Dienstag, 26. Juli 2011, zu Hause

 

In der Nacht schlafen wir erstmals seit über einem Jahr nicht an Bord. Wir genießen die 21 Grad Celsius und die absolute Ruhe. Zusammen mit dem Schlafdefizit während der Reise führt das dazu, daß wir so tief pennen, daß wir morgens um sieben Uhr nicht einmal die Kirchenglocken hören, die 30 Meter neben uns läuten (das tun sie nämlich täglich, außer Sonntags). Um zehn werden die Nummernschilder für unser Auto gebracht, was dann auch prompt anspringt, dank des kleinen Ladegeräts, das ich an die Batterie angeschlossen hatte. Immerhin, auch der Audi steht seit über 12 Monaten unbenutzt am selben Fleck. Beim anschließenden Einkauf im Interspar wird uns ganz deutlich bewußt, in welchem Schlaraffenland wir hier in Österreich eigentlich leben. Diese Vielfalt, Qualität und niedrigen Preise der Lebensmittel haben wir jetzt lange Zeit nicht erlebt. Der Unterschied ist frappierend.  Selbst die Ananas sind hier deutlich billiger, als in der Karibik. Meine ehemalige Firma hat in der Zwischenzeit so viele neue Produkte auf den Markt gebracht, dass man ein kleines Vermögen ausgeben müßte, um sich durch die vielen innovativen Leckereien durchzufuttern. Einen Start dazu haben wir jedenfalls gemacht. Der restliche Tag geht drauf mit kleineren Reparaturen und der Organisation des Lebens für die nächsten Wochen, auf die wir uns sehr freuen.

 

 

 

 

Montag, 25. Juli 2011, Heimreise

 

Am Ende sind wir dann doch "nur" 26 Stunden unterwegs, weil wir in Heathrow zwar den geplanten Flieger um 20 Minuten verpassen, es aber dann doch noch zwei freie Plätze auf einem Vogel gibt, der nicht erst um 19 Uhr, sondern um 16 Uhr London verläßt. Irmgard und Loredana holen uns in Zürich vom Flughafen ab und bei den beiden gibt es dann gleich auch noch was leckeres zu Essen.

 

Spät am Abend betreten wir unsere Wohnung und weil die gute Fee schon Staub gesaugt hatte, sieht unser Domizil nach Entfernung der vielen Bettlaken, die wir vor einem Jahr über Möbel und Bücher gezogen hatten, innerhalb von einer Stunde schon wieder fast aus, wie früher. Selbst unsere Blumen sind noch putzmunter.

 

Wir sind nun also nach über einem Jahr auf der Gipsy IIII für ein paar Monate wieder zu Hause. Auch bei der Heimfahrt sind uns unsere virtuellen Begleiter dabei, sogar mehr, als sonst. Heute haben wir nämlich die bisher größte Besucherzahl auf der website überhaupt und morgen werden wir wohl den 20.000sten Gast willkommen heißen können. Darüber freuen wir uns natürlich. In den nächsten Wochen wird es aber wohl keine hochfrequenten updates geben, schon gar nicht täglich, denn schließlich sind wir ja auch nicht mehr an Bord. Einerseits freuen wir uns natürlich, daheim zu sein, andererseits bleibt zumindest doch ein etwas mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, daß in den kommenden Wochen einige Reparaturen durchgeführt werden müssen, bei denen wir nicht selbst "Aufsicht" führen können. Immerhin werden häufig mehrere Arbeiter bei uns an Bord sein. Aber wir vertrauen dem Werftpersonal und hoffen, daß wir nicht enttäuscht werden.

 

 

 

 

Sonntag, 24. Juli 2011, Heimreise

 

Wir stehen um 0630 auf. Laut unserer to do Liste für heute brauchen wir dreieinhalb Stunden für das, was wir noch vorhaben. Es ist eine lange Aufzählung von Kleinigkeiten und tatsächlich dauern die Aktivitäten am Ende sogar etwas länger.  Wir haben Glück, dass es nicht regnet, so dass wir auch das Bimini trocken verstauen können und wir sogar noch die Handtücher vom abschließenden Duschen trocken bekommen. Die letzte halbe Stunde, bevor uns das Taxi pünktlich um 13 Uhr abholt, verbringen wir in der Bar.

 

Der Flughafen auf Grenada ist ziemlich klein. Beim Check-In müssen wir aus Christines Handgepäck gleich ein paar Kilos in die aufzugebenden Gepäckstücke umlagern, weil nur 7 kg an Bord erlaubt sind. Glücklicherweise muß mein großer Laptop-/Fotorucksack nicht auf die Waage, denn der ist noch viel schwerer als die Tasche von Christine. Weil ich den auf dem Rücken trage, sieht der von außen aber wohl nicht so schwergewichtig aus. Die kleine Dash 8, die uns von Grenada nach Barbados bringt, hat eineinhalb Stunden Verspätung, was 70 Minuten lang aber nur als „Delay“ angezeigt wird, also ohne zeitliche Spezifikation. Die Maschine kommt von Trinidad und wie wir erst später  von der Stewardeß erfahren, konnte sie wegen heftigen Regens dort nicht starten. Mein Rucksack geht kaum in den overhead locker hinein, aber sonst verläuft der Flug ruhig. Die 45 Minuten sind schnell vorbei und die Aussicht auf die grenadinische Südküste mit den vielen schönen Buchten ist traumhaft. Wir können sogar unser Schiff von oben sehen. Die Tatsache, dass beide Piloten schwarze Frauen sind, veranlasst eine farbige Passagierin beim Aussteigen „I am proud of you, black women pilot“ nach vorn ins Cockpit zu rufen.

 

Der Flughafen in Bridgetown, Barbados ist deutlich größer, als der in Grenada oder auch Gouadeloupe. Hier erwartet uns die nächste, diesmal zweistündige, Verspätung. Unser Flug geht erst um 23 Uhr und das bedeutet, dass wir in London unseren geplanten Anschlussflug nach Zürich nicht bekommen. Man teilt uns aber hier schon mit, dass dieser bereits umgebucht ist. Jedenfalls haben wir dann auch reichlich Zeit für den Transfer von Gatwick nach Heathrow.  Insgesamt verlängert sich unsere Reise durch diese Verspätung um fast 6 Stunden, sofern der letzte Flug denn pünktlich geht. Nach aktueller Lage (diese Zeilen entstehen auf dem Flughafen in Barbados) werden wir wohl insgesamt 29 Stunden unterwegs sein, bis wir zu Hause sind.

 

Geschafft! Alles beauftragt, alles verstaut, Reisegepäck klar. Letzter Drink an der Bar

 

 

 

Die Prickly Bay von oben. Hier haben wir einige Tage vor Anker gelegen.

 

 

Auch Calivigny Island, die Phare Bleu Marina und das Hurricane Hole Port Egmont bekommen wir aus der Luft zu sehen

 

 

Die Grenada Marine Werft. Eines von den 250 Booten, die da unten stehen, ist unsere Gipsy IIII

 

 

Reichlich Cumuluswolken auf dem Weg von Grenada nach Barbados und Blick auf die Grenadinen

 

 

 

 

 

Samstag, 23. Juli 2011, Grenada Marine

 

Vorbereitung der Abreise. Die Checkliste wird immer länger, aber es gibt auch immer mehr ok-Haken. Für unsere Rückkehr buchen wir die erste Nacht im Hotel, denn wenn wir spät abends hier ankommen und möglicherweise noch alles ziemlich verstaubt ist, schlafen wir doch besser in gemachten Betten. In der Hotelanlage lernen wir  den Haushernn kennen, der auch eine Schiffstischlerei hier betreibt und beim Aufbau von Grenada Marine aktiv mit dabei war. Er erzählt eine Menge über die Entstehung der Werft, die Auswirkungen des großen Hurricans Ivan in 2004 und verschiedenes über die  Segelei und Boote. Interessanter Typ.  

 

Mittags essen wir wieder im Werft Restaurant und bekommen erstmals richtig mit, daß diese Werft tatsächlich wie eine große Familie tickt. Das gesamte Führungspersonal und auch einige der Arbeiter sind auf dem Gelände. Die Kinder segeln mit Optis und Lasern, man wirft einen Grill an, irgend jemand hat ein paar Hummer gefangen und frische Lambis liegen auch am Strand. Der Chef fegt persönlich den Strand. Das hat was! Am Nachmittag packen wir weiter und bereiten uns auf unseren Abflug morgen nachmittag vor. Um 13 Uhr soll uns das Taxi abholen.

 

 

 

Was lange währt ... Anbau ist fast fertig

 

 

Sieben Personen in einem Maxi Laser. An der Kenterung haben offenbar alle Spaß

 

 

108 Mann Personal, aber der Chef lässt es sich nicht nehmen, am Samstag persönlich den Strand zu fegen

 

 

Das Werftpersonal samt Kindern versammelt sich am Samstag auf dem Werftgelände und hat Spaß am eigenen Strand

 

 

Unser Mast im Mastenlager (ganz rechts oben)

 

 

Als Sonnenschutz kleben wir Pappe unter die Skylights. Die vorhandenen Sonnenschutzrollos verdecken leider die Lüftung

 

 

Pappe im Gang ...

 

 

... und über der Schiffselektrik. Langsam wird es ungemütlich

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 22. Juli 2011, Grenada Marine

 

An diesem Tag passiert eine Menge. Der Gutachter aus Trinidad kommt mit etwas Verspätung, weil der Flug nicht pünktlich abging. Gordon macht einen sehr kompetenten Eindruck und checkt alles sehr gründlich, vom Kiel über die Maststütze bis hin zu den Püttings an und unter Deck. Er photographiert viel und die gesamte Begutachtung dauert sicher eineinhalb Stunden. Der technische Direktor der Werft ist zeitweilig auch zugegen und in diesem Gespräch bestätigt der Gutachter die von der Werft vorgeschlagenen Maßnahmen und ergänzt diese teilweise noch. Da er selbst seit langer Zeit Segler ist, hat er auch sonst noch ein paar ganz hilfreiche Tips auf Lager.

 

Kurz nach Mittag kommt die holländische Einhandseglerin Shelley (28) mit ihrem Freund vorbei, der ebenfalls allein unterwegs ist. Allerdings segeln die beiden immer in VHF-Reichweite. Ein interessantes Gespann. Sie sind bei uns, weil sie unseren 2,3 PS Honda Außenborder kaufen wollen. Über den Preis hatten wir uns zuvor per email verständigt. Als sie wieder gehen, tragen sie den Motor zu zweit. Immerhin brauchen sie gute 15 Minuten Fußmarsch bis zur Hauptstraße und zum Bus, der sie dann bis St. Georges fahren soll. Jedenfalls eine preiswerte Transportmöglichkeit. Wir werden nun einen etwas stärkeren Motor bestellen, den wir hoffentlich rechtzeitig bekommen.

 

Dann stürzen wir uns weiter in unsere Abreisevorbereitungen. Rechnungen bezahlen, die Genua vom Segelmacher abholen, Klamotten in Plastiksäcke einpacken, Stauräume leer machen für die nötigen Reparaturen im Kielbereich. Das alles bei 35 Grad im Schiff. Außerdem hatten wir am Morgen noch eine böse Überraschung nach einem heftigen Regenschauer. Auch an Bb leckt nun eines der großen Fenster, das dummerweise genau über der gesamten Navigationselektronik liegt. Sofortmaßnahme: Klebestreifen von außen draufpappen. Weiter: Werft mit Ausbau und Neuabdichtung der Fenster beauftragen. Sandra und Carsten kommen am Nachmittag noch auf einen Kaffee vorbei, bevor sie von ihrem (teuren) Hotel hier nebenan in ein etwas günstigeres Domizil in der Nähe von St. Georges umziehen.

 

 

 

Die blaue Tonne ist musikalisch. Zwei mal am Tag gibt sie ein lautes "Gongggg" ab, wenn durch die thermische Veränderung morgens und abends eine der Seitenflächen von Innen- auf Außenwölbung umspringt und umgekehrt.

 

 

Das hat gerade noch gefehlt. Kurz bevor wir das Boot für einige Zeit verlassen, leckt ein Fenster. Die Werft wird das hoffentlich in unserer Abwesenheit fachmännisch instand setzten

 

 

Gutachter bei der Arbeit. Gordon macht einen sehr professionellen und erfahrenen Eindruck.

 

 

Vor Beginn der GFK-Arbeiten im Schiff wird das Werftpersonal zwar einen Staubschutz, bestehend aus Kunststoffolie, rund um den Arbeitsbereich bauen. Die wichtigen Dinge wollen wir allerdings noch zusätzlich selbst schützen

 

 

Die Checkliste liegt schon seit einigen Tagen auf dem Salontisch (der bereits mit einer Decke geschützt wird) und wird permanent modifiziert

 

 

 

 

 

Donnerstag, 21. Juli 2011, Grenada Marine

 

Endlich eine Nachricht von der Versicherung, aber die ist nicht so erfreulich, weil sich alles noch mal hinauszögert. Ein Gutachter soll sich den Schaden ansehen. Man hat eine Firma aus Trinidad beauftragt und damit alles schneller geht, denn ich möchte möglichst dabei sein, wenn der Surveyor kommt, klemme ich mich selbst dahinter und nehme Kontakt mit Tsunami Marine Ltd auf um einen kurzfristigen Termin abzustimmen. Tatsächlich bekommen wir zwei Stunden später die Info, daß der Gutachter morgen früh mit dem ersten Flieger hierher kommt und dafür muß er wirklich früh aufstehen, denn der Flug geht schon um 05.30 Uhr.

 

Der Mast wird auch endlich abgenommen. Auch das passiert professionell, allerdings, wie immer hier, in Ruhe und mit viel Personal. Ansonsten beschäftigen wir uns mit kleineren Vorbereitungen für unsere Abreise am Sonntag.

 

 

 

Ein Mann muß in den Mast, um die Schlinge für die Aufhängung am Kran anzubringen

 

 

Der Grund leuchtet mir nicht ganz ein, aber die Jungs wollen unbedingt vorher die noch im Masttop befindliche TV-Antenne, die bei uns ohnehin nicht mehr in Verwendung ist, abbauen

 

 

 

Hier wird alles mit viel Personal erledigt. 4 Mann an Deck, einer im Kran

 

 

 

 

Wahrscheinlich das erste mal im Leben unseres Schiffes: Der Mast ist abgenommen und wird ins Mastenlager transportiert

 

 

Damit kein Wasser ins Radar läuft, muß es entweder komplett abgebaut oder wasserdicht verpackt werden.

 

 

Kurze Inspektion der Pressungen und Terminals. Sieht soweit alles ok aus, aber eine gründliche Durchsicht des Riggers muß später noch erfolgen

 

 

Oben ohne

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 20. Juli 2011, Grenada Marine

 

Heute beauftragen wir den ersten Teil zur Behebung unseres Schadens am Mastfundament: Die Legung, Lagerung und Wiederaufstellung des Mastes. 40 % Anzahlung sind vor Beginn der Arbeiten fällig. Wir hoffen, daß der Mast morgen gelegt wird und gleich eine Inspektion stattfinden kann. Wir wünschen uns, daß nicht auch dort noch unbekannte Schäden lauern, die zu reparieren sind.  Dann fahren wir mit Carsten und Sandra, die zur Zeit einen Leihwagen haben, in die Hauptstadt zum Geldwechseln. Wegen der begrenzten Mengen, die man eintauschen kann, suchen wir zwei verschiedene Banken auf. Im Kentucky Fried Chicken essen wir viel zu fette Chicken Wings zu Mittag (Johanna, Dein Tip war für unseren Geschmack doch nicht so passend) und fahren dann mit dem Bus zur Port Louis Marina, wo Erika und Reini, die gestern aus dem Schweiz Urlaub zurückgekehrt sind und Regula und Thomas an Bord der Nora gerade gemütlich beisammen sitzen. Wir werden schnell auf ein Bier eingeladen, bekommen noch eine Schiffsführung und dann machen wir uns mit dem Bus auf den "Heimweg". Der Toyota ist mal wieder gerammelt voll mit 20 Fahrgästen und weil wir so eingequetscht sitzen bekommen wir gar nicht mit, daß wir aussteigen müßten. Man muß entweder dem Fahrer oder Schaffner sagen, daß gehalten werden soll oder gleich beim Einsteigen das Fahrtziel nennen. Letzteres hatten wir wohl gemacht, aber das ist dann offenbar vergessen worden. Also müssen wir mit dem Gegenbus wieder "eine Station" zurückfahren.

 

An Bord verstauen wir noch die Fender unter Deck, dann präparieren wir uns zum Friendship Dinner, für das wir mit den Crews der Balu, Fair Isle und Indi in der Phare Bleu verabredet sind. Carsten fährt und so sind wir diesmal ganz kommod unterwegs. Das Essen ist hervorragend und reichlich. Vollgestopft und gut mit drinks versorgt verabschieden wir uns bei dieser Gelegenheit für einige Zeit von unseren Yachtie-Freunden aus der Schweiz und Deutschland.

 

 

 

Friendship Table die vierte. Jedes mal wieder ein Erlebnis. Dieses mal sind wir zu acht angerückt und haben entsprechend wenig externen Kontakt, weil wir selbst genug Gesprächsstoff haben. Hier sitzen wir noch bei der Happy Hour und den Sundownern. V.l.n.r.: Sandra, Regula, Gabi, R, Carsten, Horst, Thomas

 

 

Während die Skipper mal wieder eimerweise (im wahrsten Sinne des Wortes, Erläuterung siehe vorherige friendship tables) Bier trinken, genießen die Mädels heute feine Cocktails

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 19. Juli 2011, Grenada Marine

 

Ein Tag, an dem es abwechselnd regnet und sonnt. Am Vormittag bauen wir die Box im Heck wieder ein, räumen sie ein,  und gewinnen dadurch auch wieder etwas Platz in der Bb-Backskiste. Nach dem Mittagessen kommt die Gummileiste wieder ans Heck, zusätzlich gesichert mit noch ein paar durchgehenden Schrauben. Uns plagt der Juckreiz. Ob das von den Mücken selbst oder von dem vielen Zeugs kommt, das man sich auf die Haut schmiert, ist nicht ganz klar.

 

 

 

 

Das Ruder ist wieder drin und Quadrant, Steuerseile, Autopilot und Ruderlagengeber sind wieder an ihrem Platz

 

 

Unser Ausleger des Windgenerators eignet sich hier auch gut als Kran, um die Box im Heck wieder an ihren Platz zu bekommen

 

Hier einmal bei Sonnenschein. Unsere Gipsy hoch und trocken. Die Kiste im Heck ist wieder drin

 

 

Ein interessantes Projekt. Neben dem Restaurant der Bar wird eine Terrassenerweiterung gebaut. Schon seit einigen Tagen. Meistens sind 5 bis 6 Leute am Werk. Alle Schnitte werden von Hand mit einem großen Fuchsschwanz gemacht. Wenn einer sägt, halten zwei das Brett, die restlichen 3 schauen zu. Ich bin überzeugt davon, daß mein Onkel Seppel (der war Zimmermann) das im Alleingang längst fertig hätte.

 

 

 

Feierabend: Der werfteigene "Bus" bringt einen Teil der 100 Mitarbeiter nach Hause

 

 

 

 

Montag, 18. Juli 2011, Grenada Marine

 

Wir wissen, heute soll unser Schiff angehoben werden, damit wir das Ruder wieder einbauen können, aber niemand sagt uns, wann das denn im Laufe des Tages passieren soll. Also warten wir. Am Vormittag werden zwei Yachten aus dem Wasser genommen, nach der Mittagspause ist ein kleiner dänischer Langkieler mit einem Einhandsegler dran, danach werden wir geliftet. Die Wartezeit bis dahin wird durch den vielen Regen auch nicht gerade kürzer. Wir bekommen das Ruder hinein und ich kriege oben sogar den Sicherungsbolzen wieder durch die Achse. Man lässt uns sogar am selben Platz stehen und bis alle Stützen wieder korrekt eingestellt und gesichert sind, ist kaum mehr als eine halbe Stunde vergangen. Danach genehmigen wir uns erstmal eine kalte Erfrischung (nein, kein Alkohol) in der Bar hier auf dem Gelände und treffen dort Carsten, der hier besseren WLAN Empfang hat, als in seinem Hotel. Danach bastele ich noch den Quadranten mit den Steuerseilen wieder auf die Ruderwelle und schmiere alles mit reichlich Fett gegen Reibung und Korrosion ein. Dann brauche ich eine Dusche. Wenn man sich im Anschluß gleich Füße, Unterschenkel und Unterarme mit Nobite einschmiert, bleibt man auch weitgehend von Mückenstichen verschont. Christine kocht uns Spaghetti und geht erst nach dem Essen duschen. Bei der Kocherei unter Deck wird einem dermaßen heiß, daß die große Wäsche glatt für die Katz wäre.

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 17. Juli 2011, Grenada Marine

 

Als wir aufwachen, regnet es in Strömen und das geht den ganzen Vormittag so. Ausnahmsweise müssen wir mal im Schiff frühstücken, anschließend beschäftigen wir uns mit administrativen Arbeiten. Am Nachmittag wird es trocken, aber es bleibt bewölkt. Das Wetter ist zu schlecht, um den geplanten Strandtag einzuschieben. Zweite Lackschicht auf den Spibaum, noch einmal den großen Wassertank auffüllen, ansonsten Lesen. Am Abend treffen wir uns mit Sandra und Carsten im Water's Edge Restaurant, wo heute wieder live music geboten wird. Wir sitzen ein paar Stunden zusammen und quatschen über Gott und die Welt im allgemeinen und das Atlantiksegeln im besonderen. Die beiden sind jetzt schon 7 Wochen hier und es braucht sicher noch mal 2 bis 3 Wochen, bis ihr Schiff fertig ist.

 

 

 

Nach dem Regen der Nacht und des Vormittags gibt es reichlich Pfützen auf dem Gelände. Unsere Schuhe bleiben immer unten vor dem Schiff. Die Leiter geht es nur barfuß hinauf

 

 

Das Ruder liegt noch unter dem Schiff und wartet auf den Wiedereinbau. Zwischen den Ketten, die die Stützen zusammenhalten, haben wir den Spibaum gespannt zum Malen. Heute bekommt er seine zweite Lackschicht

 

 

 

 

Samstag, 16. Juli 2011, Grenada Marine

 

Karbonspibäume sollte man lackieren, hat uns der GFK-Spezialist hier in der Werft geraten, sonst greift das UV-Licht die Oberfläche zu stark an und man bekommt die Glasfasern in die Haut beim Berühren. Also machen wir das heute. Christine schleift das Ding an und lackiert eine Lage mit zweikomponentigem Klarlack. Ich dichte die offenen Stellen an der Spiegel-Rumpfverbindung ab. Das geht mit einer Plastikspritze wirklich prima. Erstaunlich, wie leicht sich das flüssige Epoxy durch die dünne Düse pressen lässt. Die Spalte lassen sich wunderbar ausfüllen damit. Man muß sich allerdings beeilen, nach 3 Minuten ist die Bearbeitungszeit vorbei, dann wird es sehr schnell hart.

 

Mittagessen in der Marina, Thunfisch mit Pommes uns Salat, Carsten und Sandra sind auch da. Uns steht der Sinn heute nicht nach hash, obwohl die Indis sich irgendwie dahin durchschlagen wollen. Es soll wieder ein sehr matschiges Gelände sein. Stattdessen verbringen wir den Nachmittag lesend in unserem erhöhten Cockpit. Jetzt am Wochenende ist es deutlch ruhiger hier im Gelände als während der Woche.

 

 

 

 

 

Freitag, 15. Juli 2011, Grenada Marine

 

Heute warten wir darauf, daß wir erneut in den Travellift kommen, um das Ruder wieder einsetzen zu können. Obwohl wir diesen extra-Liftvorgang bezahlen müssen, wollen wir das, damit wir die Box im Heck wieder montieren können und das Schiff damit auch am Heck wieder "wasserdicht" wird. Wir wissen, daß wir heute eingeplant sind, aber mittags erfahren wir dann vom Projektmanager der Werft, Marc, daß es wohl nichts damit wird heute. Kaum verständlich, wo der Travellift den ganzen Morgen stillgestanden hat. So kann ich mich dann doch kurzfristig dazu entschließen, zusammen mit Christine, Sandra und Carsten zum Mango-Festival ins Sportstadion von St. Georges zu fahren.

 

Am Vormittag habe ich weiter an der Spiegel-Rumpfverbindung gearbeitet und leider festgestellt, daß zwischen dem Spiegel, der nahtlos mit dem Deck verbunden ist, und dem Rumpf an zwei Stellen eine Lücke klafft, durch die Wasser eindringen kann. Die Klinge des Taschenmessers verschwindet jedenfalls zur Gänze darin. Ich bitte den GFK-Spezialisten der Werft, Nicolas, um seine Analyse und finde glücklicherweise bestätigt, daß diese Lücke nicht durch Belastung, sprich das Segeln oder unter Maschine fahren entstanden ist, sondern aufgrund einer unzureichenden Verarbeitung bei der Herstellung. Kein Problem, meint er: "Einfach ein bißchen Epoxy reinspritzen, und dann ist das schon ok". Na, das freut mich aber. Die nötigen Zutaten inclusive entsprechender Spritzen gibt es glücklicherweise hier auf dem Gelände bei Island Water World. Kann ich aber erst machen, wenn der Bereich vollkommen trocken ist. Also hoffentlich regnet es nicht heute Nacht.

 

Das Mango Fest ist interessant. Es handelt sich um eine Art Erntedankfest, veranstaltet in den geschlossenen Räumen unterhalb der Tribünen des riesigen Stadions von St. Georges. Meistens wird hier wohl Cricket gespielt. Das Stadion, das ob seiner Größe etwas deplaziert wirkt, wurde von den Chinesen gestiftet. Im Gegenzug erwarten die sich Walfangrechte in Grenadinischen Gewässern. Wir lernen einiges Neues über Mangos, so z.B. , daß es sehr viele verschiedene Sorten gibt, die namentlich differenziert werden. Es werden auch viele verschiedene Mangogerichte angeboten, von denen wir einige probieren. Ein Fernsehteam bittet mich um ein kurzes Interview und als wir später im Grenada Yachtclub zufällig den Bericht über das Mangofest sehen, warten wir gespannt auf meinen Auftritt, der aber dann doch nicht stattfindet. Alle Entfernungen in St. Georges legen wir heute zu Fuß zurück und nach einem ausgiebigen Stadtbummel inclusive Gewürzmarktbesuch landen wir schließlich bei Gabi und Horst in der Marina, trinken ein Bier und begeben uns dann am Abend weiter in die Port Louis Marina, wo heute Carnival, BBQ, Steelband und Disco angesagt sind. Auch Regula und Thomas von der Balu sind seit einigen Tagen wieder aus dem Heimaturlaub zurück und so sitzen wir in großer Achterrunde gemütlich zusammen. Hier treffen wir auch das deutsche Paar von der pas de deux wieder, die wir in Fort de France auf Martinique kennengelernt hatten.

 

Die Rückfahrt mit dem Bus um kurz nach 22 Uhr ist abenteuerlich. Das Ding ist schon knallevoll, aber irgendwie schaffen die für uns 4 noch Platz. Schließlich sitzen 20 Leute und ein Kind in dem Toyota Hiace, der wahrscheinlich für 15 Personen incl. Fahrer zugelassen ist. Für ein paar EC extra fährt uns der noch immer voll besetzte Bus schließlich auch noch die eineinhalb Kilometer Sackgasse bis vor das Tor der Grenada Marine Werft. Von den anderen Fahrgästen kommt niemand auf die Idee zu rebellieren, daß der Bus mal eben einen Umweg von 5 oder 10 Minuten fährt.

 

 

 

Die zwei offenen Stellen in der Mitte des Bildes müssen mit Epoxy verschlosssen werden. Am längsten dauert das Säubern der Flächen von Silikon und Spachtelmassen

 

 

Interessante Kreationen aus Mangos, Papayas und Melonen auf dem Mangofest

 

 

Das Mangofest findet im geschlossenen Bereich unter den Tribünen des Stadions statt

 

 

Was uns bisher auch noch nicht so klar war: Es gibt sehr viele unterschiedliche Mangosorten. Warum auch nicht, schließlich kennen wir z.B. auch eine große Sortenvielfalt bei den Äpfeln

 

Das riesige Stadion wirkt für das kleine St. Georges völlig überdimensioniert. Bei großen Cricketspielen soll es aber knallevoll sein

 

 

In der Port Louis Marina werden am Abend einige Karneval-Schönheiten aufgeboten

 

 

 

Donnerstag, 14. Juli 2011, Grenada Marine

 

Keine großen Ereignisse. Die Elektriker lösen die Kabelverbindungen für das Abnehmen des Mastes und verzweifeln fast. Das vieladrige Radarkabel ist so eng verlegt, daß es fast nicht herauszubekommen ist. Unter Deck ist das Kabel in einem nicht zugänglichen Zwischenraum verlegt, der exakt so hoch ist, wie das Kabel dick. Dann geht es im rechten Winkel durchs Deck, durch ein Loch mit exakt dem Durchmesser des Kabels. Am Ende half nur noch rohe Gewalt, dabei mußte die äußere Isolierung dran glauben. Die Konstrukteure müßte man dafür mit den Kabelresten verprügeln. Ansonsten langwieriges Säubern unter dem Gummischutz am Heck. Die Gummikante ist mit Silikon draufgekleistert, aber der hält nicht mehr. Und das Entfernen von Silikon macht halt besonders viel Spaß, insbesondere dann, wenn der Untergrund nicht eben ist. Am Abend treffen wir uns mit Carsten und Sandra in ihrem Bungalow. Sie haben es an Bord nicht mehr ausgehalten und wohnen schon seit längerer Zeit in der Hotelanlage gleich neben der Werft.

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 13. Juli 2011, Grenada Marine

 

Ein heißer Tag in der Werft. Christine fährt morgens zusammen mit Sandra nach St. Georges. Erst 15 Minuten Fußmarsch, dann 30 Minuten Busfahrt. Shoppen und Lebensmitteleinkäufe stehen auf dem Programm. Außerdem statten sie Gabi und Horst einen Besuch im Yacht Club ab. Sie kommen erst kurz vor der Dämmerung wieder zurück, vollbepackt mit Lebensmitteln, die Rucksäcke und Tragetaschen füllen. Sie hatten jedenfalls einen kurzweiligen Tag, auch wenn am Ende die Arme vom Tragen ganz schön lang sind.

 

Mein Tagewerk dreht sich um Laptopreparatur (der Deckel mit dem Bildschirm ist seitlich aufgesprungen und muß geklebt werden; hoffentlich hält UhuPlus, was es verspricht) und Ausbau der Stopfbuchse, die zuletzt so stark geleckt hatte. Sie hat jetzt 300 Motorstunden geleistet, nach 500 Stunden sollte man sie laut Volvo Empfehlung austauschen. Wie ich von Carsten erfahre, der das gleiche Modell verwendet, hat ihm mal ein erfahrener Volvo Mechaniker erzählt, daß die Dinger häufig vorzeitig kaputt sind, weil das mitgelieferte Fett nicht richtig appliziert wird. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist die beiliegende Volvo-Beschreibung völlig unzureichend, weil nicht genau beschrieben ist, wie tief in die Stopfbuchse hinein das Fett gehört. Zweitens kann man, selbst wenn man dieses denn nun genau wüßte, mit der kleinen Fetttube den Inhalt gar nicht dahin bringen, wo er hin soll. Eine gute Lösung wäre eine etwas größere Spritze. Aber wo kriegt man die nun wieder her? Das ist aber erstmal nur die zweite Frage, denn zunächst muß eine neue Stopfbuchse organisiert werden. Glücklicherweise haben die hier in der Werft Volvo-Connections und so kann mir der Mechaniker jedenfalls eine bestellen. Das alte Ding runterzukriegen ging jedenfalls deutlich schneller, als bei meinem ersten Versuch in Emden vor gut einem Jahr. Entscheidend ist, das richtige Werkzeug zur Hand zu haben. Bei allem, was man im Schiff macht, läuft der Schweiß in Strömen. Tagsüber hat es heute bis zu 36 Grad unter Deck.

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 12. Juli 2011, Grenada Marine

 

Gut, daß ich gestern noch eine Persenning über unser großes Loch im Heck gespannt hatte, denn in der Nacht regnet es kräftig. Am Morgen gibt es auf dem Werftgelände überall große Pfützen und der nasse Dreck klebt prima an den Schuhen. Damit wir nichts aufs Schiff tragen, bleibt das Schuhwerk unten vor der Leiter stehen und an dieses Prozedere halten sich auch alle, die hier arbeiten. Auf dem Schiff nur barfuß, so bleibt alles halbwegs sauber.

 

Schnell erledigt ist die Süßwasserspülung des Motors. Damit nicht während der gesamten Werftzeit das Salzwasser im Kühl- und Auspuffsystem steht, schicken wir 25 Liter Süßwasser hindurch. Größte Aktion am Vormittag ist die Montage des unteren Ruderlagers. Auf mein Anraten hin erscheint der Mechaniker tatsächlich mit einem hydraulischen Wagenheber und einem dicken Metallrohr. Damit flutscht das Delrin Lager dann doch relativ smart in die Hartgummibuchse. Per Hammer wäre es sicher nicht möglich gewesen, das Ding von unten reinzutreiben. Nun müssen wir noch das Schiff anheben, um das Ruder wieder einsetzen zu können. Dazu kommt es heute aber nicht mehr, weil der Travellift am Nachmittag voll verplant ist. Statt dessen kommen Sandra und Thorsten nach ihrem Mittagessen in der Werftbar auf einen Kaffee vorbei und etwas später winkt Christine auch noch den Österreicher Nikolai herauf (die Leiter rauf) , dessen Frau Sabine sich kurz darauf auch noch einfindet. Nikolai ist in Gumpoldsdorf geboren (nicht weit entfernt von unserem langjährigen Domizil in Alland), fährt allerdings seit seinem 14. Lebensjahr zur See. Er hat schon mehrmals Schiffbruch erlitten, hat bis vor einigen Jahren auf eigenem Schiff Fracht zwischen Venezuela und den karibischen Inseln gefahren und lebt jetzt auf einem alten Fischkutter hier in Grenada und hält sich mit verschiedenen maritimen Dienstleistungen über Wasser. Sein Spezialgebiet ist die Taucherei, besonders das Bergen von abgesoffenen Schiffen. Hurricane Ivan hat ihm offenbar viel Arbeit berschert.

 

So kommt es, daß wir den ganzen Nachmittag in luftiger Höhe im Cockpit sitzen, erst Kaffee, dann Sekt, dann Weiß- und später Rotwein trinken und ehe man sichs versieht, ist es schon wieder dunkel. Ein ungeplanter freier Nachmittag, denn eigentlich gäbe es noch einiges zu tun.

 

 

 

Blick aus unserem Cockpit. Aus 3 Meter Höhe haben wir einen guten Überblick

 

 

 

 

 

Montag, 11. Juli 2011, Grenada Marine

 

Der gestrige Abend war dann trotz Mücken noch sehr nett. Im Water's Edge gab es live-music, Gabi und Horst, Sandra und Carsten waren auch da. Die Vier hatten einen Ausflug per Leihwagen gemacht, dieweil wir unseren haulout vorbereiteten. Sie waren auch beim samstäglichen hash dabei, der diesmal ganz besonders matschig und anstrengend war.

 

Heute morgen geht es um 9 Uhr für uns los. Auch wenn hier alles sehr gemächlich vonstatten geht, so merkt man doch bei allen Handgriffen, daß hier Profis am Werk sind. Während das Unterwasserschiff mit Hochdruck abgewaschen wird, mache ich mich daran, die letzten Bolzen der Ruderaufhängung zu lösen. Meine Vorstellung, die Lager gleich auszutauschen und das Ruder wieder einzusetzen, bevor wir aufgepallt werden, erweist sich allerdings als unrealistisch. Denn so schnell geht es trotz professioneller Unterstützung dann doch nicht. Wir werden also an einen Platz gebracht und aufgebockt. Wenn das Ruder wieder klar zum Einsetzen ist, muß der Travellift nochmal kommen, und uns wieder anheben. Anschließend wieder die Stützen drunter. Ein ziemlicher Aufwand. Die Lager herauszubekommen, ist gar nicht so einfach. Ich bin doch froh, daß ich nicht versucht habe, die Aktion im Wasser durchzuführen, denn die Lager gehen so schwer raus und die neuen noch schwerer wieder rein, daß das keineswegs unter Wasser zu bewerkstelligen gewesen wäre. Um das obere Kunststofflager in die Gummimuffe zu schlagen, braucht es einen 2 Kilo Hammer und das ganze Schiff bebt unter den Schlägen. Das untere Lager ist noch nicht wieder drin. Bin gespannt, wie wir das hinkriegen, hoffentlich morgen.

 

Während Christine sich der Wäsche (hier gibt es self-service Waschmaschinen und Trockner) und der Schiffsinnenplfege widmet, nehme ich mir die Reinigung der Schraube, Welle und der Bugstrahlruderprops vor, die ich sogar relativ einfach runterbekomme. Auf ihnen sitzen jede Menge Seepocken, die ich unter Wasser nicht habe entfernen können, die nun aber doch ganz gut abgehen. Zwischenzeitlich findet die Begutachtung des Schadens am Mastfuß/Kiel statt. Die Kosten werden doch ganz erheblich sein. Wir hoffen, daß wir schnell einen Kostenvoranschlag für die Versicherung bekommen. Ansonsten haben wir Glück mit dem Wetter,  nur die Mücken piesacken uns am Abend genauso, wie gestern.

 

 

 

Während das Schiff von unten gesäubert wird, löse ich die letzten Bolzen der Ruderanlage

 

 

Das Werftgelände ist mittlerweile schon ganz schön voll. 250 Boote haben hier Platz

 

 

Damit der Sicherungsbolzen entlastet wird, müssen 4 Mann das Ruder anheben

 

 

Anschließend muß das Schiff noch etwas in die Höhe gekrant werden, damit das Ruder ganz weggenommen werden kann.

 

 

Unser Ruder wird von A nach B gefahren

 

 

Mit diesem Rangierwagen können die Boote enger geparkt werden. Weil dieses Ding unsere Gipsy aber nicht hoch genug heben kann, damit wir anschließend das Ruder wieder reinkriegen, fährt uns der Travellift in eine breite Lücke, wobei links und rechts aber auch nur maximal 10 cm Platz zwischen Kran und den anderen Booten bleiben.

 

 

Stillleben mit Ruder

 

 

Es gibt immer noch ein paar "Ecken", die auch per Hochdruckstrahler nicht ganz sauber zu kriegen sind. Der Bewuchs am Unterwasserschiff, hier an der Befestigung der Opferanode, ist mannigfaltig

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 10. Juli 2011, Grenada Marine Mooring, Steg

 

Der Tag steht im Zeichen der Vorbereitungen für den haul-out. Großsegel abschlagen und falten (was uns deutlich besser gelingt, als bei der Genua), Beiboot reinigen, Luft ablassen, zusammenlegen, unter Deck in der Dusche verstauen. Mittags verlegen wir an die Pier neben der Kranspur. Erst den Windgenerator abmontieren (der ist zu hoch für den Travellift), dann Kiste im Heck ausbauen, damit ich an das Ruder rankomme. Christine räumt innen schon einige Schränke aus und putzt mit Essig, um der Schimmelbildung vorzubeugen. Hoffentlich hilft das was. Am Abend sind wir ganz schön erledigt und hoffen, daß morgen alles glatt über die Bühne geht. Zumindest hatten wir heute trockenes, sonniges Wetter, was allerdings auch den Nachteil hat, daß es verdammt heiß wird. Und am Abend stechen die Mücken. Wir müssen wohl zu einer Ganzkörperbehandlung mit dem Anti-Mücken-Zeugs übergehen.

 

 

Die Kiste im Heck muß raus, damit man das Ruder abmontieren kann. Selbststeueranlage aushängen, Ruderquadrant losschrauben, Sichererungsbolzen lösen. Dann fällt das Ruder nach unten raus. Anschließend kann man die Lager herausschlagen

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 9. Juli 2011, von Calivigny Island nach Grenada Marine, St. David's Harbour

 

Der Wind ist noch stark, aber die Sonne scheint wieder. Um 9 bringe ich Christine zur Clarke`s Court Bay Marina, weil sie von dort mit dem Bus zum Young Reader's Club abgeholt wird. Dort ist heute Party mit den kids angesagt, bevor es in die Sommerpause geht. Auf dem Weg sehen wir eine deutsche SO 43 DS, namens Pinta. Wir sagen kurz hallo, dann bringe ich Christine zur Marina und kehre auf dem Rückweg nochmal zu Hadifa und Dieter auf der Pinta zurück. Sie haben das Boot hier in der Karibik gekauft. Einige Dinge sind anders, als bei uns, so z.B. die hellen Kunstlederbezüge. Das Boot ist 2 Jahre älter als unseres und den früheren Charterbetrieb sieht man ihm durchaus an. Das Problem mit der Maststütze haben sie nicht, das Fundament sieht deutlich stabiler aus, als bei uns. Aber der Wassersammler dürfte auch bei ihnen durchkorrodiert sein, denn sie haben sehr viel Wasser unter den Bodenbrettern stehen, deren Herkunft ihnen unklar ist. Der Motor ist ein 55 PS Yanmar, der ziemlich viel Öl zu verlieren scheint, wie die schwarze Lache darunter ausweist. Auch die Fenster waren undicht. Ein Tischler auf den BVIs hat alle Fenster vorsichtig herausgelöst, gesäubert und anschließend mit schwarzem Silikon wieder aufgeklebt. Energieversorgung durch einen transportablen Generator a la Honda 20i, der in der Box im Heck untergebracht ist. Das Ding muß 2-3 Stunden pro Tag laufen. Interessant, zu sehen, wie unterschiedlich gleiche Boote sein können.

 

Um halb drei hole ich Christine wieder von der Marina ab, um 3 haben wir den Anker aus dem Wasser, wobei wir dem Kanadier, der vor uns lag und seinen Anker etwas verschleppt hatte, ziemlich nahe kommen. Unser Anker liegt nun cirka 20 Meter vor seinem Bug, so daß wir dicht an ihm vorbei müssen. Es geht aber alles klar und wir machen uns auf den Weg. Wir haben Windstärke 5 von vorn und auch die 2 m Wellen müssen wir frontal unter Maschine nehmen. Die Entfernung ist aber nicht groß und so sind wir um 16.30 vor der Grenada Marine und machen vorn und achtern jeweils an einer Mooringboje fest, damit wir längs zum Schwell liegen und eine ruhigere Nacht haben. Hier in der Bucht ist der Wind sehr schwach und so nehmen wir gleich noch die Genua herunter und falten sie. 54 qm Segeltuch an Deck zu legen ist aber gar nicht so einfach und mit dem Ergebnis sind wir noch nicht so gut zufrieden. Wenn wir ein schönes Stück Rasen finden sollten, werden wir das an Land vielleicht nochmal wiederholen.

 

Am Abend holen wir das Geburtstagsessen nach. Hier in der Bucht ist lauf Sailing Guide eines der besten Restaurants auf Grenada beheimatet, das Water's Edge. Und eben dieses ist mit dem Dinghy nur mal gerade 100 Meter entfernt. Man sitzt dort sehr schön, inmitten tropischer Pflanzen und eingelullt von südlichen Geräuschen, die sich aus dem Gequake der Baumfrösche, dem Zirpen der Grillen und dem Plätschern der Wellen zusammensetzen. Das Essen ist tatsächlich hervorragend, Christine hat als Hauptgang Hühnchenbrust in Lemon- und Ingwersauce, ich nehme Mahi Mahi (Dorade) in Coconut Cream. Die Gemüsebeilage ist richtig schön knackig und der Weißwein kalt. Einzige downside: Die Mücken. Dort, wo wir uns nicht mit repellent eingeschmiert haben, stechen sie gnadenlos zu.

 

 

 

 

 

Freitag, 8. Juli 2011, Vor Calivigny Island, Grenada

 

Schon gestern abend hat es ordentlich gewittert, mit Blitz, Donner, Böen und Regen. Heute geht es mit dem Mistwetter weiter. Die Sonne kommt nicht ein einziges mal durch und es regnet die meiste Zeit, weshalb wir den Großteil des Tages unter Deck verbringen, wo es sich bei 28 Grad halbwegs aushalten läßt. Trotzdem ist das kein Geburtstagswetter und deshalb fahren wir auch nicht, wie geplant, heute zur Grenada Marine in die St. Davids Bucht und gehen am Abend auch nicht zum Essen ins Feuerschiff der Phare Bleu Marina. Letzteres deshalb nicht, weil wir befürchten, daß wir in diesem doch sehr feinen Lokal gar nicht trocken ankämen, was den Genuss doch deutlich reduzieren würde. Immerhin gelingt es mir aber, am Nachmittag einen Kuchen zu backen und so machen wir das Beste aus diesem verregneten Tag mit gutem Essen an Bord, viel Lesen und Stevie Wonders Happy Birthday im Repeat-Modus.

 

Als nachmittags der Wind in einer Regenböe auf 35 Knoten geht, sieht es so aus, daß der vor uns liegende kanadische Einhandsegler uns ein paar Meter nähergekommen ist. Jedenfalls beobachten wir, daß er seinen Motor anwirft und sich bemüht, zusätzlich zu seinem Anker eine Leine zur neben ihm liegenden Mooring auszubringen. Das Manöver ist mir suspekt, und ich stecke noch 10 Meter Kette mehr, um wieder etwas mehr Abstand zu bekommen. Können wir nur hoffen, daß der Wind in der Nacht nicht weiter nördlich als auf Nordost dreht, denn dann hängt der Kanadier in der Mooringleine und unsere Kette vielleicht unter seinem Kiel, was ihm allerdings wohl mehr Schaden zufügen würde, als uns.

 

 

 

 

 

Donnerstag, 7. Juli 2011, vor Calivigny Island, Grenada

 

Dieser Liegeplatz ist sehr geschützt und so verbringen wir eine ruhige Nacht, ohne Schaukelei. Den größten Teil des Tages verbringen wir an Bord, unterbrochen von einem kleinen Film- und Fotoausflug an Land und mini-shopping im Phare-Bleu Mini-Market. Das Wetter ist fast den ganzen Tag sonnig, viel besser als vorhergesagt.

 

 

 

 

Die Gipsy IIII (2.v.r.), inmitten einiger anderer Ankerlieger,  vor Calivigny Island, einer Insel in Privatbesitz

 

 

Dieses mal ist auch die Filmkamera dabei, inclusive Stativ. Die Filmerei ist wegen des notwendigen Schneidens aber doch sehr zeitaufwändig. Einen link zu den Ergebnissen der heutigen Bemühungen gibt es auf der Seite "Videos"

 

 

 

 

 

Mittwoch, 6. Juli 2011, von Prickly Bay nach Calivigny Island

 

Ankerauf um Viertel nach Zehn. Außerhalb der Bucht steht eine zwei Meter Welle und wir müssen nach Osten, also gegen den Wind. Wir fahren langsam, cirka 3 kn durchs Wasser, um ein zu hartes Einsetzen in die See zu vermeiden und so das Mastfußfundament und das Deck zu schonen. Entsprechend lange brauchen wir für die 4 Seemeilen, aber um 12 Uhr haben wir einen schönen Ankerplatz im Norden der Calivigny Island gefunden. Diese Insel ist in privatem Besitz, obwohl die Gebäude eher wie eine teure Hotelanlage aussehen. Dennoch darf man gemäß grenadinischem Gesetz den Strand benutzen, nicht allerdings die Flächen dahinter oder irgendwelche Gebäude betreten. Das Wetter ist wechselhaft. Gerade, als wir zum Ankerplatz fahren, erwischt uns ein kräftiges Schauer mit Böen um die 35 Knoten.

 

Nun liegen wir in kurzer Entfernung zur Phare Bleu Marina, in der wir vor ungefähr 6 Wochen schon mal 3 Tage zu Gast waren. Am Abend gehen wir ins Marinarestaurant zum Friendship Table, aber heute sind nur wenig Gäste da, am Anfang sind wir sogar allein, so daß die 8 Schälchen mit Tomaten mit Mozzarella, Penne, Kürbisreis, gemischtem Gemüse, Kartoffelgratin, Thunfischsteaks, Schweinebraten und Hähnchenfilets einzig für uns auf den Tisch kommen. Später bekommen wir dann doch noch Gesellschaft: Eine Venezuelanerin, die seit einem Jahr hier lebt, mit ihren beiden Kindern, die zu Besuch hier sind und normalerweise bei ihrem Vater in Amerika leben. Sie hat bisher offenbar nur gearbeitet und wir können ihr einiges über ihre Wahlheimat erzählen, was sie noch nicht weiß. Außerdem bekomme ich erfreulicherweise meine blau-lila Windjacke wieder, die ich am letzten Mittwoch hier habe hängen lassen.

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 5. Juli 2011, Prickly Bay

 

Kleinere Arbeiten am Boot, wie Bug polieren, restliches Unterwasserschiff säubern, putzen, usw.. Vormittags laufen Erika und Tomo mit der Oasis Seacloud in die Bucht. Wir kennen die beiden von Antigua und waren via email in Verbindung geblieben. Daher wußten wir, daß sie heute hier ankommen. Gegen Mittag statten sie uns einen Besuch ab und für den Abend haben wir uns zur happy hour in De Big Fish, dem Restaurant neben dem großen Schiffshändler Budget Marine, verabredet. Weil die beiden ihr Superdinghy mit 30 PS Außenborder schon für den haulout morgen früh verstaut haben, holen wir sie mit unserem kleinen Schlauchboot und 2,3 PS ab.

 

Im Big Fish treffen wir dann auf unsere restlichen Freunde von der Indi, Fair Isle und Touch Wood. Das Lokal bietet heute happy hour Preise von 5 bis 7, gratis Oildown (Nationalgericht) Kostproben, die man durchaus als komplette Vorspeisenportion ansehen kann, und Musik, Feuerschlucker und Limbo Dancer (die dann leider nicht erscheinen). Die beiden Musiker sind jedenfalls klasse, besonders "Einzahn", wie wir ihn schnell taufen, hat es allen angetan. Aus seinem Mund bringt er nicht nur tolle Töne heraus, sondern er kann damit auch Feuer löschen, wie er uns später vorführt.

 

Der Rückweg im Dunkeln wird feucht, nicht nur, weil es regnet, sondern auch wegen der Wellen, gegen die wir jetzt ankämpfen müssen. Als wir zur Oasis Seacloud kommen, hat es an deren Ankerplatz hohen Schwell und Erika und Tomo müssen ziemlich behende sein, um unbeschadet auf ihr Schiff zu kommen. Die Oasis schwankt sicher 15 bis 20 Grad zu beiden Seiten und unser Dinghy hüpft auf den Wellen. So kommt es, daß der Höhenunterschied zwischen Schlauchboot und dem Schiffsdeck sich schnell mal um 1 Meter ändert. Aber schließlich sind die beiden doch wohlbehalten an Bord und auch wir sind 5 Minuten später wieder auf unserer Gipsy. Auch hier ist es jetzt unruhiger, als am Nachmittag, aber glücklicherweise nicht so arg wie auf der Westseite der Bucht.

 

 

deutschsprachiger "Stammtisch" in de Big Fish, v.l.n.r.: Carsten, Horst, Sandra, Chr., Erika, Tomo, Sandra, Smilla, Quinn, Micha

 

 

 

Die beiden Musikanten sind klasse, vor allem "Einzahn" ist ein charismatischer Sänger und Feuerschlucker

 

 

 

 

Montag, 4. Juli 2011, Prickly Bay, Grenada

 

Ach, ist das schön, wieder am Anker zu liegen. Man kann gleich morgens ins Wasser springen und durch das Schiff zieht immer ein leichter Wind. Außerdem schon zwei Tage ohne Regen und viel Sonne. Die Amerikaner um uns herum haben alle riesige Stars and Stripes Flaggen in die Toppen gehisst wegen des Independence Days. Heute morgen machen wir eine Rundfahrt im Beiboot durch die Bucht, schauen uns die Prickly Bay Marina mit dem Mini-Markt an, und fahren dann bei der Touch Wood (Klopf auf Holz, weil das Boot die Baunummer 13 hat) vorbei. Das ist ein  38 Fuß Katamaran mit deutscher Crew, inclusive zwei kleinen Kindern. Ein Eigenbau aus Sperrholz mit Epoxy-Auflage, das sogenannte West-System. Die Holme, die die beiden Rümpfe verbinden, sind an diesen nur mit Leinen befestigt, keine Schraube, kein Bolzen. Auch die beiden Ruder sind nur per durchgefädelter Leinen angehängt. Ist trotzdem sehr stabil und zuverlässig. Anschließend setzen wir unsere Rundfahrt fort, gehen noch bei Budget Marine einkaufen und sind zum Mittagessen wieder an Bord zurück. Am Nachmittag lesen, Reiseplanung, Schiff von unten reinigen. Heute sind die Algen dran, nachdem die Seepocken seit gestern weg sind.

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 3. Juli 2011, von Port Louis in die Prickly Bay, Grenada

 

31 Tage sind wir nun hier in der Marina und nun wird es mal wieder Zeit für einen Ortswechsel. Unser Ziel ist die Prickly Bay, die wohl bekannteste und meistbesuchte Bucht in Grenada. Vor dem Auslaufen gibt es noch einiges zu tun, u.a. ist ein Besuch im Marinabüro fällig, um für Wasser und Strom und für den 31. Tag zu bezahlen, denn 30 hatte ich im Voraus beglichen. Da bin ich doch dann ganz schön erstaunt, daß die mir für diesen einen Tag nicht den Tagessatz von 54 EC berechnen, der für die letzten 30 Tage gegolten hat, sondern einen ganz normalen Eintagessatz in Höhe von 113 Dollar. Die Angestellten finden selber, daß das etwas merkwürdig ist, aber sie können natürlich nichts daran ändern. Ich hätte halt von vornherein genau für 31 Tage zahlen müssen. Das sagt einem aber niemand, sondern man müßte es vermutlich irgendwo im Kleingedruckten nachlesen.

 

Um kurz nach Elf werfen wir die Leinen los und fahren erstmal aus dem Hafen heraus, stellen den Motor aus und lassen uns treiben, um den Loggeber freizukratzen, das Beiboot richtig in den Davit zu hängen, Fender und Leinen zu verstauen. Dann geht es unter Maschine weiter. Im Lee der Insel auf Südwestkurs ist es ruhig und so lasse ich den Diesel mal 20 Minuten hart unter Volllast arbeiten. Bei Vollgas dreht der Volvo 2850 Touren und das Boot macht ziemlich genau 8 Knoten durchs Wasser. Leider spuckt die Stopfbuchse bei diesen Drehzahlen reichlich Wasser ins Boot, das gleich über die Lenzpumpe im Pumpensumpf wieder rausbefördert wird.  Als wir um die Südwestecke nach Osten biegen, kriegen wir etwas höhere Wellen. Wir haben Südostwind mit 17 Knoten, Schaumkronen auf dem Wasser. Ein etwas seltsames Gefühl ist es auch, zeitweilig nur 3 Meter Wasser unterm Kiel zu haben, aber eine wirkliche Untiefe gibt es auf dem Kurs nicht und auch der Segelführer bestätigt, daß wir hier langfahren können. Um kurz nach 13 Uhr liegen wir vor Anker in der Prickly Bay, und zwar ziemlich im Osten, dicht vor der Prickly Bay Marina. Zunächst hat es den Anschein, als sei das Wasser ruhig, aber im Laufe des Nachmittags verstärkt sich der Schwell und die Bucht macht ihrem Ruf, daß es hier sehr "rolly" sein kann, alle Ehre.

 

Endlich haben wir auch mal wieder etwas klareres Wasser, auch wenn das mit glasklar noch nichts zu tun hat. Aber 4 Meter weit kann man schon ungefähr sehen. Das nutze ich, um das Unterwasserschiff von den Seepocken zu befreien, die im Bugbereich und vor allem unter dem Kiel dicht an dicht stehen. Einen Spachtel breche ich ab dabei, aber wir haben ja Reserven. Nach einer Dreiviertelstunde ist das Schiff wieder glatt von unten. Nur an den weißen Kalkresten, die nach dem Abspachteln verbleiben, läßt sich noch erkennen, was da mal alles drauf saß. Ansonsten haben wir heute großes Glück mit dem Wetter. Tagsüber haben wir von der 50%igen Regenwahrscheinlichkeit nichts gespürt. Schönes, trockenes Wetter.

 

 

Blick von unserem Ankerplatz auf das Nordostufer in der Prickly Bay. Hier stehen schöne Häuser und Ferienanlagen

 

 

Nur 100 m im Osten unseres Ankerplatzes liegt die Prickly Bay Marina mit angeschlossenen Appartement-Häusern. Einige Condos stehen noch zum Verkauf.

 

 

 

Samstag, 2. Juli 2011, Port Louis Marina

 

Wir sind noch hundemüde, dennoch geht es um 7 Uhr aus dem Bett, weil Christine heute morgen wieder zum Young Readers Club abgeholt wird. Diesmal sind nicht ganz so viele Yachties mitgekommen und so kommt es, daß sie nun mit drei Schülern gleichzeitig konfrontiert ist, die zudem sehr unterschiedliche Lesekapazitäten haben. Als sie am Nachmittag zurückkommt, ist sie leicht geschlaucht.

 

Um drei werden wir zum Hash abgeholt. Es geht diesmal gar nicht so weit, nur eine Viertelstunde Fahrt nach St. Paul's in die Berge. Dieser Weg hat es in sich. Den größten Teil der Strecke geht es steil bergan oder bergab, fast immer mitten im Gelände, von Weg keine Spur. Teilweise ist es glitschig und man hat Mühe, die Füße so zu setzen, daß sie nicht wegrutschen. Von einigen locals hören wir Sprüche, wie: "Ich wußte gar nicht, daß unsere Insel so viele Berge hat". Alle schwitzen, viele keuchen, die meisten sind am Ende pottendreckig. Wir haben Glück, daß es während des Hashs nicht regnet, dann wäre es wohl zeitweilig sogar gefährlich geworden. Oftmals bietet der Weg eine tolle Aussicht auf die West- und Südküste Grenadas. Nach dem Marsch gibt es diesmal kein Oildown, aber andere leckere Gerichte, wie Fish and Chips mit Salat oder Hühnchen mit Reis, jede Portion wieder zu 10 EC. Wir sind uns einig: Dieser Hash war der beste der drei, die wir bisher mitgemacht haben. Einen Logenplatz haben wir diesmal auch bei den wichtigsten Zeremonien. Erstens: Wer mit neuen Schuhen aufkreuzt, muß sich diese mit Bier auffüllen lassen und austrinken. Zweitens: Die Virgins (also diejenigen, die erstmals mitmachen) werden nach dem Hash mit Bier getauft. Auch das hat diesmal hervorragend funktioniert. Interessant, zu beobachten, mit welch unterschiedlichen Reaktionen die Novizen diese Dusche quittieren.

 

Am Abend treffen wir uns noch auf einen Verabschiedungsdrink mit Franziska und Karl, die ihr Schiff mittlerweile an Land haben und morgen heimwärts fliegen. Heute fallen wir hundskaputt ins Bett.

 

 

 

Im Young Readers Club hat Christine heute drei "Kunden"

 

 

Neue Schuhe werden von routinierten Hashern schnell identifiziert, den Besitzern abgenommen und mit Bier gefüllt...

 

 

... die die Besitzer dann ex leertrinken müssen

 

 

Der Beginn der Wanderung führt durch eine Bananenplantage. Es staut etwas, weil es vorn steil bergauf und entsprechend langsam voran geht

 

 

Auch Kakaobäume gibt es reichlich am Weg. An den meisten hängen viele verdorrte Früchte, die offenbar nicht geerntet wurden

 

 

Der Weg ist rutschig. Entsprechend langsam geht es bergauf

 

 

Der Weg bietet traumhafte Panoramablicke auf Süd- und Westküste. Leider ist die Sicht etwas diesig

 

 

Manchmal geht es nur sehr langsam voran

 

 

Hier stellen umgestürzte Bambusstauden ein Hindernis dar

 

 

 

Regenwald und Urwald vom Feinsten

 

 

Endlich oben auf dem Plateau, aber der Weg bergab hat es genauso in sich, wie derjenige bergauf

 

 

 

 

 

Freitag, 1. Juli 2011, Port Louis Marina

 

Weil wir hier noch an der Pier liegen und Frischwasseranschluss haben, steht heute seit langer Zeit wieder einmal Deckscleaning auf dem Plan. In den letzten Tagen hat der Regen viel Saharasand an Bord gebracht und das sieht man auch. Trotzdem sind wir in 2 Stunden relativ flott durch damit, denn da sich kaum Industrie- oder Großstadtdreck in der Luft befindet, halten sich die hartnäckigen Verschmutzungen in Grenzen. Dann erledigen wir einen Großeinkauf, denn wir wollen am Sonntag von hier aufbrechen und uns langsam Richtung Grenada Marine bewegen, wo das Schiff am 11. Juli aus dem Wasser genommen werden soll. Mit den Einkaufsmöglichkeiten wird es auf dem Weg dahin und in der Werft selbst deutlich schwieriger und deshalb stocken wir noch ordentlich auf. Entsprechend voll ist unser Dinghy, als wir vom Foodland zurückkommen.

 

Um 1730 beginnt im Museum an der Carenage die Jazznight, zu der wir uns mit den Fair Isles und den Indis verabredet haben. Es spielt eine 3 köpfige Band, deren Kopf ein Sopransaxophonist ist. Die Truppe wird zeitweilig durch Bongotrommler ergänzt. Das Konzert ist insofern etwas besonderes, als daß zwischen den Musikstücken Botschaften unters Volk gebracht werden. Der Saxophonist ist sehr charismatisch und hat tatsächlich einige inhaltsschwere philosophische statements auf Lager, die wir leider nicht alle verstehen. Dann gibt es eine Reihe weiterer Leute aus dem Publikum, die Gedichte vortragen, die sich anhören, als seien sie selbst geschrieben. So weit wir sie verstehen, geht es um Feundschaft, Verständigung, Liebe, aber auch um Alltagsprobleme wie die Alkohol- oder Drogensucht, die offenbar doch sehr verbreitet sind. Das Ganze dauert zweieinhalb Stunden, unterbrochen von einer kleinen Pause. Getränke gibt es günstig, Eintritt braucht man nicht zu bezahlen, aber um eine Spende wird gebeten. Anschließend gehen wir gemeinsam essen und landen mit Gabi und Horst auf dem Rückweg zur Marina in einer Steelband Competiton, die in einem Sportstadion stattfindet. Mittlerweile ist es 23 Uhr. Bei dieser Competition treten große Steelband Formationen mit 20 bis 30 Mitgliedern gegeneinander an und werden von einer Jury bewertet. Dieses event steht in Zusammenhang mit den Vorbereitungen auf den Karneval, der auf Grenada Anfang August stattfindet. (Einen kleinen Eindruck mag dieses video vermitteln:  https://www.youtube.com/watch?v=RXJi3FjaNgY). Hier ist richtig was los, Rum- und Popcorn-Stände sorgen für das leibliche Wohl. Heute kommen wir für unsere Verhältnisse ausgesprochen spät ins Bett.

 

 

 

 

Jazzabend im Museum. Die Veranstaltung ist gut besucht, cirka 35 Prozent der Zuschauer sind Yachties. die Athmospähre ist familiär

 

 

Der Saxophonist (ja, ein Sopransaxophon kann auch so aussehen!) ist ein charismatischer Typ, der auch als Prediger große Chancen hätte

 

 

Der Sohn des Bandleaders darf auch schon mittrommeln

 

 

Einer der Vortragenden wird als Präsident der Museumsgesellschaft vorgestellt und demonstriert seinen Vortrag über Alkoholprobleme ziemlich überzeugend