Samstag, 31. Dezember 2011, St. Maarten, Simpson Lagoon

 

Heute steht für uns Marigot auf dem Programm. Eine Viertelstunde im Dinghy, dieses mal kommen wir halbwegs trocken an.  Marigot ist ein netter, französischer Ort, der auch am Mittelmeer liegen könnte, mit vielen Restaurants am Wasser, einem zentralen Marktplatz mit festen, überdachten Ständen, einer großen Marina und über allem, dem Fort Louis. Von oben aus hat man eine wunderbare Aussicht auf die Lagune und zur anderen Seite nach Anguilla hinüber, das nur 3 Seemeilen entfernt liegt. Wir machen einen ausgedehnten Stadtbummel und fahren dann wieder zur Gipsy zurück.

 

Wir wären am Abend eigentlich gern wieder nach Marigot zum Essen gefahren, weil dort die weitaus besseren und gemütlicheren Restaurants sind. Trotz weiter Anfahrt und des Risikos, nass zu werden. Die Balus wollen aber lieber in der Nähe des Bootes bleiben und würden gern ins Barnacles gehen. Im Sinne eines gemeinsamen Abends schließen wir uns an und zusammen mit René sind wir dann also wieder in unserer Fünfergruppe zusammen. Rund um die Bar versammeln sich nach und nach jede Menge Yachties, überwiegend Amerikaner. Es ist laut und sehr zugig. Der Nordostwind pfeift uns um die Ohren und erstmals seit langem braucht man wirklich einen Pulli, um nicht zu frieren. Das "Sylvestermenu" incl. Freigetränk ist mit 10 USDollar ja nun wirklich nicht teuer, aber erstens müssen wir lange darauf warten und zweitens ist die Portion Chicken mit Gemüsekartoffeln alles andere als groß. Überdies wird alles auf Plastiktellern und mit Plastikbesteck serviert. Ursprünglich hatten wir gedacht, später auf einem unserer Boote noch gemeinsam anzustoßen, aber wir sind nach dem Rotwein (der war allerdings ganz in Ordnung) so müde, dass Christine und ich uns um halb elf davontrollen und uns schlafen legen. Den Wecker stelle ich auf fünf vor zwölf und das Feuerwerk rund um uns herum ist dann wirklich noch ganz sehenswert. Eine Viertelstunde später liegen wir wieder im Bett und schlafen sofort ein.

 

 

 

 

 

Freitag, 30. Dezember 2011, St. Maarten, Simpson Lagoon

 

Heute hole ich für die Balus und uns frisches Baguette vom französischen Bäcker. Das Frühstück schmeckt uns ausgezeichnet. Der Vormittag vergeht mit aufräumen und umorganisieren der Stauung in der Werkstatt, die Hauptaktivität des Tages besteht am Nachmittag darin, zur Westseite des Flughafens zu pilgern. Von unserem Ankerplatz aus können wir die Flugzuge hier ja tagsüber manchmal im Minutentakt starten und landen sehen, wobei die startenden Maschinen manchmal direkt über uns hochziehen, da wir nur 700 Meter vom Ende der Runway entfernt sind. Auf der anderen Seite, direkt vor dem Beginn der Landebahn, liegt ein Strand, über dem die Flieger teilweise so niedrig einfliegen, dass man glaubt, sie mit den Händen berühren zu können. Der Lärm ist ohrenbetäubend, insbesondere auch, wenn die großen Düsenmaschinen starten. Manche rollen langsam an und geben erst im Laufe des Beschleunigungsvorgangs richtig Gas. Aber wenn einmal eine Maschine dabei ist, die die Bremsen erst später freigibt und schon im Stand die Triebwerke voll hochfährt, fliegt am Strand der Sand waagerecht durch die Gegend und Mützen und Handtücher werden in die Brandungswellen geweht.

 

Das ganze ist schon spektakulär und zwei Strandbars machen ihr Geschäft ausschließlich deswegen. Der Strand hat feinen Sand und fällt steil ab. Als wir kommen, lassen wir uns auf der Mitte der Steigung im trockenen Sand nieder, samt Badetüchern und Taschen. Die Mädels und Thomas gehen schwimmen, ich setze mich auf unser Badetuch und schaue den landenden Fliegern zu. Jedenfalls so lange, bis eine große Welle den ganzen Strand hochläuft und alles in Sand und Salzwasser taucht. Bis zum Gürtel meiner Shorts sitze ich im Wasser, auch Christines Rucksack hat es voll erwischt und das Badetuch ist erst recht klatschnass und sandgestrahlt. Bei dem Wind und den Temperaturen trocknen die Klamotten glücklicherweise schnell wieder.

 

Auf dem Rückweg gehen wir unterschiedliche Wege. Christine, Regula und René nehmen wieder den Weg am Strand entlang, den wir auf dem Hinweg gemeinsam gegangen waren, Thomas und ich wollen mal den Weg entlang der Straße ausprobieren. Am Ende stellen wir fest, dass sich das nicht gelohnt hat. Erstens weiter, zweitens nicht besonders attaktiv. Den Sundowner nehmen wir in der griechischen Bar Barnacles, wo wir auch unsere Dinghies hinterlassen hatten.

 

 

 

Am Strand vor der Startbahn

 

 

Jumbo vor dem Start

 

 

Wenn die Triebwerke hochgefahren werden, fliegt Sand durch die Gegend

 

 

 

Am spektakulärsten sind die Landungen

 

 

 

Donnerstag, 29. Dezember 2011, Simpson Lagoon, St. Maarten

 

Nach dem Frühstück packen wir unsere Dreckwäsche zusammen und den kleinen Laptop ein und dann geht es zur Lagoon Marina, einer der vielen hier in der Lagune befindlichen Yachthäfen. Dort gibt es eine Wäscherei und in der Lagoonies Bar ein brauchbares Internet, wo wir 5 Stunden lang in die Tasten klimpern, bis Texte und Bilder der letzten Tage auf die homepage geladen, emails gelesen und geschrieben und diverse andere Dinge online erledigt sind. Wir sind doch sehr verwöhnt bisher mit der fast ständigen Verfügbarkeit von WLAN an Bord. Fehlt es, wird es richtig mühsam.

 

In der Nähe der Bar sind die Hauptstützpunkte (mit phantastischen Sortimenten) der beiden karibischen Yachtausrüster Budget Marine und Island Waterworld. Da ich weiß, dass letzterer unser Antifouling führt und das Zeugs andernorts schwer zu kriegen ist, kaufe ich drei 5-Liter Eimer Sea Quantum Ultra für den nächsten Unterwasseranstrich. Das spart dann eine Lage Primer. Um die Gebinde an Bord sicher stauen zu können, muss im Lagerraum an Bord einiges umorganisiert werden. Tatsächlich lassen sich die Fahrräder noch deutlich platzsparender verstauen und schließlich haben auch 3 Töpfe Farbe ihren Platz gefunden.

 

 

 

 

 

Mittwoch, 28. Dezember 2011, Simpson Lagoon, St. Maarten

 

Zum Frühstück bringt uns Thomas ein Baguette mit. Als er vom Einkauf zurückkommt, muss er mit dem Beiboot gegen Wind und Wellen und ist ziemlich nass, aber das Brot ist gut verpackt und trocken. Bei uns stehen heute diverse Kleinarbeiten auf dem Programm: Gardinenstangen polieren, Seeventile ölen, Vorschiff und Werkstatt aufräumen, saubermachen, Diesel nachfüllen. Dafür fahre ich mit dem Beiboot zur Tankstelle und mache dort vier Kanister voll, die ich anschließend an Bord in den Schiffstank einfülle. Diese Prozedur ist zwar etwas umständlicher, als direkt an der Pier zu tanken, aber dafür kann ich in aller Ruhe den Diesel vor dem Einleiten filtern und bin so sicher, wirklich nur sauberen Sprit in den Tank zu bekommen. Hier ist der Kraftstoff allerdings so sauber, dass die Vorsichtsmaßnahme diesmal nicht nötig gewesen wäre.

 

Um 16 Uhr schippern wir zur Balu hinüber und bekommen dort frische Ananas (die René spendiert hat) mit Rum serviert. Am Abend sitzen wir dann alle gemeinsam bei uns an Bord. Christine hat einen großen Pott Eintopf gekocht und wir langen kräftig zu. Ein Regenschauer vertreibt uns dann unter Deck. Die derzeitigen Temperaturen sind allerdings so angenehm, dass es uns dabei nicht einmal zu warm wird.

 

 

 

Dienstag, 27. Dezember 2011, Simpson Lagoon, Sint Maarten

 

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Dinghy nach Marigot, der Hauptstadt des französischen Inselteils zum Einklarieren. Wir liegen mit unserem Schiff zwar gerade noch im holländischen Teil, aber bei den Franzosen kostet die ganze Administration nur 5,10 Euro, wohingegen die Holländer Liegegebühren pro Tag verlangen. Leider müssen wir eineinhalb Meilen mit dem Gummiboot gegen den Wind fahren und da reichen auch schon die kleinen Wellen hier in der Lagune, um ganz schön nass zu werden. Die Einklarierung geht wie immer bei den Franzosen flott über die Bühne. Man setzt sich an einen Computer und klopft die Daten ein. Dann wird das Formular ausgedruckt und abgestempelt, fertig.

 

Um 11 fahren wir mit den Balus und René von der Yoyo, den wir schon von Martinique her kennen, mit dem Bus in die Hauptstadt der holländischen Seite, Philippsburg. Der Ort ist eine Mischung aus amerikanischem und mediterranem Stil, in jedem Fall wirkt das hier alles höchst entwickelt. Die Uferpromenade, Restaurants und Geschäfte machen durchweg einen gehobenen Eindruck. Sämtlicher Designer Labels sind hier vertreten. Wir bummeln eine ganze Weile herum und essen dann in einem Strandlokal zu Mittag. Hierbei greifen wir allerdings voll daneben. Die Tappas Plate bestand aus Krabben, Chicken Wings, Calamaris Ringen, und noch ein paar anderen Teilen, aber alles in einer dicken Fettkruste herausgebacken. Halt abgestimmt auf die dicken Amerikaner, die hier zu hunderten oder tausenden von den Cruise Ships steigen, von denen hier in Philippsburg bis zu 6 gleichzeitig anlegen können. Heute sind drei an der Pier.

 

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher in einen Baumarkt und einen Supermarkt. Beide hauen uns von den Socken. Die Werkzeugabteilung des Baumarkts ist besser sortiert, als bei uns zu Hause und der Supermarkt hat das Niveau eines Merkur oder Interspar bei uns zu Hause. Nur dunkles Vollkornbrot gibt es leider keines, aber sonst alles, was das Herz begehrt. Wir sind in einer anderen Welt angekommen, das ist uns spätestens jetzt klar geworden. Was auch anders ist, sind die Temperaturen. Im Vergleich zu Grenada ist es hier deutlich kühler, im Schnitt schätzungsweise zwei bis drei Grad. Auch die Wassertemperatur hat merklich abgenommen. Der Sprung ins Nass ist jetzt eine richtige Erfrischung.

 

In der Lagune liegen wir dicht beim Flughafen. Die startenden Maschinen düsen direkt über uns hinweg und das in einer irren Frequenz. Vor allem die kleinen Learjets reihen sich oft dicht hintereinander, aber auch zwei Jumbojets starten täglich. Am Abend fahren wir in der gleichen Besetzung zur Lagoon Marina zur Happy hour. Die haben jedenfalls ein brauchbares WIFI, aber von unserem Ankerplatz bis dahin sind wir sicher 10 Minuten mit dem Dinghy unterwegs.

 

 

 

Gericht und Parlament in Philippsburg

 

 

Mit Einhandsegler René, Regula und Thomas in der Inselhauptstadt

 

 

 

 

 

 

 

Blick auf die Simpson Lagoon

 

 

 

 

Montag, 26. Dezember 2011, von Statia nach Sint Maarten

 

Um halb acht geht es los, zunächst vorbei an der riesigen Ölpier, die senkrecht zur Küste in die See gebaut ist und an der zwei Tanker festgemacht haben. Oben auf den senkrechten Felswänden sieht man eine ganze Anzahl zylinderförmiger Tanks, in denen Öl oder Diesel gespeichert wird. Vor Reede liegen insgesamt 9 große Tankschiffe sowie einige kleinere. Der Wind ist wie vorhergesagt zwischen 15 und 18 Knoten aus Ost, 2 m Welle, und so rauschen wir mit 6 bis 7 Knoten und halbem Wind unter Genua und gerefftem Groß gen Norden. Die Sicht ist hervorragend, man kann sicher 40 Meilen weit sehen.  So haben wir insgesamt 6 Inseln im Blick: Nevis, St. Kitts, Statia, Saba, St. Barths und Sint Maarten. Um 13 Uhr ankern wir in der Simpson Bay. Schon auf See hatten wir über Funk mit der Balu Kontakt aufgenommen. Sie liegen in der Lagune, einer großen Wasserfläche, die einem Binnensee entspricht und nur durch einen Kanal mit dem Meer verbunden ist. Mit dem Dinghy kann man diesen Kanal ständig befahren, aber mit dem Schiff muss man die Öffnungszeiten der Zugbrücke abwarten.

 

Bei Regula und Thomas bekommen wir ein Bierchen (Christine ein Wasser) und haben dabei erstmal einiges zu erzählen. Die beiden sind schon über zwei Wochen hier und kennen sich schon ganz gut aus. Wir beschließen, auch in dieses sehr ruhige Gewässer zu fahren und nehmen die dritte "Einschleusung" um 17.30 Uhr. Knapp vor der Dunkelheit ankern wir direkt neben der Balu. Einklarieren wollen wir morgen im französischen Teil, denn da sind die Gebühren deutlich billiger, als auf der holländischen Seite, durch die wir in die Lagune eingelaufen sind.

 

Die Lagune ist die Heimat der Megayachten und hier vor allem der großen Motorboote. Einige der vielen Marinas hier haben sich darauf spezialisiert. Trotz des vielen Hightech ist die Versorgung mit WLAN hier äußerst dürftig. Auf dem Schiff können wir kein brauchbares Netz empfangen, nur in den Bars und Restaurants soll es WIFI geben. Das macht die homepage Pflege sehr mühsam.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Tankerpier in Statia

 

 

Saba, von Statia aus gesehen

 

 

Statia und Saba achteraus

 

 

Vor der Zugbrücke, die nur 3 mal täglich öffnet, bildet sich eine lange Schlange von Yachten, die in die Lagune wollen

 

 

An gleicher Stelle wie Bild oben, nur entgegengesetzte Blickrichtung

 

 

Beim Yachtclub an der Brücke gibt es viele Zuschauer

 

 

In der Lagune liegen jede Menge Megayachten

 

 

 

 

Sonntag, 25. Dezember 2011, von St. Kitts nach Statia (St. Eustatius)

 

Um neuen Ankerauf, um 13 Uhr machen wir an einer Mooringboje auf glasklarem Wasser vor Oranjestad, Statia, fest. Einklarieren können wir heute nicht mehr, denn an Feiertagen ist Customs und Immigration nur von 8 bis 11 Uhr besetzt. Bevor wir an Land fahren, wundern wir uns, warum hinter einer Charteryacht, die etwa 100 Meter in Lee von uns liegt, deren Beiboot Kreise fährt. Offensichtlich sitzt niemand darin. An Bord ist erst auch keiner zu sehen. Ich mache schon mal unser Dinghy klar, was noch im Davit hängt. Dann taucht plötzlich jemand an Deck der Yacht auf und fängt zunächst mal an zu telefonieren. An seiner Stelle wäre ich mal gleich ins Wasser gesprungen und dem Gummiboot hinterher. Als ich ohnehin schon fast unterwegs bin, ruft er um Hilfe. Ich hole ihn auf seinem Schiff ab und bringe ihn zum immer noch Kreise fahrenden Schlauchboot, was mittlerweile sicher 100 Meter hinter der Yacht ist. Er sei von Land zurückgekommen und habe nur schnell was aus dem Schiff holen wollen, dabei aber den Außenborder laufenlassen und vergessen, den Gang rauszunehmen. Und außerdem hat er das Boot natürlich nicht gut angebunden, denn sonst hätte "Gang drin" ja nichts ausgemacht. Manche Leute sind erstens etwas deppert und zweitens ziemlich hilflos. Aber solche Menschen trifft man woanders ja auch.

Unser Landgang zeigt uns wieder einmal eine Insel, die völlig anders ist als alles, was wir bisher gesehen haben. Zunächst einmal fallen die vielen Öltanker auf, die auf Reede liegen. Es gibt auch eine große Ölpier. Statia ist karibischer Umschlagplatz für Diesel. Große Tanker liefern ihr Öl hier ab, was dann nach Einlagerung in kleinere Tankschiffe gepumpt und von diesen an die anderen Inseln und Kreuzfahrtschiffe ausgeliefert wird. In St. Kitts haben wir die Betankungsaktionen dieser Fuel Barges mehrmals beobachten können. Statia ist holländisch, ausgesprochen sauber, und am Nachmittag des ersten Weihnachtstages wie ausgestorben. Wir machen einen ausgiebigen Spaziergang durch den Ort, wobei wir dafür zunächst ziemlich steil die Küste raufmüssen, denn Oranjestad liegt sicher etwa 100 Meter über dem Meer. Diese Insel wird auch als Taucherparadies beschrieben, aber dem werden wir uns hier nicht widmen, genausowenig, wie dem zunächst geplanten Marsch auf den Vulkankrater, denn morgen wollen wir schon weiter nach Sint Maarten, um so ein günstiges Wetterfenster mit einem 5er Wind aus Ost zu erwischen.

 

 

Rechts im Bild St. Kitts, voraus liegt Statia

 

 

 

Museum in Statia

 

 

Glücklicherweise sind wir nicht unter Beschuss

 

 

 

 

 

Ganz reguläres Nummernschiuld auf Statia

 

 

 

 

 

Samstag, 24. Dezember 2011, St. Kitts

 

Vormittags bleiben wir an Bord, um in Ruhe ein längeres Skype Telefonat mit der Familie zu führen. Die Verbindung ist ganz gut, zeitweilig sogar mit einem ordentlichen Videobild. Am Nachmittag wollen wir einkaufen und als wir vorher ein paar Restaurants durchkämmen, um ein schönes für das dinner am Abend auszusuchen, treffen wir unsere amerikanische Bekannte Joan Lee vom Vortag wieder. Sie lädt uns auf ein Bierchen ein und wir quatschen ein Stündchen, bevor wir unser shopping starten und sie auf ihr Tauchboot geht, auf dem sie eine Woche gebucht hat und täglich bis zu 5 Tauchgänge machen kann.

 

Nachdem die Einkäufe an Bord verstaut sind fahren wir wieder an Land. Der Wind hat mittlerweile deutlich abgenommen. Wir haben uns überlegt, dass wir doch noch einen Abstecher nach St. Eustatius (kurz Statia) machen wollen, das nur 20 Meilen von hier entfernt ist und fast auf dem Weg nach Sint Maarten liegt. Also gehen wir schon einmal ausklarieren, damit wir morgen früh gleich loskönnen.  Dann reservieren wir für 19 Uhr doch im Ballahoo, weil es uns dort so gut gefallen hatte und die Speisekarte vielversprechend aussieht. Auf den Straßen ist die Hölle los. Jede Menge Leute unterwegs, nur noch Einheimische, denn die Cruise Ships sind alle weg. Die Geschäfte haben mindestens bis 20 Uhr geöffnet und überall dröhnt Musik aus den Lautsprechern. Der Geräuschpegel ist fast vergleichbar mit einer Kirmes oder Jahrmarkt bei uns zu Hause, wo auch von jedem Fahrgeschäft ein anderer Sound ausgestrahlt wird.

 

Im Ballahoo gibt es zum Dinner sogar Tischdecken. Wir sitzen wieder am Balkongeländer und haben eine wunderbare Aussicht auf das Treiben unter uns auf dem "Circus", dem Platz mit der Uhr. Auch von der Musik dort kriegen wir reichlich mit. Das Essen ist phantastisch. Christine nimmt einen Caesar's Salad als Vorspeise, anschließend mit Parmesan überbackene King Crabs. Ich gönne mir ge-ingwerte Chicken Wings vorweg (schmeckt genial) und dann einen Hummer. Die Portion ist so groß, dass ich gar nicht alles essen kann, und das will bei mir schon was heißen. Vielleicht hätte ich am Nachmittag an Bord aber auch nicht so viele Kekse zum Kaffee essen sollen.

 

Später machen wir noch einen kleinen Rundgang durch Basseterre. Im Stadtkern baut eine Liveband ihr equipment auf und wir würden ja ganz gern zuhören. Aber die fangen erst um 23 Uhr an zu spielen und so lange wollen wir eindeutig nicht warten. Zu der Zeit liegen wir längst im Bett.

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir wünschen allen Verwandten, Freunden und Lesern dieses Tagebuchs ein schönes Weihnachtsfest

 

 

 

Dieser riesige Weihnachtsbaum stand übrigens in einer shopping mall in St. Lucia

 

 

 

 

 

Freitag, 23. November 2011, St. Kitts, Besuch in Nevis

 

Die Fähre geht um halb zehn. Gerade, als wir mit dem Dinghy losfahren wollen, gibt es einen ordentlichen Schuss Regen. Na ja, etwas Zeit haben wir noch und warten den Guss ab. Um halb elf sind wir in Charlestown, der Hauptstadt von Nevis und sind gleich überrascht von den ordentlichen Gebäuden und der im Vergleich zu vielen anderen Inseln auffallenden Sauberkeit auf den Straßen. Mit John, einem Taxifahrer, vereinbaren wir eine Inseltour in seinem luxuriösen Kia Van. Die Preise sind vom Fremdenverkehrsamt festgelegt. Die dreistündige Tour kostet 75 USD. An unserem zweiten Stop treffen wir Joan, die auch mit auf der Fähre war und fragen sie, ob sie mitfahren will. Sie will, und schon wird die Tour ein Drittel günstiger.

 

Nevis lebt heute vom Tourismus und offshore Geschäften. Entsprechend viele Banken gibt es in der Hauptstadt. Landwirtschaft gibt es nur noch in geringem Umfang zum Eigenbedarf, aber es gibt jede Menge der alten Zuckerrohrplantagen, die zu kleinen Hotels umgebaut wurden, die sich malerisch in die Landschaft eingliedern. Überall trifft man auch auf Hinweise zu Horatio Nelson, der hier auf der Insel seine Frau kennengelernt und geheiratet hat. Hin und wieder laufen uns auch einige Affen über den Weg, Green Vervets, deren Ahnen  vor langer Zeit aus Afrika hergebracht wurden.

 

Um kurz vor vier ist unsere Rundfahrt beendet. Inclusive der Mittagspause in der Golden Rock Plantation hat die Tour fast 5 Stunden gedauert. John hat uns sehr viel erzählt und die Fahrt war überaus kurzweilig. Unsere Fähre soll um 17 Uhr gehen und wir kaufen die entsprechenden Fahrkarten am Schalter. Erstaunt sind wir dann, als wir auf unser Schiff wollen und man uns sagt, wir hätten die falschen Fahrkarten. Das wären Karten für die 16 Uhr Fähre. Es dauert eine ganze Weile, bis wir herausgefunden haben, dass es hier zwei verschiedene ferry-companies gibt und deswegen eben auch zwei nebeneinanderliegende Fahrkartenschalter, von denen um kurz vor vier halt nur der Schalter der nächstgehenden Fähre geöffnet hatte. Nun sind alle Schalter geschlossen und es gibt keine Chance, die Karten umzutauschen. Außerdem steht eh drauf: Rückgabe ausgeschlossen. Glücklicherweise geht um 18 Uhr noch ein Schiff unserer Reederei und so haben wir noch eine Stunde in Charlestown. Wir fahren dann allerdings nicht mit einer komfortablen, schnellen Personenfähre, sondern mit einem Lastkahn, der neben Ware und Autos auch ein paar Leute befördert. Wir sitzen auf dem offenen Ladedeck und lassen uns den Wind um die Ohren wehen. Etwas später als geplant, sind wir schließlich gegen 20 Uhr an Bord zurück und schalten erstmal unser Ankerlicht ein, damit wir besser gesehen werden, so dicht bei der Hafeneinfahrt.

 

 

Wir sind nicht die einzigen, die nach Nevis wollen: Schlange stehen vor dem Kartenhäuschen und der Fähre

 

 

An der Cruise Ship Pier liegen wieder zwei große Kreuzfahrtschiffe, vor Anker noch die Royal Clipper , die wir bestimmt schon zum fünften mal sehen. Entsprechend wuselig wird es heute wieder in Basseterre sein

 

 

Die Fähre auf dem Hinweg braucht 45 Minuten für die zehn Seemeilen

 

 

Nicht mehr in Betrieb befindliches Badehaus. Das Wasser kommt von heißen Quellen und sei für diverse Hautkrankheiten heilsam. Das Badehaus soll renoviert und dann wieder benutzbar werden

 

 

Die Montpellier Plantation ist eine ehemalige Zuckerrohrplantage, die heute als ausgesprochen schönes Cottage Hotel betrieben wird. Reste der Windmühle, mit deren Hilfe früher der Saft aus dem Zuckerrohr gepresst wurde, stehen noch auf dem Gelände

 

 

In der Golden Rock Plantation gönnen wir uns ein Mittagessen in einer abgeschiedenen, ruhigen und atemberaubend schönen Athmospäre

 

 

Reste einer "moderneren" Cane Mill, die schon mit Dampf betrieben wurde

 

 

John erklärt uns die Funktionsweise der alten Zuckermühle. In den Behältern wurde die Melasse erhitzt

 

 

Hier wird eine private, illegale kleine Rumdestillerie betrieben. Unser Fahrer kennt den Besitzer des kleinen Gutes. Dieser Teil der Tour gehört nicht zum offiziellen Programm

 

 

Seaside von Charlestown in der Abendsonne

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 22. Dezember 2011, St. Kitts

 

Weil es so stark bläst, fahren wir nicht, wie eigentlich geplant, mit der Fähre nach Nevis, sondern bleiben an Bord und verbringen die Zeit mit Lesen und Handwerken. In diesem Fall betätige ich mich als Schneider oder Polsterer, denn ich nähe aus dunkelblauen Frotteebadetüchern Schonbezüge für Sitz- und Rückenpolster des Navigationsplatzes. Das ist eindeutig der höchst frequentierte Sitz an Bord, wenn man mal vom Cockpit absieht.

 

Am Nachmittag wird uns die Schaukelei dann doch zu groß und wir überelegen, etwas dichter an die Marina, und damit unter Landschutz, heranzufahren. Die Karte weist hier jedoch Wassertiefen von nur 1,5 m aus. Da ich jedoch schon einige Yachten dort habe fahren sehen, kann ich das nicht ganz glauben und fahre mit Beiboot und Handecholot hin. Und siehe da, es hat 4 Meter. Also verlegen wir und haben nun in den nächsten Tagen auch gute Chancen, halbwegs trocken mit dem Dinghy gegen Wind und Wellen an Land zu kommen.

 

 

Man kann ja nicht immer ein freundliches Gesicht machen. Am Ende bin ich mit dem Resultat meiner mehrstündigen Arbeit jedenfalls zufrieden. Die Frotteehandtücher hatten wir schon in Grenada gekauft

 

 

 

 

Passt! Jetzt hoffe ich nur, dass das Werk auch wenigstens ein paar Wäschen übersteht

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 21. Dezember 2011, St. Kitts

 

Wir haben etwas weit von der Marina geankert und wir wissen schon von gestern, dass wir auf den 500 Metern gegen den Wind im Schlauchboot ganz schön nass werden können. Deshalb bereiten wir uns heute gut vor, ziehen Badehose und Öljacken an und packen unsere Rucksäcke samt Klamotten in einen großen Müllsack. Sogar meine Brille nehme ich ab. So können wir dann tatsächlich um 9 unseren Landgang starten, der uns heute nach Brimston Hill und die darauf befindliche Festung führen soll.

 

Wir nehmen einen Kleinbus, der auch hier alle paar Minuten verkehrt und fahren erstmal bis zur Endstation um die halbe Insel herum. Auf der Luvseite sehen wir die 4 m Wellen an den Strand branden. In Dieppe bleiben wir gleich im Bus sitzen und fahren wieder mit zurück, denn auf halbem Weg nach Basseterre liegt die Befestigungsanlage aus dem 17 Jahrhundert, die vorbildlich renoviert und als Weltkulturerbe ausgewiesen ist. Von der Hauptstraße, wo wir den Bus verlassen, sind es noch cirka 2 km bis auf den 250 m hohen Berg. Die Anlage ist gigantisch groß, es dauert eine ganze Weile, bis alles besichtigt ist. Das Museum erläutert die Geschichte und Lebensweise der Menschen hier vor einigen Jahrhunderten. Man hat auch eine tolle Aussicht auf die Strände und Orte unter uns. Auch die Insel Sint Eustatius können wir gut erkennen. Kein Wunder, dass in unseren Segelführern diese Sehenswürdigkeit als das Top-Ausflugsziel  auf St. Kitts beschrieben wird.  Das Wetter ist heute leider nicht so toll und es regnet hin und wieder. So freuen wir uns, dass wir auch auf dem Rückweg sofort einen Bus erwischen, der uns zurück nach Basseterre bringt. Wir sind froh, dass der starke Wind unsere Gipsy nicht vertrieben hat und sie nach wie vor an ihrem Ankerplatz liegt. Also machen wir noch einen Stadtrundgang und landen schließlich auf einen Fruitpunsch (ohne Alkohol) in dem schönen Ballahoo Restaurant. Man sitzt in der erste Etage und vom Balkon aus hat man einen schöne Blick auf das Treiben unten auf dem Circus.

 

 

Weltkulturerbe: Brimston Hill Fortress

 

 

Wachsoldat Christine

 

 

Blick auf Sandy Point Town und im Hintergrund die holländische Insel St. Eustatius, kurz Statia

 

 

 

 

 

Hier waren Quartiere, Küche, Bäckerei und saniäre Anlagen untergebracht. Heute befindet sich das Museum in den Räumlichkeiten

 

 

In Basseterre sind wieder verschiedene Tanzgruppen unterwegs. Die Tradition rührt aus der Slavenzeit her, als diesen zu Weihnachten gestattet wurde, ihren Herrschern ihre Befindlichkeit hinsichtlich ihres Sklavendaseins tänzerisch darzubringen. Kritik in dieser Form war einmal jährlich erlaubt.

 

 

Die Bar im Ballahoo Restaurant ist farbenfroh gestaltet. Typisch Karibik eben

 

 

 

 

Dienstag, 20. Dezember 2011, St. Kitts

 

Eigentlich wollten wir mit dem Bus nach Brimstone Castle fahren, aber da sich das Druckregelventil vom Wassermacher nicht mehr vor noch zurück drehen lässt, steht am Vormittag erst mal Reparaturarbeit auf dem Programm. Also rufe ich erstmal in Trinidad beim Hersteller an und erfahre, dass ich das Ventil bedenkenlos auseinanderschrauben kann. Leichter gesagt, als getan, denn ich komme nur mit ganz langem Arm überhaupt heran und dann ist das Gewinde (30 mm) so fest angeballert, dass es kaum loszukriegen ist. Es stellt sich heraus, dass schlicht und einfach das 10 mm Gewinde nicht sauber geschnitten war oder Sand ins Getriebe gekommen ist, oder was auch immer. Jedenfalls hat das Gewinde gefressen und auch Fett hilft zunächst nur wenig. Nachschneiden kann ich das Gewinde nicht, denn es ist eben nicht exakt 10 mm, sondern irgendwas anderes. Also mit der Dremel-Drahtbürste und –Feile das Gewinde sauber gemacht, hundertmal rein- und rausgedreht, reichlich Fett drauf und schon dreht sich das Ganze besser, als je zuvor. Trotzdem: hier hat seitens des Herstellers eindeutig Schlamperei vorgelegen, denn das Ventil ließ sich von Anfang an schwer bewegen. Dann werden erstmal 70 Liter Wasser produziert. Wir haben viel Sonne und auch viel Wind, so dass wir reichlich Strom dafür haben.

 

Bis mittags bleiben wir an Bord, schreiben emails, pflegen die homepage. Dabei spielt mir die Technik wieder mal einen Streich und killt die ersten 9 Tage des Dezember Tagebuchs. Bei einer sehr guten Verbindung werde ich das irgendwann einmal nachpflegen.

 

Im Ort besuchen wir am Nachmittag das Museum, in dem wir einiges über Land und Leute erfahren. Wie auf vielen anderen Inseln auch, haben sich Franzosen und Engländer hier wechselseitig bekriegt und vertrieben, am Ende behielten die Engländer die Oberhand, bis zur Selbständigkeit von St. Kitts und Nevis im Jahr 1983. Wir strollen noch etwas durch Basseterre und kaufen an einem Grillstand Hähnchen mit Reis und Gemüse. Das wird abends an Bord in der Microwelle wieder warmgemacht.  Die Portionen sind so groß, dass wir eine für morgen aufheben.

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 19. Dezember 2011, St. Kitts, Basse Terre

 

Die Nacht auf der Reede vor Basse Terre war ruhig und wir haben geschlafen wie die Bären. Heute morgen laufen gleich 3 riesige Cruise Ships ein, zwei haben an der großen Pier Platz, eines liegt vor Anker und muss die Passagiere mit Booten an Land bringen. Als wir in der Marina ankommen, wimmelt es vor Leuten, ebenso in der Stadt. Wo es gestern vollkommen ausgestorben schien, treten sich die schätzungsweise 5000 Kreuzfahrtgäste nun auf die Füße. Weil überall Inselrundfahrten angeboten werden und die Busse sich schnell füllen, schließen wir uns gleich an und machen eine zweistündige Inselrundfahrt in einem seitlich offenen Bus mit anschließendem Stop am Strand, wo wir 2 Stunden später wieder abgeholt und zurück in die Stadt gebracht werden.

 

Obwohl wir ursprünglich Weihnachten gern in St. Maarten gewesen wären, sieht der Wetterbericht für die nächsten Tage so aus, dass daraus wohl nichts werden wird. Angesagt sind Windstärke 7 aus Nordost und 4,5 m hohe Wellen, gegen die wir ankämpfen müssten. Das tun wir uns sicher nicht an, wenn wir es vermeiden können. Erst am 25. oder 26. dreht der Wind auf Ost und geht auf 5-6 Bft zurück. Aber da das noch einige Tage weg ist, kann sich daran auch noch was ändern.

 

 

Wir liegen mittlerweile ganz allein auf dem Ankerplatz vor Basse Terre, wenn man mal von den drei riesigen Cruise Ships absieht

 

 

An diversen Stationen, die von den Rundfahrtbussen angesteuert werden, werden kleine Affen präsentiert. Die Besitzer verlangen ein paar Dollars für ein Foto

 

 

Der Sohn des "monkey-mans" versucht unterdessen, sugar cane (geschältes Zuckerrohr) an die Businsassen zu verkaufen

 

 

Der lipstick tree hat schöne Blüten

 

 

Dieser 400 jährige Baum ist sehenswert, nicht nur wegen seiner gewaltigen Krone, sondern auch wegen hunderter Schmarotzerplanzen, die auf ihm wachsen

 

 

Die Batic Factory im Mittelteil der Insel liegt in einem riesigen Park. Als wir ankommen, sind sicher schon 50 Kleinbusse dort

 

 

Auf der Luvseite von St. Kitts gibt es einige schöne Hotelanlage mit langen Sandstränden. Einen großen Golfplatz mit Palmenbestand gibt es auch

 

 

Diese Masseuse ist multi-tasking-fähig: Die Dame unter ihr durchkneten und gleichzeitig telefonieren ist mit Unterstützung ihres Sohnes offenbar kein Problem

 

 

Gewaltige Spinnennetze bedecken ganze Baumlandschaften

 

 

Ich wollte den Burschen schon auf einen Kaffee an Bord einladen, aber Christine war dagegen

 

 

Museum im Stadtzentrum

 

 

Eine Gruppe von Voodoo-Tänzern zieht trommelnd und tanzend durch die Stadt. Wir werden gleich zum Mitmachen aufgefordert

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

Sonntag, 18. Dezember 2011, von Deshaies nach St. Kitts

 

Am Samstag Nachmittag, 17 Uhr verlassen wir die Bucht von Deshaies bei schönstem Sonnenschein. Weil wir aber sofort aus dem Schutz der Insel herauskommen, wird es bald einmal sehr schaukelig und Christine geht es dabei leider überhaupt nicht gut. Auch in der Koje fühlt sie sich hundeelend. Dabei ist die Nacht überwiegend sternenklar, von ein paar Squalls mit kurzen Regenschauern und heftigen Windböen einmal abgesehen. Ich habe das Radar eingeschaltet und da kann man die Squalls zumindest kommen sehen. Man sieht auch, wie weit der Regen noch entfernt ist. Wir haben eine phantastische Sicht und bald einmal können wir den Widerschein der städtischen Beleuchtung von Antigua und Guadeloupe und St. Kitts sehen. Die Inseln liegen immerhin mehr als 80 Kilometer auseinander. Dazu kommen ein paar Straßenbeleuchtungen von Montserrat, die wir gegen Mitternacht in einer Meile Abstand in Luv passieren, die aber so dürftig leuchten, dass man nur das direkte Licht sieht, nicht aber einen Schein am Himmel, schon gar nicht hinter dem Horizont. Auf dieser Fahrt sehen wir bis 3 Uhr kein weiteres Schiff, weder Segler noch Handelsschiff. Erst als wir schon 10 Meilen vor Nevis sind, passieren uns in geringer Entfernung 2 Handelsschiffe. Beim Betrachten der Lichter von Antigua muss ich daran denken, dass wir vor fast genau einem Jahr hier nach unserer Atlantiküberquerung angekommen sind, auch bei Nacht. Seitdem ist dies heute unsere erste Nachtfahrt. Alle bisherigen Törns in der Karibik haben wir bei Tag absolviert und sind höchstens mal im Dunkeln gestartet oder kurz nach Einbruch der Dunkelheit angekommen.

 

Wir kommen noch vor dem Hellwerden in Charlestown/Nevis an. Da wir unter Land nicht vernünftig segeln können, läuft der Motor die letzte Stunde, allerdings tuckern wir nur mit 3 Knoten dahin, damit wir das erste Büchsenlicht nutzen können, um eine Mooring zu finden, denn ankern ist hier mal wieder verboten. Es gibt dann auch reichlich freie Bojen aber weil diese Insel keine Buchten, sondern nur einen geraden Strand im Westen hat, steht so viel Schwell, dass das Anlanden mit dem Beiboot am Dinghydock uns als eine zu nasse Angelegenheit erscheint, als dass wir es ausprobieren wollten. Also entscheiden wir uns, weiter nach St. Kitts zu fahren, was aus 74 dann schließlich 84 Seemeilen macht. Christine ist mittlerweile auch wieder auf den Beinen und ich gönne mir mal eine Halbe Stunde Schlaf auf dem Weg nach Basse Terre, der Hauptstadt St. Kitts. Vor dem Hafen finden wir einen ruhigen Ankerplatz und dann legen wir uns erst mal zwei Stunden aufs Ohr um etwas zu schlafen. Mittags sind wir wieder wach, allerdings immer noch etwas groggy. Ich fahre allein an Land zum Einklarieren. Customs, Immigration und Hafenbehörde sind jeweils vertreten am Sonntag, alle glücklicherweise im selben Gebäude und die Prozedur ist relativ schnell  und für 55 ECD erledigt. Ich mache noch einen kleinen Rundgang durch die Stadt. Schnell bestätigt sich der Eindruck, dass wir hier im Norden in die höher entwickelten Gebiete kommen und der Tourismus einen hohen Stellenwert hat. Den Sonnenuntergang genießen wir an Bord und machen uns eine Portion Nudeln zum Abendessen. Nach Landgang steht uns heute nicht der Sinn.

 

 

Mutet schon fast englisch an. "The Circus" in Basse Terre. Das Restaurant wird in unserem Segelführer empfohlen. Wenn wir länger bleiben, werde wir wohl mal einen Besuch dort abstatten

 

 

Was sich wirklich dahinter verbirgt, müssen wir auch noch rauskriegen

 

 

Nicht jedes Haus ist fein herausgeputzt. Hie dürfte es jedenfalls ruhig mal etwas frische Farbe haben

 

 

Blick von unserem Ankerplatz auf den Süden von St. Kitts und Nevis

 

 

 

 

 

 

Samstag, 17. Dezember 2011, Aufbruch von Deshaies nach Nevis oder Saint Kitts

 

Diese Nacht war deutlich ruhiger, der Schwell ist fast verschwunden und der Wind etwas abgeklungen. Wir fahren an Land, machen die Ausklarierungsprozedur am PC im Le Pelican und wandern dann über den 200 m hohen Berg auf einem kleinen, sehr steilen und steinigen Fußweg zur nördlich gelegenen Grande Anse, die einen traumhaft schönen, langen Sandstrand hat. Keine Hotels am Beach, nicht mal Liegestühle gibt es hier und auch sehr wenig Touristen. Schöner, einstündiger Fußmarsch. Wir gehen den kürzeren Weg über die Straße zurück, kaufen im Spar noch ein paar Flaschen Wein und essen dann zu Mittag in einem Restaurant direkt über dem Wasser mit Blick auf die ankernden Boote. Als wir zurück an Bord kommen, funktioniert auch das Internet wieder und wir machen uns langsam startklar, denn heute abend soll es mit einer Nachtfahrt nach Nevis oder St.Kitts gehen. Windrichtung und –stärke sollten passen, so dass wir Morgen am Vormittag die 70 bis 80 Meilen geschafft haben sollten und im Hellen an den Ankerplatz gehen können.

 

 

Auf unserer Wanderung den Berg hinauf sehen wir eine Ameisenstraße, auf der reichlich Blätter transportiert werden

 

 

Traumhafter Strand mit großen Wellen: Die Grande Anse im Norden von Deshaies ist zum Ankern wegen des Schwells nicht geeignet

 

 

 

Bilderrätsel: Was ist das?

 

 

Mittagessen am Strand von Deshaies nach unserer Wanderung. Accras de Morue als Vorspeise, Blue Marlin als Hauptgang, Eis oder Bananenflambé als Dessert, Menu zu 18,50, diesmal in Euro

 

 

 

 

Freitag, 16. Dezember 2011, Deshaies, Gouadeloupe

 

Süßwasserspülung des Motors, Einklarieren im Le Pelican (selbst am PC, wie auf den französischen Inseln üblich), Spaziergang durch den Ort mit Einkauf im Spar (Hurra, hier gibt es endlich mal wieder eine tolle Käseauswahl und Brie und Camembert in guter Qualität zu vernünftigen Preisen). Christine kommt es vor, als würde der Boden schwanken nach 4 Tagen auf See. Aber das täuscht, denn ein Erdbeben haben wir nicht.

 

Zurück an Bord wartet ein Arbeitsprogramm. Dichtung in Toilette erneuern (ich hatte die alte beim letzten mal aber doch richtig eingebaut) und den Watermaker ausbauen, um die Ölleckage zu beseitigen. Zwischendurch essen wir einen großen Salat mit Baguette (dass mal wieder wie richtiges Baguette schmeckt, schließlich sind wir in Frankreich). Den ganzen Tag hat es sehr starke Böen, die von den umliegenden Bergen heruntergefenstert kommen. Der Nordwind verursacht auch ziemlichen Schwell in der Bucht, was schon in der Nacht dazu geführt hatte, dass wir nur schlecht schlafen konnten. Die Wellen klatschten mit Schmackes unters Heck und da wir dort schlafen, kamen wir uns manchmal vor wie in einer Waschmaschine, kombiniert mit einem Schlagzeug, auf dem alle paar Sekunden mal jemand sämtliche Trommeln, Pauken und Becken gleichzeitig anschlägt.

 

 

Die Häuser in Deshaies sind in karibisch farbenfroher Manier angemalt, hier ein Restaurant am Wasser

 

 

In diesem Restaurant sind wir einen Tag später essen gegangen und konnten von der Terrasse wunderschön auf die jagenden Pelikane und die Boote vor Anker sehen

 

 

Es gibt auch eine gedruckte Speisekarte, aber so eine sieht doch viel schöner aus

 

 

Diese O-Ring Dichtung musste ausgetauscht werden. Um dranzukommen, war der Wassermacher von allen Schlauchleitungen zu entfernen und die Pumpe vom Motor zu trennen. Die Undichtigkeit rührte wohl daher, dass die Fräsung für die Dichtung am unteren Rand zu tief ausgefallen ist, und deshalb die Dichtung ihre Wirkung gar nicht entfalten kann. Also noch etwas grüne Flächendichtung dazwischengeschmiert, und dann ist es hoffentlich gut

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 15. Dezember 2011, von den Saintes nach Deshaies, Gouadeloupe

 

Eigentlich hatten wir ein paar Tage hier bleiben wollen, bis wieder ordentlicher Segelwind aus Ost bläst, denn für die nächsten Tage sind z.T. stärkere Nord bis Nordostwinde angesagt. Nachdem wir aber gestern nicht einklarieren konnten, weil das Office Mittwoch nachmittags geschlossen hat, und der Morgen heute so schön sonnig ist und der Wind auch mehr aus Ost als aus Nord zu kommen scheint, entschließen wir uns kurzerhand, uns doch auf die Socken zu machen. Unser Dinghy haben wir also vergeblich zu Wasser gebracht und müssen es nun wieder seefest verstauen, heute mal wieder in der ganz einfachen Variante: Dinghy samt Motor in den Davit.

 

Um kurz vor 9 kommen wir los, aber der Wind verlässt uns sehr schnell und wir motoren 2 Stunden bis der Wind auffrischt. Wir sind schon im Westen von Gouadeloupe und müssen nun 20 Meilen die Küste rauf. Der Wind bläst sinnigerweise aus 340 bis 350 Grad, was bedeutet, dass wir wieder kreuzen müssen, teilweise sogar mit gerefften Segeln, weil es mit bis zu 18 Knoten weht. Aber das Wasser ist ziemlich ruhig, der Strom ist mit uns und so kommen wir gut voran.

 

Um 17 Uhr ankern wir, mal wieder fast genau an der Stelle, wo unser Anker schon mal den Grund geküsst hat. Wir haben keine Lust mehr, an Land zu gehen, obwohl wir auch die letzten 3 Tage nur vor Anker gelegen und keinen Fuß auf festen Boden gesetzt hatten. Aber morgen früh gehen wir einklarien. Wir richten uns darauf ein, bis Sonntag oder Dienstag hier zu bleiben, bis der Wind auf Ost dreht.

 

 

 

Als wir von den Saintes auslaufen, kommt uns die Royal Clipper entgegen. Am Ankerplatz vor Bourg liegt heute morgen auch schon die Wind Surf, ebenfalls ein modernes, fünfmastiges Segelschiff, allerdings ausschließlich mit Stagsegeln bestückt.

 

 

Leuchtturm am Pointe du Vieux Fort, der Südwest-Ecke von Gouadeloupe. Ihn passieren wir heute unter Maschine

 

 

Den Friedhof von Basse Terre können wir von See aus gut sehen

 

 

Mit der Abendsonne laufen wir in Deshaies ein

 

 

Deshaies, an der Nordwestseite Goudaloupes bei tiefstehender Sonne

 

 

Eine Tayana 55 im Gegenlicht in der Bucht von Deshaies

 

 

 

 

Mittwoch, 14. Dezember 2011, von Dominica zu den Saintes

 

Die Nacht ist ruhig wie selten. Wir liegen wie in Abrahams Schoß, kein Lüftchen regt sich und das Wasser ist spiegelglatt. Das bleibt zunächst auch so, als wir um 9 Uhr auslaufen. Wie schon in Martinique, haben wir auch hier nur über Nacht geankert, ohne an Land gegangen zu sein und die Einklarierungsprozedur abgewickelt zu haben. Als wir von Dominica frei sind, bekommen wir 8 bis 10 Knoten Wind aus Ost und damit können wir ruhig und gemächlich zu den Saintes segeln, wo wir um 14 Uhr ankommen und uns an eine der neu installierten Mooringbojen legen, die obligatorisch sind und für uns 11 Euro pro Tag kosten. Ankern ist nur noch erlaubt, wenn alle Bojen belegt sind, aber das ist im Augenblick keinesfalls so, denn es sind noch mehr als die Hälfte frei.

 

 

Flaute beim Aufbruch von Dominica. Später gibt es dann aber schönen, leichten, segelbaren Wind aus Ost

 

 

Vor den Saintes sehen wir diese Schildkröte, die unnatürlicherweise an der Wasseroberfläche schwimmt, und das wohl schon seit längerer Zeit, wie der trockene Panzer beweist. Sie lebt, denn hin und wieder kommt der Kopf aus dem Wasser. Wir vermuten, sie hat sich in einer Leine verfangen

 

 

Bei schönstem Wetter laufen wir in die Bucht von Bourg des Saintes ein, wo wir schon zweimal im Februar waren. Auch hier ist jetzt deutlich weniger los, als im Februar

 

 

Hier darf man nicht mehr ankern, sondern muss sich an eine der zahlreichen Mooringbojen hängen, die allerdings state of the art sind. Sie hängen an dicken Drahtseilen, die wiederum an Betonklötzen befestigt sind. Damit bei der großen Wassertiefe von 12 Metern die Boje nicht durch das Gewicht der Stahltrosse unter Wasser gezogen wird, ist in cirka 5 Meter Tiefe eine zweite Boje als Auftriebskörper angechäkelt

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 13. Dezember 2011, von Martinique nach Dominica

 

Weil wir 70 Seemeilen vor uns haben, stehen wir wieder früh auf. Um Punkt 3 ist der Anker aus dem Grund. Wir motoren zunächst eine Stunde, weil unter Land noch wenig Wind ist und lassen während dieser Zeit den watermaker laufen. Bei dem klaren Wasser produziert er 70 Liter in der Stunde und dann ist unser Haupttank auf wieder randvoll.

 

Im Lee von Martinique und Dominica müssen wir ein paar Stunden wegen Windstille motoren, aber einen Großteil der Strecke können wir bei guten östlichen Windbedingungen segeln. Tolles Wetter, Sonne, kein Tropfen Regen.  Um 17 Uhr ankern wir in der Prince Rupert Bay in Dominica. Alexis in seinem gelben Holzboot kommt zur Begrüßung und erkennt uns gleich wieder.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonnenaufgang hinter Martinique

 

 

 

 

 

Montag, 12. Dezember 2011, von St. Lucia nach Martinique

 

Als ich um kurz nach 8 zum Ausklarieren ins Customs Office komme, ist es dort schon knallevoll mit Skippern, die alle heute aufbrechen wollen. Als ich endlich an der Reihe bin, stellt der Zollbeamte fest, dass in meinem Formularpack kein Kohlepapier zwischen dritter und vierter Kopie lag. Also darf ich die gelbe Seite 4 noch mal ausfüllen mit allen Angaben über das Schiff, Reisepassdaten, usw.. Als ich durch bin, ist mal wieder die Immigration Officerin noch nicht da (mal wieder, weil das im März damals genau so war), die ihren Dienstbeginn, offiziell 8 Uhr, offenbar so legen kann, wie sie lustig ist, und um kurz vor 9 auftaucht.

 

Um viertel vor 10 geht es dann los, wir fahren nach kurz bei der Columbus II zum Adieu-sagen vorbei und haben dann einen wunderschönen Segeltag mit einem stetigen Ost-Süd-Ost Wind von 10 bis 12 Knoten, viel Sonne und wenig Seegang. Um 1545 laufen wir in der Bucht Grande Anse d'Arlet ein, die wir auch schon kennen. Ankern, schnorcheln, ein paar Turtles beobachten, Abendessen, um 8 ins Bett.

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 11. Dezember 2011, Rodney Bay, St. Lucia

 

An unserer Badeleiter, die ins Wasser gelassen ist, macht sich eine kleiner, vielleicht 15 cm langer Fisch zu schaffen. Schwimmt immer wieder darauf zu und knabbert daran herum. Christine ist schon im Wasser und ich stehe ein paar Sekunden auf der obersten Sprosse, als mich ein Schmerz im Fuß aufschreien lässt. Da hat mich dieser kleine Fisch doch tatsächlich mitten in die Fußsohle gebissen, aber ordentlich. Das ist deutlich mehr, als ein kleines Zwicken, sondern schon schmerzhaft, zumindest für kurze Zeit. Die Bissstelle sieht rot aus, aber bleibende Schäden trage ich wohl nicht davon.

 

Obwohl heute Sonntag ist, versuchen wir unser Einkaufsglück in der großen Shopping Mall hinter der Lagune. Tatsächlich, man möchte offenbar die Gunst der Stunde, nämlich die Anwesenheit der vielen ARC-Segler und obendrein der in der Rodney Bay liegenden Royal Clipper, nutzen, um Geschäft zu machen. Für uns interessant ist der Supermarkt, denn wie wir wissen, gibt es hier deutsches Brot. Zwar wird eine Scheibe schließlich fast einen Euro kosten, aber das ist es uns wert. Auch sonst ist der Laden toll sortiert und die Rucksäcke werden mal wieder schnell voll.

 

Nachmittags Strandspaziergang mit drink im Yachtclub. Hier lernen wir Eckhard aus Kiel kennen, mit dem es gleich einen gemeinsamen Bekannten aus Marinezeiten (Achim W.) gibt. Er ist mit seinem Boot Nordic Falcon und fünfköpfiger Crew gerade mit der ARC über den Atlantik gekommen. Während wir auf der Terrasse sitzen,  können wir zuschauen, wie die Österreicher Kathrin und Heimo mit ihrer Columbus II ankommen und dann neben uns ankern. Wir fahren kurz bei ihnen vorbei und treffen uns später beim Sundowner in der Marina Bar, wo neben den beiden auch ein Großteil der sonstigen deutschen Clique in großer Runde sitzt.

 

 

Monduntergang am Morgen in der Rodney Bay

 

 

Der bunt beflaggte Gemüsemann kommt mit uns diemal nicht ins Geschäft, weil wir noch so gut bevorratet sind

 

 

Erfolreicher Finschfang. Nach einer kurzen Überlegensphase wird die Beute dann ex hinuntergeschluckt

 

 

Mondaufgang über dem Strand

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 10. Dezember 2011, Rodney Bay

 

Wie gestern, gibt es auch heute den ganzen Tag Sonne. Um halb Zehn machen wir uns auf den Weg. Eigentlich wollen wir die Paloma II von Simone und Clemens nur mal kurz von außen anschauen, aber wir werden entdeckt und gleich zu einem Kaffee (aus einer richtigen Espresso Maschine) eingeladen. Schnell sind wir eine Stunde an Bord, weil wir uns eben so einiges zu erzählen haben. Aber die beiden haben viel Arbeit vor sich und wir wollen nach Castries, also machen wir uns dann doch wieder auf die Socken.

 

Die Hauptstadt scheint heute sehr ursprünglich, denn es ist kein einziges Kreuzfahrtschiff im Hafen, so dass wir auf dem Markt fast nur Einheimische antreffen. Einerseits hat dieser teilweise afrikanische Züge, weil vieles auf dem Boden und sehr einfach angeboten wird, andererseits sind die Marktleute in keiner Weise aufdringlich und das ist natürlich ein riesiger Unterschied zu Afrika. So kann man also in aller Ruhe zwischen den Ständen hindurchflanieren, ohne ständig angebettelt oder zum Geschäft aufgefordert zu werden. Begeisternswert ist die "Fressmeile", eine schmale Gasse innerhalb des Marktes, an denen zu beiden Seiten Restaurantbetriebe (d.h. eine Küche) angesiedelt sind. Davor stehen ein paar Tische. Die Speisen sehen appetitlich aus, kosten wenig und schmecken sehr gut. Das lassen wir uns nicht entgehen. Auch modernere Geschäfte gibt es in klimatisierten Gebäude-Komplexen, aber die Mondänität wie im Einkaufszentrum in der Rodney Bay erleben wir hier nicht. Zufrieden mit unserem Besuch fahren wir mit dem Bus wieder zurück. Das System ist hier das gleiche, wie in Grenada, nur noch billiger. Die ca. 12 km kosten umgerechnet 70 cent. Als der Fahrer, nachdem als letzter Gast endlich eine alte Dame zugestiegen ist (bevor die Kiste nicht voll besetzt ist, fahren die an den Endstationen nämlich nicht los), anfährt, bevor diese sich hat setzen können, brüllt eine daneben sitzende, jüngere Frau den Fahrer quer durch den Kleinbus an, ob er nicht warten könne, bis die Lady Platz genommen habe. Zivilcourage ist hier offenbar kein Problem.

 

Nach einem leckeren Eis in der IGY Marina fahren wir an Bord zurück und machen den ersten Getriebeölwechsel an unserem neuen Außenborder. Heute haben wir keine Lust mehr auf Halligalli und bleiben deshalb an Bord. Das wird belohnt mit einem der schönsten Sonnenuntergänge. Wir erleben den perfekten Green Flash, das Grünwerden der Sonne in den letzten Sekunden, bevor sie völlig verschwindet. Toll anzuschauen. Diesmal ist das sehr deutlich und relativ lange zu sehen.

 

 

Gegenüber der Marina in der Rodney Bay stehen feudale Villen am Wasser

 

 

Die IGY Marina ist voll beflaggt ...

 

 

... genau wie die ARC-Yachten, von denen schon mindestens 100 hier im Hafen liegen

 

 

Auf dem Markt in Castries. Lockenwickler im Haar stört hier offenbar niemanden

 

 

Wir warten auf unser Mittagessen, dass gerade hinter Christine zubereitet wird

 

 

Unser Mittagessen für 12 ECD, Thunfisch mit Reis, Nudeln, Gemüse und Salat

 

 

Mittagessen in einem abgeschatteten Gang auf dem Markt in Castries. Es geht etwas eng zu, wenn sich die Besuchermassen zwischen den Tischen und Stühlen hindurchschieben, aber das Essen schmeckt hervorragend und ist sehr preiswert

 

 

Die Hygiene auf den Fleisch-Ständen entspricht sicher nicht unseren europäischen Maßstäben

 

 

 

Freitag, 9. Dezember 2011, Rodney Bay, St. Lucia

 

Als erstes legen wir uns heute morgen noch dichter an den Strand, sozusagen von der dritten in die erste Reihe. Dann fahren wir los, um die Einklarierungsformalitäten zu erledigen. Wir sind erstaunt, wie viele von den 225 gestarteten ARC Yachten schon angekommen sind. Das schnellste Boot hat die Strecke von Gran Canaria nach St. Lucia in 11 Tagen geschafft, und das war noch nicht einmal ein großer Kat oder ein besonders langes Schiff, sondern eine 47iger, allerdings mit professioneller Crew. Wahrscheinlich sind die die vollen 11 Tage mit Spinnaker gefahren.

 

In der Marina ist echt der Bär los, nicht zu vergleichen mit unserem letzten Besuch im März. Viele Schiffe sind über die Toppen geflaggt, überall sind Stände aufgebaut und es gibt natürlich ein Programm mit vielen events. Auch im Customs und Immigration Büro treten sich die Yachties auf die Füße.

 

Am Abend sind wir zum sundowner an der Marina Bar. Wir ergattern einen freien Tisch und weil da noch ein paar Stühle frei sind, gesellt sich nach und nach eine immer größer werdende deutschsprachige Gruppe dazu, mit denen wir schließlich den weiteren Abend verbringen. Heinz, Pauli und Erika sind ehemalige Segler, die seit fast 20 Jahren hier ihre Zeit verbringen und seit kurzem vom Boot auf gemietete Bungalows umgestiegen sind und sich ansonsten aufs Golfspielen verlegt haben. Simone und Clemens segeln auch schon seit 18 Jahren in diesem Revier und sind mit Chartertouren auf ihrer Paloma, einer 47 jährigen, 62 Fuß Dübbel und Jesse Ketsch, offenbar sehr gut ausgelastet. Nach ein paar Drinks verlagern wir den Abend in den Ort Gros Ilet, wo es Freitags immer ein Straßenfest gibt, ähnlich dem Fish-Friday in Gouave in Grenada. Für wenig Geld kann man alle möglichen Leckereien erstehen. Außerdem gibt es Musik, Tanz und verschiedene Verkaufsstände. Es ist ziemlich viel los und die Stimmung ist gut bei der Mischung aus weißen Seglern und schwarzen Einheimischen. Wir haben wieder eine Menge neues über Revier und Menschen erfahren und wieder einmal gibt es gleich eine ganze Reihe gemeinsamer Bekannte.

 

 

 

 

 

 

 

 

Simone, Heinz und Pauli sind Mitglieder der "St. Lucia Connectione"

 

 

Auch als wir kurz vor Mitternacht wieder in die Marina zurückkommen (weil dort unser Dinghy liegt), erleben wir nochmal Halligalli. Hier spielt eine Live-Band, und erstaunlicherweise sind auf der Tanzfläche deutlich mehr Einheimische, als Segler. Viele schwarze Mädels sind ziemlich herausgeputzt und manche von ihnen sind sehr nett anzuschauen.

 

 

 

 

 

Donnerstag, 8. Dezember 2011, von Bequia nach St. Lucia, Rodney Bay

 

Als wir um 3 Uhr aufstehen, sind wir tatsächlich schon ausgeschlafen, denn gestern abend sind wir um 8 ins Bett und auch gleich eingeschlummert.  Der Wind in der Nacht war schwach und so hat dann auch der Kat neben uns keine wirkliche Bedrohung dargestellt. Nur, als wir um 0315 den Anker aus dem Grund holen, kommen wir bis auf 2 m an ihn heran.

 

Bis St. Vincent können eine gute Stunde lang segeln, dann geht es im Lee der Insel unter Maschine durch das ruhige Wasser. Richtig toll wird es, als wir aus dem Windschatten herauskommen und ein leichter Ostwind weht, mit dem wir 20 Meilen über offenes Wasser bis in den Süden von St. Lucia segeln. Es gibt einige kräftige Winddrehungen von bis zu 150 Grad, schließlich haben wir für mehr als eine Stunde sogar einen Nordwestwind. Das Wasser ist ruhig, fast wie auf einem See und sogar Christine kann heute in ihrem Buch lesen. Mit 6 kn wahrem Wind können wir so 4 bis 5 Knoten schnell sein, da uns keine Welle bremst. Wir sind den ganzen Tag schon am Wind gesegelt und haben schon ein paar Wenden gefahren, aber am Nachmittag stellt sich dann ein Nordwind ein, der permanentes Kreuzen erfordert. Aber bei diesen Bedingungen, Wind zwischen 8 und 12 Knoten, dabei keine Welle, macht das Segeln richtig Freude.

 

Zwischendurch hauen wir die Angelschnur über Bord und fangen nachmittags einen kleine Thunfisch, vielleicht 25 cm lang. Dass der sich überhaupt an den Köder getraut hat, ist schon erstaunlich, denn der ist fast so groß, wie der Jäger selbst.

 

Die letzten 7 Meilen machen wir dann doch unter Maschine, um nicht allzuspät anzukommen. Als wir an der Hauptstadt St. Lucias, Castries, vorbeikommen, sehen wir gerade ein Kreuzfahrtschiff auslaufen, ein anderes liegt vor Anker, schon unter voller Beleuchtung. Vor dem Abendrot ist das ein toller Anblick.

 

Am Ende des Tages haben wir 75 Seemeilen durchs Wasser zurückgelegt, über Grund waren es wahrscheinlich 10 Meilen mehr, weil uns der Strom meist kräftig geschoben hat. Als wir in die Rodney Bay einlaufen, ist es schon dunkel. Wir manöverieren uns vorsichtig durch die vielen Ankerlieger hindurch und schmeißen das Eisen schließlich um 1845 südlich der Einfahrt zur Marina in den Sand, nicht weit von unserem letzten Ankerplatz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 7. Dezember 2011, Bequia, Admiralty Bay

 

Winston Sargeant und sein Mitarbeiter stehen schon um 8 "auf der Matte". Übersetzt heißt das, sie kommen mit ihrem Holzboot und 29 PS Yamaha angeschippert, um sich ihres Auftrags anzunehmen, nämlich unsere Bordwände zu polieren und den Flugrost vom Edelstahl zu entfernen. Da wir im April mit dieser Arbeit sehr zufrieden gewesen sind, ist uns das auch heute wieder 700 ECD wert. Während draußen poliert wird, schlage ich mich mit der Technik herum. Die neu gekaufte, wetterfeste WLAN-Antenne kriege ich nicht ans laufen, jedenfalls nicht zuverlässig. Und plötzlich funktioniert die, die wir schon hatten, auch nicht mehr. Was macht man dann? Computer runterfahren und wieder rauf, software deinstallieren und wieder neu aufspielen, und und und .. Damit vergeht der Vormittag und am Ende funktioniert zumindest die alte Antenne wieder. Wie zuverlässig, kann ich noch nicht sagen.

 

Nachmittags düsen wir ins Örtchen zum Ausklarieren. Bei der Gelegenheit holen wir auch unsere Näharbeiten ab. Ursprünglich hatten wir die Bezüge für unsere 4 uralten Kapokkissen selbst nähen wollen und uns das Material, also Stoff und Reißverschlüsse, in Grenada besorgt, aber für 6 Euro pro Bezug wollen wir das sicher nicht selbst tun und dann vielleicht noch ein schlechteres Ergebnis haben. So gut, wie die Lady hier in ihrem kleinen Nähshop hätten wir das jedenfalls nicht hingekriegt.

 

Mittlerweile liegt in der Bucht auch wieder das größte Segelschiff der Welt, die Royal Clipper, ein majestätischer Anblick. Hier geben sich die Rahsegler sozusagen die Klinke in die Hand, denn gestern kam eine dänische Brigg zum übernachten an die anchorage. Leider müssen wir uns am Abend über eine Chartercrew eines Katamarans ärgern, die viel zu dicht bei uns ankern und ihren Anker nicht einmal einfahren. Beim Schnorcheln sehe ich, dass deren, auch noch viel zu kleiner Sandforth, kein bisschen eingefahren ist, sondern lose auf dem Sand liegt. Ich schwimme rüber und erkläre die Lage, bitte, man möge zumindest mal das Grundeisen einfahren. Aber entweder, die haben mich überhaupt nicht verstanden, oder es sind Ignoranten. Schlechte Seemänner sind es sowieso. Sie unternehmen nämlich nichts. Wir wollen um 4 in der Nacht ankerauf gehen und verspüren wenig Lust, jetzt noch umzuankern. Für die Nacht ist jedenfalls kein starker Wind angesagt. Morgen liegen 70 Meilen vor uns, aber wir werden wohl einen Großteil motoren und dann ein Stück kreuzen müssen, d.h. am Ende können aus den 70 auch gut 100 Meilen werden und dann sind wir sicher 20 Stunden unterwegs.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 6. Dezember 2011, Bequia, Admiralty Bay

 

Frisches Baguette und Bananenkuchen kriegen wir heute ans Boot gebracht, nicht ganz billig (Baguette 3 Euro), aber schließlich muss man diesen Service ja auch irgendwie entlohnen und das tun wir schließlich gern. Nach dem Frühstück geht es in das Örtchen. Diesmal ist viel mehr los, als im April. Mehr Geschäfte und Restaurants haben geöffnet und es scheinen mehr Touristen hier zu sein. Yachten liegen nach unserer Einschätzung dagegen etwas weniger vor Anker, als vor ein paar Monaten.

 

Wir bringen Müll weg, kaufen etwas Obst auf dem Markt, ziehen Geld am Automaten, tauschen Bücher im Bookswap (und bekommen sogar das erste, uns noch fehlende Buch der Stieg Larsson Trilogie) und erstehen ein paar andere Kleinigkeiten fürs Boot. Die Büchertauschbörsen hier sind wirklich klasse. Wenn man mal einen gewissen Bestand hat, kann man einfach tauschen und bekommt so jede Menge neuen Lesestoff – und das gratis. Ist doch toll! Heute haben wir sogar mehr Bücher abgegeben, als wir mitgenommen haben. Weil wir uns ja schon so gut auskennen, nehmen wir unser Mittagessen wieder einmal am kleinen Imbissstand ein. Für 10 EC gibt es Chicken-Roti, in Fladen eingewickeltes Hühnerfleisch mit Breadfruit und Gemüse. Richtig was zum satt werden. Wir bekommen auch mit, dass der kleine Junge der Betreiberin, ein ausgesprochen niedlicher Junge, offenbar seine Mutter mit irgendetwas bedrängt. Sie erklärt uns lachend, der Junge, vielleicht 6 oder 7 Jahre alt, hätte gern ein Blackberry Handy, weil das in der Schule alle haben würden. Das wird wohl etwas übertrieben sein. Vermutlich gibt es gerade mal einen Klassenkollegen, der gerade so ein Ding neu bekommen hat.

 

Am Nachmittag laden wir Sabine und Kai mit ihrer kleinen Tochter Kira zum Kaffee ein. Sie ankern mit der Samika, einer Dehler 31, in unserer Nähe. Wir hatten die drei schon einmal in St. Georges als Ankernachbarn und kennen uns von daher.  Mit der Dehler 31 verbinden mich zwei Dinge: Zum Einen war es das erste Charterboot, mit dem ich vor über 20 Jahren in der Türkei unterwegs war, zum anderen ähnelt das Boot doch zumindest äußerlich sehr unserer Dehler 28, die wir am Neusiedler See hatten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 5. Dezember 2011, Admiralty Bay, Bequia

 

Heute ist ein schöner Tag mit wenig Wind und viel Sonne. Nach dem Frühstück gehen wir deshalb gleich mal eine Stunde schnorcheln incl. Strandspaziergang. Danach kleinere Instandhaltungen/Reparaturen, lesen an Deck.

 

Am Abend genehmigen wir uns einen Sundowner im Frangipani Hotel. Vom letzten mal wissen wir, dass die einen guten Pina Collada mixen. Auch die Pizzeria, die wir anschließend ansteuern,  kennen wir schon aus guter Erfahrung. Wir bestellen uns gemeinsam eine 15 inch Pizza, die so groß ist, dass wir uns das letzte "Kuchenstück" als doggy-bag einpacken lassen. Dass wir die Leckerei tatsächlich 5 Minuten später an einen treu blickenden, herrenlosen Mischlungshund verfüttern würden, der uns bis zum Dinghy verfolgt, hätten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Wir haben dem Tierchen jedenfalls eine große Freude gemacht und damit zu guter Letzt noch eine gute Tat an diesem Tag verbracht.

 

Die Rückfahrt zum Boot ist mal wieder traumhaft schön. Das Wasser spiegelglatt und glasklar. Im Mondschein können wir den Grund erkennen und es ist romantisch schön, in Gleitfahrt dar