatte, wie geplant, werden wir heute Nacht möglicherweise ankern und dann morgen nach Brest weiterfahren. Trotz der Flaute ist die Gipsy zur Zeit übrigens keineswegs eine ruhige Plattform. Sie wird vielmehr reichlich hin und her geworfen durch eine 2 Meter hohe, lange Atlantikdünung.

Da wir Brest heute nicht mehr erreichen hätten können, sind wir nach einigen Überlegungen in die L'Aber Ildut, ein kleiner Flusslauf an der Nordwestecke der Bretagne, eingelaufen und haben an einer Mooring festgemacht. Es dauerte kaum 5 Minuten, da kam auch schon ein Hafen-Sherriff vorbei und hat uns 23 Euro abgeknöpft für eine Nacht. Als Mooring Preis empfinden wir das als etwas überteuert.

Sonntag, 1. August 2010

 

Am Morgen müssen uns Eva und Thomas leider etwas früher, als ursprünglich geplant, verlassen. Die Flugverbindungen von Guernsey sind aber ganz brauchbar. Es waren schöne zwei Wochen mit den beiden und Trennungsschmerz ist spürbar. Wir sind jetzt also sozusagen in der Stammbesatzung unterwegs und müssen diverse Erahrungen sammeln und einige Dinge auch erstmalig angehen. In den letzten zwei Wochen sind wir z.B. nicht dazu gekommen, den Spinnaker zu setzen. Auch geankert haben wir noch nicht. Dafür haben wir heute auf See erstmalig die Mircrowelle ausprobiert. Bei 15-20 Grad Lage nicht ganz so einfach, weil es dafür ja keine kardanische Aufhängung, wie für den Herd gibt, dafür aber ohne viel Geschirr zu gebrauchen und letztlich ganz komfortabel.

 

Heute um Punkt 13 Uhr Leinen los vom Schwimmponton St. Peter Port, Guernsey. Konnten das erste Stück Richtung Nordost zwischen Guernsey und Herm gut segeln, haben dann aber wegen des Westwindes ein paar Stunden motort, um West gutzumachen. Unser Grundkurs für die nächsten 100 Seemeilen ist Süd-West. Wenn die Ankündigung des sailmail Wetterberichts zutrifft, wird der Wind um Mitternacht herum von West auf Nordwest wechseln, und dann können wir hoch am Wind unseren geplanten Kurs steuern, ohne kreuzen zu müssen. Gerade jetzt segeln wir Kurs 200 Grad, weil der Wind es nicht westlicher erlaubt. Dafür zieht uns das ablaufende Wasser noch mit einem Knoten voran und wir machen 6,7 Semmeilen pro Stunde über Grund.