Mittwoch, 30. November 2011, St. George's Anchorage, Grenada

 

Wir stehen wieder früh auf, wie eigentlich immer in letzter Zeit. Früh, das ist gegen 6 Uhr 30. Nach dem Frühstück bastele ich an einem Stb. Deckenpaneel herum, was durch die Klettverschlüsse nicht mehr gehalten wurde, weil es durch eine Biegung unter zu hoher Spannung stand. Also: Einen kleinen Kunststoffstreifen ausschneiden, Löcher bohren, anschrauben, dann ist auch dieses optische Debakel behoben.

 

Anschließend fahren wir in die Stadt und kaufen u.a. ein paar Meter Stoff und Reißverschlüsse, um demnächst einmal Bezüge für unsere schon stark ramponierten Kapok-Kissen nähen zu können. Auch Kaffee und Philadelphia kaufen wir noch ein, diese Dinge hatten wir gestern im Foodland nämlich nicht bekommen. Als wir zur Gipsy zurückkehren, ist die Wasseroberfläche fast spiegelglatt und wir können unter unserem Schiff einen ziemlich großen Fisch entdecken. Es handelt sich entweder um einen Barracuda oder Kingfish, sicher einen Meter lang. Gemächlich zieht er seines Weges. Den Rest des Tages verbringen wir an Bord, schwimmen, lesen, faulenzen. Am Abend besucht uns Carsten. Er kommt mit dem Dinghy zu uns heraus, Sandra ist zu müde heute abend. Kurz bevor Carsten eintrudelt, bekomme ich eine qualitativ hervorragende Skype-Verbindung mit Katharina, die wir vor fast einem Jahr auf Antigua kennengelernt haben und die sich derzeit in Neuseeland aufhält. Schön, einmal wieder mit ihr zu sprechen.

 

 

 

 

 

Dienstag, 29. November 2011, St. George's Reede

 

Morgens bleiben wir an Bord. Der Ober-Rigger Richard, der noch mal vorbeischauen wollte, kommt nicht. War fast zu erwarten. Ich versuche, die neue outdoor-WLAN-Antenne in Gang zu bringen, aber die funktioniert überhaupt nicht, obwohl die zu Hause noch auf beiden Laptops gearbeitet hatte. Diese Antenne sollte dauerhaft auf dem Geräteträger installiert werden, womit sie etwas höher und eben auch außerhalb der Kajüte angebracht wäre.  Das Thema muss ich wohl vertagen. Vielleicht ist das Ding ja auch während des Transports kaputt gegangen (was ich mir allerdings nur schlecht vorstellen kann).

 

Nachmittags machen wir Großeinkauf beim Foodland. Das Dinghy ist knallevoll und trotz 10 PS kriegen wir das Gummiboot mit uns beiden und Proviant nicht ins Gleiten. Auf dem Weg dahin machen wir Station auf der Fair Isle und der Indi, die beide in der Port Louis Marina liegen. Am Abend fahren wir zum Sundowner wieder in die Marina und sitzen mit den Indis zusammen. Die Rumpunches haben es in sich.  Es gesellen sich dann noch unsere Ankernachbarn, die Grazer Kathrin und Heimo dazu. Deren Boot, Columbus II, ist eine Sun Odyssey 40 DS, also ein Fast-Schwesterschiff. Die beiden segeln schon seit 13 Jahren in der Karibik und kennen sich entsprechend gut aus.

 

 

 

 

 

Montag, 28. November 2011, von Grenada Marine nach St. George's

 

Gleich um 8 holen wir unsere Deckenpaneele ab, um halb Zehn kommen die Rigger zum Finetuning. Um halb Elf sieht die Decke wieder fein aus und wir sind fertig und bereit zum Ablegen. Gabi fährt mit uns, denn sie ist heute morgen mit dem Bus hergekommen, um einen haulout-Termin abzusprechen und kann so auf bequeme Art und Weise wieder zu ihrem Schiff zurückkommen.

 

Um kurz nach zwei  ankern wir vor St. George's, das Wetter ist ruhig und der Schwell hält sich in Grenzen. Die Fahrt hierher war geprägt von wenig Wind und nach einer kurzen Segelphase haben wir die meiste Zeit motoren müssen.  

 

Auch wenn wir ursprünglich davon ausgegangen waren, schon am Freitag die Werft verlassen zu können, sind wir letztlich ganz froh, dass wir nun am Ende so viel support bekommen haben und uns heute morgen auf den Weg machen konnten. Eine Woche Werft hat doch etwas an den Nerven gezehrt, zum Einen, weil alles nun schon zum zweiten oder dritten mal stattfand (Mast weg, alles Abkleben, der Dreck, usw.), zum anderen das ständige Warten auf die Arbeiter und die Notwendigkeit, permanent dabei zu sein und zu kontrollieren. Einen ganzen Tag mehr oder weniger in der Hitze an Deck zu sitzen ist eben auch nicht besonders fein. Nun hoffen wir also, dass jetzt alles passt und wir uns demnächst nach Norden auf den Weg machen können. Für diese Woche ist allerdings äußerst schwacher Wind angesagt, und das noch aus der falschen Richtung.

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 27. November 2011, Grenada Marine

 

Es ist erstaunlich, aber auf der Werft wird in Teilbereichen tatsächlich auch heute, am Sonntag, gearbeitet. Die Rigger-Truppe taucht schon gegen 9 Uhr auf und auch der alte Kranfahrer ist vor Ort. Der Mast steht um 11, auch wenn es heute etwas gerumst hat, weil unsere Gipsy wegen des Schwells am Steg ganz schon auf und ab geht. Den mehrere 100 kg schweren Mast im richtigen Moment an Deck zu setzen, ist halt nicht so einfach.  Sogar der Elektriker schiebt Sonntagsdienst und diesmal werden wir sogar vom Chef, Hervé, persönlich bedient. Um 13 Uhr funktioniert auch der ganze Kabelsalat nebst Radar, etc., wieder. Wir sind unserem Zeitplan voraus, denn mit dem Sonntagsservice hatte ich nicht wirklich gerechnet.

 

Am Nachmittag finden sämtliche kleine Restarbeiten statt: SSB-Antenne wieder ans Achterstag anklemmen, Fallen und Schoten einfädeln, Genua auftakeln, die Unterlagen für die Bodenbretter anpassen (hätte ich auch vom Tischler machen lassen können, aber der wäre eben erst morgen gekommen), Boot von innen und außen putzen (innen hätten wir auch machen lassen können, aber nicht heute). Trotzdem bin ich für heute ganz zufrieden. Morgen müssen die Deckenpaneele noch angebracht werden und wenn das Wetter gut ist, können wir hoffentlich endgültig von hier aufbrechen.

 

Um 18 Uhr sind wir bei John und Jenny auf der Tzigane eingeladen (heißt auch Zigeuner, genau wie Gipsy), einer Sun Odyssey 54 von 2006, die noch an Land steht. Ihre Freunde Susan und David von der Voyager, einer Amel Super Maramu, sind auch da. Beide Paare haben schon die Welt umsegelt, die Voyagers sogar zweimal, und zwar immer mit der World Arc. Beide Paare haben im Leben offenbar einiges auf die Reihe gebracht, denn Jenny und John haben 5 Kinder, die beiden anderen drei. Wir sitzen an Deck bei Weiß- und Rotwein und leckeren Snacks und tauschen Erfahrungen aus. Dann bekommen wir noch eine Schiffsführung. Auf einem 54 Fuß Kahn ist halt viel Platz, aber das wußten wir eh schon.

 

 

 

 

 

 

Samstag, 26. November 2011, Grenada Marine

 

Aus unserer Maststütze werden zwei Zentimeter herausgetrennt, die Bodenplatte wieder angeschweißt und zusätzliche Unterlagen in der Größe der Auflage aus Edelstahl hergestellt, gleich mit gebohrten Löchern, wie in der Bodenplatte. Trotzdem passt das Ganze am Ende noch nicht, weil die laminierte Fläche nicht rechtwinklig zur Maststütze ist, als am vorderen Ende 4 mm mehr Luft sind als am hinteren. Es muß dann also noch eine GFK-Platte zugeschnitten und zurechtgeschliffen werden. Schließlich kommt der Keil zwischen das Fundament und die Stütze und das Ganze kann fixiert und abgedichtet werden. Da ist es aber auch schon wieder 16 Uhr.

 

Jedenfalls können wir jetzt aus dem Hotel ausziehen und das machen wir dann auch flugs. Vorher noch etwas putzen, aber um 18 Uhr sind wir wieder eingerichtet an Bord. So, wie es aussieht, arbeiten die Rigger diesmal sogar am Sonntag. Wenn wir Glück haben, kriegen wir also morgen schon wieder unseren Mast an Deck.

 

Um 19 Uhr gibt es live-music hier in der beach-bar.  Barracuda & Band. Der Sänger hat eine tolle Reibeisenstimme. Er selbst spielt Gitarre, daneben sind noch ein Schlagzeuger, Bassgitarrist und ein Saxophonist mit von der Partie. Den kennen wir schon, allerdings als Chef des hiesigen Segelmachergeschäfts. Die Musik ist first class und wir tanzen ziemlich ausgiebig. Ich fühle mich an meinen 50iger erinnert, da ging ähnlich die Post ab. Wir lernen wieder ein paar neue Leute kennen (die Engländer Jenny und John, die uns für morgen abend zu sich eingeladen haben) und verbringen ansonsten aber den Abend mit überwiegend bekannten Gesichtern (Karl und Gertrud von der Nunki, Gwynneth und Nevil, Nils und Ruth, dem Österreicher Thomas).

 

Mona war übrigens die erste mit einem Kommentar zur gelben Blume. Wir glauben ihr, dass es sich um die Canna flaccida handelt. Danke, Mona.

 

 

 

Phantastische Musik. Barracuda and Band in der Beach Bar der Grenada Marine sorgen für einen unvergesslichen Abend. Anschließend sind wir nassgeschwitzt vom tanzen

 

 

Nils und Ruth, die beiden Südafrikaner, bei denen wir gestern abend eingeladen waren

 

 

Cristine sitzt neben Gwynneth und Nevil, den beiden Engeländern, die auch gestern mit von der Partie waren

 

 

 

 

 

Freitag, 25. November 2011, Grenada Marine

 

Am Morgen stellen wir uns schon mehr oder weniger darauf ein, heute wieder an Bord einziehen zu können, aber letztlich wird dann doch nichts daraus. Ich bin wieder um 8 auf der Gipsy und gegen halb zehn taucht dann auch einer von den Jungs auf zum Arbeiten. Auch Nils, der neue ProjectManager, Nachfolger von Marc, der ab sofort nicht mehr vor Ort ist, wie er mir gestern abend telefonisch mitgeteilt hatte, kommt an Bord. Wir stellen gemeinsam fest, dass die Maststütze nach dem Aufbringen der Laminierung nun nicht mehr an Ort und Stelle zu bringen ist. Wir können das Deck schließlich nicht 15 mm hochdrücken. Also müssen 15 bis 20 mm aus dem Edelstahlrohr herausgeschnitten und anschließend die Bodenplatte wieder angeschweißt werden. In der Metallwerkstatt herrscht jedoch gerade ein Engpass und deshalb kommt die Maststütze heute auch nicht wieder an ihren Platz. Es erfolgen die Feinarbeiten, wie putzen, malen, fixieren des Kielbolzens. Dann ist Feierabend.

Also bleiben wir noch diese Nacht in unserem Bungalow. Am Abend ist wieder Stimmung in der Bar angesagt, wie jeden Freitag. Bei dieser Gelegenheit verabschieden wir uns von Ivo, der morgen in aller Herrgottsfrüh um 4 Uhr wieder die Heimreise antritt. Alle Probleme auf der Noja scheinen gelöst. Den Abend verbringen wir mit Nils und Ruth, sowie Gwynneth und ihrem Mann von der Alba und zwar zunächst in der Bar, später dann an Bord der 42 Fuß Ketsch von Nils und Ruth, die uns zum Spaghettiessen auf ihr Boot einladen. Nils und Ruth kommen aus Südafrika, sind nach Trinidad gesegelt und haben dort 13 Jahre lang eine Riggingfirma betrieben. Diese haben sie nun aufgegeben und Nils hat den Job als Projektmanager bei Grenada Marine angetreten. Die beiden sind Vollblutsegler und leben seit 13 Jahren an Bord. In Südafrika gibt es ja öfters mal viel Wind und wie wir hören, wird dort ein Regattastart für eine fünftägige Wettfahrt keineswegs abgeblasen, wenn es 50 Knoten Wind am Start hat. Boote und Besatzungen sind dort auf so etwas eingerichtet. Die beiden sind ausgesprochen nett und wir verbringen einen sehr schönen Abend auf ihrem Schiff, das draußen an der Mooring liegt. Das englische Paar ist auch mit dabei und von ihnen werden wir dann schließlich auch direkt an unserem Hotelsteg abgesetzt.

 

 

 

 

 

 

Das sieht schon mal wieder ordentlich aus. Zwei Gelcoatschichten als finish über der Vinylester-Glasfaser-Struktur

 

 

Der Eingang zu unserem Bungalow in der Bel Air Plantation. Dieses und alle weiteren Bilder der Anlage sind von Christine fotografiert

 

 

Wenn die Vegetation nicht schon so hochgewachsen wäre, hätten wir von unserer Terrasse auch einen wunderschönen Blick auf die Bucht. So schauen wir überwiegend ins Grüne

 

 

Orangenbaum gleich in der Nähe. Überall fliegen Kolibris vor den Blüten herum. In der Nacht herrscht fast ohrenbetäubender Lärm von quakenden und zirpenden Kreaturen.

 

 

Außenmauer des Swimmingpools

 

 

Christine verbringt einen Großteil des Tages lesend am Pool und ist meistens allein und völlig ungestört

 

 

Schön wäre es ja, wenn ich jetzt noch den Namen der Blume wüßte ... Bin gespannt, ob der in einem Gästebucheintrag nachgeliefert wird. Wer ist der oder die Erste?

 

 

Idyllischer Weg von unserem Häuschen zum Pool, ziemlich steil

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 24. November 2011, Grenada Marine

 

In der Nacht hat es ordentlich geregnet und so bin ich, als ich zum Boot komme, gespannt, ob meine Verklebung der Löcher der Mastfußbefestigung diesen Güssen standgehalten hat. Es ist aber tatsächlich alles trocken. Zunächst wird die Arbeitsfläche dann mit Aceton gereinigt (nächster Aufreger: Wenn ich nicht dabeigewesen wäre, hätten sie den Stb. Stringer wieder vergessen und wohl über eine dicke Staubschicht drüberlaminiert). Um kurz nach zehn kommen dann zwei Jungs an Bord, die nun die eigentliche Reparatur in Angriff nehmen. Damit sind sie etwa zwei Stunden beschäftigt. Einer streicht die Glasfasermatten mit Polyester ein, der andere verarbeitet sie. Der beißende Geruch ist unerträglich, deshalb tragen die beiden auch Masken. Aber selbst draußen an Deck im Cockpit kann ich es kaum aushalten. Ich möchte jedoch in der Nähe sein und wie schon in den vergangenen Tagen, sitze ich die meiste Zeit an Deck und lese in Stieg Larssons Trilogie.

 

Mittags essen wir wieder gemeinsam im Werftrestaurant, diesmal in Gesellschaft von Ivo. Christine war schon etwas früher gekommen, um etwas im Internet zu surfen, was in der Hotelanlage nicht geht.

 

Auch am Nachmittag sitze ich wieder im Cockpit. Im Schiff riecht es grauenhaft nach frischen GFK, also muss gelüftet werden und da es ein regnerischer Tag ist heute, muss ich zwingend an Bord sein. Es wird noch etwa aufgeräumt und die Plastikfolie entfernt, aber weitere Arbeiten gibt es heute nicht mehr. Wir fragen uns, ob wir morgen schon wieder an Bord einziehen können, aber wahrscheinlich ist wohl eher, dass wir noch ein oder zwei Tage warten müssen. Ich rechne damit, dass der Mast erst am Montag wieder drauf kommt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 23. November 2011, Grenada Marine

 

Morgens kommt die Maststütze weg. Weil sie knapp zwischen dem Fundament und der Decke eingepasst ist, braucht es einen Wagenheber und ein Metallrohr, um das Deck etwas anzuheben, damit sie rausgeht. Anschließend geht das flexen los, was furchtbaren Staub verursacht. Dann sollte noch mit dem Laminieren begonnen werden, doch wenn ich nicht eingeschritten wäre, hätte es wieder nur halbe Arbeit gegeben. Den etwas unzugänglicheren Stringer an Steuerbord hätten die nämlich gar nicht mit einbezogen. Also war auch da nochmal etwas Schleifarbeit nötig und die Epoxyarbeiten wurden auf morgen verschoben. Am Abend gab es dann doch noch ein paar Tropfen Wasser im Bereich des Kielbolzens, nachdem am Morgen dort noch alles trocken geblieben war, als die Mutter runtergedreht wurde. Also erst wieder mit Silikon abdichten und hoffen, dass morgen früh alles dicht geblieben ist.

 

Wir trinken mit Ivo von der Noja noch ein Bier in der Bar. Während dieser Stunde geht ein gewaltiger Regenguss nieder. Als ich anschließend nochmal an Bord nachsehe, ob er Kielbolzen nun dicht ist, trifft mich fast der Schlag, weil plötzlich sehr viel Wasser zu sehen ist. Ich stelle schnell fest, dass das aber von der Decke kommt. Durch die Wegnahme des Mastfußes an Deck sind dort 8 Bohrlöcher freigelegt worden, die ich selbst mit Tape abgeklebt hatte. Die Werftjungs hätten das wohl ganz vergessen. Aber meine Abklebemaßnahme war wohl nicht ausreichend, weil ich nicht das alte Silikon enfernt hatte, auf dem das Klebeband nun nicht besonders gut dichtete und einen Viertel Liter Wasser hat hineinrinnen lassen. Ich versuche also, schon im Halbdunkel, alles noch einmal großflächiger mit Folie abzukleben. Hoffen wir mal, dass über Nacht alles trocken bleibt, denn das ist die Voraussetzung, dass morgen laminiert werden kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 22. November 2011, Grenada Marine

 

In der Nacht schlafen wir gar nicht so gut, weil uns mit eingeschalteter Klimaanlage bei der dünnen Bettdecke zu kalt wird. Also gut, Klimaanlage abschalten. Die nächste Unterbrechung der Nachtruhe gibt es, als uns ein lautes Geräusch weckt, so, als sei irgendwo etwas schweres heruntergefallen. Ich stehe notgedrungen auf und entdecke die offen stehende Kühlschranktür. Im oberen Teil gibt es ein offenes Fach, was mir nicht als Gefrierfach aufgefallen war, als ich gestern abend vier Coladosen hineingelegt hatte. Zwei davon waren förmlich explodiert. Die kompletten Bodenteile waren abgesprengt worden und die halbgefrorene Cola natürlich überall im Kühlschrank und auf dem Boden davor verteilt. Dadurch hatte sich auch die Tür geöffnet und eine Dose war nach unten gefallen. Also mitten in der Nacht Kühlschrank ausräumen und putzen.

 

Um 8 Uhr mache ich mich auf den Weg zur Gipsy. Man sollte es kaum glauben, aber die Errichtung eines komplett staubdichten "Käfigs" im Salon dauert den ganzen Tag. Jedenfalls geschieht nichts anderes sonst. Die Jungs kommen um halb zehn mit Kartons und einer großen Rolle dicker Plastikfolie sowie reichlich Klebeband. Dann wird zwei Stunden zugeschnitten und angeklebt, wobei einer der beiden die Hälfte der Zeit zuschaut. Anderthalb Stunden Mittagspause, dann nochmal eineinhalb Stunden, bis der Arbeitsbereich hermetisch abgeriegelt und der Boden mit Karton ausgelegt und auch mit Tape befestigt ist.  Eigentlich sollte heute auch noch die Maststütze entfernt und schon mit dem Schleifen bzw. Flexen der Oberfläche begonnen werden. Vom Nassschleifen ist man wieder abgekommen, weil dann zu viel Zeit fürs Trocknen draufginge. Nach meiner Einschätzung liegen wir also schon hinter dem Zeitplan zurück, was bedeutet, dass wir wohl nicht vor dem Wochenende hier wegkommen.

 

Christine verbringt die meiste Zeit am Hotelpool. Mittags essen wir gemeinsam im Werft-Restaurant am Wasser. Heute gibt es Karotten-Reis mit Spinat und Hähnchen, was wieder einmal sehr schmackhaft ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 21. November 2011, wieder in der Grenada Marine

 

Es geht tatsächlich was weiter. Der Elektriker kommt gleich am Morgen, um die Verdrahtung der Mastelektronik abzuklemmen. Ich helfe ihm dabei, die Kabel durchs Deck zu ziehen, was mittlerweile fast schon ein Routinejob ist.  Jason, der Werftchef, kommt auch gleich in der Früh mit Nils, dem Nachfolger, von Mark, der gekündigt hat, zu uns aufs Schiff, um den Schaden in Augenschein zu nehmen.

 

Dann gibt es doch erstmal eine längere Pause, weil eine 70 Fuß Swan mit dreineinhalb Metern Tiefgang eingewassert wird und anschließend deren Mast wieder gestellt werden muss. Weil es ein durchgehender ist, dauert das entsprechend lange, so dass die Rigger erst nach drei bei uns auftauchen, um unseren abzubauen. Das war es dann auch für heute und wir können ins Hotel umziehen, das gleich neben der Werft liegt. Dieses besteht aus einer ganzen Anzahl kleiner Bungalows, die sehr schön an einem Hang liegen, Klimaanlage inclusive. Wir nutzen gleich einmal den Swimmingpool, verzichten dann aber wegen der vielen Mücken auf unsere Terasse und begeben uns nach drinnen. Wir haben einen Teil unserer Lebensmittel von Bord hierher geschafft, so dass wir uns hier ähnlich wie an Bord selbst versorgen können. Weil hier zur Zeit extrem wenig Betrieb ist, hat das Restaurant nämlich noch nicht geöffnet.

 

Der Plan der Werft besagt, dass die Arbeiten bis Donnerstag abgeschlossen werden und am Freitag der Mast wieder drauf soll. Wär ja schön.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 20. November 2011, von Mount Hartman Bay nach St. David's Harbour

 

Anker auf um 10, anderthalb Stunden motoren zur Grenada Marine. Das Wetter ist gut, 12 Knoten Wind aus Ost. Der Platz neben der Travelliftspur ist frei und wir legen mit Steuerbordseite an. Jason, der Werftchef hilft uns beim Festmachen. Noch am Ankerplatz hatten wir die Genua weggenommen, hier folgen noch ein paar kleinere Arbeiten, aber ansonsten verbringen wir den Nachmittag überwiegend mit Lesen. Auf dem Gelände hier sind noch ein paar Leute, die wir schon kennen. Sundowner in der Bar, dann wieder an Bord. Hoffentlich geht morgen was weiter.

 

 

 

 

 

Samstag, 19. November 2011, Mount Hartman Bay, Grenada

 

Am Vormittag bereiten wir schon einige Dinge für unseren Werftaufenthalt vor,  insbesondere das Abkleben und Abdichten von Dingen, die wir später nicht abstauben wollen, wenn der GFK-Staub durch die Gegend gewirbelt ist.

 

Am Nachmittag nehmen wir mal wieder am Hash teil. Um kurz vor zwei geht es los. Diesmal sind fast zwei Stunden Autofahrt fällig, denn es geht in den Norden der Insel, in die Gegend, wo wir vor ein paar Monaten schon einmal zur Beobachtung der Eiablage der Lederschildkröten waren. Die Landschaft ist traumhaft schön und sehr abwechslungsreich. Natürlich gibt es auch diesmal wieder viel Matsch, aber ein Teil der Strecke führt auch über den Strand. Nach fast zweistündigem Marsch sind wir am Ziel, wo wieder Getränke und Oildown warten. Die Rückfahrt kommt uns diesmal sehr lang vor, wohl auch deshalb, weil diese Kleinbusse natürlich nicht besonders komfortabel sind. Um 22 Uhr sind wir wieder an Bord.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 18. November 2011, von St. George's in die Mount Hartmann Bay

 

Christine hat um 10 einen Friseurtermin. Mit der Dame, die ihr die Haare schneidet, hat sie gleich gemeinsame Bekannte. Sie ist die Tante des Chefs von Grenada Marine, der Werft, zu der wir am Sonntag fahren werden.

 

Währenddessen mache ich die Gipsy seeklar. Ein paar Verabschiedungen noch, um kurz nach zwölf laufen wir aus. Es ist traumhaftes Segelwetter. Nordostwind mit 13 bis 15 Knoten, wenig Welle. Wir laufen hoch am Wind, müssen kreuzen. Aber das ist heute das reine Vergnügen. Nur unter Genua laufen wir 7 Knoten. Unser Dinghy haben wir wieder im Davit, diesmal aber am Heck. Damit lässt sich tatsächlich etwas mehr Krängung fahren, ohne dass es auf die Wellen schlägt. Um kurz nach drei laufen wir in die Mount Hartmann Bay ein, die auf zwei Drittel der Strecke zur Grenada Marine liegt. Die Einfahrt ist tricky, man muss Slalom um verschiedene Riffe herumfahren. Es gibt Tonnen, aber das Handbuch warnt, dass man denen nicht blindlings vertrauen dürfe. Tun wir auch nicht, aber sie liegen trotzdem an der richtigen Stelle. Diese Bucht ist extrem ruhig. Heute zumindest gibt es null Schwell. Wir liegen wie in einem Binnensee. Zu einem Sundowner fahren wir in die nahe gelegene Martin's Marina, aber es ist nicht viel los dort. Außerdem hat es viele Mücken und so vertschüssen wir uns dort bald wieder, nachdem wir noch 20 EC für das Wifi-Passwort bezahlt haben. Das WLAN funktioniert dann auch, es lassen sich aber keine Bilder hochladen.

 

 

 

 

 

 

Die Einfahrt zur Mount Hartmann Bay ist gespickt mit Riffen

 

 

 

 

 

Donnerstag, 17. November 2011, Port Louis Marina

 

Christine geht um 08.30 wieder zur Poolgymnastik, ich beschäftige mich damit, 3 Dieselkanister in den Haupttank einzufüllen und anschließend 2 als Reserve an der Tankstelle wieder aufzufüllen. Dazu fahre ich mit dem Dinghy zur Shell-Tankstelle an der Lagoon Road. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass man in aller Ruhe den Diesel noch mal filtern kann, bevor er in den Tank kommt und nicht unbesehen den möglicherweise dreckigen Sprit aus Yachttankstellen übernimmt. Dafür ist das Verfahren etwas langwieriger und aufwändiger.

 

Am Nachmittag macht sich Christine zusammen mit Gabi auf zur True Blue Bay. Dort gibt es Donnerstags immer einen Kochkurs. Heute wird "Pan Seared Fish w/Gravy" zubereitet. Währenddessen fahre ich zu Island Waterworld und kaufe ein paar Einzelteile, um eine einfache Möglichkeit zu schaffen, den Motor mit Frischwasser zu spülen. Ich denke, dass es der Lebensdauer des Wassersammlers zugute kommt, wenn man bei längeren Liegezeiten am Anker oder in einer Marina, den Motor jeweils mit Frischwasser durchspült. Damit das mit etwas mehr convenience vonstatten gehen kann, braucht es eine technische Lösung.

 

Am Abend treffen wir uns mit Sandra und Carsten zur Happy Hour an der Bar. Später landen wir noch bei uns im Cockpit. Die beiden kommen gerade von einem zweiwöchigen Urlaub in Florida zurück und haben interessante Neuigkeiten zu berichten.

 

 

 

 

 

 

 

Das Gericht heißt Pan seared Fish

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 16. November, Port Louis Marina

 

Am Morgen besorge ich Motor- und Getriebeöl, denn ein Wechsel ist nun mal fällig. Zwar sind die Motorlaufstunden längst nicht erreicht, aber es ist mittlerweile ein Jahr her, dass ich die letzte Auffrischung auf den Kanaren gemacht hatte.

 

Am späten Vormittag fahren wir mit dem Dinghy zum Foodland und stocken Getränke und Lebensmittelvorrat auf. Nachmittags macht Christine einen Stadtbummel, während ich mich mit dem Motor beschäftige. Motor- und Getriebeöl samt Ölfilter und Kraftstofffilterwechsel. Auch der Impeller wird ausgetauscht. Dauert glatte 3 Stunden, denn besonders das Absaugen der 10 Liter Motoröl dauert doch recht lange.

 

Gegen 15 Uhr ruft Mark an, der schon in der Früh hier war, um die Modalitäten für die Reparatur des Mastfundaments zu besprechen. Mittlerweile hat er mit dem Werftbesitzer gesprochen und dieser besteht darauf, die nötigen Maßnahmen selbst durchzuführen. Also werden wir am Montag wieder dort auf der Matte stehen. Mit Schiff, selbstverständlich. Wir gehen davon aus, dass wir im Wasser am Dock bleiben können, also nicht kranen müssen. Der Mast muss allerdings wieder runter. Während der Arbeiten bekommen wir ein Hotelzimmer in der Nähe bezahlt. Trotzdem sind wir nicht erbaut, den ganzen Dreck nochmal an Bord zu haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 15. November 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Es ist ein ziemlicher Schock, als ich entdecke, dass um das Mastfußfundament herum kleine Risse im Gelcoat entstanden sind. Als Mark um kurz vor neun auftaucht, um die Deckenpaneele abzuholen, zeige ich ihm den Schaden und wir sind uns einig, dass wir ein Problem haben. Die Arbeiten in diesem Bereich sind offenbar nicht gut ausgeführt worden. Das Fundament ist zwar mit Epoxy ausgegossen und damit massiv, aber man hat offenbar versäumt, alles mit den Stringern und Spanten vernünftig zusammenzulaminieren mit dem Erfolg, dass beim Spannen der Wanten nun zu viel direkter Druck auf den Schiffsboden ausgeübt wird.

 

Vor weiteren Entscheidungen soll sich Nicolas, der ehemalige technische Direktor, der die Werft vor 2 Monaten verlassen hat und nun ein eigenes business hier in der Lagoon gleich 200 Meter Luftlinie von uns entfernt, betreibt, den Schaden ansehen. Nicolas ist der Spezialist für GFK-Arbeiten schlechthin. Er kommt am Nachmittag und bestätigt, dass da unbedingt etwas getan werden muss. Das Deck ist auch schon wieder 5 mm durchgesackt, also muss auch der Mast wieder runter.  Mark hatte bereits anerkannt, dass es sich um einen Fehler der Werft handelt und diese infolgedessen auch für den Schaden aufkommen muss. Ob das auch bedeutet, dass wir die Arbeiten von Nicolas durchführen lassen können, müssen wir noch mit dem Werftchef Jason verhandeln. In dem Fall könnten wir hier in St. George's im Wasser bleiben und müßten nicht wieder zurück in die Werft und an Land. Die Stimmung ist nicht besonders, aber wir trösten uns damit, dass es schließlich auch noch schlimmere Nachrichten geben könnte und bis Ende November hoffentlich alles gegessen ist.

 

 

 

 

 

 

Montag, 14. November 2011, vom Ankerplatz in die Port Louis Marina

 

Heute muss ich mich nun endlich um das Bugstrahlruder kümmern, das ja nicht mehr funktioniert, seitdem wir wieder im Wasser sind. Dass die Batterien ok sind, wußte ich schon, weil die Ankerwinsch klaglos läuft. Der Verdacht liegt nahe, dass es die Fernbedienung des bowthrusters ist, die eine Macke hat. Also die Drähte mal ohne die Elektronik kurzschließen, und siehe da, der Motor läuft einwandfrei in beide Richtungen. Das macht es relativ einfach. Zwar bekomme ich hier in Grenada nicht die Sidepower-Fernbedienung, aber das lässt sich mit einem Dopel-Wippschalter schließlich auch hinkriegen. Und den gibt es bei Island Waterworld. Also das Dinghy satteln und downtown düsen. Nach einer dreiviertelstunde bin ich mit zwei Schaltern zurück. Am längsten dauert es, diese sauber in die Steuersäule zu integrieren, aber mittags ist alles fertig und das Bugstrahlruder funktioniert wieder bestens.

 

Am Nachmittag rufe ich mal in der Werft an, um zu fragen, ob die Bespannung für unsere Salondecke schon angekommen ist. Antwort: Kommt heute und morgen früh sollen die Paneele abgeholt werden. Na gut, dann müssen wir uns sputen. Also Ankerauf und ab in die Marina, die wir ja schon so gut kennen, weil wir im Juni/Juli schon 4 Wochen hier waren. Wir bekommen denselben Liegeplatz. Fast zwei Stunden gehen drauf, bis ich alle 16 Deckenpaneele abgenommen habe. Anschließend gehen wir in den Pool und essen danach an Bord. Abendprogramm: Christine liest und bekommt Besuch von den Balus (die morgen lossegeln Richtung Norden), ich sitze eine ganze Weile auf der Fair Isle und plaudere mit Gabi.

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 13. November 2011, St. George's

 

Als wir morgens den Kopf aus der Luke strecken, hat es totale Flaute. Das ist ein Phänomen hier, weil äußerst selten. Hält auch nicht lange vor, im Laufe des Tages frischt es zeitweilig auf 25 Knoten auf.

 

Um 10 gehen wir ankerauf, motoren aus der Bucht heraus und setzen draußen die Genua. Es geht ein frischer Ostwind, meistens zwischen 15 und 20 Knoten. Wir machen zwei Kreuzschläge vorm Wind und als wir im Lee der Insel sind, wird das Wasser ruhig und der Wind böiger. Weil die Wellen unter 1,50m sind und wir nur ein paar Meilen auf offenem Wasser haben, lassen wir das Beiboot samt Motor im Davit hängen. Das geht tatsächlich ganz gut bei diesen Verhältnissen. Erst als wir am Wind Böen  mit 25 Knoten von Stb kriegen, muss ich etwas achtgeben, dass das Gummiboot nicht auf das Wasser schlägt.

 

Wir ankern vor St. George's mit 50 m Kette auf 8m Wasser. Dann kommt die Generalprobe des watermakers, denn hier hat es schön klares Wasser. Dauert etwas, das Ding in Gang zu kriegen, bis die Luft komplett draußen ist. Schließlich klappt es. In einer Stunde machen wir ca. 65 Liter Wasser und haben 38 Ampere verbraucht. Es gibt noch eine kleine Leckage im System, wieder eine Stunde Schrauberei. Woran lag's? Alle Einzelteile, wie Filter, etc. waren mit Adapterstücken geliefert, wo diese bereits mit Teflonband wasserdicht eingeschraubt waren. Nur beim Grobfilter, in dem die Schlauchadapter auch schon drinsteckten, war kein Teflonband drauf. Das Ergebnis: Undicht. Na ja, am Ende passte dann alles. Das Wasser schmeckt übrigens hervorragend.

 

Zum sundowner fahren wir mit dem Böötchen in die Marina und treffen die Fair Isles, Balus und Denebs schon an der Bar. Wir sitzen dann ein paar Stunden gemütlich beisammen, essen Salat und Pizza und sind um 9 wieder an Bord zurück.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 12. November 2011, Clarks Court Bay

 

Weil es in der Nacht und am Vormittag viel regnet, sagen wir unsere Teilnahme am Hash wieder ab. Wir haben heute keine Lust, von unten und oben nass zu werden und in Reih und Glied durch den Schlamm zu schliddern. Statt dessen bleiben wir den ganzen Tag an Bord. Christine liest den Schwarm fertig, macht uns was leckeres zu essen und ich bin tatsächlich noch den ganzen Tag damit beschäftigt, die letzten Wasseranschlüsse und die Stromversorgung des watermakers zu installieren.

 

Eigentlich dachte ich, das sind nur noch Kleinigkeiten, aber die haben es auf einem Schiff eben üblicherweise in sich. Z.B. die Frage, welche von drei Wasserleitungen soll ich aufschneiden, um ein T-Stück für die Frischwasserspülung einzubauen? Die PVC-Rohre sehen alle gleich aus und man kann nicht verfolgen, welches Rohr wohin verläuft. Dafür müßte man den Wassertank ausbauen. Eine Leitung können wir ausschließen, weil Christine die Idee hat, den Motor anzumachen und Warmwasser zu produzieren. Dieser Kanal soll es nicht sein. Von den zwei übrigen Rohen erwische ich dann trotzdem noch das falsche (nämlich die Saugleitung vom Stb. Tank), das anschließend wieder geflickt werden muss. Und ganz am Ende, als ich wirklich schon glaubte, in 5 Minuten fertig zu sein, stelle ich fest, dass ich nicht mehr an die Verschraubung des Hochdruckanschlusses rankomme. Man bräuchte einen gebogenen oder 10 cm kurzen 19er Maulschlüssel. Das Biegen funktioniert nicht, weil ich keine Lötlampe dabei habe, aber mit der Flex schneide ich einen Schlüssel halt in der Hälfte durch. Man muss sich zu helfen wissen. Den Test der ganzen Anlage verschieben wir auf morgen.

 

Am Abend genehmigen wir uns einen Film im Bordkino. Heat, mit Al Pacino und Robert de Niro. Eine ziemliche Ballerei.

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 11. November 2011, Clarke's Court Bay, Grenada

 

Um halb zehn schwingen wir uns ins Beiboot und düsen zum Dinghysteg auf der Ostseite der Bucht. Von hier fährt ein Bus in die Stadt. Die Fair Isles sind auch mit von der Partie. Die Mädels gehen in die Stadt, die Jungs zu den Schiffsausrüstern und Baumärkten. Tatsächlich werde ich fündig und bekomme alles, was ich für die Fertigstellung der Installation des Watermakers noch benötige und etwas anderen Kleinkram, vom Ersatz des geklauten Stecheisens und des hinnen Kreisbohrers bis WD40.

 

Um 13 Uhr treffen wir uns wieder in der Spiceland Mall und danach fahren Christine und ich zur Port Louis Marina, um die Balus zu besuchen. Diesmal bringen wir den Kuchen mit und dann genießen wir ein paar schöne Stunden mit Kaffee und Bier im Cockpit bei Regula und Thomas. Dabei  lernen wir auch noch Margit und Rainer von der deutschen Deneb kennen. Das sind die beiden, die der Indi mitten auf dem Atlantik mit einem Ersatzteil für den defekten Autopiloten ausgeholfen haben. Gehört hatten wir ja schon von ihnen ...

 

Kurz vor Sonnenuntergang fahren wir mit dem Gummiboot auf die Hog Island, wo es laut Ankündigung im heutigen Cruiser's Net einen Pizzaabend gibt. Hog Island ist unbewohnt, es gibt einen kleinen Strand und eine grob zusammengezimmerte Bar, die nach Bedarf genutzt wird. Die Pizza wird in einem Gas-Backofen zubereitet. Es gibt nur eine Sorte vom Blech, die ganz ordentlich schmeckt. Die Athmospähre ist karibisch, ausnahmsweise bläst mal ein lauer Wind (und kein starker) und der Vollmond steuert seinen Teil zur Romantik bei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 10. November 2011, Clark's Court Bay

 

Christine liest den "Schwarm", ich beschäftige mich ganztags mit dem Einbau des Wassermachers und bin gegen 17 Uhr schon ziemlich weit damit gekommen. Mir fehlen noch ein paar Kleinteile für den elektrischen Anschluss und die Anbindung der Wasserleitungen an das Bordnetz. Die meiste Zeit bei diesem Einbau geht drauf dafür, die richtigen Anordnungen zu finden, um möglichst wenig Platz zu verschwenden und Inspektionsluken und Aussparungen zu sägen, damit alle Bedienelemente später auch zugänglich sind.

 

Am Abend machen wir einen kleinen Ausflug mit dem Dinghy hinter die Hog Island. Das ist nicht weit, aber wir kennen diesen sehr ruhigen Ankerplatz, an dem viele Yachten liegen, noch nicht.  Allerdings ist er etwas weit vom Schuss. Wir dürfen das Gas jetzt schon mal etwas weiter aufdrehen. Im Vergleich zu dem kleinen Honda geht der neue Motor ab wie Schmidt's Katze.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 9. November 2011, von St. David's Harbour nach Clarke's Court Bay

 

Am Morgen die üblichen Seeklarvorbereitungen. Das Dinghi kommt aufs Vorschiff und um kurz nach 9 verlegen wir 5 sm weiter in die Clarke's Court Bay, ziemlich genau an den Platz, wo wir schon einige Tage im Juni gelegen waren, und zwar wieder direkt neben die Fair Isle, die gestern von Trinidad zurückgekommen ist. Auch die Nora kommt kurz vorbei auf ihrem Weg nach St. Georges.

 

Christine ist ziemlich müde von der Pericephal, die sie heute gegen die Seekrankeit genommen hat und schläft einige Stunden an Deck, während ich mich mit der Installation des Watermakers beschäftige und nebenbei einige andere Dinge erledige.

 

Beim Herfahren habe ich erstmals das Navionics Programm und Karten auf dem iPhone ausprobiert. Funktioniert perfekt. Bildschirm zwar etwas klein, aber trotzdem gut zu erkennen, trotz Sonnenlicht. Kann ich einfach auf die Steuersäule legen und schon habe ich einen Kartenplotter an Deck. Hochinteressant übrigens, wie schnell das iPhone die Satelliten findet. Deutlich flotter, als das bordeigenen GPS oder die GPS Maus des Laptops.

 

Am Abend fahren wir gemeinsam mit Gabi und Horst zur Phare Bleu zum Friendship Table. Da es noch ziemlich windet und wir eine Viertelstunde unterwegs sind, kommen wir fast klatschnass an. Trotzdem ist der Abend gelungen und das Essen gut. Der Rückweg im Vollmondlicht ist trockener, weil wir diesmal downwind fahren und es auch nicht mehr so stark pfeift.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 8. November 2011, im Wasser, St. David's Harbour vor Grenada Marine

 

Am Vormittag passiert mal wieder alles gleichzeitig. Als erster taucht der Typ auf, um die Kielbolzen nachzuziehen. Großer Nusskasten mit langer Knarre und Verlängerungen. Aber: Natürlich keine metrischen Nüsse, schon gar keine mit 54 mm, die wir brauchen würden. Aber es gibt ein zölliges Maß, das halbwegs passt. Damit hätten sie die Dinger schließlich auch losgeschraubt. Bei einem der 9 Muttern steht der Bolzen so weit heraus, dass die Nuß kaum noch greift und bei voller Last (wir drücken bzw. ziehen zu zweit an dem 70 cm Hebel) überspringt. Anderes Werkzeug gibt es nicht und dann muß es eben so auch gehen. Die meisten Bolzen sind schon sehr gut dichtgeknallt, aber zwei Muttern können wir doch noch eine halbe Umdrehung weiterdrehen. Hat sich also gelohnt. Immer gut, dabeizusein, wenn hiesige Profis arbeiten. Unser Schrauber heute wollte als erstes mal die Muttern in die falsche Richtung anziehen. Dann wären sie aufgegangen.

 

Auch der zweite Crack, der anrauscht, weiß zwar grundsätzlich, wie man eine Maschine mit der Welle in Linie bringt. Das ganze  ist erforderlich, damit keine Vibrationen auftreten und die Gummi-Dichtung (Stopfbuchse), die um die Schraubenwelle herum verhindert, dass Wasser eindringt, nicht zu schnell ausschlägt und undicht wird. Welle und Getriebe haben jeweils einen Flansch, die mit 4 Schrauben verbunden werden. Mit einer Abstandslehre zwischen den beiden Flanschflächen kann man nun sehen, in welche Richtung der Motor, der auf 4 Schwinggummis mit Schrauben befestigt ist, bewegt werden muss. Kleines Einmaleins der Logik. Ist der Spalt oben größer als unten, muss die Maschine achtern nach unten oder vorn nach oben gekippt werden. Darüber musste dieser Mechaniker sehr sehr lange nachdenken. Ich denke jedenfalls, dass wir das gemeinsam schließlich gut hingekriegt haben.

 

Die  Rigger erledigen ihr Gewerbe allein und knallen die Wantenspanner so fest an, wie ich es mich nie getraut hätte. Dafür haben sie immerhin auch einen speziellen Spannungsmesser dabei. Sogar der Chef kommt und macht das persönlich. Auch die Splinte werden vom Chef ausgegeben.

 

Zwischendurch kommt unser Außenborder. Per email ist es mir gelungen, das Kreditkartenlimit anzuheben (danke für die schnelle Erledigung in Wien)  und so konnte auch die Restzahlung für unseren neuen Tohatsu Zweitakter mit 9,8 PS über die Bühne gehen. Die Probefahrt am Abend ist begeisternd. Obwohl wir die ersten paar Stunden noch nicht Vollgas fahren dürfen, zischt das Dinghi auch mit Halbgas schon ganz gut dahin.

 

Mittags verabschieden wir uns von Milan und Wolfgang von der Salangene II, Gertrud und Karl von der holländischen Nunki und ein paar anderen und verlegen an eine Boje in der Bucht. Gerne würde ich mich gleich dem neuen Außenborder widmen, und Christine bläst auch schon mal unser Schlauchboot auf. Aber ich muss mich zuvorderst um die nicht funktionierende Toilette kümmern. Saugt kein Spülwasser an. Der Job dauert zweieinhalb Stunden, in denen ich das ganze Ding zerlege, Gummimembranen säubere und austausche und den Fehler trotzdem nicht finde. Schließlich funktioniert dann doch wieder alles butterweich.

 

Neben uns liegt der Katamaran, der neulich mit einem abgesoffenen Rumpf zum Travellift gefahren kam. Hatte ziemlich Schlagseite. Das Schiff war gerade zu Wasser gelassen worden und hatte eine Nacht hier an einer Mooring gelegen, während die Eigner noch im Hotel übernachteten. In dieser Nacht sind Einbrecher an Bord gegangen, haben Laptops und Navigationsgeräte geklaut und irgendwie auch ein Seeventil abgebrochen. Dadurch ist dann wohl einige Stunden Wasser ins Schiff gelaufen. Nun, dieser Kahn schwimmt auch wieder und wird jetzt auch bewacht. So ganz wohl fühlen wir uns nicht mehr hier. Zwei Einbrüche innerhalb weniger Tage sind ja nicht so spaßig. Wir werden jedenfalls alles abschließen. Unser neuer Außenborder dürfte auch Begehrlichkeiten wecken.

 

Am Abend essen wir an Bord. Christine macht eine karibische Gemüsepfanne, u.a. mit Christofinen, abgeschmeckt mit Cream of Coconut. Phantastisch.

 

 

 

 

 

 

Montag, 7. November 2011, Grenada Marine, ab ins Wasser

 

Am Ende des Tages schwimmen wir tatsächlich wieder und so, wie es aussieht, kriegen wir auch kein Wasser ins Schiff, d.h. der Kiel scheint wieder dicht zu sein. Kleiner Wermutstropfen: Die Bug-Batterien versagen, als ich das Bugstrahlruder einschalten will. Darüber wird auch die Ankerwinsch betrieben und ich hoffe, dass ich morgen eine Lösung finden kann. Es scheint so zu sein, dass das Ladegerät nicht funktioniert. Der Tag bis dahin vergeht mit Putzen, Wassertanks auffüllen, Werkeln an Kleinigkeiten, Diskussion über die Rechnungsbestandteile, denn dort finden sich einige Positionen, die definitiv nicht dorthin gehören.

 

Die Überraschung erleben wir, als es ans Bezahlen geht. Natürlich machen wir das per Kreditkarte. Aber wer hat denn schon mal Tausende von Euros per Kreditkarte bezahlt? Ich jedenfalls nicht. Und da in den vergangenen Tagen auch schon der Watermaker über Master Card gelaufen ist, streikt die Karte jetzt nach einem Bruchteil der Rechnungssumme. Na ja, glücklicherweise habe ich noch eine zweite Karte, die von Christine muß auch herhalten und am Ende müssen wir auch noch fast 1000 Dollar bar bezahlen. Jetzt wissen wir auch, wie hoch die Limite unserer Karten sind. Unseren Außenborder bekommen wir heute deshalb nicht geliefert, weil die zweiten 50% auch per Kreditkarte gezahlt werden sollten, dieser Zahlungslauf aber offenbar nach unserer session im Werft-office hier angestoßen worden ist. Also gab es kein Geld für den Lieferanten, also keinen Außenborder für uns. Bin gespannt, ob die Bank es hinbekommt, das bis morgen schnell mal unbürokratisch zu erledigen. Die Zahlung hier in der Werft ist insofern wichtig gewesen, weil man mit offenen Rechnungen nicht ins Wasser gebracht wird.

 

Wir legen uns neben die Kranspur, weil morgen noch die Rigger kommen zum finetuning, die Kielbolzen nachgezogen werden und wir den Motor noch mit der Welle ausrichten wollen. Nachdem wir das Großsegel eingefädelt haben um den Lärm der schlagenden Drehstange im Mast loszuwerden, sitzen wir mit Getränk im Cockpit, als Christine auffällt, dass jemand auf dem Heck des auf der anderen Seite der Kranspur liegenden, zur Zeit unbewohnten, Katamarans herumturnt. Der bewegt sich so verdächtig, dass gleich klar ist: Hier soll geklaut werden. Ich hole den großen Scheinwerfer und leuchte hinüber. Der Kerl fühlt sich ertappt und ist ruckzuck im Wasser und verschwunden. Christine schlägt gleich Alarm und ruft die securities. Der Dieb wird noch am Strand gesehen und von einigen Einheimischen erkannt. Auch Christine würde den Burschen wiedererkennen. Als wir noch zum Abendessen in die Bar der Werft gehen, schließen wir jedenfalls neben der Kajüte auch erstmals seit langem die Backskisten ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 6. November 2011, Grenada Marine

 

Nachdem wir in den vergangenen Tagen wegen der Farbarbeiten am Unterwasserschiff nicht abwaschen wollten (weil das Abwaschwasser dann am Schiffsboden entlangläuft), haben wir heute morgen nach dem Frühstück einen Mega-Abwasch. Unser gesamtes Geschirr wartet der Reinigung. Dann stehen weitere kleinere Arbeiten an. Christine putzt das Deck im Heckbereich, während ich vom Wassersammler die abstehenden Glasfaserfäden abschleife, die halbzoll-Knarre auseinandernehme (weil die sich kaum noch bewegt hat), reinige und einöle und Bugstrahlruder, Haupt- und Wellenanode anbringe. Mittags kommt dann auch unser Anstreicher und erledigt die restlichen Farbarbeiten unterm Schiff. Jetzt ist der ganze Unterwasserbereich dunkelrot. Die Farbe hat doch noch für einen kompletten zweiten Anstrich gereicht, wenn auch etwas gestreckt.

 

Den Nachmittag widme ich dem Wassermacher. Das ist wirklich ein umfangreiches Stück Technik. Diverse Einzelteile, die zu montieren und alle mit Schläuchen zu verbinden sind. Das alles bei äußerst beengten Platzverhältnissen. Ich schwitze ziemlich viel, denn es hat 34 Grad im Schiff. Die Sonne scheint den ganzen Tag. Bei der detaillierten Auseinandersetzung mit den Einzelteilen unseres Wasserversorgungssystems geht mir bald auf, dass die Anschlüsse der verschiedenen Filter nicht aufeinander abgestimmt sind. Sollten sie aber sein. So muss ich nun in den nächsten Tagen versuchen, die passenden Fittings hier in irgendwelchen shops aufzutreiben. Der Österreicher Thomas, der mit seinem Katamaran hier in der Werft liegt, hat auch einen Echotec Watermaker. Er hat seinerzeit zwei Wochen für den Einbau benötigt. Da weiß ich ja nun, was es zu schlagen gilt. Heute klebe ich einmal die Fundamente für die 20 kg schwere Hochdruckpumpe von innen auf den Schiffsboden.

 

Um 17 Uhr fahren wir zusammen mit einem Amerikaner und  vier anderen Deutschsprachlern zum La Sagesse, einem Resort mit tollem Restaurant auf der anderen Seite der östlichen Landzunge unserer Bucht. Man sitzt direkt am Strand unter Palmen. Die Küche ist hervorragend. Wir genehmigen uns ein Thunfischfilet zwischen rare und medium. Die rumpunches schmecken ganz hervorragend. Wenn alles gut geht, werden wir uns von dieser illustren Runde morgen verabschieden.

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 5. November 2011, Grenada Marine

 

Christine hat für heute morgen einen Bus organisiert zum Einkaufen. Erst war sie froh, die nötigen 6 Anmeldungen zusammen zu haben als Minimum, damit die Fahrt pro Person nur 20 ECD kostet. Als es um 9 Uhr losgehen soll, stehen aber plötzlich 17 Leute da, von denen einige nicht angemeldet sind. Der Taxifahrer ist flexibel und ordert einen zweiten Bus.

 

Während Christine unterwegs ist, mache ich mich daran, unseren Reserve-Wassersammler einzulaminieren. Die Idee dahinter ist, dieses korrosionsanfällige Edelstahlteil von außen mit Glasfasermatten und Epoxidharz zu umhüllen und auf diese Art wasserdicht zu machen, selbst wenn der Edelstahl durchrostet. Eine klebrige Arbeit, die zudem ziemlich neu für mich ist. Allerdings stehen ein paar Böcke neben dem Boot und insofern sind die Voraussetzungen ideal, zudem unsere Gipsy auch noch einen schönen Schatten auf den Arbeitsplatz wirft. Wie gut meine Arbeit gelungen ist, wird sich hoffentlich erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt erweisen. Am liebsten wäre mir, diese Erfahrung gar nicht machen zu müssen, weil der jetzige, vor 4 Monaten eingebaute Wassermacher noch ein paar Jahre durchhält.

 

Gegen Zehn tauchen Regula und Thomas auf, um uns einen Besuch abzustatten. Ich bin mitten in der Epoxy-Arbeit, die ich nicht unterbrechen kann. Wir plaudern etwas, dieweil ich am werkeln bin, dann begeben sich die beiden in die Bar, bis Christine vom Einkaufen zurückkehrt. Anschließend gibt es bei uns an Bord einen Kaffee. Dazu genießen wir den Kuchen, den die Balus von St. Georges mitgebracht haben. Zu dieser Zeit ist auch mein Jungfern-Epoxy-Erlebnis beendet, u.a. auch deshalb, weil das Material zu Ende ist. Budget Marine hat mir zum Epoxidharz nämlich zu wenig Härter geliefert. Glücklicherweise gerade so viel, dass ich mein heutiges Pensum so halbwegs abschließen konnte.

 

Der Maler kommt auch wieder. Die Stützen werden umgesetzt und es kommt der Primer auf die nackten Stellen. Da ich Depp mit 10 Litern offenbar zu wenig Antifouling bestellt habe, reicht die Farbe nicht für zwei, sondern bestenfalls für eineinhalb Anstriche. Mist! In diesem Fall aber selbst verschuldet.

 

Den Abend verbringen wir an der Bar, wo sich heute ausschließlich eine deutschsprachige Gemeinde eingefunden hat. Schließlich sitzen 2 Österreicher und 8 Deutsche am Tisch und lassen es sich gut gehen nach der Arbeit. Von dem Österreicher Thomas lerne ich einiges über Kunststoff-Arbeiten. Er ist darin ziemlich firm. Schließlich baut er gerade neue Motorfundamente in seinen Katamaran ein.

 

Im Aubenblick sieht es so aus, als kämen wir doch am Montag ins Wasser.

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 4. November 2011, Grenada Marine

 

Wir warten den ganzen Tag darauf, dass es mit den Farbarbeiten am Unterwasserschiff weitergeht. Es fehlt noch die zweite Lage Antifouling und die Stützen müssen umgesetzt werden. Aber es passiert gar nichts. Da jetzt das Wochenende vor uns liegt, fürchten wir, auch am Montag noch nicht ins Wasser zu kommen.

 

Eine weitere Prozedur steht bevor: Beim Abkleben des Salons mit Staubschutzfolie ist die Bespannung der Decke vom Tape-Kleber angegriffen worden. Seit heute wissen wir nun endlich, dass diese Reste sich nicht entfernen lassen. Also müssen alle 16 Deckenbretter runter und neu bespannt werden. Die Werft würde das wohl bezahlen, gemacht würde es von der hier ansässigen Segelmacherei. Aber! Natürlich ist das entsprechende Material nicht in der benötigten Menge verfügbar. Es einfliegen zu lassen dauert cirka 7-10 Tage. Nun müssen wir am Montag verhandeln und uns vor allem selbst überlegen, ob wir das hier erledigen lassen wollen (dann hätten wir es bald wieder schön), oder ob wir uns das Geld geben und es später anderweitig in Ordnung bringen lassen.

 

Mit den vielen Reklamationen und Doppelarbeiten, die hier in der Werft anfallen, wird langsam verständlich, warum die Arbeitsstunden so teuer sind, wie in Europa, obwohl die Mitarbeiter nur einen Bruchteil von unserem heimischen Standard verdienen. Mittlerweile bin ich auch überzeugt, dass viel zu viele überflüssige Dinge gemacht werden. Die ganze staubdichte Abkleberei hätte man sich sparen können, wenn die im Schiff nicht mit der Flex, sondern mit Stichsäge und Schleifklotz gearbeitet hätten. Wären vielleicht 2 Stunden mehr Arbeit bei den Epoxy Leuten angefallen, dafür hätte man sich den ganzen anderen Zirkus ersparen können.

 

Der neue Außenborder sollte heute auch geliefert werden. Erst für 10, dann für 15 Uhr versprochen. Als ich anrufe, erfahre ich, dass der Motor, den ich vor 3 Monaten für Ende Oktober bestellt und bereits zu 50 Prozent bezahlt habe, noch im Hafen beim Zoll ist, und dort wird angeblich gestreikt. Wieder eine krasse Form von Mißmanagement. Entweder die haben zu spät bestellt oder sie haben unseren Motor zwischenzeitlich an jemand anderen verkauft und unseren neu geordert. Dem Burschen wäre ich fast durchs Telefon an die Gurgel gegangen. Nützt natürlich auch nichts.

 

Am Abend dann noch etwas sehr erfreuliches. Unser Wassermacher wird angeliefert. Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Nach den Erfahrungen mit der Zollabfertigung für unseren Wassersammler, war ich davon ausgegangen, dass es wieder ähnlich abläuft und ich das Ding erst vor Ort mit reichlich Papierkram und Gebühren übernehmen kann, samt Lösung des Transportproblems für die 80 kg-Kiste. Aber EchoTec in Trinidad ist unter deutscher Führung und man hatte mir eine frachtfreie Lieferung (immerhin im Wert von fast 400 Euro) zugesagt. Umso erfreulicher, dass darin offenbar sogar die Zollgebühren hier in Grenada inkludiert waren, denn die betragen auch noch einmal 2,5 Prozent des Sendungswertes.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 3. November 2011, Grenada Marine

 

Den Schock des Tages erleben wir kurz vor Mittag. Einer Eingebung folgend, nehme ich die Bodenbretter um den Fuß der Maststütze hoch und es beschleicht mich die böse Ahnung, dass das Ding schon wieder nachgegeben hat. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Also gehe ich an Deck und lege die Wasserwaage quer vor den Mastfuß. Schon wieder 5 mm durchgebogen. Hatte ich das vor dem Maststellen auch genau an dieser Stelle gecheckt? Ich weiß es nicht mehr. Unter Deck sprechen m.E. einige Indizien dafür, dass meine Ahnung sich bewahrheiten könnte. Falls ja, was würde das heißen? Wieder den Mast runter, alles wieder auffräsen, den gesamten Dreck noch einmal? Wie lange würde das dauern?

 

Ich alarmiere gleich einmal Mark, den Projektmanager. Kurze Zeit später habe ich nacheinander alle Profis hier an Bord, die dazu etwas sagen können. Nach einer Stunde ist ziemlich klar: Das Mastfundament kann nicht abgesackt sein. Alle Beteiligten haben versichert, das der gesamte Sockel mit massivem Epoxy ausgegossen und dieser auch hundertprozentig sicher ausgehärtet ist. Ich schaue in meine Fotodatenbank und vergleiche den Zustand mit den Bildern, die ich am zweiten Tag nach unserer Ankunft gemacht hatte. OK, der Sockel ist dann wohl doch so, wie er war. Aber der Werftchef, der sich nun auch involviert hat und auch Mark empfehlen, die Maststütze noch mal los zu nehmen und noch 5 mm GFK drunterzupacken, damit das Deck gerader wird. Das heißt also: Mast wieder runter. Meine Idee dazu, den Mast nicht ganz abzunehmen, sondern nur anzuheben, damit die Kabel nicht wieder entfernt werden müssen (sicher insgesamt 2 bis 3 Stunden Arbeit), wird schließlich aufgegriffen. Plötzlich sind jede Menge Leute an Bord, der Mast wird in den Kran gehängt und dann kommen die Epoxy-Guys. Mit einem hydraulischen Wagenheber wird das Deck hochgedrückt, um Platz zu schaffen. Hört sich einfacher an, als es ist. Ich bin permanent dabei und das erweist sich auch als nötig. Denn die besten Ideen, wie das nun vor Ort zu bewerkstelligen ist, kommen ausnahmslos von mir. Und auch 80% des benötigten Werkzeugs stelle ich zur Verfügung, damit die Jungs nicht mehr Zeit mit durch-die-Gegend-rennen verpulvern als mit produktiver Arbeit. Immerhin wird mein Senf-dazu-geben positiv gewürdigt. Ich werde gefragt, ob ich aus der Raumfahrtindustrie käme (wohl wegen der Ordnung in meinem Werkzeugschapp) und sie hätten heute eine Menge von mir gelernt. Na immerhin.

 

Tatsächlich ist die Aktion um 17.30 Uhr insoweit abgeschlossen, dass der Mast wieder steht und verstagt ist. Am Mastfundament sind noch Schönheitsmaßnahmen für morgen übrig und ich habe noch eine Stunde zu tun, die Decksdurchführungen der Kabel wieder anzuschrauben und abzudichten, die Kurzwellenantenne wieder anzuklemmen und den Saustall aufzuräumen. Immerhin, jetzt sind wir wieder beruhigt. Interessant ist auch, wie schnell manche Dinge dann doch erledigt werden können, wenn der Chef Druck macht. Auch die Tatsache, dass niemand versucht hat, mir meinen Eindruck auszureden, spricht letztlich für die Werft. Im Gegenteil, ich war schon fast soweit, die Decksdurchbiegung in Kauf zu nehmen, und hätte das wohl auch getan, wenn mich Mark und Jason nicht davon überzeugt hätten, dass es besser ist, die Sache in Ordnung zu bringen.

 

Ansonsten kommt heute die erste Lage Antifouling drauf. SeaQuantum Ultra von Jotun. Ist dunkelrot, hat einen hohen Kupferanteil und soll sehr gut sein. Mal sehen, wie sich das Zeug bewährt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 2. November 2011, Grenada Marine

 

Nach dem schönen, gestrigen Abend heute wieder jede Menge Ernüchterung. Das Silikon für unsere Fenster, 3M 4200, ist zwar mittlerweile beschafft, doch alle 15 Kartuschen, die in Grenada zu kriegen waren, sind überlagert und mehr oder weniger hart. Außerdem lese ich auf der Verpackung, dass dieses Material vom Hersteller nicht zum Verkleben von Fenstern empfohlen wird. Na toll! Alle hier hatten schließlich behauptet, das sei das beste Zeugs überhaupt dafür. Als ich die Burschen aller Dienstgrade auf den Text aufmerksam mache, hat den noch niemand gelesen. Aber man habe gute Erfahrungen gemacht und "das nehmen wir immer". Schließlich kommt dann mit einiger Verzögerung die Erklärung: Man verwende ja auch nicht dieses Silikon direkt auf dem Plexiglas, sondern gebe extra einen Primer auf die Scheiben, auf dem dann das 4200er super halte. Man mache das schon seit Jahren und es gebe keine complaints. Na hoffen wir mal, dass das stimmt. Jedenfalls werden wegen Materialmangels die letzten beiden Fenster eben nicht ausgebaut sondern so gelassen, wie sie sind. Die haben bisher allerdings auch noch nicht geleckt und werden hoffentlich noch etwas durchalten.

 

Die kleineren elektrischen Probleme mit der Beleuchtung habe ich schnell im Griff, auch das geklebte Toplicht kommt wieder in den Mast. Sozusagen das Erfolgserlebnis des Tages, denn der Maler, der schließlich auftaucht, versetzt uns in den nächsten Frust. Wegen der Hitze und der doch dreckigen Arbeit haben wir diesen Job für relativ wenig Geld in Auftrag gegeben. Dann aber dabeizustehen und zuzusehen, wie die Arbeit ausgeführt wird, treibt einem die Haare durch die Mütze. Mindestens 3 verschiedenen Leuten hatte ich vorher gesagt, dass sie die Antriebswellen für Maschine und Bugstrahlruder abkleben sollen. Hat natürlich dann niemand gemacht und am Ende ist alles vollgeschmiert. Sollen sie sehen, wie sie das in den nächsten Tagen wieder sauberkriegen. Ich werde jedenfalls auf einem blitzblanken Prop und Welle bestehen. Der Job läuft schließlich auf Fixpreis.

 

Natürlich kommen wir diese Woche nicht ins Wasser, aber Anfang nächster Woche sollte realistisch sein. Dieses Wochenende müssen wir uns jedenfalls kurzweiliger gestalten, als das letzte.

 

Wenn man manchmal aus der Haut fahren möchte wegen der Probleme hier vor Ort, wird einem doch andererseits wieder die profane Marginalität dieser Wehwehchen bewußt, z.B. oder insbesondere dann, wenn wir an unsere Segelfreunde von der Hibiscus denken, die wir auf Dominica kennengelernt haben. Federico leidet seit Jahren an einer ernsten Krebserkrankung und befindet sich seit einigen Tagen zu einer Blutstammzellentransplantation im Krankenhaus. Er und seine Frau berichten darüber täglich auf ihrer homepage, so dass wir um den Erfolg für die beiden mitfiebern können. Wir wünschen Federico auch auf diesem Wege das allerbeste und eine baldige Genesung. Wer reinschauen möchte: http://www.sy-hibiscus.ch/de/archivio_diario_read.php?id=195

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 01. November 2011, Grenada Marine

 

Dieser Tag findet einen sehr schönen Ausklang. Eigentlich so, wie wir es schon so oft hier in der Karibik erlebt haben und so sehr schätzen. Tony, ein Engländer von der Cariad, hatte einen Bus organisiert zur Prickly Bay. Im dortigen Restaurant "De big Fish" spielt heute abend live music. Steve Izak hat eine sonore Stimme und wird von seiner eigenen Gitarre und einer weiteren, gespielt vom urigen Ehemann der Chefin der Bel Air Plantation (unserem Hotel für eine Nacht), begleitet. Eine Mischung aus Folk, Country, Balladen, würde ich sagen. Schön anzuhören. Von der Werft sind 17 Boat People mit von der Partie, aber das Beste ist, das wir unsere Freunde von der Balu (Regula und Thomas) und von der Nora (Erika und Reini) wiedersehen, mit denen wir uns verabredet hatten. Es gibt viel zu erzählen und Neuigkeiten und Pläne auszutauschen. So, wie es aussieht, werden wir uns wohl alle auf den Virgin Islands treffen. Im Big Fish habe ich auch mal kurz das WLAN dort angetestet und festgestellt, dass sich über deren Netz auch Fotos auf die homepage laden lassen. Also kein Fehler bei npage, was zur Hoffnung Anlass gibt, dass ich demnächst mal einen großen Schwung Bilder nachträglich laden kann.

 

Auch der sonstige Tag verlief ganz ok. Am Vormittag tat sich zwar noch gar nichts, aber am Nachmittag wurde zumindest unser Unterwasserschiff nass angeschliffen und der Elektriker tauchte auch auf, um die Verkabelung von Radar, Elektronik und Beleuchtung wieder anzuschließen. Die Begründung, warum er nicht schon, wie versprochen, gestern aufgetaucht ist, lautet: "Yesterday in the afternoon I was really tired, so I had to go home". Na ja ... Immerhin werden wir heute soweit fertig, dass die wichtigen und komplizierten Dinge wieder zu funktionieren scheinen, nämlich das Radar und die Windmessanlage. Bei der Beleuchtung hapert es noch etwas. Ankerlicht auf der falschen Klemme, Deckslicht und Hecklicht funktionieren nicht. Außerdem ist das Glas der Dampferlaterne gebrochen. Wo Ersatz herkriegen? Aber das wird wohl alles morgen zu erledigen sein. Bis dahin kleben wir den Riss halt wieder zusammen.  Laut Auskunft von Mark, dem Projektmanager, der unser Ansprechpartner für alles hier ist, hat man sogar wieder das passende Silikon aufgetrieben, so dass wir hoffen dürfen, dass auch bei den Fenstern morgen was weiter geht (vorausgesetzt, es regnet nicht so stark wie heute und gestern).