Donnerstag, 31. März 2011, von Martinique nach St. Lucia

 

Der Wind ist günstig, also haben wir uns entschlossen, doch heute zu fahren, zumal wir auch davon absehen, einen Selva Außenborder zu kaufen. Zwar haben die 7,5 und 9.9 PS Außenborder mit nur einem Zylinder (d.h. sie wiegen cirka 10 kg weniger als Konkurrenzmodelle, die über 6 PS alle schon 2 Zylinder haben), und das zu sogar sehr attraktiven Preisen. Aber die Marke, produziert in Italien, scheint nicht weit verbreitet zu sein und ich befürchte, daß man einmal größere Probleme mit der Ersatzteilbeschaffung haben könnte.

 

Wir stehen um sieben Uhr auf, Frühstücken, verpacken das Beiboot und wollen dann Wasser tanken. Aber an der Fuelstation in der Marina warten schon einige Yachten in Lauerstellung. Das dauert uns zu lange. Also nehmen wir den etwas weiteren Weg zu der Tankstelle, bei der wir auch unsere Wäsche abgegeben hatten.  Dort können wir gleich anlegen. Nach dem Ankeraufmanöver sieht unser Vorschiff ziemlich versaut aus. Der Ankergrund bestand aus sehr klebrigem, grauen Schlamm. Am Anker hängen bestimmt 10 kg dran, die sich nur sehr mühsam entfernen lassen. Auch die Kette ist auf einer Länge von 15 Metern extrem verschmutzt. Das Trinkwasser ist hier jedenfalls günstig: 470 Liter für € 4,70, also 1 Cent pro Liter. Das war auf Antigua 7 mal so teuer. Um 10 schmeißen wir dann die Leinen los, motoren aus der Bucht hinaus und setzen dann die volle Genua, mit der wir bis in die Rodney Bay fahren. Wir haben halben Wind aus Ost, zwischen 15 und 20 Knoten, so daß wir flott vorankommen. Etwa 3 Meilen vor St. Lucia entdecke ich einen Wal, 200 m Backbord querab auf Gegenkurs. Ein riesiger Rücken und eine Wasserfontäne. Gleiche Spezies wie die, die wir neulich mit Bine und Frank gesehen hatten. Länge vielleicht 15-20 Meter. Nach meiner Recherche im Internet müßte es sich dabei um Finnwale handeln. Grindwale, die eine gleiche Farbe und ähnliche Rückenflossen haben, werden nicht so groß.

 

Um 14 Uhr fällt der Anker, nur cirka 300 m von unserem Ankerplatz der vorletzten Woche entfernt. Um uns herum viele Boote mit deutschler Flagge. Wassertiefe 4,5 Meter. Wie üblich fahren wir den Anker ein. Erst ruckelt er etwas, dann hält er plötzlich so bombenfest, daß wir fast umfallen, weil das Boot so plötzlich aufstoppt. Das schaue ich mir an. Als ich runtertauche, kann ich es kaum glauben. Die 30 Meter bis zum Anker liegt die Kette auf ebenem Grund, aber unmittelbar hinter dem Anker sieht alles schwarz aus. Ein Loch, ein Graben. Den Grund kann ich nicht sehen, also wird es da drin wohl mindestens 2 Meter tiefer sein. Und der Anker steckt mit der Spitze in der Wand, die diesen Graben begrenzt und liegt mit dem Schaft oben auf dem ebenen Meeresgrund. Ich betaste diesen Grund, der oberflächlich wie Sand aussieht, stelle aber fest, daß unter einer millimeterdünnen Schicht steiniger Boden ist. Nun gut, den Anker lassen wir so liegen. Der Wind kommt eh immer aus östlichen Richtungen. Aber wenn wir ankerauf gehen, muß ich vielleicht noch mal runtertauchen und den Anker aus dem Gestein rausziehen.

 

Haben keine Lust mehr, an Land zu fahren. Also werden wir morgen einklarieren. Den heutigen Nachmittag verbringen wir an Bord. Am Abend gibt es einen schönen Sonnenuntergang, wieder mal mit Green Flash. Leider lässt sich das fotografisch nicht gut festhalten, auch wenn ich mit Dauerfeuer 20 Bilder von den letzten Sekunden des Untergans festgehalten habe. Die 200 mm Teleobjektiv sind für eine gute Darstellung aber nicht ausreichend. Am besten ist der Effekt, wenn man durch das Fernglas sieht.

 

 

 

Mittwoch, 30. März 2011, Le Marin

 

Nach dem regnerischen Tag gestern ist es heute wieder überwiegend sonnig. Am Vormittag drehen wir eine Runde durch den Südöstlichen Teil der großen Bucht auf der Suche nach Kaktus-Günther. Das ist ein Vorarlberger, der mit seiner Frau auf selbstgebauter Yacht schon seit Jahren hier vor Anker liegt und von dem wir von verschiedener Seite gehört hatten. Nachdem wir uns auf seiner homepage (für Interessierte: einfach Kaktus Günther googlen) schlaugemacht hatten, wo er ungefähr liegen müßte, bin ich auf die erste Saling geklettert und habe mit dem Fenrglas einen Blick in die Runde genommen. War gar nicht schwer zu entdecken, die blaue Ketsch mit der österreichischen Flagge am Heck. Als wir dann mit dem Dinghi zur Divina fahren, treffen wir ihn und seine Frau zwar an, haben aber nicht sehr viel Zeit für Geplauder, weil er auf dem Weg zum Zahnarzt ist. Da, wo er liegt, ist das Wasser nur noch 3,5 m tief und dort hat er mehrere Anker sternförmig ausgelegt, an denen er auch den Hurricane von 2007 mit Windgeschwindigkeiten bis zu 110 Knoten abgewettert hat. Direkt neben ihm liegt die österreichische Santina, eine Sunbeam 44, deren Besatzung wir in Antigua kurz kennengelernt hatten. Die Eigner sind allerdings derzeit in Österreich. Wir fahren etwas weiter und entdecken die Rosinante aus Stuttgart. Mal eben anhalten und guten Tag sagen. Ein Seebär sitzt an Deck und zerlegt gerade seinen Außenborder bis in alle Einzelteile. Unterwegs seit 1974, Kinder an Bord großgezogen, zwei mal um die Welt, seit 2000 in der Karibik. Hier sei es doch am schönsten. Wir schwätzen eine Stunde, dann fahren wir weiter.

 

Am Nachmittag mache ich mich auf in die Marina. Dort gibt es einen Händler, der Außenborder der Marke Selva verkauft. Ein etwas stärkerer Motor als unser 2,3 PS Honda wäre schon ganz schön, weil man etwas größere Strecken damit schneller überbrücken könnte.

 

Später holen wir unsere Wäsche ab. Wohlweislich haben wir fünf gelesene Bücher eingepackt, die wir dort gegen andere austauschen. So kommt man kostenlos zu neuem Lesestoff. Die Wäsche ist auch fertig und sogar zusammengelegt, obwohl wir das nicht bestellt haben. Korrekterweise findet auch keine Berechnung statt. Ist doch fein. Wir sind noch etwas unschlüssig, ob wir morgen hier wegfahren oder noch etwas bleiben sollen.

 

 

Dienstag, 29. März 2011, Le Marin, Martinique

 

Wir wissen, daß es direkt beim Dinghy Dock an der Nordseite der Bucht, dort, wo die Werft mit dem Travel-Lift und die Fuelstation gelegen ist, auch eine Wäscherei gibt. Also fahren wir dorthin mit einem Berg voll Wäsche. 4 Maschinen seien das, bedeuten uns die Ladies in dem kleinen Laden, in dem hinten zwei Haushaltswaschmaschinen stehen und vorn einige Bücherregale mit gebrauchten Paperbacks. Allerdings können wir heute nicht mehr mit Fertigstellung rechnen, denn es sei seit einiger Zeit Stromausfall. Morgen 14 Uhr. Na hoffentlich. Waschen und Trocknen, ohne Legen und Bügeln, 48 Euro. Später stellen wir fest, daß wir nicht einmal eine Quittung bekommen haben. Wir werden nachlässig.

 

Wir verlegen an ein anderes Dinghydock nur 50 Meter weiter, direkt vorm Leader Price situiert, einem Diskounter mit ausschließlich Eigenmarken. Das ist praktisch und so machen wir einen Großeinkauf, fahren mit dem Einkaufswagen direkt vor unser Gummiboot und räumen das Ding richtig voll. Auf dem Weg zum Schiff fängt es erstens an zu regnen und zweitens geht uns der Sprit vom Außenborder 300 Meter vor der Gipsy aus. Wir haben natürlich einen Reservekanister dabei und so kriegen wir den Knattervogel schnell wieder ans Laufen. Danach großes Stauen, Mittagessen, Administrationsarbeit, Lesen. Am Abend treffen wir uns mit Sabine und Frank im Mango Bay, essen dort recht gut, sind aber enttäuscht über den Caipirinha, den wir erhalten. Limetten nicht gemörsert, Eis nicht gecrasht, zu wenig Rohrzucker. Wieso tun die sich hier mit den drinks so schwer? Das war unser Abschied von den beiden, die noch zwei Tage im Hotel sind und dann wieder nach Hause fliegen. Wir hatten schöne zwei Wochen mit den beiden.

 

 

 

 

Montag, 28. März 2011, Le Marin, Martinique

 

Bine und Frank holen uns um halb neun mit dem Leihwagen am Dinghy Dock ab. Wir sind etwas unpünktlich, weil Christine beim ersten Anlegen dort ins Wasser gefallen ist und wir nochmal zur Gipsy zum Umziehen fahren mußten. Auf der zweiten Überfahrt fing es auch noch ordentlich an zu regnen, so daß wir nun beide naß waren, wenn auch jetzt vom Süßwasser.

 

Wir fahren zunächst Richtung Fort de France, der Inselhauptstadt, durchqueren diese auf der Stadtautobahn und bewegen uns dann der Küste entlang nach St Pierre, das wir schon von unserem eintägigen Aufenthalt dort kennen. Dann geht es hoch in die Berge. Den Vulkan, der 1902 St. Pierre komplett zerstört und alle Einwohner (bis auf einen Gefängnisinsassen) getötet hat, könnenn wir nicht sehen, weil er in den Wolken liegt.

 

Um halb zwei erreichen wir den eindeutigen Höhepunkt unsere Rundreise. Die Gorges de la Falaise. Wir stellen uns irgendwelche Wasserfälle im Regenwald vor und sind zunächst nicht erstaunt, daß wir pro Person 7 Euro Eintritt bezahlen müssen, wundern uns aber etwas, als man uns erzählt, wir sollten lediglich in Badekleidung loslaufen und Schuhe anziehen. Besser keine Kamera, die würde leicht naß werden. Ich nehme die kleine Canon trotzdem mit, geschützt durch eine Plastiktüte. Zunächst geht es einige zig Meter tief in den Dschungel hinab über steile Treppen mit unterschiedlichen Tritthöhen bis sicher 50 cm. Dann erreichen wir den Wildbach, der sich durch steile Felsen hindurchschlängelt und viele kleine Wasserfälle bildet. Es geht stromaufwärts in diesem Canyon. Wir nur in Badehose/Bikinis und Turnschuhen bzw. Sandalen. Das Wasser ist nicht kalt, geschätzte 25 Grad. Die Felswände neben uns sind mindestens 50 Meter hoch. Man muß jeden Tritt sorgfältig setzen und mit einiger kletterischen und athletischen Anstrengung versuchen, die Wasserfälle zu überwinden. Dabei die Kamera immer schön trocken behalten (Beutel mit der Canon zwischen den Zähnen). Teilweise versinken wir bis zum Kinn im Wasser, manchmal müssen wir uns seitlich an beiden Wänden gleichzeitig mit Händen und Füßen abstützen, um vorwärts zu kommen. Nach einer halben Stunde kommen wir dann zum Ende der Tour und stehen vor einem großen Wasserfall, der aus 20 Meter Höhe herabstürzt. Wir sind begeistert und machen uns nach einer kleinen Verweilpause wieder auf den Rückweg. Es gibt tolle Fotos, diese sind aber leider der Zensur zum Opfer gefallen.

 

Mit dem Auto wollen wir auf dem Heimweg eine kleine Straße durch den Regenwald nehmen. Ein Schild besagt, daß die Straße nach 10 km gesperrt ist. Wir fahren trotzdem los. Zwar entdecken wir später, daß der Weg tatsächlich gesperrt ist, aber damit hatten wir schließlich gerechnet. Doch diese schmale Straße war das Befahren allemal wert. Wir sind dort allein unterwegs, kein Mensch kommt uns entgegen oder fährt in unsere Richtung. Alles Grün, Grün, Grün. Und Naß, Naß, Naß! Gewaltige Bambusbäume überall – Sträucher kann man dazu wirklich nicht mehr sagen. Diese Vegetation ist überwältigend und beeindruckend.

 

Um halb acht sind wir wieder in der Marina und beenden den Abend mit einem leckeren Essen in einem Restaurant direkt am Wasser.

 

 

 

 

 

 

 

 

... in the middle of nowhere: Hund allein im Regenwald

 

 

Sonntag, 27. März 2011, Le Marin, Martinique

 

Die März homepage hat es gestern beim Speichern der neuen Inhalte komplett gekillt. Wenn die Internetverbindung schwach ist und beim Speichervorgang einbricht, passiert das leider hin und wieder. Am Monatsende besonders ärgerlich. Also ist heute Reparatur angesagt. Ansonsten nur noch kleiner Gemüse- und Obsteinkauf im überdachten Markt.

 

 

 

 

 

Samstag, 26. März 2011, von Anse d'Arlet nach Le Marin

 

Heute gehen Bine und Frank wieder von Bord. Deshalb machen wir uns um neun auf den Weg Richtung Le Marin, von wo die Entfernung zum Hotel der beiden näher ist und für uns bessere Einkaufsmöglichkeiten bestehen, als in der Anse d'Arlet. Zunächst kommt der Wind aus Südost und wir motoren eine gute Stunde. Als wir um "die Ecke rum" sind, dreht der Wind auch, so dass wir ihn wieder von vorn haben. Wir segeln trotzdem und kreuzen zweieinhalb Stunden bei Winden zwischen 12 und 22 Knoten. Auf Backbordbug müssen wir Acht geben, dass unser Beiboot, das wir im "Kran" haben hängen lassen, nicht aufs Wasser schlägt. Deshalb starke Reffs in Groß und Genua. Geht aber ganz gut.

 

Um 14 Uhr liegen wir wieder ganz in der Nähe unseres Ankerplatzes, auf dem wir schon einmal waren. Dann erwarten uns einige heftige Regenschauer, aber in einer Pause gelingt es uns dann, unsere Gäste trockenenen Fußes und Hauptes an Land zu bringen. Bei der Gelegenheit kaufe ich auch eine Stundenkarte Internet Zugang. Lässt sich nicht online erledigen. Nein, dafür muß man ins Marinaoffice. 20 Stunden, 20 Euro. Die werden wir schon verbrauchen. Aber das Netz ist nicht besonders stabil. Beim Abspeicherrn der des Textes der letzten drei Tage stürzt das Netz ab und löscht die gesamte März Seite. Ziemlich frustrierend.

 

 

 

 

 

Freitag, 25. März 2011, Anse d'Arlet, Martinique

 

Nach dem Frühstücken brechen wir auf zu unserer kleinen Wanderung. Wir wollen "über den Berg", der uns von der Grande Anse d'Arlet trennt. Der Weg führt zeitweilig recht steil hinauf und ist immer sehr felsig. Wir müssen jeden Fußtritt bewusst machen, um nicht zu stolpern oder umzuknicken, zumal wir mit Sandalen bzw. Turnschuhen unterwegs sind. Es ist ziemlich warm am späten Vormittag und deshalb schwitzen wir "körig". Aber schon nach einer Stunde haben wir die andere Bucht erreicht und suchen uns ein Beach-Lokal mit Sonnendach. Etwas kaltes zu trinken, später dann noch eine große Schüssel mit Pommes Frites. Um halb zwölf waren wir die ersten dort, eine Stunde später sind alle Tische voll besetzt.  Auf dem Rückweg gehen wir über die Straße und sind in einer halben Stunde wieder in unserer Bucht. Der Bäckerladen hat gerade noch geöffnet und so nehmen wir uns für unseren Nachmittagskaffee an Bord noch etwas Kuchen mit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 24. März 2011, Anse d'Arlet

 

Frisches Baguette und Croissants vom Bäcker. Wenn wir schon in Frankreich sind, soll es auch mal wieder ein französisches Frühstück geben, auch wenn man dafür mal eben mit dem Beiboot losdüsen muss. Am Vormittag unternehmen Christine und ich eine ausgedehnte Schnorcheltour. Dabei entdecken wir als erstes, dass unsere Ankerkette sich in einer ausgemusterten Fischreuse verfangen hat. Fischreusen sind hier diese Konstruktionen, die aus einem Rahmen aus dünnen Ästen mit dazwischengespanntem Maschendraht bestehen. Dabei hatte sich die Kette zwischen das Holz und den Draht gezogen und deshalb brauchte es vier Tauchgänge, um die Kette wieder freizubekommen. Leider ist nicht auszuschließen, dass das ganze noch einmal passiert, aber die Alternative, ankeraufzugehen oder die Kette zu verkürzen, wollen wir jetzt nicht verfolgen. Bei der Schnorchelei erwische ich reichlich Quallenfäden (oder wie immer diese brennenden Fasern heißen), jedenfalls juckt es später an mindestens 8 verschiedenen Stellen am Körper. Das dumme ist, dass dieser Juckreiz, wenn man ihn nicht sofort mit Essig bekämpft (was nicht möglich war, weil wir schließlich weit vom Schiff weggeschwommen sind), ziemlichh lange vorhält. Aus Erfahrung weiß ich, dass das mehrere Tage dauern kann. Also muß man dem Verlangen, sich zu kratzen, widerstehen. Was verflixt nicht so einfach ist. Christine verpasst mir dann später eine Tablette.

 

Auch Sabine und Frank gehen ausgedehnt schnorcheln. Sie sehen unter Wasser eine ganze Schildkrötenfamilie und fangen sich auch keine Quallenfäden ein. Am Abend fahren wir in den Ort und essen in dem Strandrestaurant, dass wir schon vom Pina Collada Sundowner kennen, zu abend. Als wir an Bord zurückkommen, hat es ziemlichen Schwell und das Anbordkommen wird eine kleine Kletterpartie. In der Nacht beruhigt es sich aber, so dass alle gut schlafen.

 

 

Mittwoch, 23. März 2011, von Grand Anse des Salines nach Anse d'Arlet

 

In der zweiten Nachthälfte passiert das, wogegen auch unsere Spring-Leine auf der Kette nicht hilft. Wir bekommen eine fast-Flaute und das führt dazu, dass sich die Gipsy quer zur Dünung legt und das wiederum hat den Effekt, dass der ganze Kahn furchtbar schaukelt und die Nachtruhe zum Teufel ist. Um halb sechs habe ich die Nase voll und als ich an Deck gehe, ist Frank im Nu bei mir. Wir sind uns einig: Hier hauen wir jetzt ab, und zwar sofort. Also, Anker raus und Richtung Anse d'Arlet, eine Bucht, die wir noch nicht kennen, die aber sehr schön sein soll. Als wir den Motor anwerfen, sind die Mädels auch an Deck.

 

Nach der ersten Meile ist dann doch wieder etwas Wind. Unter Genua fahren wir gen Nordwest, 12 Meilen insgesamt. Gerade, als die Maschine aus ist, sehen wir Steuerbord voraus zwei Wale. Riesige Rücken, die sich da präsentieren und gewaltige Fontänen, die aus den Luftlöchern geblasen werden. Wir sind ziemlich dicht dran, kürzester Abstand vielleicht 100 m. Beim Abtauchen lässt eines der Tiere sogar die breite Schwanzflosse sehen. Wir sind uns einig, dass diese anthrazitfarbigen Kolosse mindestens 10 Meter lang sind, wahrscheinlich etwas länger. Da wir so gemütlich mit 4 Knoten unterwegs sind, werfen wir mal die Angel ins Wasser, fangen aber nichts.

 

Um neun Uhr erreichen wir die Anse d'Arlet, eine kleine Bucht im Südwesten Martiniques, gleich neben der Grand Anse d'Arlet, in der wir schon in der vergangenen Woche waren. Diese ist aber deutlich attraktiver. Glasklares Wasser, ein schöner, malerischer Ort mit Kirche fast am Strand, davor ein kleiner Anleger. Schon kurz nach dem ankern sehen wir die ersten Schildkröten. Während Bine und Frank Baguettes und Croissants im Ort holen, mache ich mich schon mal an die Borddurchlässe und kratze die Ablagerungen heraus. Auch der Propeller und die Welle werden, diesmal mit einem Metallspachtel, vom gröbsten Bewuchs befreit. Das ist etwas mühsam, weil es hier viel rundes Material, kleine Flächen und "Ecken" gibt.

 

Nach unserem französischen Frühstück gehen alle ausgiebig schnorcheln. Wir liegen auf 6 m Wassertiefe, unter uns bewachsener Sandgrund und weiter draußen auch einige Röhren- und Fächerkorallen. Ich sehe zwei große, sicher einen Meter lange, Schildkröten. Einer kann ich unter Wasser, vielleicht in 4 Meter Tiefe, eine ganze Weile in kleinem Abstand von 2 Metern folgen. Ich untersuche auch eine Drahtreuse, die am Boden, nicht weit von unserem Boot entfernt, liegt. Welche Entdeckung. Darin sind schon eine Languste, ein neonblauleuchtender Quastenflosser, eine Leopardenmuräne und ein paar andere Fische gefangen. Die wissen noch gar nicht, was ihnen bevorsteht.

 

Gegen 17 Uhr fahren wir zum Dinghysteg. Das ist wieder mal recht hoch, aber eine Stahlleiter auf beiden Seiten macht das Aussteigen dann doch recht einfach. In einem Strandrestaurant im Ort trinken wir einen Sundowner. Hier gibt es sogar Pina Collada mit gecrashtem Eis. Ich dachte schon, auf den französischen Inseln kennt man das gar nicht. Dann entdecken wir eine Pizzeria und wollen uns schon niederlassen, aber als der Blick auf die ausgestellten Pizzen fällt, vergeht uns der Appetit darauf wieder. Also essen wir an Bord. In dieser Nacht liegen wir deutlich ruhiger, als gestern. Mich plagt allerdings ein unendlicher Juckreiz an beiden Beinen und beiden Armen. Stammt wahrscheinlich von den Quallenfäden, durch die ich gestern geschwommen bin. Hätte ich doch sofort Essig draufmachen sollen. Um sechs halte ich es im Bett nicht mehr aus und setze mich an den PC. Hier haben wir mal wieder Internetzugang.

 

 

 

Diamonond Rock am Morgen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 22. März 2011, von St. Anne nach Grand Anse des Salines

 

Weil uns gestern dieser Strand so toll gefallen hat, wollen wir heute mit dem Schiff dorthin. Also machen wir uns um zehn auf die Socken. Drei Meilen unter Maschine, dann laufen wir vorsichtig auf den Strand zu. Wunderbarer Sandgrund und auch 100 Meter vorm Strand noch 4,5 Meter Tiefe. Da liegen wir mal richtig nah am gelben Sand und den Palmen. Allerdings ist diese Bucht nur wenig gegen Schwell geschützt, weil sie ganz im Süden von Martinique liegt und der Ostwind, der heute mit um die 18 Knoten bläst, die Wellen um die Südhuk hereindreht. Wir liegen also mit der Nase im Ostwind, aber der Schwell kommt aus Süd. Nach zwei Stunden Schaukelei stecken wir deshalb an Backbord eine Leine an die Ankerkette, belegen diese auf der Mittschiffsklampe und fieren die Kette 15 Meter auf. Nun liegt das Schiff quer zum Wind und mit dem Bug in der anlaufenden Welle. Ist gleich viel ruhiger. Der Strand ist auch von See her wunderschön anzusehen.

 

Da es so schön klares Wasser hat, nutzen wir die Gelegenheit und putzen das Schiff von unten. Christine und Frank nehmen sich den Wasserpass und die nächsten 40 Zentimeter vor, ich schrubbe den Rest dazwischen. Mittlerweile haben wir auch eine stattliche Anzahl von Seepocken auf dem Antifouling. Diese Kalkansammlungen sind ziemlich hartnäckig, aber mit einem schnell geführten Plastikspachtel lassen sie sich mit etwas Druck doch ganz gut herunterbekommen. Einer besonderen Behandlung bedürfen die Auslässe der Seeventile. Auch in ihnen haben sich die Seepocken breit gemacht und verkleinern den Querschnitt schon ganz erheblich. Besonders beim Toilettenausgang könnte das dazu führen … Das Unterwasserschiff ist mit vereinten Kräften jedenfalls nach einer Stunde wieder halbwegs sauber. Ich habe allerdings den Eindruck, dass die Antifouling Wirkung langsam beginnt, nachzulassen. Mag auch sein, dass der stärkere Bewuchs von den längeren Ankerliegezeiten, vor allem in teilweise trübem Wasser, herrührt.

 

Jetzt haben wir den schönen Strand vor uns, aber keine Sonne, nur Wolken. Also bleiben wir an Bord, lesen, quatschen, Musik hören, essen …

 

 

 

Diamond Rock am Abend

 

 

 

 

 

 

Montag, 21. März 2011, St. Anne, Martinique

 

Der schönste Strand von Martinique, die Grand Anse des Salines, liegt im Süden von St. Anne. Das ist unser heutiges Ziel. Also: Mit dem Beiboot zur Townpier, dann haben wir gut 7 km Weg vor uns, der größtenteils an Stränden, teilweise auch durch kleine Wälder in Strandnähe führt. Sowohl der Weg, wie auch das Ziel sind wunderschön. Uns erwartet ein eineinhalb Kilometer langer, breiter Sandstrand mit Palmen und glasklarem Wasser, das nur unmittelbar in der Brandungszone mit aufgewirbeltem Sand durchsetzt ist. Die Mädels kaufen sich bei Strandverkäufern je einen Bikini, dann essen wir einen kleinen Mittagssnack im Restaurant am Ende der Bucht. Ein ausgiebiges Bad im warmen Wasser folgt, bevor wir uns auf den Rückweg machen. In Sainte Anne kommen wir am Fischmarkt vorbei, wo gerade die heute gefangenen Goldmakrelen zerlegt werden. Die größte ist zwei Meter lang und wir stellen uns vor, wie es gewesen wäre, wenn statt unserem 70 cm Exemplar so ein Riesenbiest an der Angel gehangen hätte. Wir können beobachten, wie die Tranchen abgeschnitten werden. Alle 3 Zentimeter ein Schnitt mit einem langen Messer. Dann wird eine Machete in die Schnitte gelegt und mit einem Knüppel oben auf die Machete gehauen, um das Rückgrat zu durchtrennen. Ist ruckzuck erledigt.  Jedenfalls lassen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen und kaufen frischen Fisch für das Abendessen an Bord. Dazu holen wir uns Baguette. Mit frischem Salat gibt das ein super Abendessen. Sabine ist überzuegt, dass wir für diese Riesen-Portion Edelfisch in Europa sicher 60 Euro bezahlt hätten. Haben wir doch auch mal etwas günstig eingekauft (15 €).

 

 

 

 

 

 

 

Grande Anse des Salines

 

 

 

 

 

Sonntag, 20. März 2011, von Le Marin nach St. Anne

 

Nach dem Frühstück mit dem Beiboot zum Dinghy Dock. Auch am Sonntag hat der überdachte Markt geöffnet und deshalb gehen wir dort Gemüse und Obst einkaufen, sowie ein paar andere Lebensmittel im ebenfalls geöffneteten Supermarkt. Auch der Shipchandler im Marinagelände hat offen und ich frage mal nach Watermakers, die sie vertreiben. Das ist aber nur eine Marke, und zwar Aquabase, kleinstes Modell zu 6700 Euro. Das kommt sicher nicht in Frage.

 

Kurz vor Mittag gehen wir ankerauf, fahren kurz an die Fuel Pier zum Wassertanken. Diesmal kriegen wir 300 Liter zu moderaten € 3,70. Dann fahren wir unter Maschine drei Meilen zum kleinen Badeort St. Anne, wo es eine große Ankerfläche mit Wassertiefen zwischen 3 und 6 Metern gibt. Entsprechend viele Boote liegen hier. Ich zähle 90. Leider kann man nicht sehr nah an den Strand, weil gelbe Bojen ausgelegt sind, die das verbieten. Den Nachmittag verbringen wir an Bord mit Faulenzen und schlafen. Kurz vor dem Dunkelwerden fahren Sabine, Frank und ich zum Ort, drehen eine Runde (lohnenswert ist insbesondere der Gang den Berg hinauf zum Schrein, von wo man eine schöne Aussicht auf die Bucht und den Sonnernuntergang hat) und fahren eine Stunde später wieder an Bord zurück. Christine macht einen Bohneneintopf und nach dem Essen stehen "Grüne Tomaten" auf dem Bordkinoprogramm. Die Mädels gehen danach ins Bett. Frank und ich sitzen noch an Deck, hören Musik aus den Siebzigern aus Franks großer Schatzkiste und plaudern.

 

 

 

 

Samstag, 19. März 2011, Le Marin, Martinique

 

Auf dem Programm steht ein größerer Fußmarsch, und zwar von Le Marin, wo wir ankern, zum Hotel, wo Sabine und Frank die übernächste Woche verbringen werden. Leider führt der größte Teil der insgesamt 15 Kilometer an der Hauptstraße entlang, aber auchdort gibt es zumindest immer einen breiten Fußgängerstreifen. Mittags sind wir in St. Luce, wo wir uns in einer überdachten Strandbar eine Erfrischung gönnen, bevorwir die letzten Kilometer bis zum Hotel gehen. Es ist bewölkt, so dass die 29 Grad  Celsius noch halbwegs zu ertragen sind. Trotzdem haben wir keine Lust, auch den Rückweg zu gehen und in Ermangelung einer passenden Busverbindung leisten wir uns ein Taxi. Zurück im Marinagelände quält uns schon ganz schön der Hunger und deshalbgibt es im Mango Bay Restaurant erst mal was auf den Teller. Hier hat es auch Wifi gratis, was man schon daran sieht, daß 14 Leute mit Laptops an den Tischen sitzen. Ich habe meinen kleinen auch dabei und lade die Fotos des letzten Tage hoch. Immer ein langwieriges Unterfangen. Aber die Aussicht auf den Hafen ist schön und die Musik ist dufte hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 18. März 2011, von Saint Lucia retour nach Martinique

 

Es war klar, dass wir unseren Rückreisetag nach Martinique vom Wind abhängig machen würden. Die Wetterprognose der letzten Tage hatte eine längere Periode Ostwind angesagt, deswegen waren wir etwas überrascht, als der jüngste forecast von gestern abend den Ostwind nur noch für Freitag prognostizierte, danach Nordost. Damit war klar, dass wir heute losmüssen, denn mit einem Ostwind würde unser Ziel Le Marin, eine große Bucht im Südosten von Martinique, mit einem Schlag hoch am Wind erreichbar sein. Mit Nordostwind wäre eine Kreuz daraus geworden und der Weg um 60 Prozent länger.

 

Also fahre ich um kurz vor Acht in die Marina zum Customs Office, bewaffnet mit den Boots-Papieren und Pässen zum Ausklarieren. Den ganzen langen Zettel, den ich schon beim Ankommen ausgefüllt hatte, nochmal abschreiben auf ein neues Formular, nur dass dieses mal oben nicht Einlaufen, sondern Auslaufen angekreuzt wird. Ich bin der erste im Büro, aber kurz danach ist die Bude brechend voll von anderen Seglern, die auch auslaufen wollen. Dummerweise ist nur der Hafenbeamte pünktlich um Acht anwesend, der Immigration Officer, der uns die Ausreisestempel in die Pässe drücken soll, kommt erst eine halbe Stunde später. Also erst wieder an Bord zurück, Frühstücken (was die Mädels in der Zwischenzeit zubereitet haben), nochmal kurz bei der Fair Isle vorbeifahren, die gestern Mittag angekommen sind und 200 m von uns entfernt ankern), und dann wieder retour in das Beamtenbüro. Der Immigration-Mensch ist mittlerweile auch da, scheint aber nicht viel zu tun zu haben. Jedenfalls ist er mit einem Acer Laptop beschäftigt, was schwer so aussieht, als sei das eher ein Privatvergnügen. Nun ja, jedenfalls haben wir dann ruckzuck unsere Ausreisestempel im Pass und los geht's.

 

Ankerauf um kurz nach Zehn. Wir haben den ganzen Tag schönes Wetter mit einem sehr angenehmen Ostwind zwischen 12 und 15 Knoten, also 4 Bft, was uns eine Fahrt durchs Wasser von 5 Knoten bringt, alle Segel sind oben. Heute hilft uns auch die Strömung, die zeitweilig mit 1 Kn schiebt. Bevor wir in die Bucht Cul de Sac de Marin einlaufen, drehen wir eine Runde vor St. Luce und suchen das Hotel, in dem Sabine und Frank noch eine Woche sein werden. Es gibt aber vorgelagerte Riffe dort und es ist schon eine Meile vorm Ufer sehr flach, so dass wir dort keinen geeigneten Zugang finden. Die Bucht von Le Marin, an deren Ende eine sehr große Marina gelegen ist, ist riesig und hervorragend gegen alle Winde geschützt. Wir haben nicht gezählt, sind aber sicher, dass hier mindestens 200 Boote vor Anker liegen. Entsprechend eng ist es auf dem Ankerplatz, aber wie immer, finden wir auch heute einen Platz relativ dicht bei der Marina, um mit dem Dinghy bequem an Land kommen zu können. Die downside ist, dass es reichlich Schwebstoffe im Wasser gibt und die Sichtweite deshalb nur cirka 2 Meter beträgt.

 

Als es dunkel wird, fahren wir an Land. Im Marinagelände gibt es jede Menge Restaurants und Shops. Am Dinghydock liegen bestimmt 20 Schlauchboote und andere fahrbare Untersätze, teilweise in 2 Reihen hintereinander. Wir machen einen Gang in den Ort und landen schließlich auf einer überdachten Veranda im ersten Stockk eines französischen Restaurants. Sehr schöne Athmosphäre, gute kreolische Vorspeise, kreative Präsentation des Essens auf dem Teller, aber das Entrecote strotzte nur so vor Fett und war eine herbe Enttäuschung. Um beim Zurückfahren unsere Gipsy im großen Ankerfeld leichter finden zu können, hatte ich die Dreifarbenlaterne im Masttop anstelle des Ankerlichts eingeschaltet. Insofern können wir uns sehr schnell am roten Backordlicht orientieren. Letztlich wäre das aber gar nicht nötig gewesen, denn von der nahen Ortsbeleuchtung und dem Vollmond gibt es so viel Licht, dass man die Boote auch auf weitere Entfernung schon ganz gut erkennen kann.

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 17. März 2011, Rodney Bay

 

Um zwanzig vor neun werden wir von Romane und Neil mit einem 12-Sitzer-Bus in der Marina zur großen Inselrundfahrt abgeholt. Wir sind überrascht, dass wir nicht nur einen Fahrer, sondern einen zusätzlichen Guide gebucht haben, der zu unserer noch größeren Überraschung perfekt deutsch spricht.  Er war zwei Monate in Deutschland und hat in Aachen einen Inlingua Sprachkurs besucht. Das Ergebnis ist beeindruckend. Saint Lucia ist eine grüne Insel und entgegen unseren Erwartungen sehr weit entwickelt, wie man insbesondere an den Gebäuden auf der ganzen Insel erkennen kann. 175.000 Einwohner. Das durchschnittliche Pro Kopf Einkommen beträgt 750 USD/Monat, 11 Jahr Schulpflicht, derzeit 20 % Arbeitslosigkeit als Folge der Wirtschaftskrise. Haupterwerbszweig Tourismus, gefolgt von Agrikultur, wichtigstes Exportgut ist die Banane. Weil Romane hinten mit uns in dem Kleinbus sitzt und es überhaupt keine sprachlichen Schwierigkeiten gibt, haben wir ganztags eine lebhafte Konversation nicht nur über das, was wir sehen, sondern über alles, was uns interessiert. Unser Guide hat eine Antwort auf alle Fragen, oftmals mit Zahlen und Fakten untermauert.

 

Die Tour führt an der Westküste entlang nach Süden, durch die Hauptstadt Castries, später durch das Fischerdorf Anse la Raye und Souffriere, in deren Nähe die Wahrzeichen der Insel, die beiden steilen Pitons, ein wunderschönes Bild abgeben. Es folgt ein Besuch in einem botanischen Garten, wo wir Pflanzen sehen, die wir mittlerweile schon  kennen, aber auch viele Bäume und Blumen, die wir noch nicht gesehen haben. Nach der Besichtigung des aktiven Vulkankraters mit den brodelnden Schwefelquellen (riecht nicht so toll), an dessen Rand auch Souffriere liegt, gibt es ein spätes 14-Uhr-Mittagessen in der Kakaoplantage Fonddoux Plantation. Wir sitzen dort wie im Paradies und sind begeistert von den köstlich gewürzten Gerichten (Kürbissuppe, Fisch, Hähnchen, Salat, Reis, überbackener Nudelauflauf, Brotfrucht). Nach dem Essen geht es weiter an der Südküste entlang, wo wir aufgrund der guten Sicht einen Blick auf St. Vincent haben, immerhin 45 Kilometer entfernt. Zu dieser Insel gibt es von hier aus keine Fähre, sondern nur eine Flugverbindung, die mit 300 USD so teuer ist, dass Einheimische lieber in die USA oder nach Großbritannien fliegen, als die paar Kilometer für so viel Geld auf ihre Nachbarinsel. Aber was will man von einem Monopol (in diesem Fall die Fluglinie) anderes erwarten. Nach einigen weiteren interessanten Stopps fahren wir an der Ostküste wieder nach Norden und sind schließlich um 19 Uhr wieder an Bord. Wir haben einen höchst interessanten und informativen Tag hinter uns. Da diese Tour nur ab 6 Personen durchgeführt wird, haben wir auch die Kosten für 6 übernehmen müssen, obwohl wir nur zu viert waren. Wir sind uns dennoch einig, dass wir in diesem Fall unser Reisebudget richtig eingesetzt haben. Gesamtkosten 480 USD

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

laut Aussage eines guides das "one million dollar picture": Kolibrifütterung im Nest

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 16. März 2011, Rodney Bay, St. Lucia

 

Heute sind wir den ganzen Tag an Bord, die Mädels relaxen, was heißt: Lesen, malen, schwimmen, Kaffee trinken, die Jungs bauen die Antennenweiche und das AIS Radar ein. Auf diesem Display werden die Aussendungen von Schiffen dargestellt, die AIS-Signale senden. Man kann dann sehen, um welches Schiff es sich handelt, welchen Kurs mit welcher Geschwindigkeit es fährt und wann und wo der Punkt der nächsten Annäherung zu uns erfolgt. Auch das Rufzeichen wird übermittelt. Wichtig ist, dass man einen Alarm einstellen kann, der vor einer Kollisionsgefahr warnt. Der Antennensplitter ist nötig, um sowohl das VHF Funkgerät, UKW-Radio und das AIS über dieselbe Antenne im Masttop betreiben zu können. Wir sind von 10 bis 15 Uhr mit der Installation und anschließend eine Stunde mit Aufräumen beschäftigt. Wie immer bei Schraubereien an Bord ist der Platz beengt und man muß sich oft verrenken, um Schrauben eindrehen zu können oder Kabel zu verlegen.

 

 

 

Dienstag, 15. März 2011, Rodney Bay, St. Lucia

 

Zu viert fahren wir mit dem Dinghi in die Marina. Es geht durch einen langen Kanal und so sind wir fast eine Viertelstunde unterwegs. Wir suchen ein Tourist-Office, aber das gibt es nur in einer Shopping Mall, die man uns empfhiehlt, wegen der großen Entfernung mit dem Bus anzufahren. Das machen wir dann auch, aber die Entfernung ist nicht wirklich groß. Nach zwei Minuten steigen wir nämlich schon wieder aus. Wir sind ziemlich überrascht, was wir da zu Gesicht bekommen. Architektur und Ladenausstattungen vom feinsten europäischen Großstadtniveau. Auch das Tourist Office finden wir, wo wir eine Inseltour für Donnerstag organisieren. In der Umgebung gibt es jede Menge Villen in überwiegend amerikanischem Stil, viele mit eigenen Steganlagen und Bootsliegeplätzen davor, alle mit hohen Zäunen und Sicherheitsanlagen. Nach einem Mittagssnack bei Subway machen wir uns auf zur nördlichen Seite der Bucht und fahren erst mal wieder mit dem Bus, müssen dann aber noch eine lange Strecke am Strand und durch mehrere Hotelanlagen laufen, um zum Nationalpark Pigeon Island zu kommen.

 

Auf dem Weg dorthin sehen wir dann auch das ursprüngliche St. Lucia: Bunte Bretterhäuser, manchmal in ärmlichster und heruntergekommener Ausstattung, unaufgeräumte Gärten und viel verrostetes Wellblech. Einen großen Kontrast dazu bilden dann wieder die Resorts am Strand, die Zugänge jeweils von Security Personal bewacht. Wir als Weiße können selbstverständlich hindurch. Pigeon Island ist die Halbinsel mit den zwei charakteristischen Hügeln im Nordwesten der großen Rodney Bay. Auf dem südlichen stehen noch die Überreste von Fort Rodney mit diversen Kanonen. St. Lucia hat in seiner Geschichte 14 mal den Besitzer gewechselt und jedes Mal ist das mit blutigen Auseinandersetzungen verbunden gewesen. Beim Besteigen der "Gipfel" kommen wir ziemlich ins Schwitzen und als wir wieder unten sind, haben alle einen gewaltigen Durst, der interimsweise in der Bar des Parks und später – wir machen diesmal den kompletten Weg bis zur Marina, wo unser Beiboot liegt, zu Fuß – an Bord richtig gelöscht wird. Auch heute abend essen wir im Cockpit und sind schon früh ziemlich müde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 14. März 2011, von Martinique nach St. Lucia

 

Um neun Uhr geht der Anker aus dem Grund und mit Sonnenschein und 15 Knoten Wind (Bft 4) aus Nordost geht es Richtung Süden. 28 Meilen über Grund liegen vor uns und unter voller Genua und gerefftem Großsegel fahren wir die meiste Zeit zwischen 7 und 8 Knoten durchs Wasser. Allerdings haben wir immer einen kräftigen Strom zwischen 1 und 2 Knoten gegenan. Schönes Segeln mit halbem Wind, ganz besonders, so lange wir noch im Schutz von Martinique die kleinen Wellen haben. Da geht es auch allen an Bord noch super, aber als die Wellenhöhe im offenen Wasser dann auf 1,5 m ansteigt, geht es ¾ der Crew dann doch leicht auf den Magen, wenn auch nicht sehr schlimm. Kurz nach Mittag laufen wir dann in die schöne Rodney Bay von St. Lucia ein. Hier gibt es eine große Ankerfläche und auch eine riesige Marina. Das ist einer der Gründe, warum 250 ARC Boote diesen Hafen nach der Atlantiküberquerung anlaufen.

 

Wir fahren etwas hin und her, um den besten Platz zu finden. Dabei sind Entfernung zu einem Dinghy Dock oder Marina, Schwell und Bodenbeschaffenheit zu berücksichtigen. Zu lange wollen wir uns nich Zeit lassen, weil wir bis 15.45 Uhr einklarieren sollten, danach kostet es Überstundenzuschlag, was allerdings bei cirka 13 Euro Gebühr nicht wirklich tragisch gewesen wäre). Diesmal sind wir ganz vorschriftsmäßig. Die Crew bleibt an Bord, während der Skipper mit den Pässen und Bootspapieren in die Marina fährt. Das Office ist mal wieder eine story wert: Drei Beamte in weißen Uniformen in einem kleinen Raum, klimatisiert (und kalt). Das Formular, das es auzufüllen gilt, besteht aus 4 verschiedenfarbigen Blättern, durch Kohlepapier getrennt. Der Witz ist, das das Kohlepapier mehrfach verwendet wird, und dementsprechend Kopie 3 und 4 gar nicht mehr zu lesen sind. Das scheint aber niemanden zu stören. Eine Frage auf dem Papier ist ungewöhnlich: Diejenige nach der Rumpfnummer. Die steht nämlich nicht im Seebrief. Also schreibe ich einfach die Motornummer hinein. Kontrollieren tut ohnehin niemand, was ich da aus den Pässen oder Bootspapieren abschreibe. Fein ist, dass ich sogar in Euro bezahlen kann.

 

Die Marina ist auf den ersten Blick nicht nur groß, sondern scheint auch sonst allerlei zu bieten. Nette Restaurants, Fuel Pier, sogar eine Werft mit Travellift gibt es hier.

 

 

 

 

 

Sonntag, 13. März 2011, von Fort de France nach Grande Anse d'Arlet

 

Nach gemütlichem Frühstück im Cockpit – heute ist auch das Wetter wieder bestens – holen wir den Anker um 10 Uhr aus dem Wasser und machen uns auf zur Fuel Pier, die an der anderen Seite des Forts gelegen ist. Wir tanken 450 Liter Wasser und 8 Liter Sprit für den Außenborder, dann segeln wir von dort aus 6 Meilen unter Genua und raumem Wind nach Südwesten, zur schönen Ankerbucht Grande Anse d'Arlet. Klares Wasser mit Grundsicht schon bei 15 m und reichlich Ankerplätze auf Wassertiefen zwischen 4 und 12 Metern. Wir erwischen sogar einen relativ dicht beim Strand, auch wenn die Boote hier eng gepackt liegen. Wir zählen etwa 100 Segler und ein paar Motoryachten. Beim Anfahren des Ankerplatzes begrüßt uns eine riesige Wasserschildkröte. Nach dem Ankern Einlaufbier, kleiner Snack und Schnorcheln. Die Mädels machen einen Strandspaziergang. Den Sonnenuntergang genießen wir später mit Pina Colada in einer Strandbar. Weil wir auch noch eine Flasche Cocos Rumpunsch im Kühlschrank haben, bitten wir die Bedienung beim Bezahlen noch um etwas Eis zum Mitnehmen. Der Ober kommt dann mit einem riesigen drei-Kilo-Sack daher. Kostet € 2,80 und steht bei denen wahrscheinlich sogar in der Getränkekarte. Da wir zum Essen an Bord Wein trinken und die Mädels schon vor 21 Uhr todmüde ins Bett kippen, kommen sie weder in den Genuß des Rumpunsches, noch des Eises. So verbrauchen Frank und ich dann vielleicht 10 von den 1000 Eiswürfeln, die wir da an Bord geschleppt haben. Mal sehen, wie lange sich der Rest im Kühlschrank hält.

 

 

Samstag, 12. März 2011, Fort de France

 

Alle haben gut geschlafen, aber beim Aufwachen regnet es leicht. Auch im Laufe des Tages haben wir überwiegend bedecktes Wetter und immer mal wieder etwas Regen (schlechter Stromtag: Kaum Wind, kaum Sonne). Am späten Vormittag fahren wir an Land und durchstreifen die Inselhauptstadt. Zunächst gehen wir ausklarieren beim Ship Chandler, dann können wir ohne weitere Station San Lucia anlaufen, wenn wir das wollen. Wahrscheinlich werden wir am Montag oder Dienstag hinüberfahren.  Wir essen Pizza in einem Lokal, wo wir nebenbei am Laptop die neuesten Nachrichten über das Erdbeben in Japan verfolgen. Danach gehen wir Lebensmittel einkaufen für die nächsten Tage und machen uns anschließend wieder an Bord zurück, wo wir uns erstmal Kaffee und Kuchen genehmigen. Neben uns jagen Pelikane nach Beute und Schwärme von fliegenden Fischen springen durch die Luft. Am Nachmittag kommt auch unser neues Bild an die Wand. Weil das ganze ja bei Seegang nicht runterfallen soll, kann man es nicht einfach aufhängen. Also werden zwei kleine Löcher in die Wand gebohrt und der Bilderrahmen von der anderen Schottseite aus der "Werkstatt" mit Spax angschraubt. Später kommen Gaby und Horst noch auf einen Drink vorbei. Sabine und Frank haben den Jetlag noch nicht ganz überwunden und sind am frühen Abend schon ganz schön müde.

 

 

Freitag, 11. März 2011, Fort de France

 

Nachdem der Wasserpass geschrubbt ist, geht es in die Stadt. Leider gibt es kein kostengünstiges mobiles Internet als prepaid System. 49 Euro Einmalgebühr und dann 10 Euro für 3 Stunden Surfen ist uns dann doch zu teuer. Als können wir nur hin und wieder an Land fahren und uns bei McDonald und Co durchschlagen. Aber eine 500 GB Festplatte kriegen wir, damit wir eine größere Anzahl englischsprachiger Filme von der Fair Isle kopieren können, die diese wiederum von jemand anders haben. Später schwimmen wir mal zum Strand und dann warten wir auf Sabine und Frank. Der Flieger landet pünktlich um 20 Uhr und eine Stunde später erwarten wir die beiden am Dinghy Dock. Es gibt einen Begrüßungsschampus an Bord und dann packen Sabine und Frank die Dinge aus, die sie uns mitgebracht haben. Neben einigen elektronischen und optischen Gerätschaften, wie Lüfter, AIS Radar, Antennensplitter, neues Objektiv für meine Canon ist es vor allem ein von Sabine gemaltes Bild, das uns ganz besonders erfreut und künftig die Schottwand hinter der Sitzgruppe zieren wird.

 

 

 

Donnerstag, 10. März 2011, Fort der France, Martinique

 

Nach vier Tagen Karneval kehrt heute das normale Leben nach Fort de France zurück, die Geschäfte haben geöffnet, in den Einkaufsstraßen herrscht tagsüber buntes Treiben und am Abend kehrt Stille ein. Alles genau umgekehrt, wie in den vergangenen Tagen. Als erstes gehen wir zum Shipchandler, um einzuklarieren. Das ist so einfach, wie in Deshaies, Guadeloupe. Am PC selbst ausfüllen, das Papier ausdrucken, dann gibt es den Stempel. Man kann auf demselben Formular auch gleich wieder ausklarieren, wenn man ein Auslaufdatum eingibt. Hier machen die nicht mal eine Kopie davon und der PC ist sicher nicht online mit einer Behörde verbunden. Also eigentlich eine Farce, das ganze. Dann kaufen wir dort gleich einen Bootshaken als Ersatz für den über Bord gefallenen. Anschließend in die Eiseskälte von McDonalds für ein paar emails, dann Stadtbummel. Dabei erkunden wir, wo es eine Wäscherei gibt, die Christine dann am Nachmittag, zusammen mit Gaby und Horst, aufsucht. Riesige Maschinen bis 13 kg haben die dort und die Trockner sind extrem leistungsfähig. Währenddessen gehe ich Getränke einkaufen. Auf unsere kleine Klapp-Sackkarre bekomme ich diesmal 63 Liter Wasser, Bier, Sprite und Wein drauf. Dann alles ins Beiboot und aufs Schiff. Ich schwitze ganz schön, als ich ankomme. Am Abend Homekino: Die Liebe in den Zeiten der Cholera.

 

Zu erwähnen ist noch, dass wir mittlerweile eine lange Phase gemäßigten Windes erleben. Schon seit etwa einer Woche hat es zwischen 10 und 15 Knoten und das soll auch die nächsten 5 Tage noch andauern, bevor es wieder anfängt, stärker zu blasen.

 

 

 

Mittwoch, 9. März 2011, Fort de France

 

Bei McDonald's ist es eiskalt wegen der Klimaanlage, die schon um 9 Uhr morgens läuft. Nicht, dass wir dort frühstücken wollten, nein, hier gibt es gratis WLAN und so halte ich mich mit einer Cola 2 Stunden am Laptop auf. Auf diese niedrige Temperatur bin ich mit kurzer Hose und T-Shirt natürlich nicht vorbereitet und die kalte Session ist sicherlich nicht besonders gut für meine Gesundheit, sozusagen obendrauf auf meine schon vorhandene Erkältung (die dieses mal nicht von einer Klimatisierung kommt, sondern vom zu langen Sitzen in zugiger Luft am Sonntag Abend in der Fußgängerzone). Christine erledigt derweil Einkäufe. Am Nachmittag Karneval die Vierte. Heute ist alles Schwarz-Weiß. Wieder ein großer Umzug, der schließlich damit endet, dass Prinz Karneval – in diesem Jahr als Puppe, die den Tourismuspräsidenten darstellen soll – feierlich verbrannt und zu Grabe getragen wird. Deshalb hört die Stimmung aber noch nicht auf. Im Gegenteil, man möchte meinen, heute ist es lauter als an den letzten 3 Tagen. An Bord, und wir liegen immerhin 150 Meter vom Ufer entfernt, müssen wir laut reden, um uns zu verständigen. 

 

 

 

Dienstag, 8. März 2011, Fort de France, Martinique

 

Es hat sich schon wieder Arbeit angesammelt. Der Flugrost vom Geräteträger muß wieder wegpoliert werden, die Backbord Genuawinsch streikt und muß nachgesehen werden und überhaupt bedarf das ganze Schiff mal des Staubsaugers. Um letzteres kümmert sich Christine, alldieweil ich die Putzwolle raushole und mich den vielen Ecken und Kanten unserer Edelstahlkonstruktion am Heck widme. Danach geht es an die Winsch. Ich habe so'n Ding noch nie zerlegt, weiß also nicht genau, was mich da erwartet. Zunächst muss ich mal den Dreh finden, wie überhaupt die Trommel runterzukriegen ist. Sieht man nicht gleich, aber bei Harken ist die Schraube innen in der Winschkurbelaufnahme. Nehme alles auseinander, glaube, den Fehler in zu wenig Fett an der unteren Aufnahme des Hauptlagers gefunden zu haben, und baue ganz stolz alles wieder zusammen. Aber Fehlanzeige. Jetzt blockiert die ganze Winsch in einer Drehrichtung. Also alles wieder auseinander und nach einigem Suchen und nachdenken entdecke ich dann den Sperrklinkenkranz für den zweiten Gang. Und dieser gesamte Kranz hat auf der Welle gefressen. Da ein passender Abzieher natürlich nicht zur Hand ist kriege ich mit Gummihammer und Schraubstock die Teile schließlich auseinander. Jetzt ist alles nur noch ein Kinderspiel. Reinigen, fetten, zusammenbauen. Und läuft …

 

Faschingsdienstagsumzug: Heute geht es pünktlich um 15 Uhr los. Nach dem um fast zwei Stunden verzögerten Start gestern eine echte Überraschung! Motto ist Schwarz und Rot und tatsächlich ist das ganze Stadtbild von diesen Farben geprägt. Von den gewaltigen PA-Anlagen auf den mit ihnen bestückten LKW's geht ein Höllenlärm aus. Wenn so ein Wagen vorbeifährt, schwingt die Wasserflasche in der Hand im Rhythmus mit und die eigene Lunge auch. Jedenfalls bebt der Brustkorb. Ausgelassene Stimmung bis tief in die Nacht. Die Fair Isles und Renée von der Yoyo haben wir irgendwie aus den Augen verloren, dafür treiben wir uns eine Weile mit dem deutschen Pärchen Gaby und Stefan herum, die mit einem 9,60 m Sperrholzboot (pas de deux) in der Bucht liegen und mit diesem Schiff vor 18 Jahren schon einmal über den Atlantik sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 7. März 2011, Fort de France

 

Gleich nach dem Frühstück verlegen wir unseren Ankerplatz um 100 Meter dichter zum Dinghy Dock. Dort ist gerade ein Boot weggefahren. Es wird sehr flach Richtung Ufer und der Anker fällt auf nur 2,80 m Wassertiefe. Aber nun liegen wir direkt neben der Fair Isle, nur 100 m vom Dinghy Dock entfernt und vor allem: Weiter weg von den Wellen der Fähren, die unter unserem Heck einen Mordsradau veranstalten.

 

Am Vormittag riggen wir erstmals unser großes Sonnensegel auf. wir sind eine geschlagene Stunde damit beschäftigt, haben dann aber jede Menge Schatten. Bewährungsprobe bleibt abzuwarten, vor allem bei etwas mehr Wind. Es ist anzunehmen, dass die große Fläche bei mehr als 4 Beaufort einige Probleme aufwerfen wird. Dann fahren wir an Land zum Einklarieren. Aber der Ship Chandler, bei dem es den Computer geben soll, hat geschlossen. Klar, 3 Tage Karneval, gleich 3 Tag Feiertag. Also machen wir einen kleinen Stadtbummel und fahren an Bord zurück zum Mittagessen. Danach kleine Dinghitour zur Fuel Pier auf der anderen Seite des Forts. Auf dem Rückweg plaudere ich mit den Deutschen von der Pas de Deux. Später fahren wir dann zum Karnevalsumzug wieder an Land (heutiges Motto: Männer als Frauen, Frauen als Männer) und landen am späteren Abend mit Gaby, Horst und Renée bei uns an Bord. Rotwein, Käse, Cracker, Oliven … Nebenher laute Mucke von Land …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 6. März 2011, von St. Pierre nach Fort de France, Martinique

 

Weil wir wenig Wind erwarten, lassen wir das Beiboot heute erstmals während einer Überfahrt im Davit hängen. Wie schon gestern, haben wir westlich der Insel plötzlich leichten Westwind (Seewindeffekt), der bis kurz vor der großen Bucht von Fort de France anhält. Plötzlich ist der angesagte Ostwind mit 15 Knoten da und wir müssen Acht geben, das Beiboot auf dem Backbord Schlag nicht doch durchs Wasser zu ziehen. In die Bucht hinein müssen wir kreuzen, nehmen dann aber 2 Meilen vor unserem Ankerplatz die Segel weg und motoren. Wir wissen, dass Gaby und Horst mit der Fair Isle hier vor Anker liegen und finden sie auch gleich. Der Ankerplatz ist gerammelt voll und wir drehen ein paar Kreise, bevor wir uns entscheiden. Wir liegen ziemlich dicht an der Einflugschneise der Fähren und werden wohl ziemlich viel von deren Wellen abkriegen. Leider muß ich feststellen, dass wir während der Fahrt bei etwas Kränkung unseren Teleskopbootshaken verloren haben. Ich hatte ihn in zwei Schlaufen unter den Geräteträger gehängt, um ein paar Klimmzüge daran zu machen. Als wir ankamen, war er jedenfalls nicht mehr da. Das war so ein Teil mit Gewinde am vorderen Ende, worauf man diverse Dinge schrauben konnte, wie eben z.B. einen Haken, aber auch einen Schrubber oder Wischmopp. Schade. Nachlässigkeit wird halt bestraft, wie wir sehen.

 

Nachdem wir den Anker eingefahren und ich mich auch durch Tauchen versichert habe, dass er gut eingegraben ist in dem weichen, fast modderigen Sandgrund (leider ist hier nur cirka 2 bis 3 Meter Sichtweite unter Wasser), kommen Gaby und Horst vorbei und bringen gleich eine Kanne Kaffee mit. Sie berichten, dass um 15 Uhr der Karnevalsumzug beginnt. Also machen wir uns rechtzeitig auf die Socken. Das Dinghydock ist was ganz besonderes, weil es ewig lang ist. Jede Menge Platz für Beiboote. Der Umzug ist farbenfroh, laut, abwechslungsreich und dauert 3 Stunden. Später trinken wir noch ein paar Bier, dieweil wir reichlich stories austauschen. Auch der Schweizer Einhandsegler Renée ist mit von der Partie. Von der Musik hören wir die ganze Nacht hindurch, das letzte mal bewusst am frühen Morgen um 6 Uhr.

 

Obwohl wir noch nicht viel von Fort de France gesehen haben, lässt sich jetzt schon sagen: Dies ist bisher die europäischste Stadt, die wir in der Karibik kennengelernt haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 5. März 2011, von Dominica nach Martinique

 

Wir haben 35 Meilen vor uns und deshalb stehen wir schon um sechs auf und nehmen um sieben den Anker aus dem Wasser. Bis zur Südspitze von Dominica sind es 5 Meilen, die wir im Lee der hohen Berge zurücklegen. Die Abdeckung ist so stark, dass maximal 5 Knoten Wind übrig bleiben. Also motoren wir erstmal eine Stunde, auch wenn wir beide Segel schon setzen. Als wir Scott's Head passiert haben, ist schlagartig der angesagte Ostwind mit 15 Knoten da. Maschine aus, ein Reff ins Groß und es geht mit siebeneinhalb Knoten dahin. Traumhaftes Segeln, auch hier draußen auf offener See sind die Wellen nur 1,5 m hoch. Unser Kurs ist 160 Grad, also haben wir einen relativen Wind von 50 bis 60 Grad. Moderate Krängung, die Fußreling bleibt Wasserfrei und wir bekommen auch aus Luv nichts nasses an Deck. Vor uns ist eine Amel Super Maramu, eine 16 m Ketsch. Der Abstand scheint konstant zu sein, also optimiere ich etwas an den Segeln und der Windsteuerung. Nun kommen wir der Amel langsam näher und haben sie nach einer Stunde eingeholt. Wir sind schon ganz stolz, aber dann packt den Skipper der Amel wohl auch der Ehrgeiz, jedenfalls wird der Abstand wieder langsam größer. Wahrscheinlich haben sie auch die Segelstellung verändert oder etwas ausgerefft. Wie auch immer, im Lee von Martinique haben wir die Amerikaner, die Yacht heißt Nada, jedenfalls wieder eingeholt. Wie wir das schon von Dominica her kennen, flaut der Wind hinter den hohen Bergen der Insel deutlich ab, so dass wir 5 Meilen vor St. Pierre, die Segel wegnehmen und motoren. Ohne Wind wird es auch schlagartig wärmer. Während es draußen auf See im T-Shirt sehr angenehm war, kommt hier der Schweiß aus allen Poren. Genau wie Dominica, ist auch Martinique, jedenfalls an der Nordwestseite, überall sehr zerklüftet und bewaldet. Sattes Grün überall. Um 13 Uhr ankern wir dicht vor St. Pierre auf 8 m WT. Der Grund fällt wieder steil ab und so haben wir dort, wo schließlich das Boot liegt, also nur cirka 40 Meter weiter, schon 15 Meter Wassertiefe. Nach uns kommen noch eine Reihe weiterer Boote, die manchmal recht lange suchen, bis sie einen geeigneten Platz gefunden haben.

 

Am Nachmittag fahren wir an die große Steinpier, machen das Dinghy fest und erkunden die Stadt. St. Pierre wurde früher das Paris der Karibik genannt. Etwas von dem Flair ist noch spürbar, auch wenn heute am Samstag Nachmittag das ganze etwas ausgestorben erscheint. Hier gab es mal ein großes Theater, von dem Ruinen und der imposante Treppenaufgang noch geblieben sind. Auch an anderen Stellen sind die Auswirkungen des Vulkanausbruchs von 1902 zu erkennen, denn Häuserfragmente gibt es überall noch.  Längere Zeit unterhalten wir uns mit einem Straßenverkäufer, der Schmuck anbietet. Seine Produkte bestehen zum überwiegenden Teil aus Samen und Teilen von Pflanzen, die normalerweise verrotten. Es sind sehr schöne Stücke darunter. Weil der Mann kaum englisch spricht, ist die Unterhaltung allerdings etwas umständlich.  Uns fällt natürlich auch der große Unterschied zwischen Roseau/Dominica und dieser französischen Insel auf. Hier ist alles viel europäischer, von den Restaurants über die Supermärkte hin zu mehrstöckigen Gebäuden. Dabei finden wir nach unseren bisherigen Erfahrungen, dass die ehemals englischen Inseln, also in unserem Falle Antigua und Dominica, mehr Ausstrahlung haben, als die französischen, auch wenn uns Baguette und Käse schon sehr gut gefallen. Deshalb kaufen wir das auch noch frisch ein, bevor wir an Bord zurückfahren, eine Flasche Rotwein aufmachen und die laue Luft an Deck genießen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 4. März 2011, von Portsmouth nach Roseau

 

Um 0930 haben wir den Anker aus dem Grund und machen uns auf den Weg nach Süden. Es hat wenig Wind und so kommen Groß und Genua raus. Allerdings gibt es nicht die angesagten 12 Knoten aus Ost, sondern meistens weniger und das aus allen Richtungen, sogar halbstundenweise aus West! Das hatten wir hier noch gar nicht. Zwischenzeitlich muß auch immer mal wieder der Motor laufen und die Genua eingerollt werden. Es ist jedenfalls ruhiges Segeln ohne Seegang, so dass Christine sogar lesen kann und es ein warmes Mittagessen gibt. Wir sind immer in Inselnähe und können uns die ganze Zeit nur immer wieder über dieses satte Grün freuen. Seit langem haben wir auch mal wieder Delfine bei uns. Diese sind deutlich größer, als alle, die wir bisher gesehen haben.

 

 Um 15.30 Uhr fällt dann der Anker etwas südlich von Roseau auf 10 m WT. Wir liegen dabei ziemlich dicht am Strand, denn der Sandgrund fällt hier recht steil ab. Bei einem starken Westwind würden wir wahrscheinlich mit Ruder oder Kiel auf Grund kommen. Aber damit ist nicht zu rechnen. Wir hätten hier auch gern eine der Moorings genommen, aber es sind alle belegt.

 

Obwohl wir erst etwas träge sind, entschließen wir uns doch noch, das Dinghy zu Wasser zu lassen und düsen gegen 17 Uhr an Land. Da wir nicht den langen Weg auf der Straße gehen wollen, fahren wir mit dem Beiboot eine Viertelstunde am Strand entlang bis kurz vor das Cruise Ship Dock, denn dort beginnt die "City". Wir sind überrascht über das rege Treiben. Überall jede Menge Leute auf der Straße, aus vielen Geschäften und Bars dröhnt laute Musik. In ein paar Lokale, vor denen teilweise richtige Menschentrauben stehen, gehen wir hinein und schnuppern die Athmosphäre. An mehreren Plätzen stehen eine große Anzahl dieser Minibusse herum, die sich nach und nach füllen. Offenbar sind viele Bewohner anderer Orte in der Hauptstadt, die nun nach Hause fahren. Manche dieser Busse werden regelrecht vollgestopft. Wir suchen ein Restaurant, weil wir noch etwas essen wollen. Da kommt uns ein Einheimischer, dem der rechte Arm fehlt, gerade recht. Er empfiehlt uns ein Lokal und führt uns hin, natürlich erbittet er dafür eine Gabe, die er auch erhält. Den Arm habe er verloren bei einem Überfall. Er sei ihm mit einer Machete abgetrennt worden. Das Lokal ist tatsächlich gut, besonders gefällt uns die Vorspeise: Salat mit warmem Ziegenkäse. Wir sitzen im ersten Stock auf einem Balkon und haben einen Blick auf die Straße und das Leben unter uns. Häuserfassaden mit Balkonen sind wohl etwas typisches für Roseau, wir sehen sie jedenfalls allerorten.

 

Als wir in der Dunkelheit wieder auf unsere Gipsy kommen, liegt sie um 180 Grad anders, als vorher, aber auch jetzt parallel zum Strand. Viel Wind hat es ohnehin nicht.

 

 

Donnerstag, 3. März 2011, St. Rupert Bay, Dominica

 

Bis nachmittags viel Regen. Wir fangen 30 Liter auf und füllen sie in die Tanks. Allerdings scheint es so, dass die Persenning, mit der das Wasser aufgefangen wird, einen leichten seifigen Geschmack an das Wasser abgibt. Werden wir uns noch genauer anschauen müssen. Dann schwimme ich mal rüber zu unserem Schwesterschiff Mariposa aus England. Der Eigner Rob ist nicht an Bord, wie ich eh schon wusste. Von seinen Freunden kommt eine Lady an Deck, mit der ich etwas plaudere. Sie haben aktuell das Problem, dass die Frischwasserpumpe ständig läuft und Süßwasser in die Bilge pumpt. Auch nicht fein. Der Zweck meines Besuchs dort ist aber, mal an deren Ruderblatt zu rütteln. Auch dieses Ruder lässt sich etwas bewegen, wenn auch gefühltermaßen nicht ganz so viel wie bei uns. Ich denke, dass wir uns mit der Behebung nicht allzu sehr beeilen müssen.

 

Morgen wollen wir weiter nach Roseau, der Hauptstadt der Insel. Gute 20 Meilen oder so. Wahrscheinlich werden wir nur über Nacht ankern und dann übermorgen den Schlag nach Martinique machen. Zur Zeit haben wir absolute Flaute, zum ersten Mal, seit wir in der Karibik sind. Interessanterweise gibt es bei abflauendem Wind gleich mehr Schwell, das Boot schaukelt jedenfalls stärker als in den vorherigen Tagen, wo es so stark geblasen hat.

 

 

 

Mittwoch, 2. März 2011, Prince Rupert Bay, Dominica

 

Heute in der Früh regnet es stark. Im Beiboot sind sicher 50 Liter Wasser. Jetzt möchte ich doch einmal unsere Wasserauffangpersenning testen, denn das Schlauchbootwasser ist als Trinkwasser nicht zu verwenden, weil der Boden natürlich nicht sauber, sondern schon immer etwas mit Sand verunreinigt ist. Die Plane ist für das Cockpit zugeschnitten, aber zunächst versuche ich einmal eine Installation auf dem Vorschiff zwischen den Relingsdrähten, da wäre das ganze weniger störend. Aber die Trichterform ist zu tief und das Ablaufrohr liegt an Deck auf. Also doch über der Plicht befestigen. Bis dahin bin ich klatschnass. Als das Ganze dann klar zum Wasserauffangen ist, hört der Regen auf. Jedenfalls hört es auf, stark zu schütten. Ein paar Tropfen gibt es den ganzen Tag immer mal wieder, aber die reichen natürlich nicht, um nennenswert Wasser bunkern zu können. Heute nacht lassen die Plane jedenfalls hängen. Bin gespannt auf die morgige Ausbeute.

 

Am Nachmittag läuft unser englisches Schwesterschiff, die Mariposa, die wir in San Miguel/Teneriffa und Mindelo/Kapverden getroffen hatten, in die Bucht und legt sich neben uns an eine Mooring. Rob selbst ist nicht an Bord, wie wir schon aus einem email-Kontakt wissen, sondern Freunde von ihm. Vielleicht kommen wir mit denen morgen noch ins Gespräch. Jetzt haben wir vor uns die Schweizer Mariposa und neben uns die englische.

 

Ansonsten sind wir heute den ganzen Tag an Bord und verbringen die Zeit mit Administration und Lesen. Zwischendurch schrubbe ich auch noch einen Teil des Unterwasserschiffs ab.

 

 

 

 

 

Dienstag, 1. März 2011, Prince Rupert Bay, Dominica

 

Der Vormittag vergeht wieder am PC, nach einigen Stunden habe ich die Februarseite wieder halbwegs hinbekommen. Es dauert so lange, weil es Texte und Bilder manchmal willkürlich durcheinander würfelt. So viel geflucht habe ich lange nicht mehr.

 

Am Nachmittag wollen wir uns dann doch mal wieder bewegen und gehen zum Cabrits Nationalpark. Das ist die Halbinsel mit den zwei markanten Hügeln im Westen der Prince Rupert Bay, unserem Ankerplatz. Wir berappen 27 EC park fee und wandern in die Höhe. Von oben hat man einen wunderschönen Blick auf die Bucht und Portsmouth, sowie auch auf die vorgelagerten Sümpfe. Auf dem Weg nach oben überall Ruinen der alten Befestigungsanlagen nebst verrosteten Kanonen und Lafetten. Am Boden liegen hunderte von ausgeweideten Black Crabs, eine Krabbenart, die hier heimisch ist und offenbar nicht direkt am Wasser, sondern auch noch in 100m Höhe und im Wald lebt. Wir haben noch nicht herausbekommen, wessen Beute die geworden sind. Auch kleine Einsiedlerkrebse, die hier Soldier Crabs heißen, gibt es in Mengen. Termitenbauten "kleben" an Bäumen oder Steinen. Die Hauptfestung, Fort Shirley, wird mit viel Aufwand renoviert und bietet jetzt schon einen imposanten Anblick. Bei der Betrachtung der Kanonen kann man sich lebhaft vorstellen, wie vor zweihundert Jahren von hier einlaufende Segelschiffe beschossen worden sind.