Capitana am Wort

Bye, bye!

Nach langer Zeit melde ich mich wieder einmal persönlich. Nachdem wir nun nahezu zwei Jahre und 7600 Seemeilen mit dem Segelboot unterwegs sind, habe ich mich entschlossen, die Reise zu beenden. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Es sind ein paar Faktoren, die mir das Leben an Bord erschweren. Ganz im Vordergrund steht die Seekrankheit bei den langen Törns, die wir natürlich immer wieder vor uns haben, obwohl es die letzten Wochen in den Virgin Islands herrlich war, da sich hier die Wellen nicht so stark aufbauen. Lange habe ich mir überlegt, ob ich es denn doch noch weiter versuchen soll. Wenn ich aber an die langen Schläge auf See denke, geht es mir nicht gut dabei.

Ich freue mich darüber, dass wir gemeinsam die Reise über den Atlantik fast ohne Zwischenfälle geschafft haben. Ronald wird nun von Puerto Rico aus die Reise fortsetzen und ich werde sicherlich mit einem weinenden Auge die Abenteuer im Netz verfolgen. Mit dem lachenden Auge werde ich mich im Ländle mit Familie, Freunden und Bekannten über die Zeit des Segelns unterhalten und wieder ein "geordnetes" Leben führen. Nachdem wir die letzten zwei Jahre Beziehung auf engstem Raum gelebt haben, steht uns nun das genaue Gegenteil bevor. Ich denke, wir werden auch das schaffen.

Nun wünsche ich allen Lesern unseres Blogs weiterhin viel Spaß auf dieser abenteuerlichen Reise. An dieser Stelle auch ein Dankeschön an alle unsere virtuellen Begleiter, ganz besonders an jene, die uns gelegentlich mit Emails, Telefonaten oder Gästebucheinträgen mit Lebenszeichen oder guten Wünschen aus der Heimat versorgt haben.

 

 

Dienstag, 1. Mai 2012, Isleta Marina

Hier ist der 1. Mai offenbar kein Feiertag, jedenfalls wird voll gearbeitet. Deshalb verlassen wir um 0830 unseren Liegeplatz in der Sunbay Marina und fahren die halbe Meile hinüber zur Werft in der Isleta Marina. Ian ist mit an Bord und hilft beim Linehandling. Die Jungs von Salomon Yacht Repairs stehen parat und fangen gleich an, alles abzukleben, um im Bug das GFK freizulegen. Dazu ist schleifen erforderlich und das macht man hier mit der Flex. Oben aufs Luk kommt ein großes Gebläse, unten im engen Vorschiff arbeitet der Mann mit der Flex gleichzeitig auch mit einem Staubsauger. Anschließend wird ordentlich sauber gemacht. Mittags sind sie damit fertig. So weit, so gut.

Nicht so gut ist, dass unser Rigger den einzulaminierenden Beschlag noch nicht gebracht hat. Liegt angeblich an zwei Missgeschicken. Erstens ist ihm sein Smartphone ins Wasser gefallen und er musste sich zunächst einmal wieder organisieren. Zweitens hat der Metal Shop, der den Edelstahl zusammenschweißen sollte, einen totalen Stromausfall gehabt und deshalb musste eine andere Firma beauftragt werden. Ergebnis des ganzen: Heute geht nichts mehr weiter. Das bedeutet wohl einen weiteren Tag hier in der Werft. Christine ist stinksauer.

Obwohl wir in der Werft liegen, müssen wir Liegegebühren an die Marina bezahlen. Der Deal lautet so, dass wir für 2 Tage bezahlen, unabhängig davon, wie lange wir hier wirklich bleiben müssen. Für das Liegegeld wird nicht viel geboten. Duschen und Toiletten gibt es nur für Dauerlieger, also nicht für uns. Und das Werftgelände wird um 16 Uhr abgesperrt, d.h. wir sind für die Nacht in diesem Gelände eingeschlossen und können nicht einmal mit der kleinen Fähre an Land fahren (ginge natürlich schon, wenn wir das Dinghy zu Wasser lassen würden und die 50 Meter bis zur Fähre paddeln oder motoren würden). Wir hoffen, dass Quino morgen früh mit dem Beschlag auftaucht.

Die Pier der Werft ist nicht besonders komfortabel. Durch den leichten Schwell ruckt das Schiff ordentlich an den Leinen. Hier werden gerade vorbereitende Arbeiten für das Wegschleifen des Gelcoats im Vorschiff durchgeführt

Der große Ventilator saugt die staubige Luft aus der Vorschiffskabine nach draußen

 

Mittwoch, 2. Mai 2012, Isleta Marina, Beschlag im Bug wird laminiert

Eigentlich hätte ich heute früh schon zeitig beim Zahnarzt auftauchen sollen, aber die Jungs hier ohne Aufsicht zu lassen, wenn sie den Beschlag an der richtigen Stelle im Vorschiff einlaminieren, mag ich auch nicht. Also rufe ich den Zahnarzt an und frage, ob ich nicht am Nachmittag kommen kann. Ganz erschließt es sich mir nicht, warum das nicht gehen sollte, wenn er 10 Patienten am Tag behandelt und 9 davon schon um neun Uhr morgens im Wartezimmer sitzen. Damit ich also nicht den ganzen Tag dort verbringe, will er mich um 14 Uhr anrufen, ob es noch Sinn macht, dass ich komme. Sonst nächste Woche Mittwoch.

Die Arbeiten im Vorschiff verzögern sich, weil es gegen Mittag kräftigen Regen mit Blitz und Donner in unmittelbarer Nähe gibt. Da man nicht von innen in die vordere Kabine kommt (weil abgeklebt), sondern nur durchs Luk, was wegen der Polyesterdämpfe offen bleiben muss, gibt es eine längere Unterbrechung. Aber um 14 Uhr geht es weiter und nach einer Stunde sind die ersten 8 Lagen Glasfasermatten verarbeitet. Der zweite Teil kommt morgen, denn man darf nicht zu dicke Materialstärken in einem Arbeitsgang laminieren.

Die Warterei hier an Bord ist etwas nervig, denn man kann auf dieser Mini-Insel nicht viel machen, zumal bei dem gewittrigen Wetter. Im Salon beschäftige ich mich mit der Zeichnung des Beschlags, der die Verbindung zwischen dem Kutterstag und dem Stag unter Deck herstellen muss. Auch dieses Teil muss speziell angefertigt werden. Ich hoffe stark, dass wir alles im Zeitplan hinkriegen. Ende nächster Woche muss spätestens alles fertig sein.

Am Abend fahren wir mit der Fähre an Land. Im Fajardo Inn Hotel treffen wir uns mit Ian, Gregg und Varny im Blue Iguana Restaurant. Wie schon letzte Woche, bestellen wir auch heute wieder das phantastische Special of the Day, Chicken Fajitas. Genau, das waren die Wraps zum selber bauen. Varny und Gregg sind zwei ehemalige amerikanische Lehrer, die mit dem Schiff eines Freundes zu Viert über die Azoren nach Europa segeln wollen. Wieder eine nette, neue Bekanntschaft.

Dieser Beschlag wird im Vorschiff einlaminiert, um die Last des Kutterstags aufzunehmen

Die Zeichnung für den Decksbeschlag muss ich noch mit dem Rigger diskutieren

Eine Stunde laminieren im Vorschiff

Das Produkt des heutigen Tages: 8 Lagen Glasfaser sind verlaminiert

 

 

Donnerstag, 3. Mai 2012, zweite Lage Laminat, zurück in die Sunbay Marina

Die Jungs fangen früh an zu arbeiten. Um halb acht stehen sie auf der Matte. Zunächst muss wieder geschliffen werden, zum Einen das aufgetragene GFK von gestern, zum Anderen noch großflächiger das Gelcoat um die gestern schon freigelegten Flächen herum abgetragen werden. Das Wetter bleibt gut, es regnet nur ein paar Tropfen und so ist die Arbeit um 13 Uhr erledigt. Wir bezahlen cash und fahren um halb zwei wieder zurück in die Sunbay Marina an unseren alten Liegeplatz. Ian nimmt unsere Leinen an und um 14 Uhr liegen wir wieder gut vertäut.

Varny und Gregg kommen am Abend mit ein paar Dosen Bier vorbei. Sie liegen an unserem Steg schräg gegenüber, sind sehr interessiert an unserem Schiff und so sitzen wir eine Stunde im Cockpit und plaudern, bis es dunkel wird.

Unser Liegeplatz bei Salomon Yacht Repairs neben der Isleta Marina. Die Condos in den beiden Hochhäusern sind derzeit kaum bewohnt. Jedenfalls brennen am Abend nur in sehr wenigen der Appartments Lichter.

Seilzug einer Art Schwimmdock der Werft, wobei dieses Dock nicht aufschwimmt, sondern von den Drahtseilen aus dem Wasser gezogen wird.

Heute kommt die zweite Lage Laminat drauf, noch einmal 4 Lagen Glasfasermatte, diesmal großflächiger

Fertig! So schnell kann man 1000 Dollar ausgeben.

 

Freitag, 4. Mai 2012, Sunbay Marina, Christine packt

Morgens kommt Quino vorbei und bringt unser neues Kutterstag und Rollfock-Equipment. Die Sendung ist immerhin von Schweden per Normalfracht  in 3 Tagen hier gewesen, allerdings um den Preis von 200 Dollar. Der Tag vergeht mit ein paar Kleinigkeiten, u.a. dem schneiden eines rechteckigen Lochs ins Deck, um dort den Beschlag für das Kutterstag durchführen zu können.

Am Abend bin ich dann ziemlich verärgert, weil einige Details dieses Beschlags nicht so ausgeführt wurden, wie ich es gewollt hatte. Da liefere ich eine exakte Zeichnung, aber der Mechanikershop bekommt die Anweisungen "frei Schnauze", was u.a. dazu führt, dass die Bohrlöcher der unteren und oberen Edelstahlplatte nicht mehr übereinanderliegen, weil die große Ausnehmung für die untere Platte falsch gelasert wurde. Müssen sie halt nacharbeiten.

Ansonsten bestimmt nun schon langsam der Trennungsschmerz unseren Tag. Christine packt am Nachmittag ihre große Reisetasche, die am Ende knallevoll wird. Sie darf nur 23 kg Gepäck aufgeben, jedes Kilo mehr kostet 20 Euro. Eine Waage haben wir nicht an Bord, aber wir sind ziemlich sicher, dass mehr als das erlaubte Gewicht drin ist.

Am Abend kommt Ian auf einen Drink vorbei (den er selbst mitgebracht hat) und Varny und Gregg fragen uns, ob wir mit Essen gehen wollen, aber uns ist heute nicht danach. Also verbringen wir den letzten Abend gemeinsam an Bord.

Die Rollfockeinrichtung für das Kutterstag ist eingetroffen

Dieser Beschlag kommt in eine ausgestanzte, schon vorhandene Öffnung kurz unterhalb des Masttops

Die Capitana packt ihre Siebensachen

Decksbeschlag für das Kutterstag. Bei 4 cm Decksstärke muss doch jedem sofort klar sein, dass sich die durchgehenden Schrauben so nicht in die vorgebohrten Löcher bringen lassen. Jedenfalls nicht, wenn sie senkrecht durchs Deck gehen sollen (was selbstverständlich der Fall ist). Also muss hier nachgearbeitet werden.

 

 

Samstag, 5. Mai 2012, Sunbay Marina, Christine reist heim

Nun wird es langsam ernst. Gemeinsames Frühstück im Cockpit, es ist schon um 8 Uhr sehr heiß. Kein Lüftchen regt sich, die Sonne brennt und steht noch so tief, dass unser Bimini keinen brauchbaren Schatten wirft. Während wir die letzten Kleinigkeiten besprechen und auf den Leihwagen warten, kommen die Rigger und arbeiten im Mast. Dort muss der Beschlag eingenietet werden, der das Kutterstag mit dem Mast im Top verbinden wird.

Der Fahrer, der uns das Auto bringt, ist pünktlich um 11 da. Wir fahren mit ihm zum El Conquistador Hotel, um dort die Vertragsgeschichten zu erledigen und machen uns um halb zwölf auf den Weg nach San Juan. Es sind kleine 53 Kilometer, nach einer Stunde sind wir da. Weil wir immer genug Sicherheit für Eventualitäten einplanen, haben wir nun noch 4 Stunden Zeit bis zum Abflug. Der Condor Schalter ist noch nicht offen und so essen wir erst einmal zu Mittag. Um 1330 kann Christine dann einchecken. Ihre große Tasche kommt auf die Waage. Diese zeigt 30,4 kg an. Au ha, denke ich, das kann jetzt 160 Euro kosten, wenn es blöd hergeht. Die Typen hinter dem Schalter diskutieren kurz, aber dann ist schnell klar, dass wir ungeschoren davonkommen. Der freundliche Angestellte macht uns auf das Übergewicht aufmerksam: Wir müssen damit rechnen, andernorts draufzahlen zu müssen, aber da das Gepäck bis Zürich durchgecheckt ist, wird wohl nichts mehr schief gehen.

Noch ein Gang über den Flughafen und zu den Ankunftshallen, ein Kaffee in einem Cinnamon Shop (alles irgendwie mit Zimt versetzt, nur den Kaffee kann man auch "ohne" kriegen), die Uhr tickt. Wir sind beide etwas traurig und haben einen Kloß im Hals. Als ich Christine dann am Gate verabschiede, kullern auch ein paar Tränen.

Um 15 Uhr verlasse ich das Parkhaus und fahre in ein gewaltiges Gewitter hinein. Jede Menge Regen, man kann teilweise kaum mehr als Schritttempo fahren. In Fajordo kaufe ich noch etwas Obst und Gemüse ein. Als ich aus dem Laden komme, ist es 1625; wenn Christines Flieger pünktlich ist, müsste er jetzt abheben. Dann hat sie einen kurzen Zwischenstop in Antigua, der Insel, wo wir unseren Landfall nach der Atlantiküberquerung am 21. Dezember 2010 hatten. Die Maschine geht weiter nach Frankfurt. Dann umsteigen nach Zürich. Wenn alles pünktlich klappt, kommt sie dort um 13 Uhr an.

An Bord anzukommen und allein zu sein, ist ungewohnt und fühlt sich nicht besonders gut an. Einhandsegeln wäre definitiv nichts für mich. Wir sind insgesamt fast zwei Jahre gemeinsam mit der Gipsy IIII unterwegs gewesen. Wenn man die 3 Monate, die wir im vergangenen Jahr zu Hause waren, abzieht, haben wir 562 Tage an Bord verbracht. Es war eine sehr schöne Zeit, in der wir viel erlebt und gesehen haben, und es ist schade, dass sie nun zu Ende geht. Aber so, wie Christine für meine Leidenschaft Verständnis aufbringt, kann ich auch nachvollziehen, dass für sie das Leben an Bord insgesamt doch mit mehr Mühen und Ängsten verbunden ist, als dauerhaft zumutbar sein kann. Ich bin ihr unendlich dankbar dafür, dass sie so lange durchgehalten hat. 

Letztes gemeinsames Frühstück im Cockpit. Heute ist es um diese Zeit schon richtig heiß

Abmarschbereit

In der Sunbay Marina mit Blick auf das D-Dock

Letzter Blick zurück. Der Mast der Gipsy IIII ist gut zu identifizieren, weil der Rigger im Top arbeitet

Kaffee aus Styroporbechern im Flughafen. Noch einmal lächeln für die Kamera, obwohl uns im Augenblick nicht danach zu Mute ist

Bye, bye

Als ich um kurz vor fünf an Bord zurück komme, liegt unser neues Vorstag samt Profil auf der Pier. Eigentlich hatte es heute schon oben angeschlagen werden sollen, aber wahrscheinlich sind die Jungs vom Gewitter überrascht worden und haben die Arbeit für heute vorzeitig beendet.

 

 

Sonntag, 6. Mai 2012, Sunbay Marina, Ronald allein zu Haus

Es ist schon seltsam, allein aufzuwachen und zu frühstücken. Da Ian mit Varny und Gregg gestern zu einem Inselausflug aufgebrochen sind, ist nichts los auf unserem Steg, bis auf die paar Wochenendmotorbootfahrer, von denen ich aber nicht viel mitbekomme.

Um zehn bringe ich das Auto zum El Conquistador; auf dem Rückweg steige ich schon beim Skipper Shop aus, um deren Sortiment noch einmal genau zu studieren, ohne dass ich etwas kaufe. Dann fülle ich das offene Bohrloch vorn im Deck, in dem zuvor eine nun nicht mehr benötigte Schraube für ein Decks-Auge steckte, mit Epoxy und klettere anschließend in den Mast, um mir einmal genau anzusehen, wie Quino dort oben den Beschlag fixiert hat. Sieht alles ganz ordentlich aus. Auch alle Lichter im Masttop brennen noch, auch die Windmessanlage funktioniert. Beim Bohren der Löcher für die Nieten sind also keine Kabel durchtrennt worden.

Mittags gibt es einen griechischen Salat. Den Nachmittag verbringe ich mit Lesen an Deck.

 

 

Montag, 7. Mai 2012, Sunbay Marina, nach Hause telefonieren

Der Vormittag ist ausgefüllt mit Anrufen in die Heimat. Skype machts möglich, dass auch stundenlanges telefonieren erschwinglich ist, selbst wenn man in Festnetze oder auch mal Mobilfunknetze hinein muss.

Quino schaut um 10 vorbei, um den Decks-Beschlag noch mal abzuholen und das kurze Stag unter Deck auszumessen. Eigentlich sollte am Nachmittag dann alles assembled werden, aber er taucht nicht mehr auf, weil ihn ein anderer Auftrag länger beschäftigt hat, als geplant.

Am Abend fahre ich mit Ian, Varny und Gregg in deren Leihwagen zum Essen, und zwar in das uns schon mehrfach empfohlene Restaurant "La Parilla" am Ende der langen Kiosquo Reihe hinter Luquillo. Dort bieten 50 Restaurants, direkt zwischen Hauptstraße und Strand, wie an einer Schnur aufgefädelt, ihre Gerichte an. Die meisten von ihnen allerdings typisch amerikanische Speisen, bei denen viel frittiert wird. Das La Parilla ist eine Ausnahme und bietet excellente Küche. Ich bestelle Grouperfilet, gefüllt mit Krabben, überbacken mit Parmesan. Dazu süße Planteens. Das sind die etwas größeren und festeren Bananen, die in verschiedener Form zum Speiseplan hier in der Karibik gehören. Ausgezeichnet.

Der Mastbeschlag ist eingenietet

Blick auf die Misty Blue (das Schiff hinter dem Fahrrad), das übernächste Boot ist die Indi

 

Dienstag, 8. Mai 2012, Sunbay Marina, warten auf die Rigger

Die Rigger kommen, wie ausgemacht, kurz nach 11 an Bord. Aber der Decksbeschlag passt immer noch nicht. Die Konterplatte, die unter Deck die Kraft aufnehmen muss, ist zu lang, so dass die Schrauben nicht die Löcher treffen. Also rauscht die ganze Mannschaft wieder ab. Sie machen eine Schablone aus Pappe für ein neues Teil, was hergestellt werden muss. Sie wollen nachmittags zurückkommen, woraus allerdings wieder nichts wird. Hatte ich eh schon befürchtet.

So lange ich auf die Jungs warte, vertreibe ich mir die Zeit mit lesen. Das Wetter ist prima. Sonennschein und wenig Wind.  Hoffentlich passt der Beschlag morgen. Wenn sie gleich nach meiner Zeichnung gearbeitet hätten, hätten sie sich den ganzen Zusatzaufwand ersparen können.

Um 17 Uhr gehe ich rüber zu Ian und biete ihm an, dass ich ihn nun nochmal in den Mast hochwinschen könnte. Wir verschieben das aber auch auf morgen. Statt dessen mixt Ian ein paar Sundowner. Da er eine Kühltruhe hat, gibt es echte Cocktails mit Eis. Nach dreien davon (Margaritas und Cuba Libra) bin ich ziemlich Hacke. Um 20 Uhr begebe ich mich zurück auf die Gipsy. Es war ganz nett. Ian und ich liegen ziemlich auf einer Wellenlänge und von ihm kann man eine ganze Menge lernen.

Die Rigger-Crew beratschlagt auf der Pier. Wenn sie sich an ihren Kostenvoranschlag halten. machen sie ein schlechtes Geschäft. Sie haben schon enorm viel Stunden investiert

 

Mittwoch, 9. Mai 2012, Sunbay Marina, Zahnarzt und Kutterstag

Der Zahnarztbesuch ist das reine Frusterlebnis. Um der erste zu sein, der drankommt, bin ich auf Anraten des Zahnarztes tatsächlich schon um kurz vor 8 vor der Praxis. Dazu ist es erforderlich, um 6 Uhr aufzustehen, wenn ich mir ein gemütliches Frühstück gönnen will. Um halb acht schwinge ich mich aufs Fahrrad und radle los. Es dauert etwas, bis ich die richige Adresse gefunden habe, aber die Tatsache, dass ich tatsächlich als erster da bin, beruhigt mich etwas.

Ich verbringe mehr als eine Stunde sitzend auf den Stufen vor der Praxis, bevor uns eine Helferin um 9 Uhr ins Wartezimmer einlässt. Bewaffnet mit iPhone und einem Roman wird es mir zumindest nicht langweilig. Der Dentista lässt sich aber Zeit. Um viertel vor Zehn, ich warte nun also schon seit zwei Stunden, ist er bereit. Mein Ärger wächst, als ich ziemlich bald mitkriege, dass das nun wieder der falsche Spezialist ist. Der Endodontologe, zu dem mich der vorherige Zahnarzt geschickt hatte, ist nämlich ausschließlich auf Wurzelbehandlung ausgerichtet, ich brauche aber offenbar einen Paradontologen, also einen "Zahnfleischfritzen". Bei der Menge an Leuten, die da nach mir noch im Wartezimmer sitzen, macht mich das Geschwätz des Doktors (der ist wirklich Dr. dent), dass mit meinem Problem wenig zu tun hat,  halb wahnsinnig. Ich bekomme quasi die gleiche Auskunft wie schon beim letzten Zahnarzt, aber eine Behandlung erfolgt nicht, gar nicht, niente, nada. Dafür erscheinen mir selbst 40 Dollar zu viel, die ich abdrücken muss. So ein Scheiß System. Kein Wunder, dass in Amerika die Gesundheitskosten extrem hoch sind, wenn so viele verschiedene Zahnärzte ihr Geld mit ihrem Spezialeinsatz verdienen wollen.

Über die Mittagszeit winsche ich Ian in den Mast seiner Misty Blue, damit er die Verkabelung seines nicht mehr funktionierenden Windmessgeräts überprüfen kann. Es stellt sich heraus, dass die Verbindungsstecker total korrodiert sind und ausgetauscht werden müssen.

Am Nachmittag um halb zwei tauchen die Rigger wieder auf, diesmal in voller Besetzung, drei Mann hoch. Der Decksbeschlag wird endlich montiert, das Stag geriggt und auch das kurze Stag unter Deck kommt an seinen Platz. Ganz abschließen können sie die Arbeiten noch nicht, weil ein paar Kleinteile fehlen. Die Truppe ist 3 Stunden da, die meiste Zeit mit drei Personen.

Als sie um 17 Uhr abrauschen, mache ich mich an die Arbeit. Endlich kann ich auch mal was tun. Die Bretter unter der Matratze und unter der Decke müssen Ausschnitte bekommen für das Stag unter Deck. Als ich damit fertig bin, ist es dunkel.

Nach einer Dusche begebe ich mich auf die Misty Blue, auf der Ian, Varny und Gregg so etwas wie eine Geburtstagsparty für Varny feiern, die heute ihren Ehrentag hat. Ich bringe eine Flasche Wein und ein paar Cracker mit und wir haben einen tollen Abend mit rapide ansteigendem Blutalkoholpegel. Ian hat eine CD, auf der ausschließlich Geburtstagssongs trällern, u.a. auch einer meiner Lieblingssongs von Stevie Wonder "Happy Birthday". Die Luft ist lau, die Stimmung ist super.  Als erste verabschiedet sich Varny, dann Gregg (mit den Worten, er müsse schließlich noch seinen Geburtstagssexverpflichtungen nachkommen). Um zehn haue ich auch ab und drehe den Computer auf, um mein Logbuch zu schreiben.

Die Burschen kommen ganz schön ins Schwitzen. Größtes Problem ist die Montage des Decksbeschlags mit anständiger Konterung von unten

Montage an Deck

Das war das größte Problem: Herstellung und Fixierung des Decksbeschlags unter Deck. Es ist nicht viel Platz und die Arbeit über Kopf ist anstrengend

Stag mit Wantenspanner unter Deck

Fertig. Die Ausschnitte im Boden- und Deckenbrett sind erforderlich, damit beide wieder an ihren Platz kommen können

 

Donnerstag, 10. Mai 2012, Sunbay Marina, Kutterstag fertig

In der Nacht und den ganzen Morgen über regnet es. In der Dämmerung des anbrechenden Tages sogar mit Donner und Blitz. Hier in der Marina, mit dem Berg nebenan, habe ich keine Befürchtungen, dass ein Blitz einschlagen könnte. Auf See sähe das schon anders aus.

Am Vormittag beschäftige ich mich am PC mit der Planung für den Schlag nach Süden. Wenn das Wetter passt, soll es Mitte nächster Woche losgehen. Am Nachmittag finalisiert Quino die Riggerarbeiten. Er würde gerne noch einen Probeschlag mit mir machen, um zu sehen, ob das Achterstag noch nachgespannt werden muss, was man nur beim Segeln sehen kann. Bin gespannt, ob sich das für ihn ausgeht, denn er hat vorher noch ein ähnliches Projekt an diesem Tag.

Das Kutterstag mit Furlex (Rollfockeinrichtung) ist fertig montiert

 

Freitag, 11. Mai 2012, Sunbay Marina, Vorliek Genua wird gekürzt

Gleich um 8 radele ich zum Segelmacher, um zu fragen, ob er heute das Vorliek unserer Genua kürzen kann. Das ist erforderlich, weil das Aluminiumprofil, in dem das Segel vorn geführt wird, etwas zu kurz ist (oder sich das Vorliek des Segels im Laufe der Zeit etwas gestreckt hat). Damit besteht das Risiko, dass der Drehbeschlag, an dem das Segel mit dem Fall noch oben gezogen wird, aus dem Profil herausrutscht. In dem Fall lässt sich das Segel nicht mehr herunterholen und wenn es blöd hergeht, auch nicht mehr aufrollen (was auf See ein Sicherheitsrisiko ist). Also muss das geändert werden.

Tatsächlich habe ich Glück und kann das Segel hinbringen. Ian hilft mir beim Bergen, aber ich muss zwei mal in den Mast, bevor es sich niederholen lässt. Beim ersten mal liegt der Grund darin, dass die Rigger ein Bändsel um die Genua geknotet und vergessen hatten, es wieder wegzunehmen. Damit ließ sich das Segel nicht vollkommen ausrollen und ergo kann es auch nicht fallen. Als das gelöst ist, kommt das nächste Problem. Der Drehbeschlag hat schon genau das getan, was zu befürchten war. Zur Hälfte aus dem Profil herausgezogen, verkantet er nun und verhindert, dass das Segel nach unten kommen kann. Also nochmal rauf. Diesmal ganz nach oben.

Die Genua packe ich auf einen Handkarren der Marina und ziehe das Ding wie zu Väters Zeiten bergauf, bergab bis zum Sailmaker. Ist glücklicherweise nur ein guter Kilometer, aber ich schwitze ganz schön, als ich ankomme. Nachmittags das ganze Retour. Das Vorliek ist um 14 cm kürzer geworden. Dazu musste die vordere Kante des Segels mehrere Meter, fast bis zur Hälfte der Gesamtlänge, aufgetrennt und wieder neu vernäht werden, damit der Segelschnitt nicht beeinträchtigt wird. Ein paar Nähte werden auch noch nachgearbeitet. Ian hilft beim Setzen, was deutlich flotter geht, als das Bergen am Vormittag. Zwischendurch helfe ich ihm auf seinem Schiff, ihn mit der Ankerwinsch in den Mast hochzuziehen. Da er keine Stufen hat, ist diese Prozedur deutlich langwieriger, als bei mir, zumal er auch noch mit zusätzlichen Sicherheitsleinen arbeitet.

Es stehen noch diverse Kleinigkeiten auf dem Programm. Am Abend gehe ich mit Ian in die El Chico Marina zum Essen. Wir laufen 40 Minuten, trinken ein paar Bushwacker und bekommen ein hervorragendes Grouperfilet. Dieser Fisch ist unglaublich zart und zergeht fast auf der Zunge. Ich bestelle ihn heute mit Knoblauchsauce, frischem Salat und Rice and Beans. Unser Rigger taucht auch noch auf mit seiner Frau. Als ich wieder an Bord komme, habe ich das Gefühl, mein Laufpensum für heute wirklich erledigt zu haben.

Da ich kein Auto habe, muss ich das Segel mit dieser Karre zum Sailmaker bringen

Vorliek um 4 inches gekürzt. Jetzt wird es wieder gesetzt, was bei 10 Knoten Wind und passender Richtung ganz gut geht

 

Samstag, 12. Mai 2012, Sunbay Marina, ein Tag an Bord

Ich richte den Tag danach aus, am Nachmittag einen Probeschlag mit Quino, dem Rigger zu segeln und mache die Gipsy seeklar. Es geht darum, festzustellen, ob das Achterstag noch weiter durchgesetzt werden muss, um das Vorstag stärker zu spannen. Aber wie so oft, sind die Aussagen von Handwerkern, was ihre Termine angeht, nicht verlässlich. Er ist mit den Arbeiten auf einem anderen Boot, die er eigentlich bis mittags hatte abschließen wollen, nicht fertig geworden und so wird heute nichts aus dem Segeln.

Ich erledige ein paar kleinere Arbeiten auf und unter Deck, ansonsten lese ich im Cockpit einen spannenden Roman (Das Herz des Jägers), den ich ohnehin kaum aus der Hand legen kann.

 

 

 

Sonntag, 13. Mai 2012, Sunbay Marina, neues Crew Mitglied Lisa

Heute ist Haushaltstag. Waschen, staubsaugen, putzen. Soll ja alles halbwegs ordentlich aussehen, wenn das neue Crewmitglied ankommt.

Um 16 Uhr hole ich den Leihwagen, dann mache ich mich auf Richtung San Juan. Da auch hier in Puerto Rico Muttertag gefeiert wird, sind die Straßen ganz schön voll. Offenbar werden die Mamis großzügig über die Insel chauffiert. Zwei Kilometer vor dem Flughafen stehe ich eine halbe Stunde im Stau, bin aber trotzdem rechtzeitig da.  Der Flieger von Lisa ist pünktlich, aber ihr Gepäck kommt nicht an. Glücklicherweise wissen die netten Ladies in der Baggage Claim Halle, dass die Tasche im nächsten Flieger mitkommt. Ob wir warten wollen oder ob sie am nächsten Tag nach Fajardo gebracht werden soll? Wir entscheiden uns für warten, denn es geht nur um 75 Minuten, die wir in einem Flughafenrestaurant  verbringen. Der Rückweg verläuft plangemäß. Um halb zehn sind wir an Bord und essen noch eine Kleinigkeit. Der Zapfenstreich um 23 Uhr entspricht für Lisa immerhin 5 Uhr morgens. Grund genug, müde zu sein.

 

 

Montag, 14. Mai 2012, Sunbay Marina, Großeinkauf und ausklarieren

Wir sind schon vor 7 Uhr auf den Beinen, frühstücken an Bord und machen uns dann mit dem Leihwagen auf zum Econo, dem großen Supermarkt im Einkaufszentrum an der Hauptstraße. Wir füllen zwei Einkaufswagen. Das anschließende Verstauen an Bord dauert genau so lange wie der Shopping Trip.

Nachmittags klarieren wir im Customs Office am Fähranleger aus. Um zur Zollbeamtin zu gelangen, müssen wir durch eine Metalldetektorschleuse wie am Flughafen. Die Zoll-Dame ist trotzdem noch hinter Gittern verbarrikadiert. Die Prozedur ist einfach. Ein kleiner Zettel muss ausgefüllt werden, unsere Pässe will niemand sehen. Wir bekommen eine abgestempelte Kopie und können wieder abziehen. Nachdem wir den Wagen zurückgebracht haben, schaue ich bei Ian vorbei, während Lisa im Cockpit relaxed. Später gehen wir dann gemeinsam zum Restaurant Pasion por el fogon, wo wir einen hervorragenden Grouper in Scampiscauce und einen ebensoguten Chardonnay bekommen. Außerdem werden wir von Miss Puerto Rico bedient (jedenfalls sieht Karolee so aus und ist auch sonst eine perfekte Servicekraft). Um halb neun sind wir an Bord zurück.

 

 

Dienstag, 15. Mai 2012, von Sunbay Marina nach Palominos

Gleich in der Früh, als ich die Persenning von der Hydrovane erstmals seit dem Anlandstellen in Grenada wieder abnehme, stelle ich fest, dass die ganze Steuerungstechnik um 10 oder 14 Grad verdreht ist. So kann man damit nicht fahren. Wahrscheinlich hat jemand in der Grenada Marine versehentlich mit einem schweren Gegenstand dagegengeschlagen, z.B. mit den massiven Holzleitern, die sie dort verwenden. Es dauert eine halbe Stunde, bis ich das wieder "geradegebogen" habe.

Frühstücken, in der Marina abmelden und die letzten 5 Tage bezahlen, dann geht es los. Vorher noch Verabschiedung von Varny und Gregg, sowie von Ian, der uns die Leinen loswirft. Abschiede fallen immer wieder schwer.

Unter Maschine die 4 Meilen nach Palominos, es liegt nur ein Katamaran im Mooringfeld. Schönes Wetter, leichter Ostwind mit 10 Knoten, viel Sonne. Wir gehen an gleiche Boje, an der wir das erste mal, als wir hier waren, auch gehangen haben. Dann folgt ein Arbeitsprogramm. Der Wassermacher soll wieder aktiviert werden, d.h. erstmal muss die Luft aus dem System, dann eine halbe Stunde, bis die Biozidlösung ausgespült ist. In Folge läuft der Frischwassererzeuger dann 2,5 Stunden und macht 130 Liter Wasser. Nun ist der Mittschiffstank auch wieder voll. Eine Stunde lassse ich die Maschine mitlaufen, damit die Batterien nicht so stark entladen werden.

Parallel Einweisung von Lisa in alle Details des Schiffes. Unter Deck wird ihr kurz mal mulmig und wir müssen unterbrechen. Sie hat deshalb schon heute mittag damit begonnen, Pericephal zu nehmen, um ein Niveau aufzubauen. Hofffen wir, dass ihr die Übelkeit erspart bleibt. Es geht weiter mit Lifelines spannen, Schlauchboot unter Deck in der Dusche verstauen, anschließend noch eine Runde Schiff schrubben von unten. In den 5 Wochen Marina hat sich doch ein schmieriger Algenfilm angesetzt, der aber noch gut zu entfernen ist. Auch ein paar Seepocken steche ich ab.

Schöner Sonnenuntergang mit wenig Wind, jedenfalsl bis kurz davor. Den wirklichen Abschied der Sonne verpassen wir wegen eines Schauers.

Morgen früh um 9 wollen wir Richtung Bonaire starten. Laut Gribfiles werden wir am ersten Tag Ostwind mit 12 bis 15 Knoten haben, auf den letzten 100 Meilen vor Bonaire und Curacao müssen wir aber mit stärkerem Wind, angesagt sind 25 Knoten (d.h. in den Böen können es auch mal 35 sein), aus Ost-Süd-Ost rechnen. Wahrscheinlich werden wir deshalb zunächst südlich segeln, um dann später den stärkeren Wind etwas raumer zu haben.

Ian wirft unsere Leinen los. Hier steht er zum Abschiedsgruß vor seiner Misty Blue

Ein paar Meter weiter passieren wir die Indi

Lisas erster Schlag auf der Gipsy IIII

 

Mittwoch, 16. Mai 2012, von Palominos nach Bonaire, Tag 1

Raus aus den Federn um sieben, Aufruch wie geplant um 9 Uhr. Die erste Stunde unterwegs haben wir noch schönes Wetter, doch dann kriegen wir schon den ersten Squall mit Regen und bis zu 26 Knoten Wind um die Ohren. Danach kommt eine kurze Flaute im Windschatten von Vieques und dann haut es uns den nächsten Squall aufs Dach, diesmal mit noch mehr Regen, dafür nicht ganz so viel Wind.

Wir sind mit ständigem Ein- und Ausreffen beschäftigt, bevor sich das Wetter nachmittags um drei halbwegs stabilisiert. Eineinhalb Meter Wellenhöhe, 13 Knoten Wind aus Ost. Wir fahren Vollzeug. Gegen Abend frischt der Wind etwas auf und wir nehmen das Groß weg. Bis zum Einbruch der Dämmerung steuert die Hydrovane. Als Lisa um 19 Uhr die Wache übernimmt, stellen wir um auf Autopilot.

Nachmittags wird Lisa leicht mulmig, als sie unter Deck geht und sie kommt schnell wieder nach oben. Den Wachrhytmus passen wir ihren Bedürfnissen an. Ich haue mich um 19 Uhr in die Koje, melde mich um 22 Uhr mal kurz an Deck, aber Lisa möchte noch draußen bleiben. Also schlafe ich noch einmal bis halb eins. Dann ist Wachwechsel. Im Laufe von Lisas Wache hat der Wind auf 20 Knoten zugenommen. Es steht noch die volle Genua und wir laufen 7 Knoten. Der Windgenerator kann den kompletten Strombedarf decken.

Zu meinem Wachantritt stelle ich fest, dass der Echomax offenbar ein Radarsignal empfängt. Das AIS zeigt aber nichts an und sehen können wir auch nichts. Erst eine gute halbe Stunde später "schreit" der AIS-Alarm, als das riesige Schiff mit Namen Panormos (den Namen, Kurs und Fahrt gibt das AIS bekannt) noch 8 Meilen entfernt ist. An Deck sind jetzt auch die beiden Dampferlichter zu sehen. Der Tanker oder Containerfrachter kreuzt unseren Bug 1,9 sm voraus und hat die dichteste Annäherung mit 1,0 sm Abstand an Bb. Die Lichter stehen nun so weit auseinander, dass man das Gefühl hat, das Schiff sei zum Greifen nahe.

Zwischen Vieques und Puerto Rico treibt dieses Kajak. Hätten wir eines gebrauchen können, wäre das unsere Gelegenheit gewesen …

 

 

Donnerstag, 17. Mai 2012, von Palominos nach Bonaire, Tag 2

Die Nacht ist überwiegend sternenklar. Nur in der ersten Nachthälfte gibt es ein paar Blitze nördlich von uns. Gegen 4 Uhr geht die nur noch kleine Mondsichel auf, ab 5 Uhr zeigt sich der erste Dämmerungsschein im Osten. Nachdem Lisa die erste Nachthälfte an Deck verbracht hat, lasse ich sie ausschlafen, bis sie um 8 von selbst wach wird.

Der Tag bringt sonniges Wetter mit konstantem Wind aus 100 Grad und 17 Knoten, also Windstärke 5. Unsere Durchschnittsgewindigkeit von 6 Knoten über Grund entspricht genau der Planung und wir ändern den ganzen Tag über nichts an der Segelführung. Die volle Genua zieht uns durch die Karibik. Da der relative Wind meistens mit 60 Grad von Bb einfällt, kommen auch die nun 2 Meter hohen Wellen leicht vorlich, so dass wir einige ordentliche Spritzer Salzwasser abbekommen. Dummerweise gibt es auch eine leicht Leckage am vorderen Bb-Fenster, fast direkt über dem Laptop. Durch die an Deck kommende Gischt tropft es leicht. Mit einem Stück Küchentuch darunter lässt sich der Schaden aber minimieren.

Um 12 Uhr fallen wir 20 Grad ab und steuern nun 200 rechtweisend. Das Mittagessen liegt mir etwas im Magen. Ich hätte keine ganze Zwiebel in den griechischen Salat schnippeln sollen. Am Abend, Lisa hat wieder die Wache von 18 bis 24 Uhr, nimmt der Wind zu auf 20 Knoten, wie vorhergesagt. Auch das geht noch mit  ungereffter Genua. Gegen 20 Uhr kreuzt ein großes Handelsschiff unser Kielwasser in 4 sm Abstand.

 

Freitag, 18. Mai 2012, von Palominos nach Bonaire, Tag 3

Die Nacht ist meistens sternenklar. Das tolle ist, dass auch im Wasser Millionen von Sternen funkeln. Unser Kielwasser und die Verwirbelungen, die das Ruder hinterlässt, leuchten. Obwohl es wegen des Neumonds ziemlich dunkel ist, kann man den Strudel bestimmt 2 Meter tief sehen und an der Oberfläche gibt es einzelne kleine Lichtpünktchen, die wie Kristalle auf dem Meer tanzen. Der Effekt ist fast so stark wie in der bioluminiszierenden Bucht auf Vieques, in der wir mit den Kajaks unterwegs waren.

Der Tag ist wunderbar. Ungetrübter Sonnenschein, konstanter Wind mit 17 bs 19 Knoten. Mittags um 12 haben wir unsere Luvposition erreicht und können 30 Grad abfallen. Jetzt wird es angenehmer, Wind und Wellen kommt nun etwas achterlicher als querab. Lisa hat ihre (leichte) Seekrankheit überwunden und kann sich nun auch unter Deck aufhalten und sogar lesen. Am Nachmittag hauen wir die Angelschnur über Bord. Als wir sie nach drei Stunden wieder einnehmen, hat sich die Leine aber um den Köder verwickelt und hoffnungslos darin verdrallt. Es hängt ein ganzes Spiralknäuel an den beiden Haken. Durch die starke Drehbewegung hat es die Schnur auf der gesamten Länge gedrallt. Kein Wunder, dass kein Fisch angebissen hat.

Im Laufe des Tages sehen wir 2 Handelsschiffe, in der ersten Nachthälfte noch einmal zwei weitere, die unseren Kurs, allerdings mit einigen Meilen Abstand, kreuzen. Während Lisas Wache am Abend nimmt der Wind zu, nun allerdings stärker, als prognostiziert. Ich reffe die Genua etwas. Aus den angesagten 22 Knoten werden 25, in der Spitze sogar 32. Nun bin ich froh, dass die Strategie richtig war und wir zunächst so weit südlich gefahren sind und Luv gemacht haben. Mit einem relativen Windeinfall von 115 Grad lassen sich auch solche Böen abwettern. Mit Beginn meiner Wache um 1 Uhr reffe ich ein weiteres mal. Um Mitternacht sind wir noch 65 Meilen von unserem Ziel entfernt.

Da kann natürlich kein Fisch anbeißen. Und entwirren will ich das auch nicht. Die Angelschnur wird ca. 30 Meter kürzer

 

Samstag, 19. Mai 2012, Ankunft in Bonair

Die zweite Nachthälfte hat es in sich: Windgeschwindigkeit im Schnitt 25 Knoten, im Maximum 35. Wellenhöhe 3 m. Durchschnittsgeschwindigkeit über Grund 7 kn.  Manchmal dreht es das Schiff so stark nach Luv, dass sehr viel Gischt ins Cockpit weht. Als ich einmal  in Lee unter der Sprayhood sitze, schmiert das Heck so stark in ein Wellental weg, dass grünes Wasser aus Lee über den Süllrand kommt.

Bonaire kommt spät in Sicht. Um 06.08 Uhr sehe ich den ersten Landstreifen als der Abstand  nur noch 5,7 Seemeilen beträgt. Wir passieren die Insel auf der Windseite, also im Osten, damit wir dann mit dem Wind im Lee von Bonaire den Ankerplatz ansteuern können. Den Wegpunkt, den ich vor 3 Tagen an die Südspitze von Bonaire gesetzt und mit Samstag, 8 Uhr, beschriftet hatte, passieren wir um 07.30 Uhr. Mit der Planung bin ich zufrieden.

Um 09.30 sind wir an einer Mooring vor Kralendijk, der Hauptstadt von Bonaire. 450 Seemeilen liegen hinter uns, für die wir genau 3 Tage benötigt haben. Das Wasser, auf dem wir liegen, ist glasklar, auch wenn es nicht tief ist. Wir liegen dicht vor der Uferpromenade und haben gerade mal einen Meter unterm Kiel. Die zweite Bojen, etwas weiter weg vom Land, ist leider belegt. Ankern darf man in oder vor Bonaire gar nicht, und zwar aus Naturschutzgründen. Wir haben einiges zu tun. Salzwasser vom Edelstahl waschen, die Hydrovane verstauen, dann das Dinghy auspacken, aufblasen, zu Wasser lassen, Motor montieren, usw.

Dann geht es zum Customs office zum Einklarieren. Problemlos und kostenfrei, die Immigration sitzt praktischerweise auch gleich im selben Büro. Anschließend wandern wir die Uferpromenade entlang. Auf den ersten Blick sieht man, dass diese Insel zu den Entwickelten gehört. Gute Straßen, ordentliche Gebäude, nette Geschäfte. Wir landen in einer schicken Eisdiele und essen eine gewaltige Portion. Als wir danach das Dinghy besteigen, das wir an der Zoll-Pier gelassen hatten, fällt Lisa mit einem filmreifen Vorwärtssalto über Bord. Ihre Handtasche hatte sie mir glücklicherweise schon vorher ins Boot gegeben. Aller Anfang ist schwer. Lisa kocht was leckeres und backt anschließend das erste Brot fürs morgige Frühstück.

Kurz nach Sonnenaufgang. Bei Backstagsbrise und bis zu 3 m Wellenhöhe legt es unser Boot manchmal ganz schön auf die Seite

Halb Acht Uhr morgens, kurz vor Umrundung der Südspitze von Bonaire

Lacre Punt Leuchtturm an der Südspitze von Bonaire

Wahrer Wind hier sogar kurz einmal bei 32 Knoten. Es pfeift ganz schön

Im Lee von Bonaire die ersten Häuser von Kralendijk, der Hauptstadt

Wir liegen an einer Mooring dicht vorm Strand auf 3,5 m Wassertiefe

Eines der vielen Restaurants in Kralendijk

Die Beachfront vor Kralendijk. Die Boote liegen dicht am Ufer. Das Wasser wird schnell sehr tief

Auch hier geht es wieder einmal karibisch bunt zu. Einkaufsstraße in Kralendijk

 

Sonntag, 20. Mai 2012, Bonaire, Wiedersehen mit Tralifiti

Der Tag beginnt mit selbstgebackenem Brot zum Frühstück, dazu Spiegeleier. Im Vergleich zu dem Puerto Ricanischen Weichbrot ist das mal ein echter Genuss. Da hinter uns in der zweiten Reihe eine Mooring freigerworden ist, verlegen wir anschließend unseren Liegeplatz um 100 m seewärts. Hier ist das Wasser tiefer und das Risiko geringer, dass wir mit dem Kiel auf den Mooringblock knallen.

Gegen Mittag satteln wir das Gummiboot und machen uns auf zum Schnorcheln. Einen genauen Plan, wo es gute Plätze gibt, haben wir nicht. Als wir an der deutschen Yacht Ballerina vorbeikommen, fragen wir mal kurz, ob die uns einen Tip geben können. Wir werden gleich an Bord eingeladen zu roter Grütze mit Vanillesauce, Schiffsbesichtigung und ein nettes Schwätzchen. Gesa und Onno sind aus Leer und wir haben reichlich gemeinsame Bekannte, wie z.B. die Fair Isle und die Nautica. Nach einer Stunde machen wir uns auf zum Schnorcheln. Das Wasser ist zwar sehr klar und wir sehen auch einige schöne Fische, aber hier im Lee der Insel gibt es kaum Korallen. Das war nicht der Höhepunkt. Um 15 Uhr sind wir an Bord zurück. Ich traue meinen Augen kaum, als plötzlich die Tralafiti mit Christel und Frank einläuft. Sie gehen an die Mooring direkt vor uns.

Um 16 Uhr großes Kaffeetrinken bei uns an Bord. Wir haben die Ballerinas und die Tralafitis eingeladen. Beide wollen ihre Boote auch in der Curacao Marine an Land stellen, die Tralafiti vor uns, die Ballerina nach uns. Anschließen fahren wir alle gemeinsam zu Karel's Bar zum Sundowner, der sich ziemlich lange hinzieht und schließlich in ein Abendessen mündet. Das Lokal ist gut, aber meinen Thunfisch, den ich rare bestellt habe, bekomme ich als durchgebratene Schuhsole. Die Reklamation wird aber anstandslos ankzeptiert und ich bekomme eine neue Portion. Frank und Christel kennen die Ballerinas schon und sind in Begleitung von zwei anderen deutschen Schiffen von Grenada hierher gekommen. Also lernen wir nun auch Oliver von der Mariposa (Amel Maramu) und Conny und Wolfgang von der Felice kennen. Wir sind somit eine große Runde auf der schönen Terrasse von Karel's direkt über dem Wasser. Es ist schön, wieder unter Cruisern zu sein nach dem Diaspora-Dasein (unter Motorbootfahrern) in Puerto Rico.

Das Backen in der Omnia Form geht problemlos und energiesparend. Das Brot schmeckt klasse. Diese Backform gab es schon vor 40 Jahren in derselben Form. Schon damals bei Hansi an Bord war der Deckel rot emailliert

Große und unerwartete Wiedersehensfreude. Die Tralafiti hat sich entgegen ursprünglicher Planung entschlossen, wieder in Curacao an Land zu gehen. Nun liegen sie unmittelbar vor uns an der Mooring.

Gesa und Onno von der Mariposa (Baltic 51) rauschen an zum Kaffeeklatsch

Gemütliche Kaffeerunde auf der Gipsy IIII

Zum Sundowner bei Karel’s gesellen sich auch noch Oliver (1.v.l.), Conny (2.v.l.) und Wolfgang (5.v.l.) hinzu. Die Tralafiti, Felice und Mariposa sind heute von den Las Aves Inseln gekommen.

 

Montag, 21. Mai 2012, Inselrundfahrt Bonaire

Unser erster Weg führt zum Tourist-Office, wo wir uns Tips für den heutigen Tag holen. Die Lady dort ist kompetent und ausgesprochen freundlich. Anschließend marschieren wir ins Flamingo Beach Hotel zu einer Hertz Station und leihen uns ein Auto. Meine seit Ewigkeiten nicht genutzte Hertz Gold Card ist offenbar noch gültig und wir kriegen 15 % Rabatt.

Zunächst fahren wir in den flachen Südteil der Insel, der von den riesigen Salzseen und der Salzgewinnung dominiert wird. Sklavenhütten zeugen davon, dass auch hier, und zwar schon am Anfang des 17. Jahrhunderts, geraubte Menschen für den Arbeitseinsatz importiert wurden. Die Farbenpalette ist bei dem schönen Sonnenschein überwältigend. Alle paar Meter halten wir an, um Fotos zu machen. Mittags eine kleine Getränkepause an der Lac Bay, dann fahren wir in den Nordteil nach Rincon, der zweiten größeren Ansiedlung auf der Insel. Hier essen wir einen kleinen Snack zu Mittag im LE-MA-SE, einem mini open air Restaurant. Wir bestellen mit Hühnerfleisch gefüllte Teigtaschen. Der Wirt, Norman Roosje, ist total begeistert: von seinem Essen, von uns, von Bonaire. Gratis bekommen wir zwei Tassen Suppe. Diese seine Spezialität sei sogar auf Aruba bekannt. Er gibt uns seine Visitenkarte und bittet uns, sein Lokal in Deutschland oder Österreich zu promoten. Der Kerl ist total liebenswert, auch wenn sein Englisch etwas schwer verständlich ist. Wir beenden unsere Tour mit einem Abstecher in den hohen Norden zum Nationalpark, den wir aber mit unserem Auto nicht befahren dürfen, weil die Straßen für unser Auto zu schlecht sind. Außerdem sollte man den Park am Morgen besuchen, um mehr Zeit zu haben für die 25 Dollar Eintrittsgeld pro Person. Heben wir uns für morgen auf.

Um 17 Uhr sind wir an Bord zurück. Ich fahre noch kurz mit den anderen deutschen Cruisern auf ein Bier an Land, bin aber nach einer Stunde wieder an Bord zurück zum Abendessen. Der Tag war lang genug.

Überwältigendes Farbspektrum im Südwesten der Insel

Salz wird hier seit dem frühen 17. Jahrhundert gewonnen. Das lilafarbene Wasser bildet einen beeindruckenden Kontrast zu den weißen Salzhalden und dem vom Wind aufgepeitschten Schaum

 

 

 

Sklavenhütte zwischen Saline und Strand

Diese Obeliske gab es in vier verschiedenen Farben. Sie signalisierten den ankommenden Schiffen die unterschiedlichen Salzqualitäten an den Landestegen

Diese Sklavenhütten stehen ganz im Süden der Insel. Wir haben sie auch schon von See aus gesehen, als wir das Kap unter Segeln gerundet haben

 

 

An der Westküste hohe Brandung wegen der immer noch anhaltenden 6 Windstärken. Gegen den Plastikmüll, der hier angeschwemmt wird, kann auch eine noch so umweltbewußte Inselregierung umöglich ankommen

 

 

So viele Kakteen wie auf Bonaire habe ich noch nie zuvor gesehen. Die ganze Insel ist übersät davon

Von den wilden Eseln gibt es wahrscheinlich genauso viele wie von den Flamingos

Norman bewirtet uns köstlich in Rincon und will alles mögliche von uns wissen. Suppe vorneweg und Kuchen zum Nachtisch gibt es gratis.

 

Dienstag, 22. Mai 2012, Bonaire, Washington Slagbaai National Park

Gesa und Onno von der Ballerina haben sich entschlossen, mit uns mitzufahren und so sind wir heute zu viert unterwegs. Nachdem Christine die beiden auf den Fotos von vorgestern erkannt hatte, haben wir heute festgestellt, dass wir uns doch schon von Grenada her kennen. In der Port Louis Marina haben wir abends mal zusammen am gleichen Tisch gesessen.

Gleich am Morgen tauschen wir unseren Kleinstwagen gegen einen Jeep und machen uns auf den Weg. Um kurz nach zehn kommen wir am Visitors Centre des Nationalparks an und von dort an gibt es nur noch grobe Schotterpisten, die meistens von dichtem Buschwerk und Kakteen, Kakteen und Kakteen gesäumt sind. Die Landschaft ist wild und wirkt vollkommen unberührt. Außer uns sind nicht viele Autos unterwegs und an den diversen Aussichtspunkten sind wir meistens die einzigen Besucher.

Nonstop würde die Rundtour durch den Park 2,5 Stunden dauern, mit unseren vielen Stops entsprechend länger. Zu Mittag machen wir eine Pause am Boca Slagbaai Beach. Hier gibt es ein kleines Restaurant, wo wir einen hervorragenden Cesar Salad mit Hühnerbruststreifen essen und ein Bierchen trinken. Die Aussicht auf den See mit den Flamingos auf der einen, der weiße Strand mit einfassender Felsenküste auf der anderen Seite, bilden insgesamt eine faszinierende Athmosphäre. Wir genießen die Gesellschaft der Ballerina Crew und verbringen einige schöne Stunden bei dieser Besichtigungstour. Nebenbei tauschen wir uns selbstverständlich über die unterschiedlichsten Aspekte des Fahrtensegelns aus. Wir hören heute erstmals den Spruch: "Man kann natürlich auch ohne Boot leben, aber es macht keinen Sinn" über den man lange nachdenken kann.

Auf dem Rückweg gehen wir noch etwas einkaufen, nehmen einen Sundowner in Karel's Bar und sind zum Sonnenuntergang an Bord zurück. Lisa macht Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln.

 

 

 

 

Eidechsen gibt es in Hülle und Fülle. Wir sehen auch ein paar Leguane. Diese sind aber so scheu, dass sie schnell reißaus nehmen

 

Kakteen ohne Ende. Eine mag mich so sehr, dass sie mir ans Bein springt

In kleinen Tümpeln über der Felsenküste sammeln sich Salzkristalle, die fast wie eine Eisfläche aussehen

In der Boca Slagbaai kommen wir den Flamingos deutlich näher, als gestern

 

 

Mittwoch, 23. Mai 2012, Schnorcheln vor Klein Bonaire

Am Vormittag bringe ich den Leihwagen zurück, während Lisa das Boot putzt. Um 12 sind wir mit Oliver und Andrea von der Mariposa verabredet. Wir wollen gemeinsam mit unseren Dinghies zur unbewohnten Insel Klein Bonaire hinüberfahren, die immerhin eine Meile entfernt liegt. Bei dem starken Wind und dem dazugehörigen Seegang empfinden wir es als sicherer, mit zwei Booten unterwegs zu sein. Außerdem nehmen wir eine Handfunke mit. Die Ballerina Crew ist hörbereit auf Kanal 71.

Das Schnorcheln vor Klein Bonaire ist phantastisch. Das Riff fällt von 50 cm Wasserteife kontinuierlich bis in unsichtbare blaue Tiefen ab. Es gibt wunderschöne Korallen und reichlich Fische zu bewundern, auch wenn ich heute keine größeren Räuber vor die Linse kriege. Nach einer Stunde schnorcheln und einem Strandspaziergang machen wir uns wieder auf den Rückweg, der diesmal gegen die Wellen geht. Da wir eh aus dem Wasser kommen, macht uns das Spritzwasser nichts aus, das literweise ins Boot schwappt.

Zu Mittag gibt es Rigatoni (diesmal vom Skipper zubereitet), parallel arbeiten Wassermacher und Computer. Anschließend backt Lisa ein neues Brot. Leider hatten wir das letzte Drittel des vorherigen wegen Schimmelbefalls wegwerfen müssen. Um fünf treffen sich die Ballerinas, Mariposas, Felices und Gipsies bei Karel zum Sundowner, der heute bis acht dauert. Die Tralafiti ist heute morgen schon nach Curacao aufgebrochen. Mit einem Bier und drei Wein im Bauch geht Lisa beim boarden des Dinghies von der doch realtiv hohen Pier zum zweiten mal in voller Montur baden. Diesmal inclusive Handy, was anschließend nicht mehr zu gebrauchen ist. Onno ist sofort hilfsbereit und zu zweit haben wir Lisa schnell wieder ins Boot gezogen. Sie nimmt es mit Humor.

Eigentlich sollte ich jetzt versuchen, alle Korallen und Fische zu identifizieren und entsprechend zu beschriften. Dazu fehlt mir aber im Augenblick die Zeit und Energie. Die Bilder müssen also für sich sprechen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit Andrea und Oliver auf Klein Bonaire

Unser Liegeplatz vor Kralendijk, ziemlich dicht an der Promenade und mit kurzem Weg zum Dinghy Dock

 

Donnerstag, 24. Mai 2012, Kralendijk zu Fuß

Nach dem Frühstück fahre ich zur Ballerina. Um deren Welle hat sich eine Leine gewickelt, die sehr fest zwischen Wellenbock und Propeller sitzt. Mit Messer und Stecheisen bewaffnet, tauche ich merhmals unters Schiff. Das meiste kriege ich mit etwa 10 bis 15 Tauchgängen runter. Ein kleiner Rest hat sich so fest zwischen Wellenbock und einer davor befindlichen Scheibe (Onno schwört, die habe es vorher nie dort gegeben) eingezwängt, dass er nicht rauszukriegen ist.

Anschließend begeben wir uns auf eine kleine Stadtwanderung, inclusive Einkehr in die mondäne Eisdiele Lilly*s, einem der ganz wenigen Läden, die hier WIFI anbieten. Die Besichtigungstour dauert nicht sehr lange, denn die Stadt ist nicht besonders groß. Auf ganz Bonaire leben nicht viel mehr als 10.000 Menschen. Anschließend Mittagessen (Salat und selbstgebackenes Brot), um 17 Uhr Sundowner bei Karel's mit den Felices und Ballerinas. Nachdem die Mariposa heute morgen nach Curacao aufgebrochen ist, wird unsere Runde zusehends kleiner.

 

In unserer neuen Backform kann man auch hervorragend Aufläufe produzieren, und zwar mit deutlich weniger Energieeinsatz als im Backofen

 

Freitag, 25. Mai 2012, Bonaire, Laptop Breakdown

Als ich am Vormittag am Laptop arbeite, wird der Bildschirm plötzlich schwarz und das lässt sich auch mit erneutem Hochfahren nicht mehr ändern. Im abgesicherten Modus ist der Bildschirm voller Streifen aber wenigstens kann ich die noch nicht gesicherten Dateien dieses Monats auf eine externe Festplatte kopieren um damit dann den kleinen Palmtop zu beschicken. Das Navigationsprogramm funktioniert auch und so ist der Schaden nach einigen bangen Minuten zumindest kontrollierbar, wenn auch extrem ärgerlich. Möglicherweise ist nur die Grafikkarte kaputt, aber das werde ich wohl erst zu Hause rauskriegen. Währenddessen entsteht in unserer neuen Backform ein neues Brot.

Diese Aktion hat einige Stunden verschlungen und so wird uns am Nachmittag die Zeit etwas knapp, denn wir wollen noch einkaufen und ausklarieren. Bei Customs und Immigration geht alles ziemlich flott und auch das bisschen Obst und Gemüse haben wir schnell gekauft. Um fünf sind wir zum sundowner auf der Felice eingeladen bei Conny und Wolfgang. Deren Boot ist eine 38iger Lagoon, also ein Katamaran. Schön viel Platz und steht immer gerade. Anschließend fahren wir gemeinsam mit den Felices und Ballerinas an Land zum Essen. Wir verbringen einen schönen Abend in der Nobelpizzeria (in der Lisa und ich Thunfisch essen) und verabschieden uns dann von unseren Freunden. Vielleicht sehen wir sie nächste Woche ja in Curacao wieder. Wir wollen morgen früh dorthin aufbrechen.

Auch dieses Brot gelingt super. Innen locker, außen total knusprig

 

Samstag, 26. Mai 2012, von Bonaire nach Curacao

Aufstehen um 5 Uhr, Dinghy verstauen, Frühstücken, noch mal versuchen, ins Internet zu kommen (was wieder nicht funktioniert), … Um Punkt sieben legen wir von der Mooring ab Richtung Curacao. 35 Seemeilen liegen vor uns.

Wir haben einen schönen Raumschotswind mit 20 Knoten und bekommen Curacao um 10.40 in Sicht, erst 5,5 Meilen vom Land entfernt. Wellenhöhe 2m, nachdem wir aus dem Schutz von Bonaire raus sind.  Die Sicht ist ziemlich diesig heute. Um kurz vor eins laufen wir in den schmalen und gewundenen, natürlichen Kanal ein, der in den überaus geschützten „Binnensee“ Spanish Water, oder Spaanse Water, wie das hier heißt, mündet. Wir bekommen einen Ankerplatz auf 5 m WT  im Feld A, das durch gelbe Bojen markiert ist und am nächsten zum einzigen verfügbaren Dinghydock liegt. Die Mariposa (Andrea und Oliver) liegt 100 Meter weiter. Das Wasser hier ist grün und wegen des kleinen Ausgangs zum Meer auch nicht sehr klar (vergleichbar mit der Lagune in St. Maarten).

Am Nachmittag machen wir eine kleine Erkundungstour an Land. Es gibt ein paar Restaurants, aber sonst ist hier nicht viel los. Zum Einkaufen oder shoppen muss man mit dem Bus nach Willemstad fahren, was wir heute aber nicht vorhaben. Auf dem Rückweg fahren wir bei Andrea und Oliver vorbei, machen dort eine kleine Schiffsbesichtigung auf ihrer Amel und laden die beiden dann auf ein Bier zu uns ein. Den Abend verbringen wir an Bord.

Diese beiden Bilder der Mooringreihen von Bonaire hat Oliver aus seinem Mast geschossen. Auf dem oberen ist an dem Farbunterschied der deutliche Anstieg der Wassertiefe zu erkennen. Auf dem unteren Bild die Tralafiti in Bildmitte, wir am rechten Bildrand. Am Bug haben wir 5 Meter Wasserteife, am Heck sind es schon 10 Meter

 

Vor Curacao kommt uns dieser Schleppverband entgegen, dem wir ausweichen müssen, um eine Kollision zu vermeiden

Die Einfahrt zur geschützten Bucht Spanish Water ist tricky. Es gibt einige Untiefen, die aber nicht durch Bojen gekennzeichnet sind. Langsam fahren ist angesagt

 

Sonntag, 27. Mai 2012,  Curacao, Spanish Water, Ausflug nach Willemstad

Um zehn sind wir am Kreisverkehr bei der Bushaltestelle. Wir wissen nur, dass sonntags nicht viele Busse fahren. An der Haltestelle treffen wir eine deutsche Seglerin, die einen kopierten Fahrplan dabei hat, der uns verrät, dass wir Glück haben und nur noch etwa 15 Minuten warten müssen. Der nächste Bus fährt dann erst wieder in 3 Stunden. Die Fahrt in die Stadt dauert etwa 30 Minuten.

Weil wir im Internet gelesen hatten, dass Customs und Immigration auch am Wochenende arbeiten, haben wir unsere Papiere dabei, stehen dann aber doch vor verschlossenen Türen. Auch gut, wir müssen morgen eh noch mal wieder in die Stadt. Das Stadtbild ist ausgesprochen sauber und gepflegt, die meisten Häuserfassaden sehen frisch renoviert und farbenfroh aus. Wieder einmal zeigt sich eine Karibikinsel ganz anders als alles, was wir zuvor gesehen haben. Hier in Willemstad könnte man meinen, in Holland unterwegs unterwegs zu sein.

Wir schlendern durch die Straßen, wandern über die von Schwimmpontons getragene und seitlich schwenkbare Königin Emma Brücke in den anderen Stadtteil Otrobanda, genehmigen uns ein Mittagessen in einem Lokal direkt über den Brandungswellen und nehmen anschließend den Bus zurück um 15.30. Als wir mit dem Dinghy gegen Wind und Wellen zu unserer Gipsy fahren, werden wir ordentlich nass. Zwar gibt es hier keinen Schwell, aber bei Windstärke 5 bis 6 entsteht auch hier in Spanish Water eine Welle, die für ein kleines Gummiboot ganz schön hoch ist. Zu allem Überfluss binde ich das Dinghy so nachlässig an, dass es sich selbständig macht, was ich erst mitbekomme, als die Franzosen hinter uns anfangen zu rufen. Glücklicherweise sitzt der Skipper auch schon in seinem Beiboot und bringt uns unseres wieder. Schwein gehabt!

Anschließend Lesestunde an Bord. Anlässlich Lisas Geburtstag köpfen wir am Abend die schon lange im Kühlschrank lagernde Flasche Champus.

Zugbrücken wie in Holland

 

Blick zur anderen Stadthälfte Otrabanda

Das wahrscheinlich meistfotografierte Gebäude in Willenstadt (jedenfalls haben dieses Bild alle Cruiser, die hier waren, auf ihren homepages)

Bunte Giebel und Fassaden in einer der Fußgängerzonen

 

Ich dachte ja immer, es gäbe nur Curacao Blue. Weit gefehlt …

 

 

Die schwimmende Drehbrücke Princess Emma Bridge verbindet Punda und Otrabanda. Hier in geschlossenem Zustand …

… und hier im geöffneten. Auch für uns wird diese Brücke geöffnet werden müssen, wenn wir zu unserem Haulout Termin zur Curacao Marine Werft fahren

Der Grund für die lange Öffnungszeit der Brücke heute ist dieser 300 m lange Tanker, der von drei Schleppern ins karibische Meer bugsiert wird

Mittagessen direkt am Wasser. Außer uns sind nur sehr wenig Gäste da. Im Hintergrund wird gerade ein Schiff mit großem Bohrturm ins Schottegat geschleppt

 

Montag, 28. Mai 2012, Behördenspektakel

Zum Einklarieren müssen wir wieder nach Willemstad und deshalb früh aufstehen, damit wir um 9 den Bus kriegen. Nach der halbstündigen Fahrt sind wir also um halb zehn im customs office. Wir müssen warten, weil jemand vor uns dran ist. Die Lady im Amt ist ausgesprochen nett, aber genauso einfältig und langsam. Als unsere Papiere endlich fertig sind, ist der Schiffs- und Lisas Nachname falsch geschrieben. Von einem „ß“ haben die noch nie was gehört und stattdessen ein „g“ geschrieben. Unsere Erklärung trägt zur Belustigung und Weiterbildungssession für das halbe Büro bei. Nach einer Stunde sind wir draußen und die freundliche Dame erklärt uns vor der Tür, wo das Immigration Office liegt, denn da müssen wir als nächstes hin.

Ganz schön weiter weg, über die Pontonbrücke auf die andere Seite des Kanals. In das blau gestrichene Haus sollen wir gehen. Nur, dass darin ein Theater, aber keine Immigration ist. Die Leute dort sind freundlich und machen sich schon im Internet und per Telefon daran, für uns herauszubekommen, wo wir nun hinmüssen (die Zeit sitzt uns im Nacken, denn der Harbourmaster schließt mittags), als Lisa auf der anderen Straßenseite fündig wird. Wir müssen an einem security-Menschen vorbei und noch einige hudert Meter latschen. Dann sind wir im richtigen Gebäude. Hier geht es relativ schnell, weil wir selbst die Daten auf Papier schreiben und nicht wie beim Zoll warten müssen, bis eine nicht geübte Dame alles in den Computer gehackt hat. Anschließend noch zum Hafenmeister, der gleich nebenan ist. Wir sind gerade rechtzeitig gekommen, denn nun ist Mittag.

Bei digicell kaufe ich noch eine SIM Karte mit Telefonnummer und Internetzugang, dann essen wir in einem Straßenlokal zu Mittag und machen uns dann auf zur Curacao Marine. Das iPhone, jetzt voll arbeitsfähig, vermeldet 3,2 km Fußmarsch. In der Werft angekommen, buchen wir unseren Haulout Termin auf nächsten Dienstag um. Auf dem Gelände sehen wir einige bekannte Yachten, wie die Santina und die Momo. Die Tralafitis liegen noch im Wasser und gehen morgen an Land. Christel und Frank sind an Bord und wir plaudern ein Stündchen in ihrem Cockpit. Da sie schon zum zweiten mal hier sind, erfahren wir einiges Wissenswertes zum Werftbetrieb.

Wir nehmen den fünf Uhr Bus zurück. Heute sind wir sicher 10 km gelaufen, das meiste bei hochstehender Sonne. An Bord zurück gönnen wir uns erstmal ein kühles Alster/Radler.

 

Dienstag, 29. Mai 2012, Spanish Water, Laptopcheck

Und noch einmal mit dem Bus in die Stadt. Diesmal müssen wir sogar am Busbahnhof umsteigen, denn unser Ziel ist das Promenade Shopping Centre, genauer gesagt ein Computerladen, der Educat heißt. Dort wird weniger verkauft, als repariert. Also sind wir genau richtig hier mit unserem Laptop im Gepäck. Allerdings ist die Diagnose schnell gestellt. Leider ist nicht die Grafikkarte das Problem, sondern angeblich der Bildschirm selbst defekt, bzw. der Video Chip im motherboard. Da könne man leider nichts machen. Computer am besten wegschmeißen. Nun, jetzt weiß ich jedenfalls, woran ich bin, auch wenn mich das nicht fröhlich stimmt.

Anschließend begeben wir uns wieder nach Punda downtown. Lisa kauft ein paar Mitbringsel, Mittagessen im Subway, Rückfahrt mit dem Bus um 14.30. An Bord zurückgekehrt, Putzstunde. Lisa unter Deck, ich an Oberdeck, das dringend mal von dem vom Regen in Bonaire stammenden Dreck gereinigt werden muss.

Um 17 Uhr treffen wir uns mit Conny und Wolfgang von der Felice zur Happy Hour an der Bar am Dinghy Dock. Am Nachbartisch sitzt das junge holländische Pärchen, denen wir in Grenada unseren Honda Außenborder verkauft und die wir schon in Sint Maarten wiedergetroffen hatten. Die beiden wollen jetzt sein Boot gemeinsam zurück nach Holland segeln, während ihres hier in Curacao an Land gestellt wird. Dann haben sie ein Boot in Holland und eines in der Karibik.

 

 

Mittwoch, 30. Mai 2012, Spanish Water, Inselrundfahrt

Von den Felices wissen wir, wo man einen Leihwagen kriegt, nämlich im Livingston-Hotel, eine gute Viertelstunde Fußmarsch entfernt. Aber es gibt nur noch ein einziges Auto und auch das muss erst vom Flughafen hergebracht werden. Es ist auch kein Kleinwagen, sondern ein nagelneuer Nissan 12-Sitzer Bus. Also warten wir geschlagene eineinhalb Stunden, bis wir den Wagen haben, da ist es dann schon fast mittags.

Zunächst erkunden wir mal die nährere Umgebung und checken Laundry-facilities und diverse Schifffsausrüster. Island Waterworld, Budget Marine und ABC-Marine liegen alle dicht beieinander. Allerdings braucht man ein Auto oder den gratis-Bus des Supermarkts, der jeden Morgen um 10 fährt, um hinzukommen. Dann geht es weiter zur St. Joris Bay, die letzten 2 Kilometer über eine rotbraune Schotterpiste quer durch ein offenbar von den Militärs genutztes Übungsgelände. Jedenfalls kommen uns ein paar olivfarbene Soldaten in voller Kampfmontur und mit großem Marschgepäck samt vorgehaltenem Gewehr entgegen. Die armen Kerle tun mir leid mit ihren 20 kg auf dem Rücken, den langen Hosen und den dicken Stiefeln, denn heute ist es richtig warm. Die Straße endet an einem Surferparadies, das heute nur von einem einzigen Holländer genutzt wird. Die Surferszene hat sich ein nettes Refugium aus Treibholz zusammengebastelt.

Anschließend geht es zur Straußenfarm, samt Mittagessen in deren Restaurant (natürlich essen wir Straußensteak) und anschließender Führung. 200 Strauße werden hier zur Zeit hochgefüttert. Die Tiere wiegen um die 200 kg. Die Vermarktung erfolgt derzeit ausschließlich auf Curacao, aber man möchte den Bestand auf 600 Tiere erhöhen und dann auch exportieren.

Im weiteren Verlauf der heutigen Tour fahren wir in Willemstad über die 55 m hohe Königin Juliana Brücke und zum Fort Nassau, von wo man einen traumhaften Blick auf den gesamten Hafen des Schottegats, inclusive seiner Schwimmdocks und riesigen Öllager, hat. Auf dem Rückweg kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten im riesigen Breughenhil Supermarkt ein, dann fahren wir an Bord zurück. Anders, als Bonaire, kann man Curacao nicht als sauber bezeichnen. In Willemstadt selbst sieht zwar alles sehr gepflegt aus, aber außerhalb liegt überall im Gelände eine Unmenge von Müll herum, genauso, wie auf vielen anderen, deutlich ärmeren Karibikinseln, auch.

Die lokalen Surfer haben sich in der St. Joris Bay aus Treibholz ein nettes Refugium gebastelt. Hier gibt es keine Bewirtschaftung, sonder nur Selbstversorgung

 

Hier wirkt alles sehr afrikanisch und die Straußensteaks sind sehr lecker

Unser Guide Alexander weiß eine Menge über Strauße und gibt dieses Wissen eloquent an uns weiter. Hier demonstriert er die unterschiedliche Größe von Emu- (Australien) und Straußeneiern (Afrika)

Jeder darf mal füttern. Auch aus der flachen Hand picken die flachen Schnäbel die dargebotenen Körner

 

Da hier keiner über 200 kg wiegt, dürfen alle mal auf das Ei steigen und den Crash-Test machen. Das Ei besteht die Probe

Heute kommen ich mir wirklich wie ein Busfahrer vor, nicht nur wegen der hohen Sitzposition. Der Diesel Motor klingt auch genauso, wie es sich typischerweise bei größeren Bussen anhört

Blick vom Fort Nassau auf die Königin Juliana Brücke

Vom Fort Nassau hat man auch einen hervorragenden Blick auf den Hafen und Curacao Marine (Bildmitte), wo wir am nächsten Dienstag aus dem Wasser gehoben werden

Auf der Königin Juliana Brücke darf man nicht stehenbleiben. Insofern kann man die wunderschöne Aussicht auf Punda und Otrabanda nur kurz genießen

 

Donnerstag, 31. Mai 2012, Spanish Water, Inselrundfahrt, 2. Tag

Wir wollen schon um 8 bei der Wäscherei sein, damit wir unsere Klamotten am Abend wiederbekommen. Also stehen wir wieder einmal früh auf. Wir haben noch den Bus und nehmen uns heute den Nordwestteil der Insel vor. Nachdem wir aus Willemstad heraus sind, wird der Verkehr deutlich ruhiger. Manchmal kommt uns minutenlang kein Auto entgegen auf den gut ausgebauten Straßen.

Dieser Teil der Insel ist wenig bevölkert. Es gibt vereinzelte, schöne Strände. Die meisten ohne große Infrastruktur. Auch finden wir einige exclusive Kleinsiedlungen mit großen, chiquen Häusern, die allesamt eine überwältigende Aussicht aufs Meer haben aber total ab sind vom Schuss. Viele sehen unbewohnt aus und vor einigen stehen „for sale“ Schilder. Überall gibt es ehemalige, bewachte Schlagbäume, die heute aber nicht mehr bedient werden. Überkapazitäten oder ungenutzte facilities haben wir in der Karibik ja schon oft gesehen, aber hier scheint dieses Phänomen besonders stark ausgeprägt.

Die historischen Hinterlassenschaftgen bestehen großteils aus den sogenannten Landhäusern, zumeist Wohnsitze ehemaliger Plantagenbesitzer. Vor dem Ascension Haus treffen wir auf holländische Soldaten, die hier ein Training absolvieren. Im Gelände des Landhauses sprechen wir erst mit der einen „Fraktion“, als wir dann zum Auto zurückkehren, mit den „Angreifern“, die uns über die im Gelände des Landhauses befindlichen anderen Soldaten ausfragen. Wir machen das Kriegsspiel mit und erzählen alles über die Jungs auf der anderen Seite. Jedenfalls bin ich froh, dass ich nicht mit dem ganzen Gerödel in der Hitze rumrennen muss.

Am Ende des Tages holen wir unsere Wäsche wieder ab und geben den Leihwagen zurück. Morgen früh um 9 wollen wir aufbrechen zur Curacao Marine, wo wir hoffentlich einen freien Platz am Schwimmsteg bekommen. Am Dienstag kommt das Boot dann an Land und abends geht unser Flieger.

 

Typisches Landhaus im Nordwesten Curacaos, heute genutzt als Wohn- und Werkstätte für geistig und körperlich Behinderte

Das erinnert doch fast an eine Fjordlandschaft in Schweden oder Norwegen.

Am Rande einer abgelegenen, aber piekfeinen Siedlung liegt dieses zerstörte, heruntergekommene Casino. Auch in dessen unmittelbarer Umgebung sehen wir eine ganze Reihe verlassener und ruinierter Häuser

Im Casino liegen noch die demolierten Spielautomaten herum. Offenbar kümmert sich niemand darum, dass die mal entsorgt werden

 

Denkmal, dass an einen Sklavenaufstand erinnern soll

 

Landhaus Ascension. Hier treffen wir auf die holländischen “Krieger” in Kampfbemalung und großer Ausrüstung

Landhaus Dokterstuin. Eigentlich hatten wir uns schon auf Leguan gefreut, aber den haben sie leider nicht auf der Speisekarte. Lisa nimmt stattdessen Ziege

In Willemstad besichtigen wir noch das Chobolobo Landhaus, in dem die Produktion des Curacao Likörs erklärt wird. Wichtigste Ingredienz sind die Schalen einer nur hier heimischen Bitterorange.