Samstag, 31. Juli 2010

Den Samstag verbrachten wir mit Reiseplanung und "Bastelarbeiten" (die größte Aktion war die Befestigung und Abdichtung der Beschläge der Hydrovane am Heck. Durch die ständigen Vibrationen hatten sich die Schrauben etwas gelockert. Zusätzlich kam noch eine Portion Abdichtmasse drauf), die Mädels gingen shoppen. Das ganze hin und her immer mit unserem kleinen Beiböötchen. Mittlerweile hatten wir auch rausgekriegt, mit wie viel Gas und Choke wir den Honda Aussenborder mit einmal anreissen (anstatt zuvor 50 mal) zum Laufen kriegten. Abschiedsabendessen an Bord.

 

Freitag, 30. Juli 2010

In der Früh wurde erst einmal die Motorhalterung mit zusätzlichen Schrauben gesichert. Also konnten wir gegen Mittag nach einem englischen Frühstück mit Rührei und gebratenem Speck an Bord mit dem eigenen Beiboot an Land fahren. 

 

Das ganze war noch etwas wackelig und gewöhnungsbedürftig. Wir haben dann eine Rundtour per Bus rund um die Insel unternommen. 90 Minuten Busfahrt für 60 Pence, das fanden wir mal günstig!  Wenn man aussteigt, ist beim Einsteigen allerdings wieder ein neuer Obulus in Höhe von 60p fällig.

 

Die Insel besticht durch landschaftliche Schönheit in Form von bizarren Felsformationen, Sandstränden, außergewönlichen Bäumen und gewundenen Wanderwegen, die mal durch Felsen, mal durch schattiges Gehölz führen. Außerdem sind viele Vorgärten mit reichhaltigem Blumenschmuck versehen.

 

 

 

Am späten Nachmittag schlenderten wir dann noch zum Castle bei der Hafeneinfahrt. Entgegen unseren Erwartungen – die Schilder besagten, dass die Besichtigungszeit um 17 Uhr endet – konnten wir das Burggelände noch betreten und es erwartete uns so etwas wie ein Volksfest. Jedenfalls gab es diverse Angebote an Livemusik und die Einheimischen hatten sich überall auf mitgebrachten Decken und Klapstühlen zum Picknick niedergelassen. Unglaublich, was die da so an Utensilien und Essbarem mitgeschleppt hatten. Es war jedenfalls eine tolle Stimmung und die Musik hervorragend. 

 

Um 23 Uhr zurück an Bord und noch ein zwei Absacker genossen. Zwischendurch Geplauder mit diversen Bootsnachbarn aus Australien und Belgien.

 

Donnerstag, 29. Juli 2010

Die 6 Beaufort blieben uns auf der Überfahrt von Cowes nach St.Peter Port auf Guernsey länger erhalten, als der Wetterbericht orakelt hatte. Es war ziemlich ungemütlich wegen der harten Bewegungen des Schiffes auf der Kreuz. Die Genua musste klein gerefft werden, um Krängung und Geschwindigkeit aus dem Boot zu nehmen. Im Laufe der Nacht ging der Wind dann auf angenehmere Richtung und Stärke zurück. Der Strom setzte stark – mal in, mal gegen – unsere Kursrichtung und verstärkte bzw. verringerte unsere Geschwindigkeit um bis zu 3,5 Knoten. Im Morgengrauen segeln wir deshalb vor Alderney ein paar Stunden fast auf der Stelle.

Toller Sonnenaufgang in der Meerenge zwischen Alderney und Cap de la Hague. Einlaufen in St. Peter Port um 15 Uhr. Wir sind 122 Meilen gesegelt und haben die Maschine nur zum An- und Ablegen gebraucht. Wir liegen in einem Tidehafen mit fast 10 Meter Tidenhub an einem Schwimmsteg ohne Landverbindung, d.h. Landgang entweder mit dem Wassertaxi oder unserem Bananaboot.

 

Der erste Test des Bananaboots war ein Reinfall. Nach ca 30 vergeblichen Versuchen, den Außenborder zu starten, sprang dieser plötzlich an und produzierte so viel Vortrieb, dass anschießend die Edelstahl-Aufhängung am Bananaboot verbogen war. Frust stieg auf. Mit freundlicher Unterstützung eines hilfsbereiten Dänen, der mit einem stabilen Schraubstock aushalf, konnten wir die Aufhängung wieder gerade biegen. Es musste aber noch eine zusätzliche Befestigung gefunden werden, um das Verbiegen in Zukunft zu verhindern. An diesem Abend fuhren wir mit dem Wassertaxi an Land zum Abendessen.

 

Mittwoch, 28. Juli 2010

Beginn des Dienstags in Cowes mit einem eher französchen Frühstück an Bord. Es gab Croissants und Baguettes vom lokalen Bäcker. Unser Weg an Land führt dabei regelmäßig vorbei an dem Traditionssegler Mariquita.

  

 

  

Nach einigen Mühen haben wir dann auch einen Shop aufgetrieben, der sich unserer defekten Lichtmaschine annehmen wollte.

Nachmittags haben sich Eva und Thomas Fahrräder ausgeliehen, so dass wir eine Tour entlang des Rivers Medina machen und Christine und ich unsere neuen Klappräder ausprobieren konnten.

 

 

Bergauf-, bergab (mit so vielen Hügeln hatten wir gar nicht gerechnet) ging es vorbei an der ehemaligen Residenz (Osborne House) von Queen Victoria, alten Kirchen, Friedhöfen und Schiffswracks.

 

In Niewport waren dann ein großes Pint Fosters und Fish&Chips fällig. Während dieser Fütterungsaktion konnten wir bei ablaufendem Wasser beobachten, wie sich die trocken fallenden Boote seitlich an die Kaimauer legten.

 

Unser Abendessen an Bord bestand aus viel Rotwein und wenig Crackern, gewürzt mit einer Ingwer- und Zitronen-Creme, die wir im Shop des Osborne Hauses erstanden hatten. Am Abend haben wir uns dann gemeinsam Fotos und Videos aus vergangenen Zeiten reingezogen, bei denen es reichlich zu lachen gab

Am Mittwoch 1440 Leinen los in Cowes, nachdem wir zuvor noch die Wanten nachgespannt hatten. Die Lichtmaschine bleibt zur Reparatur in Cowes und muß uns nachgeschickt werden. Entscheiden uns, die Isle of Wight wieder auf der östlichen Route zu runden, damit wir nicht sofort gegen  den starken W-Wind ankreuzen müssen. Es bläst mit 5-6 Windstärken.

 

Dienstag, 27. Juli 2010

Am Sonntag Nachmittag und Abend sind wir nocheinmal ausgiebig durch Brighton geschlendert. Den langen Weg bis zur bekannten Brighton Pier, die deutlich größer ist, als man vorher so denkt, haben wir mit der vorsintflutlichen Volks Railway zurückgelegt. Das ist so eine kleine Bimmelbahn mit offenen Seiten, die die zwei Kilometer von der Marina bis zur Pier am kieseligen Strand entlang fährt. Auf der Pier selbst gibt es jede Menge Jahrmarktsaktiviäten, quasi so eine Art Tivoli auf dem Wasser. Nach dem Essen in einem italienischen Restaurant wollte Christine dann im Pub gegenüber ihren ersten Urlaubs-Irish-Coffe trinken. Aber leider: Nicht nur, dass man sich in den englischen Pubs die Getränke an der Theke selbst holen muß, auch den Irish Coffee hätte es nur ohne Cream gegeben. Also Fehlanzeige.

  

Montag morgen früh raus, wir wollten um 8 Uhr ablegen, um die 55 Meilen bis Cowes auf jeden Fall im Tageslicht zu schaffen, was sich letztlich auch gut ausging. Wir konnten die meiste Zeit segeln, mit sehr brauchbarem Wind zwischen 2 und 4 aus SW. Kurz vor dem Einlaufen sehen wir dann die Queen Mary 2, die gerade aus Southampton zu kommen scheint.

 

Cowes ist ein malerisches, kleines Dorf im Norden der Isle of Wight. Nachdem wir um 19 Uhr hier eingelaufen sind und eine Woche vor der Cowes Week auch sofort einen Platz fanden, haben wir den Ort noch per Pedes erkundet. Im englischen Segelsportzentrum gibt es naturgemäß jede Menge Shops mit maritimen Artikeln jeder Art. Der mit seinen schwarzweiß-Fotografien großer, meist einmastiger Segler, berühmt gewordene Fotograf Beken of Cowes ist hier beheimatet und es gibt noch einen Shop gleichen Namens, in dem seine Bilder verkauft werden.

  

 Als wir spätabends zurückkamen, war – wohl wegen des in der Zwischenzeit aufgelaufenen Wassers des Flutstroms – auch der von manchen als unangenehm empfundene Geruch des nassen Seetangs verschwunden. Nach ein/zwei Absackern an Bord sind wir dann hundemüde in die Kojen gewankt.

 

 

 

Sonntag, 25. Juli 2010

Gestern hatten wir noch einen tollen Segeltag, an dem wir den Nullmeridian überschritten haben, d.h. ab jetzt befinden wir uns in West-Länge. Nach anfänglich lauem Wind frischte es am Nachmittag deutlich auf 5 Windstärken aus Südwest auf. Vor dem Einlaufen in Brighton hatten wir dann nur noch die Genua stehen und pflügten hoch am Wind und mit 20 Grad Lage durch den englischen Kanal.

Brighton ist die größte englische Marina mit allen denkbaren facilities. Direkt im Anschluss an das Hafengelände erstrecken sich Einkaufszentren und Restaurants jeglicher couleur. An dem kieseligen Strand und der langen Strandpromenade, die wir gestern Abend auf unserem Weg Richtung downtown bestaunen konnten, reihen sich jede Menge sportliche Angebote, wie Beachvolleyball, Trampolinspringen, Minigolf, und diverse andere Schmackazien. Etwas vorher nie gesehenes war ganz interessant: In ca 2m durchmessenden Kunststofffolienkugeln, die mit Druckluft prall gehalten wurden und auf dem Wasser schwammen, mühten sich überwiegend Kinder und Jugendiche ab, sich darin halbwegs artgerecht zu bewegen, d.h. senkrecht, was aber niemandem gelang. Alle fielen ins Krabbelstadium zurück.

 

Downtown Brighton bietet ein lebhaftes flair mit Straßenmusik und zahlreichen Restaurants aller Geschmacksrichtungen. Wir haben excellent in einem thailändischen Lokal gespeist.

Heute morgen ausgiebiges Sektfrühstück an Bord bis Mittags, danach Törnplanung für die nächste Woche. Zwischendurch zwei Waschmaschinen (weil die so nah dabei waren), Einkaufen und Staubsauger reparieren. Morgen wollen wir ins Segelmekka Cowes auf der Isle of Wight und dann weiter Richtung englische Kanalinseln. Laut Wettervorhersage ist der Wind für die Kanalquerung günstig. 

  

 

Samstag, 24. Juli 2010

Haben vor kurzem Dover passiert. Die weißen Klippen waren im Mondschein schwach zu erkennen. Der Schiffsverkehr hier in der Meerenge von Dover-Calais verlangt volle Aufmerksamkeit, aktuell gerade von Christine, die im Cockpit Wache hält, dieweil ich hier diese Zeilen schreibe. Kreuzfahrtschiffe und Fähren fahren hell erleuchtet durch die Gegend und wirken wie gewaltige Christbäume. Die Sicht ist phantastisch.

 

 

 

 

 

 

Freitag, 23. Juli 2010

 

  

Gestern hatten wir einen schönen Besichtigungstag in Brügge. Sind mit Tram und Bus die 30 Kilometer gefahren und haben uns den ganzen Tag in der mittelalterlichen Altstadt herumgetrieben. Die zahllosen Giebelfassaden und die Grachten, die wie Adern den Stadtkern durchziehen, bieten malerische Ansichten und tolle Fotomotive. Außerdem scheint Brugge ja die Hauptstadt der belgischen Schokoladeproduktion zu sein. Nicht im Industriemaßstab, sondern auf Confiseriebasis. Entsprechend viel Schokolade haben wir in uns hineingestopft.

Heute morgen Aufstehen um 7 bei strömendendem Regen. Deswegen fiel auch das Brötchenholen aus. Vor dem Wegfahren haben wir noch schnell 45 Liter Diesel gebunkert und waren um 09.30 dann unterwegs. Zunächst gab es wenig Wind, aber nach einer Stunde auf See  briste es auf und seit Mittag haben wir einen schönen 4er Nordwind, der uns mit 7 Knoten vorantreibt. Unser Ziel heißt Brighton an der englischen Südküste. 

 

Mittwoch 21. Juli 2010

Heute morgen um 9 sind wir in Zeebrugge eingelaufen, nachdem wir die ganze Nacht bei tollem Segelwind Südwest gut machen konnten. Trotz drehenden Windes von Nord über Ost und Süd nach West konnten wir die ganze Zeit segeln, zunächst Schmetterling, später mit Vollzeug hoch am Wind und Geschwindigkeiten von 7,5 Knoten durchs Wasser. Gegen Morgen mussten wir das Großsegel wegnehmen, weil es anfing, etwas stärker zu blasen.

 

Nach einem Nickerchen – die männliche Besatzung war etwas müde nach 4 Stunden Schlaf – ging es nachmittags an diverse Instandsetzungen: Offene Naht der Genua nähen (mit Ahle), Top- und Deckslicht reparieren (Ursache des Defekts war ein loser Draht im Lampengehäuse 7 Meter über Deck) und die Lichtmaschine austauschen. Leider hatte sich herausgestellt, dass die neu installierte 90 Amp Lichtmaschine keine Leistung mehr lieferte. Also musste die 55 Amp Volvo LIMA wieder rein, die als Notreserve mit an Bord war und eigentlich in der Last die Welt umrunden sollte.

19 Uhr Feierabend. Die Mädels hatten am Nachmittag Fisch und ein paar andere leckere Sachen eingekauft und es gab ein festliches Mahl an Bord. Morgen Sightseeing in Brugge geplant, wo es eine schöne Altstadt zu besichtigen geben soll. Wollen am Freitag weiter Richtung England.

 

 

 

Montag, 19. Juli 2010

 

 

Wir sind unterwegs! Nach einer fulminanten Verabschiedung durch zahlreiche Freunde sind wir am Samstag in Emden gestartet. Kaum in der Seeschleuse, fing es an zu pfeifen und zu regnen. Nach einem kräftigen Schauer wurde das Wetter wieder klarer und wir motorten nach Termunden, damit Eva und Thomas noch einige Dinge von ihrem Boot holen konnten. Auf dem weiteren Weg nach Borkum frischte der Wind dann stark bis auf 7 Beaufort auf, und das auch noch aus einer ungünstigen Richtung, so dass wir kreuzen mussten. Abends in Borkum. Am nächsten Tag Beseitigung der Leckage im Vorschiff. 2 Bolzen der Ankerwinschbefestigung hatten sich gelöst und reichlich Wasser unter Deck gelassen.



Heute morgen um 8 Start in Borkum. Traumhaftes Segelwetter mit südwestlichen Winden um 3, später etwas abflauend. Erster Test der Hydrovane. Nach einigem finetuning lief das Ding ganz ordentlich. Auch die Gipsy IIII zeigte sich von ihrer besten Seite und erfreute uns mit 7,5 Knoten durchs Wasser. Nächstes Ziel: Kurs West.
 

 

Sonntag, 11. Juli 2010 

 

Sind seit 3 Tagen wieder in Emden, nachdem wir eine tolle Geburtstags- und Abschiedsfeier erlebt, die Wohnung staubsicher verpackt und mit überladenem Auto die 900 Kilometer bei Gluthitze (ohne Klimaanlage) hinter uns gebracht haben. Die derzeitigen tropischen Temperaturen lassen den Schweiß in Strömen flließen, geben uns aber einen guten Vorgeschmack von dem, was uns wohl demnächst dauerhaft beschert werden wird.

 

Heute hatten wir eine kleine Probe- und Familienfahrt auf der Ems bei viel Sonne und wenig Wind. Die beiden Schleusengänge verliefen ruck zuck und fast ohne Wartezeit. Wir haben uns entschlossen, die Reise doch vom Emder Yachtservice zu beginnen und nicht vorher auszuschleusen, weil das Einbunkern hier leichter möglich ist und zur Verabschiedung mehr Platz für Autos und Menschen zur Verfügung steht, als im Emder Yacht Club.

 

 

Freitag, 2. Juli 2010

 

Wir verbringen die letzten Tage in Vorarlberg, um Christines 50iger zu feiern und die Vorbereitungen, die nur von hier aus zu erledigen sind, abzuschließen. Dazu gehören z.B. die Übergabe unserer Wohnung, Erteilung diverser Vollmachten, Organisation der Postnachsendung, Abmeldung des Autos, und viele andere Dinge.

Bis jetzt sind wir gut im Zeitplan. Alle großen Projekte am Boot sind, wie vorgesehen, abgeschlossen, und auch die tausend kleinen Dinge sind zu 90 Prozent erledigt.

 

 

 

Dienstag 20.Juli 2010

Würden gern als nächsten Hafen Zeebrugge in Belgien anlaufen, wenn der Wind mitspielt. Seit gestern Abend ist er allerdings sehr schwach, so dass wir oft den Motor anwerfen. Dafür ist das Meer ruhig und es ist sehr wenig Bewegung im Schiff.

Kleiner Schock während der Nachtwache, als wir feststellen, dass die Lichtmaschine die Batterien nicht mehr lädt. Intensive Fehlersuche und die bange Frage: Ist nun die Lichtmaschine oder das Ladegerät defekt? Beide Teile habe ich kürzlich neu eingebaut. Nach einigen Stunden dann die Erkenntnis: Das Ladegerät hatte wegen Überhitzung (wir hatten via Inverter mit 230 Volt Wasser gekocht) vorübergehend den Dienst eingestellt und funktioniert wieder. Einige weitere Überraschungen machen uns schon jetzt klar, dass der Spruch "alles was kaputtgehen kann, geht auch kaputt" einen hohen Wahrheitsgehalt hat. Toplicht und Decksbeleuchtung brennen nicht, an der Genua ist eine kleine Naht aufgerissen (wohl im Starkwind am Samstag) und der Motor verliert etwas Öl. Die to do Liste wächst. Sehr gut zufrieden sind wir mit der Leistung der Solarpaneele und des Windgenerators. Es zeigt sich auch schon, dass der Schwenkmechanismus für den Superwind seine Berechtigung hat. Die Sonnenmodule machen deutlich mehr Strom, wenn kein Schatten darauf fällt. Auch die Hydrovane funktioniert super. Selbststeuerung nur durch den Wind und ohne Stromverbrauch.