Donnerstag, 30. September 2010

 

Gestern rief Thomas an, dass unser Relief Band eingetroffen ist. Die Post ist schnell. Damit hatten wir gar nicht gerechnet und deshalb sind wir auch noch nicht ganz startklar für die Weiterreise. Thomas holt uns in der Früh am Hafen ab, wir dürfen noch mal Wäsche mitbringen. Während die Waschmaschine läuft, sitzen wir wieder auf der schönen Terrasse und beschäftigen uns mit software. Ich habe meinen neuen Mini-Laptop mitgenommen und nun doktern wir zu zweit daran herum. Zwischenzeitlich stehen 4 Laptops auf dem Tisch. Nach zwei Stunden wird beschlossen: Ich kaufe ein externes CD Laufwerk. Thomas fährt mich mit dem Motorrad zum nächsten Media Markt me too.  Meine Schätzung war ziemlich richtig: Für € 48,90 gibt es so was zu kaufen, die Auswahl ist riesig. Modell A in weiß, rot und schwarz. Das war's. Aber mehr will ich ja auch gar nicht.

 

Die Freude ist groß, denn mit diesem Laufwerk ist die Installation von Office 2003 ein Kinderspiel. Die service packs und ein paar andere Sachen lade ich noch aus dem Internet runter, auch auf der Terrasse, denn dort gibt es selbstverständlich ein brauchbares WLAN. Sogar meine externe wifi Antenne kriege ich ans Laufen. Na prima.

 

Wir bekommen das Auto von den beiden geliehen und machen einen Groß-Einkauf. Unser Beiboot ist später ganz schön voll. Den Termin der Weiterfahrt werden wir in Abhängigkeit vom Wetterbericht festlegen. Weil in den nächsten Tagen Flaute angesagt ist, werden wir u.U. erst am 4.10. losfahren.

 

  

 

 

 

Mittwoch, 29. September 2010

 

Heute scheint fast den ganzen Tag über die Sonne. Wir sind lazy, bleiben an Bord und lesen. Beobachten das Kommen und Gehen von Seglern und Kreuzfahrern sowie der diversen Ausflugskatamarane und Hochseeangler. Apropos: Neulich hatte ich mal die Idee, auf so einem Hochseeangeltörn mitzufahren, um etwas darüber zu lernen, also z.B., wie man einen Tunfisch abmurkst oder später ausnimmt. Die 7 Stunden sollten 225 Euro kosten. Das fand ich dann doch etwas reichlich überteuert. Werden wir also learning by doing machen müssen.

        

 

 

Dienstag, 28. September 2010

 

Bus Nummer 81 fährt uns ins Nonnental, nachdem wir mit dem Schlauchboot übergesetzt, und noch ein  Eis gegessen haben. Die Strassen sind ein Wahnsinn: Steil, kurvig, teilweise schlecht im Belag, manchmal geht es neben der Strasse mehrere hundert Meter steil bergab. Das kann man hier nur so bauen, weil es nie Schnee gibt und kein Schneepflug da rauf oder runter muss.

 

 

Noch wahnsinniger sind die Fahrer, die mit einem Affentempo da entlangfahren. Nun bin ich ja nicht besonders ängstlich, aber heute habe ich mir doch das eine oder andere mal gewünscht, dass der Fahrer kerngesund und nicht herzinfarktgefährdet ist und die Bremsen der Busse häufig genug inspiziert werden. Wir fahren jedenfalls über 1000 m hoch. Das Nonnental ist mehr ein Kessel, als ein Tal. In welche Richtung man auch blickt, spätestens nach 2 km fällt der Blick auf eine Berg- oder Felswand. An einigen Stellen hat es gebrannt und auch die Auswirkungen der Wasserkatastrophe vom 20. Februar sind noch sichtbar, aber sonst ist alles sehr sehr grün. Wir steigen zu Fuß ins Tal hinab, bewundern Esskastanienbäume, sammeln Walnüsse und nehmen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung auf, was in der Form geschieht, dass ein alter Mann mit Wollmütze auf uns zukommt, uns die Hand gibt, und beginnt, uns etwas – das entnehmen wir zumindest seinen Gesten – über die Katastrophen in diesem Tal zu erzählen. Wirklich verstanden haben wir kein einziges Wort.

 

Zurück an Bord werden wir Zeuge eines regen Platzwechsels der Kreuzfahrer. Zwei von diesen Riesen-Monstern verschwinden fast zeitgleich um 17 Uhr, ein neues läuft kurz darauf ein. Die geben sich hier permanent die Klinke in die Hand. Manche, die regelmäßig kommen, sehen wir schon zum zweiten Mal. Meistens laufen sie in der Früh ein, wenn wir noch schlafen, und verschwinden am Nachmittag wieder. Da die Generatoren ständig laufen, ist so ein Schiff die Quelle einer ständigen Geräuschkulisse. Heute kommt das Lotsenversetzboot richtig in Stress, wobei wir uns fragen, zu welchem Zweck bei dieser einfachen Ansteuerung (gerade Pier, genug Wassertiefe, kein Seegang) die Kapitäne für die letzten 300 Meter einen Lotsen brauchen. Und das beim An- und Ablegen gleichermaßen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 27. September 2010

 

Heute wollen wir endlich mal nach Monte. Das ist ein Ort oberhalb von Funchal auf 600 m Höhe mit einer Wallfahts-Kirche, in der der letzte österreichische Kaiser, Karl I. begraben liegt. Nach seiner Verbannung ist er 1922 auf Madeira gestorben. Auch Sissi soll öfter hier gewesen sein. Eigentlich wollen wir mit dem Bus rauf, aber als wir feststellen, dass wir eine Stunde auf die Abfahrt warten müssen, lassen wir uns von einem sehr gut deutsch sprechenden Taxifahrer überreden. Kostet das gleiche wie mit der Seilbahn. Zurück gehen wir zu Fuß und bewundern dabei die Korbschlitten, mit denen man auf der Straße herunterrodelt.

 

Da es draußen am Ankerplatz wieder ruhig aussieht, beschließen wir, die Marinagebühren von 38,50 € pro Tag zu sparen, und uns wieder an den Anker zu legen. Wir haben uns aus Deutschland das Relief Band schicken lassen und wollen jetzt so lange hier bleiben, bis es eingetroffen ist. Wir rechnen mit Donnerstag oder Freitag. Nach derzeitiger Vorhersage sollte dann auch der Wind wieder passend sein. Bei dem Ostwind und den Niederschlägen der letzten Tage haben wir sehr viel Saharasand an Deck bekommen. Vor dem Auslaufen machen wir noch Reinschiff und füllen die Tanks auf. Um 16 Uhr liegen wir wieder vor Anker.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 26. September 2010

 

Einen kleinen Stadtbummel verbinden wir mit dem Einkaufen von Lebensmitteln im Pingo Doce. Alle Geschäfte in den Einkaufszentren, inclusive Supermärkte, haben auch am Sonntag geöffnet. Gegen Mittag verschwinden die Belgier und wir müssen uns direkt an die Pier legen. Kein großes Vergnügen, zumal mitten auf der Mauer ein großer, starrer Ring angeschraubt ist, der ca 15 cm aus der Mauer heraussteht und bei halber Tide auf Höhe unserer Bordwand ist. Wir packen alles an Fendern, was wir haben, um diese Stelle herum, denn eine Punktbelastung mitten auf  unserer Außenwand könnte bei entsprechendem Druck eine ziemlich zerstörerische Wirkung haben.

 

Der Nachmittag frustet mich total, weil ich mit dem kleinen Notebook, auf dem ich dummerweise windows 7 habe installieren lassen, nicht klarkomme. Meine Office 2003 Programme lassen sich nicht draufspielen, weil die codes nur XP kennen, das Programm für die WLAN Antenne will er auch nicht erkennen, beim Öffnen meiner Exel und Word Dateien von der externen Festplatte stürzt das eingebaute Programm ständig ab. Auch nach 4 Stunden kein Fortschritt. Mist!!

 

Für den Abend haben wir Doris und Thomas zu uns an Bord eingeladen. Doris bringt frisch gepflückte Avocados aus dem eigenen Garten mit und Christine ist ganz aus dem Häuschen. Wir essen an Oberdeck, doch als die beiden dann schließlich nach Hause wollen, fängt es an zu nieseln.

 

 

 

 

 

Samstag, 25. September 2010

 

Eigentlich wollen wir heute mal auf den Monte hinauf, mit der Seilbahn oder mit dem Bus, aber kurz nach dem Frühstück werden wir aufgefordert, unseren schönen Liegeplatz am Schwimmsteg zu verlassen und uns wieder ins Päckchen gegenüber an die Pier zu legen. Allerdings geht das nicht sofort, sondern wir müssen warten, bis das außen liegende Boot ablegt. Das ist dann gegen Mittag. Also warten wir an Bord, verlegen dann schließlich wieder längsseits an die Belgier, die wir schon von vor einer Woche kennen (www.voilierfleurdelys.com steht an deren Großbaum) und sind gewiss, dass wir uns morgen schon wieder bewegen müssen. Unsere Belgier wollen nämlich morgen den Hafen verlassen und dann werden wir innen an der Pier liegen, was uns auch nicht so besonders freut, denn wir haben derzeit 2 m Tidenhub. Für ein paar Stunden kriegen wir plötzlich 6 Windstärken aus Südost und unser Päckchen fährt an der Pier ganz schön hin und her.

 

Ansonsten ist das Wetter schwül und wir sind träge. Nachmittags geht Christine shoppen und abends ist  lesen und Video an Bord angesagt.

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 24. September 2010

 

Dies ist ein Tag ohne Fotos. Der Vormittag vergeht mit Recherche (nach dem Reliefband) und Reiseplanung. Mittags gibt es ein ordentliches Schauer mit reichlich Wind und unsere Fender werden zwischen Boot und Schwimm-Steg sowohl durch den Staudruck wie auch durch etwas Dünung, die in den Hafen hinein läuft, ziemlich platt gedrückt. Dann nehmen wir den Vorschlag von Thomas an, und verabreden uns zu einer Wanderung am Nachmittag. Es geht an Doris und Thomas "Haus-Levada", die auch ihre Joggingstrecke darstellt, entlang. Leider regnet es immer wieder, aber dennoch haben wir einen guten Ausblick über die Hotels am Ufer unter uns. Am Scheitelpunkt der Tour nehmen wir einen kleinen Imbiss ein, bevor wir den Rückweg, diesmal am Strand entlang, antreten. Lange Arme gibt es dann noch am Ende, weil jeder zwei sixpacks Mineralwasser aus dem Supermarkt "nach Hause" trägt.

 

Den Abend verbringt Christine mit Lesen (Das Mond Amulett) und ich nutze die hervorragende Wlan Verbindung und ziehe mir ein paar Stunden lang utube Musikvideos aus den 70igern rein.

 

 

 

Donnerstag, 23. September 2010

 

Wegen des Geeiers (bei dem Wort spart word nicht mit roten kringeln) in der Nacht wollen wir noch einen Versuch in der Marina versuchen. Vorher baue ich noch die Verlängerung am Ankerbeschlag an, die Ulli uns hierher geschickt hatte.

 

Zunächst fahren wir an die Tank-Pier, füllen 95 Liter Diesel ein und fragen, ob wir nicht doch wenigstens einen Tag hier bleiben können. Zunächst ist man sehr abweisend. Als ich dann die 103,50 € mit 110 € cash bezahle und sage, er könne den Rest behalten, überlegt er noch einmal, ob nicht doch noch ein Platz frei ist. Er ruft seinen Chef an und dann kriegen wir einen tollen Platz am Ende eines Schwimmstegs zugewiesen. Wir liegen längsseits und brauchen nicht mal eine Mooring-Leine. Ein paar Tage könnten wir bleiben. Was sagt man dazu?

 

Beim späteren Besuch im Marina-Office erfahre ich, dass der Liegeplatz einem lokalen Bootseigner gehört, der eventuell am Sonntag wiederkommt. Nun, das werden wir sehen. Mit 38,50 € pro Nacht ist das hier jedenfalls die teuerste Marina, in der wir bisher waren. Dafür sind die Toiletten und Duschen unter aller Sau. Uralt und vergammelt, auch wenn offenbar täglich geputzt wird. Aber knappe Güter, in diesem Fall Liegeplätze, haben halt ihren Preis. Die sonstigen Facilities im Hafen, die wir auch vor Anker liegend schon genutzt hatten,  sind aber sehr angenehm. Es gibt eine Wäscherei, einen Laden mit Bootszubehör und Angelzeug, und auch ein kleiner Supermarkt liegt nur ca 200 Meter entfernt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 22. September 2010

 

Inselrundfahrt mit dem Kleinbus, d.h. deutschsprachige Fahrerin und Reiseleiterin nebst 7 deutschen Gästen, inclusive uns. Die Dame ist sehr kompetent, sowohl sprachlich, wie auch landeskundlich. Die Tour erschließt uns den Westteil, d.h. wir fahren eine Strecke an der Südküste, queren dann die Insel über das in 1400 m Höhe gelegene Hochplateau, fahren an der Nordküste gen Westen und schließlich wieder über die Berge zurück nach Funchal. Die Landschaft ist phänomenal, auf dem Hochplateau wandern wir ein Stück an einer Levada entlang und schauen dabei 1400 m tief  hinunter auf die Küste. Wir lernen einiges über Land und Leute, die Geschichte und die Topographie dieser schönen Insel. Die Strelizie wächst überall und ist das botanische Wahrzeichen der Insel. Auf der anderen Seite sind auch vielerorts noch die Auswirkungen der katastrophalen Regenfälle vom 20. Februar 2010 zu sehen.

 

Mittags essen wir im Rahmen der Rundreise u.a. gegrillten Espada, einen Tiefseefisch, der aus 800 bis 1000 m Tiefe geangelt und an die Oberfläche geholt wird. Laut Reiseleiterin gibt es diesen Fisch nur hier auf Madeira und in Taiwan. Kann auch nicht exportiert werden, weil sich der Geschmack, auch tiefgefroren, nach kurzer Zeit verflüchtigt. Durch den Druckverlust beim "Auftauchen" bekommt der Fisch seine charakteristische schwarze Farbe und die großen Augen. Eigentlich ist er silbrig, ca 1m lang, sehr schmal und mit furchterregendem Gebiss ausgestattet, wie wir von den Auslagen in Restaurants und Fischmärkten wissen. Schmeckt? Gut natürlich!  

 

Am Abend zaubert uns Thomas wieder etwas aus dem Wok. Wir sitzen auf der Veranda und atmen nebenbei den Geruch frischer Farbe, denn die Quinta kriegt einen neuen Glanz von außen. Irgendwann fängt es dann an zu regnen, was auf der Terrasse noch ganz schön ist, uns aber dann beim Gang zur Marina ganz schön nass werden lässt, weil wir nur einen Schirm dabei haben. Aus dem Schlauchboot kann ich erst mal 30 Liter Wasser rauspützen, da wir ja nicht auch noch die Sambalatschen total durchweichen wollen. Als wir aus der Hafeneinfahrt rausknattern, schwant es uns schon: Unsere Gipsy tanzt am Anker, wie eine Rodeokuh. In den letzten 5 Stunden hat Schwell eingesetzt, der sich an den Mauern bricht und unser Schiff sehr unangenehme Bewegungen vollführen lässt. Schlafen ist sehr mühsam, Christine kann bis 5 Uhr nicht einschlafen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 21. September 2010

 

Am Morgen steigen wir zu Doris und Thomas den Berg hinauf und fahren dann mit den beiden in die Berge zu einer Levada-Wanderung. Levadas sind offene Wasserkanäle, die vor langer Zeit gebaut wurden, vorwiegend um Felder zu bewässern. Das Wasser kommt aus den Bergen und wird über weite Strecken mit sehr wenig Gefälle um die Berge quasi herumgeführt. Neben der Levada ist ein schmaler Pfad, auf dem man im Gänsemarsch entlangwandern kann und der ursprünglich für Servicezwecke an der Wasserleitung angelegt war.

 

Auf dem Hin- und Rückweg staunen wir über tolle Ausblicke auf das Meer, steile und enge Strassen, in die Hänge hineingebaute Häuser, die teilweise nur über lange Treppen zu erreichen sind. In Camara do Lobos trinken wir Pancha, ein Madeirensischer Cocktail, der Zuckerrohrschnaps in großer Menge, Orangensaft und Honig enthält, der in das ganze Gebräu manuell eingequirlt wird. Schmeckt gut, haut um! Jedenfalls, wenn man mehrere davon trinkt.

 

Am Abend gehen wir mit Doris und Thomas in einem ihrer Stammlokale essen. Wir folgen der Empfehlung der beiden und so bestellen wir 4 mal Espetada, ein Rindfleischspieß, serviert mit Pommes Frites, dazu ordern wir Salat und vorweg geröstetes Fladenbrot mit Kräuterbutter und Knoblauch. Lecker.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 20. September 2010

 

Die Nacht am Anker war halbwegs ruhig, auch wenn es hier etwas Schwell gibt und das Boot ein paar Grad hin und her schaukelt. Beim Frühstück beobachten wir, wie ein benachbarter Ankerlieger seinen Hund mit dem Schlauchboot an dem steinigen Strand absetzt und den Hund "Gassi" gehen lässt. Der Hund muss dann hinter dem Schlauchboot her zum Schiff zurückschwimmen, eine Distanz von ca 150 Metern. Sah nicht so aus, als wenn das Tier sich auf die Schwimmerei freuen würde, so lange wie der sich am Strand geziert hat, ins Wasser zu gehen. Aber immerhin: Das ist wahrscheinlich die übliche Bewegungstherapie, die ihm verordnet wird.

 

Heute ist Stadtbummel angesagt mit dem primären Ziel, etwas von Funchal zu sehen, gleich gefolgt von dem Wunsch, in irgendeiner Apotheke dieses Relief Band zu bekommen, von dessen Wunderwirkung gegen jegliche Form von Übelkeit wir in Lissabon erfahren haben. Mindestens ein halbes Dutzend Farmacias haben wir abgeklappert, aber überall nur Kopfschütteln geerntet. Es war auch niemand bereit, mal etwas nachzuforschen. Alle haben uns zu anderen Apotheken verwiesen.

 

Das Highlight des heutigen Tages war jedoch der Friseurbesuch von Christine, die sich aus praktischen Erwägungen dafür entschieden hatte, sich von ihren langen Haaren zu trennen. Am Nachmittag regnet es oft. Insofern sind wir ganz froh, dass wir die Fahrt mit dem Schlauchboot trocken überstehen. Da die Bagger im Hafen heute morgen ihren Platz geräumt haben, verlegen wir 200 m weiter ins Hafenbecken hinein. Nach Osten und Süden sind wir aber immer noch relativ ungeschützt an diesem Platz.

     

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 19. September 2010

 

Um 11 sind wir zum Brunch bei Doris und Thomas eingeladen. Wir wollen uns gerade auf die Socken machen, als ein Marinabediensteter erscheint und uns freundlich, aber unmissverständlich klarmacht, dass wir unseren Liegeplatz verlassen müssen. Er zeigt mir den Zettel, wo offenbar neu ankommende Boote registriert werden, und auf diesem steht, mit Datum vom 17.9. geschrieben, dass keine neue Yachten mehr aufgenommen werden dürfen. Befehl vom Chef, sozusagen. Der Platz würde benötigt, um lokale Boote von den Schwimmstegen an die Außenpier zu legen, damit Baggerarbeiten im Hafen ausgeführt werden könnten. Befehl ist Befehl. Er gibt uns eine Gnadenfrist von 2 Stunden, die wir nutzen, um die beiden vorderen Wassertanks aufzufüllen. Um 11 verschwinden wir und eine Viertel Stunde später liegen wir draußen vor Anker, sehr ungeschützt vor allem vor östlichen bis südlichen Winden auf 12 m Wassertiefe und ziemlich dicht beim Ufer, das hier aus einem steinigen "Strand" besteht.

 

Das verspätete Frühstück findet trotzdem statt. Zwischen unserem Ankerplatz und einem kleinen Schwimmsteg, wo wir mit dem Beiboot anlanden, liegen 10 Minuten Fahrzeit. Thomas holt uns mit dem Wagen, damit es nicht noch später wird. Wir genießen frische Brötchen, Kaffee, Käse, Eier und viele andere leckere Sachen, wieder auf der wunderschönen Terrasse mit Meerblick, die wir schon vom Vorabend kennen. Christine entdeckt im Garten ganz begeistert einen Avocadobaum, während ich damit beschäftigt bin, die 4 Paketsendungen, die wir uns haben hierherschicken lassen, auszupacken. Neben einigem Kleinkram sind das vor allem die in Cowes reparierte Lichtmaschine und ein Mini-Laptop, den wir künftig für WLAN-Zugänge auf Land-Ausflügen mitführen wollen.

 

Doris und Thomas vermieten übrigens auch wunderschöne Zimmer mit Selbstversorgung in ihrem Haus. Wer an einem Madeira-Urlaub Interesse haben sollte, findet alle Infos und Bilder unter http://www.madeira-quinta.com.

 

Nachmittags bringt uns Thomas in Verbindung mit einem kleinen Einkauf im Supermarkt (die nicht im Zentrum gelegenen Geschäfte haben hier auch Sonntags geöffnet) zum Hafen zurück. Am Abend marschieren wir den Berg wieder hinauf. Thomas entpuppt sich als Künstler am Wok. Auf der Terrasse bereitet er ein köstliches Hähnchen-Gericht zu, das wir in großen Mengen mit Genuss genießen. Wir sind mal wieder weit nach Mitternacht in der Koje.

 

 

  

 

Samstag, 18. September 2010

 

Aufstehen um halb sieben, Ankerauf um 0745. An unserem Liegeplatz pfeift es ordentlich, doch als wir unterwegs sind, relativiert sich das schnell. Zwar sind wir kurz mal auf 7 Knoten, aber der Wind schwankt zwischen Stärke 3 und 4 aus NE mit einer Tendenz zu Ost, so dass wir ihn platt von achtern haben und die Speed zwischen 3 und 5 Knoten schwankt. Relativ hohe Wellen, viel Bewegung im Schiff. Die Segel schlagen wie verrückt. Machen einige Experimente: Erst nur die Genua. Ist zu langsam. Dann das Groß dazu, da fällt die Genua ständig ein. Dann das Groß mittschiffs. Bringt auch nichts. Am besten geht es schließlich mit dem Groß und gereffter Genua. Mit dem Bullenstander schlägt der Baum zwar nicht mehr nach Luv, aber das Segel selbst natürlich doch, und das jedes Mal mit einem Mordsgetöse. Im Schiff kann man es fast nicht aushalten, weil die Stange, in der das Vorliek des Großsegels geführt wird, von innen an die Mastwandung schlägt und einen Mordsradau macht. Das Segeltuch schlägt immer schön auf die Salingsnock und wird sich da wohl langsam schön aufreiben. Da muß demnächst präventiv ein Flicken drauf.

 

Als wir die Ost-Ecke querab haben, wird der Seegang deutlich schwächer, wir reffen die Genua aus und fahren Schmetterling, ohne Spi-Baum.. Kurze Zeit helfen uns 2 Knoten Strom. Und dann fahren wir auch wieder 5 kn durchs Wasser, etwas später sogar 7,5 kn. Da wir wieder in Landnähe sind und Handyempfang haben, kündigen wir Doris und Thomas per SMS den Zeitpunkt unserer Ankunft an. Die beiden fahren uns entgegen, doch gerade, als sie am Aussichtspunkt mit der Christus-Statue angekommen sind, erleben sie uns nur noch mit killenden Segeln, weil der Wind an dieser Hook schlagartig zusammengebrochen ist. Die letzten 2,5 Meilen fahren wir unter Maschine und parken rückwärts in einem freien Liegeplatz ein, den Doris und Thomas für uns schon ausfindig gemacht hatten. Zwei Dinge sind dann etwas ärgerlich: Erstens erfahren wir, dass wir hier nicht liegen bleiben dürfen, weil der Besitzer dieses Platzes zurückerwartet wird. Zweitens kriegen wir beim Anlegen die Mooringleine (bei dieser Art des Anlegens geht man mit dem Heck an die Pier, das Vorschiff wird von einer Leine gehalten, die an einem Betonklotz am Grund befestigt ist) in die Schraube. Wie wir später feststellen, liegt das u.a. daran, dass die Leine schwimmt, was sie normalerweise nicht sollte, und auch etwas zu kurz für unsere Schiffslänge ist. Unser Rope-Cutter vor der Schraube leistet insofern ganze Arbeit, als er die Leine durchschneidet, und der Motor erstmal weiterläuft. Das nach vorn zur Klampe laufende Ende hat sich jedoch um die Welle gewickelt und lässt sich von oben nicht lösen. Also muß ich ins Wasser, was mir insofern nicht besonders behagt, weil ich im Handbuch von dreckigem, öligem Hafenwasser gelesen und das jetzt auch mehr oder weniger optisch bestätigt finde. Nützt aber nichts. Mit einem scharfen Messer und drei Tauchgängen kann ich den Tampen schließlich losbringen. Man kann unter Wasser immerhin 1 m weit sehen. Dann müssen wir in ein Päckchen verlegen, wir außen, neben uns ein belgisches Schiff und an der Pier ein Franzose. Kletterpartie, um an Land zu kommen.

 

Am Abend sind wir bei Doris und Thomas eingeladen und dürfen auch schon unsere große Wäsche mitbringen. Die beiden wohnen in einer wunderschönen Quinta mit tollem Garten und Blick auf den Atlantik. Es gibt viel zu erzählen. Thomas und ich kennen uns aus Marinezeiten und wir haben auch zwei Jahre während des Studiums Tür an Tür gewohnt. Die 120 Höhenmeter zurück zum Schiff machen wir per Pedes ganz gemütlich in 30 Minuten und erleben  im Hafen noch open-air  Live-Musik und dazu tanzende Menschen. Um 1 Uhr liegen wir in der Koje.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

Freitag, 17. September 2010 

 Wir wollen ja doch noch mal etwas mehr von der Natur der Insel sehen und auch etwas in die Höhe. Also fahren wir mit dem Gummiboot – nein, es ist nicht knallrot – in den Hafen und machen uns auf die Socken. Im Restaurant erfragen wir den Weg und laufen gen Osten. Bald wird der Weg sehr steinig und geröllig, unsere Trekking Sandalen sind da nicht sehr ideal, aber nach rechts haben wir immer eine schöne Aussicht auf das Ufer unter uns und das smaragdgrüne Wasser.

 

Kurz vor "lands-end" endet der Weg und wir fragen uns gerade, ob wir hier in einer Sackgasse sind, als wir den Tunnel entdecken, der quer durch den Berg führt. Auf der Luv-Seite pfeift ein viel stärkerer Wind und es ist viel felsiger als im Süden. Im Sandstein verewigen wir uns mit unseren Namen (na ja, so lange wird es wohl nicht halten), wenn wir schon zu träge und wohl auch untalentiert sind, uns wie viele andere Yachten mit kunstvollen malings an der Kaimauer des Hafens ein Denkmal zu setzen.

 

Wir kommen wieder auf eine Straße und fragen uns, wieso da eigentlich Laternen stehen, bei so wenig Autos, die da fahren. Überhaupt scheinen die hier im Energieüberfluss zu schwelgen, denn die komplette Insel ist während der ganzen Nacht bestens illuminiert.

 

 Wir wissen nicht, ob es sein kann, aber den Greifvogel, der hoch über uns kreist, halten wir für einen Seeadler, so groß wie der ist. Die Straße führt uns ziemlich in die Höhe und wir haben einen phantastischen Blick auf den Hafen, unseren Ankerplatz und fast die gesamte Strandlänge. Zwischendurch trinken wir etwas in einem Restaurant mit Panoramablick und sind nach drei Stunden wieder im Hafen und zum Kaffee wieder an Bord. Das Gummiboot kommt aufs Vorschiff, denn morgen früh soll es losgehen nach Madeira.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 16. September 2010

 

Wir bekommen Besuch von der Polizei, 3 Mann hoch plus Drogenhund (ein sehr schöner Golden Retriever) nähern sich unserem Ankerplatz im Schlauchboot und bitten, an Bord kommen zu dürfen, sinnigerweise gerade zu einem Zeitpunkt, wo Christine draußen duschen will und deshalb nackt an Deck ist und ich mich auf der Toilette bei einem wichtigen Geschäft befinde. Nun, sie gedulden sich etwas, bevor dann schließlich der jüngste der Truppe mit einigen Schwierigkeiten zu uns an Bord steigt. Alles, was sie wollen, ist diesen Zettel vollzukriegen, den wir bisher in jedem portugiesischen Hafen, teilweise sogar mehrfach, ausfüllen mussten. Interessant ist auch diesmal wieder zu beobachten, wie wenig den Leuten an den tatsächlichen Fakten liegt. Der Sheriff fragt mich nach einem früheren Namen des Schiffes, und als ich Big Blue sage, will er Papiere dazu sehen. Als er dann mühsam seinen Wisch beschriftet, erzähle ich ihm, es gäbe keine früheren Namen, das Schiff habe immer Gipsy IIII geheißen. Das war ihm sehr recht! Dann schreibt er Daten von unseren Pässen auf. Weil das Schiff in Österreich registriert ist, notiert er der Einfachheit halber auch bei meinen Personalien "Austriaco". Schließlich sind mein deutscher und der österreichische Pass von Christine beide weinrot.

 

Columbus hat wohl seinerzeit auf Porto Santo gewohnt und aus diesem Anlass wird 3 Tage lang der 500. Jahrestag der Anlandung von Columbus auf dieser Insel gefeiert. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Da uns die Landung am Strand zu nass würde (in den Böen hat es 7 Beaufort, sonst 4-5, der Wetterbericht hatte Stärke 3-4 angesagt), verlegen wir die Gipsy dicht vor den Hafen, ankern dort und fahren dann mit dem Schlauchboot in die Marina, um so trockenen Fußes an Land zu kommen. Dafür haben wir 2,5 km per Pedes in den Ort. Die Kaimauer in der Marina ist lesenswert, denn dort haben sich hunderte von Bootsbesatzungen zum Teil sehr originell verewigt.

 

Das Fest findet am Strand, bei der alten, nicht mehr genutzten Pier, statt. Die zahlreichen Akteure sind mittelalterlich gewandet, es gibt die passende Musik und passendes Essen dazu und als Höhepunkt des Abends entsteigt Columbus dann der tatsächlich per Segel daherkommenden Santa Maria. Der Nachbau ist wirklich gut gelungen. Leider findet das ganze in der Dämmerung statt, so dass die Fotos Farbe und Schärfe vermissen lassen. Bei der Rückkehr an Bord kriegen wir doch noch etwas Wasser ab auf unsere erste Geige, denn die 200 Meter Entfernung vom Strand lassen bei diesem Wind schon kleine Wellen entstehen, die mehr als genug Spritzwasser erzeugen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 15. September 2010

 

Weil wir etwas näher zum Ort wollen, verlegen wir unseren Ankerplatz eine Meile weiter nach Südwesten und fahren jetzt auch etwas dichter zum Strand, wo wir am späten Vormittag mit unserem neuen "Gummihund" (so nannte Jörg von der Bora Bora immer sein Schlauchboot) auf einer kleinen Brandungswelle surfend, anlanden.

 

Der Ort ist sehr gepflegt, überall neu entstandene Gebäude. Man sieht, dass EU-Gelder hierher geflossen sind. In einem kleinen Zelt werden second hand Bücher zugunsten notleidender Tiere auf der Insel angeboten und für 6 Euro kaufen wir dort 2800 Seiten Lesestoff in Form von einem englischen und 5 deutschen Paperbacks. Mitten im Ort gibt es ein Internetcafé in dem man gratis surfen kann. Eine Stunde lang. Allerdings ist das System sehr langsam und wir haben es heute auch nicht so nötig, weil wir gestern abend am Ankerplatz auch per WLAN mal wieder super versorgt waren. Die homepage konnte aktualisiert werden und die Qulität reichte sogar für ein paar Skype Telefonate.

 

Wir sind ein paar Stunden unterwegs, sehen eine Katze auf dem heißen Blechdach (da gab es doch diesen Film, war der nicht mit Lizz Taylor und Paul Newman?) und fahren dann zum Kaffeetrinken wieder an Bord. Obwohl die See total ruhig aussieht, gibt es kleinere Brandungswellen am Strand und bis wir die mit unserem Schlauchboot überwunden haben, sind wir ziemlich nass und sandig.

 

Nach dem Kaffe wollen wir das mittlerweile wieder sonnige Wetter zu einer ausgiebigen Strandwanderung nutzen. Diesmal entscheiden wir uns, die 300 Meter an Land zu schwimmen, nachdem wir uns überzeugt haben, dass es keine Strömung gibt. Wenn man eine Brille trägt, ist so eine Aktion etwas lästig, denn der ablandige Wind lässt kleine Wellen entstehen, die mein Bemühen, die Brille trocken an Land zu bringen, kläglich scheitern lässt. Ich habe dann einen etwas gesalzenen Blick, aber der Strand ist wirklich wunderschön. Feiner Sand ohne Steine, ohne Muscheln, ohne Tang, ohne Müll. Wir entscheiden uns für den längeren Abschnitt von unserem Schiffsort aus gesehen und marschieren bis zum Ende Richtung Südwesten eine Stunde lang, dann wieder retour. In drei verschiedenen Publikationen wird die Länge des Strandes mit drei verschiedenen Längen angegeben: 6,5, 8 und 9 Kilometer. Wir wissen es nun genau. Es sind acht! Nachdem wir wieder retour geschwommen sind gibt es die zweite Auflage unseres Bohneneintopfs von gestern.

 

 

 

   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 14. September 2010

 

Es sieht toll aus. Erstmals auf dieser Reise ankern wir auf glasklarem Wasser. Von Deck aus können wir den Sandgrund in 8 m Tiefe gut sehen. Vor dem Frühstück ein Sprung ins Wasser. Sogar die Kette und der halb eingegrabene Anker lassen sich beim Schwimmen gut erkennen. Auch die Wassertemperatur ist sehr angenehm. Wenn wir dem Thermometer trauen dürfen, sind es 27,8 Grad, was gefühlt auch hinkommt.

 

Dann wird das neue Schlauchboot aufgeblasen, zu Wasser gelassen, und ausprobiert. Das Aufblasen geht erstaunlich schnell mit der beigepackten Fußpumpe. Auch  ein Manometer gibt es. Die Empfehlung lautet: 0,25 bar für die Seitenschläuche, 0,8 bar für den aufblasbaren Boden. Da glaubt man ja zunächst mal, man muß aufpassen, dass man das Ganze nicht mit zuviel Luft füllt, zumal auch in der Bedienungsanleitung davor gewarnt wird, ja nicht zu viel Druck entstehen zu lassen, in dem man das Boot in der Sonne am Strand liegen lässt. Ich erreiche 0,1 bar im Schlauch und 0,4 bar im Boden nach heftigem Pumpen und beschließe, dass das schon ganz schön stramm ist und reichen muß. Reicht auch, wie die anschließende Probefahrt in den Hafen zeigt.

 

Wir wollen weiter vor Anker liegen bleiben, weil wir noch genügend Wasser und Vorräte an Bord haben. Die Capitana möchte heute aber keine weiteren Aktivitäten sondern einen Ruhetag vor Anker mit Lesen, Schwimmen und Relaxen verbringen. Leider sind die Tage auf See für sie noch sehr anstrengend, weil die Übelkeit doch ein ständiger Begleiter bleibt, auch wenn diese sich im Laufe mehrerer Tage auf See sukzessive etwas verringert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 13. September 2010

 

Der Wind nimmt am Abend weiter ab und die Fahrt geht auf 3 Knoten runter. Das Schiff taumelt von links nach rechts und der Wind reicht nicht mehr aus, die Segel unter Druck zu halten, so dass sie ständig schlagen. Vor allem das Großsegel macht ein Mordsgetöse und erschüttert das ganze Boot und so rollen wir es dann um 3 Uhr ein. Die Genua fällt auch permanent ein und bläht sich dann für Sekunden auf um kurz danach wieder lose um das Vorstag zu schlackern. Zunächst erhält uns das noch 2 Knoten Fahrt, doch um 6 Uhr sind wir auf unter einem Knoten und entschließen uns, nun doch den Motor anzuwerfen und die Genua aufzurollen. Es ist noch stockdunkel, aber mit der Vorschiffsbeleuchtung kann man ganz gut sehen, so dass es kein größeres Problem ist, auch den Spibaum wegzunehmen. Diese Aktionen finden zum Wachwechsel statt, weil die Arbeit vorn deutlich leichter geht, wenn von achtern die Leinen gefiert oder dichtgeholt werden können. Um 6 sind es noch 95 Meilen bis Porto Santo, zu viel, um da heute noch – schon gar nicht im Hellen -  hinzukommen. Der Wetterbericht hatte die Entwicklung ziemlich exakt prognostiziert.

 

 

 

Seit Sonnenaufgang sehen wir einen anderen Segler hinter uns am Horizont, der wohl auch unter Maschine fährt, aber das Großsegel noch stehen hat, wie man im Sonneschein deutlich erkennen kann. Er fährt etwas schneller als wir, so dass sich die Entfernung ganz allmählich verringert. Allerdings wird er uns wohl in einem Abstand von 1 bis 2 Meilen passieren, so dass wir nichts näheres erfahren werden, wenn wir nicht über Funk noch Kontakt aufnehmen können.

 

 

Ein phantastisches Schauspiel erleben wir, gerade als wir zu Mittag an Deck unsere Melone mit Schinken (ein ganz toll schmeckender portugiesischer vom Pingo Doce) und Schafskäse gegessen haben. Christine entdeckt eine Delfinschule, die sich kurz danach vor unseren Bug setzt und uns dort geschlagene 15 Minuten begleitet. Wir sind beide ratzfatz auf dem schwankenden Vorschiff, um dieser Vorführung möglichst hautnah beizuwohnen. Christine denkt sogar an Fotoapparat und Camcorder. Die eleganten Tiere schwimmen dicht unter der Wasseroberfläche, großteils direkt unter unserem Bug, nicht mehr als eineinhalb Meter von mir entfernt. Ich bemühe mich, sie zu zählen, was gar nicht so einfach ist, weil sie ständig von einer Seite auf die andere schwimmen, sich an unserem Bug abwechseln, mal Backbard, mal Steuerbord sind, mal mit einem Affentempo vorausschwimmen und dann wieder, wie ein Torpedo, auf unsere Nase zugeschossen kommen und kurz vor uns elegant umdrehen. Es sind sieben, die uns da diese Freude machen, wie sie Luft holen, die Rücken aus dem Wasser schießen lassen und ständig ihren Kurs verändern. Die jagen wild durcheinander, ein Wunder, dass sie sich nicht gegenseitig abschießen. Die Leiber sind ganz deutlich zu erkennen, bei dem glasklaren, tiefblauen Wasser, dass nur noch aus Dünung und nicht mehr aus Wellen besteht, also eine spiegelglatte Oberfläche hat,  und der hochstehenden Sonne. Wir fahren unsere ökonomische Marschdrehzahl von 1700 Motor-Umdrehungen pro Minute, bei der wir ca. 2,5 Liter pro Stunde verbrauchen und die bei Flaute einer Geschwindigkeit von 5,5 Knoten durchs Wasser entspricht. Die Delfine können da spielend mithalten und deutlich schneller schwimmen. Wenn man ihnen dabei zuschaut, wie flink, wendig und lebendig sie sich in den drei Dimensionen bewegen, bekommt man ein neues Gefühl dafür, wie schnell wir eigentlich unterwegs sind. Bei der Betrachtung dieser quirligen stromlinienförmigen Körper unter uns, kommt uns die eigene Geschwindigkeit noch höher vor. Über Grund machen wir aber zur Zeit etwa einen Knoten weniger, weil uns offenbar ein nach Norden setzender Strom entgegensteht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Den ganzen Nachmittag nervt mich Sailmail. Das ist das Programm, über das via Kurzwelle emails und Wetterberichte auf See empfangen werden können. Das ist im Vergleich zum normalen email-Verkehr extrem langsam und sehr stark von den Ausbreitungsbedingungen abhängig, die wiederum z.B. von der Frequenz und Tageszeit, aber noch von vielen anderen Faktoren, bestimmt werden. Über diese Frequenzen werden auch unsere Positionen auf See und die Texte übermittelt. Heute habe ich bestimmt 2 Stunden oder länger im Laufe des Nachmittags damit zugebracht, eine freie Frequenz zu finden, auf der der Positionsreport übertragen und ein Wetterbericht empfangen werden sollte. Am Nachmittag gibt es 4 Frequenzen über einen belgischen, und 2 oder 3 brauchbare Frequenzen über einen Empfänger am Roten Meer. Alle waren permanent belegt. Es werden wohl einige Dutzend Yachten unterwegs sein, die diesen Service nutzen und die Frequenzen blockieren, denn eine Frquenz kann nur von einem Teilnehmer zur selben Zeit benutzt werden.

 

Am Abend kommt dann nochmal "unsere" Delfinschule zurück. Es sind wieder cirka ein oder zwei Handvoll Flipper, die da vor unserem Bug ihr rasantes Spiel aufführen. Wir setzen uns wieder auf die Bugspitze und schauen begeistert zu. Drei Tiere können wir nach kurzer Zeit an ihren markanten Kratzern auf dem Rücken unterscheiden. Noch toller wird es, als sich von Backbord achteraus eine zweite Gruppe anschließt. Jetzt toben mindestens 15 von diesen eleganten Kreaturen vor unserem Bug herum, springen jetzt auch viel mehr und höher als heute Mittag, manchmal fünfe gleichzeitig, und zweimal beobachten wir tatsächlich, wie zwei Tiere direkt vor unserem Bug mit den Seiten aneinanderstoßen, vielleicht 2 oder 3 Meter vor unseren Augen. Diesmal währt das Schauspiel 25 Minuten lang.

 

Da wir davon ausgehen, dass wir keinen Wind mehr bekommen werden und deshalb durchmotoren, rechnen wir damit, dass wir den Ankerplatz gegen ein Uhr nachts erreichen. In diesem Wissen verbringen wir fast den ganzen Tag gemeinsam, ohne zu schlafen, wie wir das bei unserem 3 Stunden Wachwechsel sonst in der Regel tun.

 

Um 21 Uhr ist es dunkel und wir sehen in der Kim das 123 Meter hohe Leuchtfeuer von Porto Santo auftauchen. 3 Blitze alle 15 Sekunden. Jedes Mal ein erhebendes Gefühl, wenn das Land nach einigen Tagen Seefahrt – wenn auch nicht unerwartet – aber doch plötzlich, auftaucht. Die Nacht ist sternenklar und wir können etwa eine Minute lang einen Satelliten beobachten, der mit einer irren Geschwindigkeit von West nach Ost über den Himmel rast und ungefähr doppelt so hell wie die Venus leuchtet. Wir sehen diesen "Sputnik" vielleicht in einer Höhe von 40 Grad über dem Horizont in einem Kreisbogen von cirka 90 Grad. In dem Maße, wie er in den Erdschatten eintritt, und nicht mehr von der Sonne angestrahlt wird, wird er dunkler und verlischt dann 20 Grad über dem Horizont. Habe ich in dieser Form auch noch nie gesehen und ist durchaus beeindruckend. Wir sind beide auf Wache und erwarten den Landfall in ca 4 Stunden.

 

Um 0115 ist der Anker gefallen und eingefahren. Wir liegen 600 m westlich der Hafeneinfahrt als einziger Ankerlieger auf 8 m Wassertiefe vor einem Sandstrand. Die ganze Insel ist gut beleuchtet. Wir sind sehr gespannt, wie das hier im Tageslicht aussieht.

 

 

Sonntag, 12. September 2010

 

Das heutige etmal ist mit 143 Seemeilen wieder sehr gut, aber der Wind hat am Vormittag deutlich nachgelassen. Um noch halbwegs Fahrt zu machen, baumen wir die Genua an Backbord mit dem "Spargel" aus und setzen das Groß an Steuerbord. Mit 12 bis 14 Knoten Wind kommen da bei diesem Seegang aber nur noch 4,5 Knoten Fahrt durchs Wasser heraus. Jetzt haben wir nur noch wenig Wind an Deck und deshalb ist auch erstmals auf dieser Überfahrt schön warm zum Sonnenbaden. Zwar ist die Luft immer deutlich über 20 Grad, auch in der Nacht, aber wegen des Windes tragen wir in den Nachtwachen doch die dicke Jacke.

 

Bei dem nachlassenden Wind und der noch hohen Welle genehmigt sich die Hydro mehr als 20 Grad Kursabweichung zu jeder Seite, was dazu führt, dass abwechselnd beide Segel den Wind von der falschen Seite kriegen und sich mit lautem Knall wieder aufblasen. Das ist nicht besonders materialschonend, sondern belastet Segel und Rigg ganz ordentlich. Also probieren wir mal aus, den Autopilot zusätzlich mitarbeiten zu lassen. Es wird dadurch tatsächlich etwas besser.

 

 

 

 

 

Samstag, 11. September 2010

 

Der Wind bläst die Nacht durch ziemlich konstant mit 5 bis 6 aus Nord. Die seitlichen Schlinger-Bewegungen unserer Gipsy sind zeitweilig ziemlich heftig. Um besser schlafen zu können, haben wir uns das Schlingerbrett zwischen unsere Kojen gebaut und benutzen ausschließlich die Luv-Koje. Das Schlingerbrett verhindert so, dass man zu weit nach Lee bzw. zur Außenseite rutscht, denn dort ist die Koje etwas kürzer, als in der Mitte. Diese Seite haben wir zusätzlich mit Polstern ausstaffiert, damit man auch auf dem Rücken und auf der Seite liegen kann, ohne zu weit hin und her zu rutschen. Am bequemsten liegt man jedoch mit seitlich abgespreizten Beinen auf dem Bauch und vor allem der Kopf pendelt dabei nicht ständig von einer auf die andere Seite. Nun ja, wir werden noch ein paar Tage auf See haben, um uns daran zu gewöhnen.

 

Der kräftige wind treibt uns gut vorwärts, haben mit 145 Seemeilen seit gestern Mittag unser bisher bestes etmal. In der Nacht oder am Morgen sind uns 2 kleine Tintenfische, wahrscheinlich mit etwas Gischt, an Deck geraten. Haben wir zwar beim Frühstück entdeckt, wollten wir aber dennoch nicht in die Pfanne hauen zumal uns beiden etwas flau im Magen ist.

 

Die Sonne scheint den ganzen Tag. Der Wind frischt am Abend nochmal auf und bläst eine Weile konstant mit 6. Jeder Wellenkamm hat eine weiße Krone und oft brechen die Wellen direkt hinter unserem Heck oder es entsteht eine Menge weißer Schaum, wenn wir mit dem Heck quer in ein Wellental abschmieren. Weil wir zeitwilig sehr stark anluven, nehmen wir die 4 Quadratmeter Großsegel, die noch standen, auch noch weg. Wir sind bisher sehr schnell unterwegs und wenn der Wind so bleiben sollte, können wir am Montag Nachmittag oder Abend in Porto Santo einlaufen. Laut Wetterbericht wird der Wind jedoch etwas weniger und es wird sich am Montag ein Tief vor uns entlang bewegen, das zunächst West- und dann Südwestwind bringen soll. Wir hoffen, dass wir bis dahin schon im Hafen oder am Anker sind. Die Hälfte der Strecke haben wir jedenfalls schon mal geschafft.

 

Auf dem ganzen Weg seit Lissabon keinen einzigen Fischer gesehen, dafür gibt es alle paar Stunden mal einen Tanker oder Containerfrachter, der unseren Weg kreuzt oder am Horizont entlangzieht.

 

Auch von Mitternacht zu Mitternacht haben wir einen guten Fortschritt erzielt, es sind sogar 148 Meilen.

 

 

Freitag, 10. September 2010

 

Bis deutlich nach Mitternacht hat es am Ankerplatz vor Cascais ordentlich geblasen, danach muß der Wind abgeflaut sein und es hat uns dann nur noch der Schwell geschaukelt. Beim Frühstück und nach dem Ankerauf um 0815 hatten wir jedenfalls fast Windstille und sind erstmal eineinhalb Stunden motort. Dann frischt der Wind innerhalb kurzer Zeit auf und am späten Vormittag bläst es mit 5 Bft aus Nord. Genau richtig, der Wind, allerdings taumeln wir in den 2-Meter-Wellen ganz schön hin und her. Unser Kurs ist Süd-West.

 

 

Am Nachmittag und Abend bläst der Wind stetig mit 4 bis 5, in den Böen auch mit 6 Bft. Die Hydrovane steuert in den schräg von achtern auflaufenden Wellen ganz passabel mit plus minus 20 Grad vom Kurs. Wir sehen eine Menge großer Handelsschiffe, die wohl alle durch die Meerenge von Gribraltar wollen oder von dort kommen. Zwei kommen uns sehr nahe, allerdings nicht so nah, dass wir uns fragen müssen, ob sie ihrer Ausweichpflicht uns gegenüber – als Segelboot – nachkommen werden.

 

 

Donnerstag, 9. September 2010

Wir revanchieren uns bei Maxi und Jörg mit einem Frühstück bei uns an Bord. Gerade sind wir fertig, da kommt der Anruf, dass unser Schlauchboot eingetroffen ist. Kurze Zeit später haben wir es an Bord, falten das Banana-Boot zusammen und verstauen den Haufen Gummi auf dem Kajütdach. Aufblasen können wir es ja später noch am Ankerplatz vor Cascais.

Dahin machen wir uns nachmittags um kurz nach drei auf den Weg. Zunächst hat es völlige Flaute. Eine Stunde vor Hochwasser strömt uns im Tejo das Wasser noch mit 1,5 Knoten entgegen. Bei Springtide wollen hier 3,5 Meter Wasser rein. Kurz hinter Belem ist plötzlich Wind da. Auf einen Schlag bläst es mit 5 Beaufort, in den Böen auch mit 6. Hoch am Wind liegen wir ganz schön auf der Backe, kommen aber gut voran, zumal dann der Strom mitläuft. Um 18 Uhr liegen wir am Anker, nicht unweit der Stelle, wo wir vor einer Woche schon einmal waren. Da es auch hier noch ungemindert pfeift, verzichten wir auf das Ausprobieren unseres neuen Beiboots.

 

Während des Abendessens wird uns eine Flugshow vom Feinsten geboten. Ein schwarzer Doppel- und ein roter Tiefdecker überbieten sich im Darbieten von Loopings, Rollen und anderen Kunststücken. Den absoluten Knaller hat der Typ mit dem Doppeldecker auf Lager: Erst lässt er in einem senkrechten Steilflug nach oben eine Rauchfahne ab, am oberen Scheitelpunkt gibt es dann zweimal einen lauten Knall wie bei einer Fehlzündung, dann hört man vom Motor nichts mehr und das Flugzeug trudelt unkontrolliert 50 oder 100 Meter nach unten, bevor man den Motor wieder hören kann und die Maschine abgefangen wird. Beim ersten Mal habe ich tatsächlich geglaubt, der stürzt gleich 50 Meter neben uns in den Bach.

 

Morgen früh wollen wir los Richtung Madeira, ca 500 Meilen liegen vor uns. Wir haben dann auch keinen Internetzugang mehr und die news des Tages werden zunächst nur auf den Positionsfähnchen unter "aktuelle Reiseroute" abrufbar sein.

 

  

 

 

 

 

 

Mittwoch, 8. September 2010

 

Den gestrigen Nachmittag haben wir dann überwiegend mit Lesen im Schiff verbracht. Wir beide haben ziemlich dicke Schmöker in der Mache und so stört uns das bisschen Regen nicht weiter.

 

Da wir morgen diese Marina verlassen, dann nach Cascais und übermorgen möglichst gen Madeira aufbrechen wollen, müssen wir unsere Vorräte wieder aufstocken. Mit Fahrrad und Klapp-Sackkarre ist das hier schwierig bei den großen Mengen, die wir einkaufen wollen, weil die doppelgeleisige Bahnlinie nach Estoril/Cascais zwischen der Marina und dem Supermarkt liegt. Die Unterführung in der Nähe hat weder Fahrstuhl noch Rolltreppe und so nehmen wir uns ein Taxi für den Transport. Der Kofferraum des Mercedes wird ganz schön voll.

 

Zur Bestückung unserer Notfallbox, die wir mitnehmen, wenn wir dann mal in die Rettungsinsel müssten, haben wir zwei 6er Kartons Müsliriegel eingekauft. Als ich mir über platzsparendes Verstauen Gedanken mache, muss ich unwillkürlich an meinen Job in der Markenartikelindustrie denken. Damals haben wir uns sehr viel Gedanken über die Verpackung von Lebensmitteln gemacht, was ja ein sehr komplexes Thema ist und mannigfaltige Facetten hat. Hin und wieder war auch das Thema "Mogelpackung" oder optimale Palettenausnutzung aktuell. Jedenfalls habe ich alle 12 Riegel leicht in eine 6er Packung reingekriegt und die ist jetzt platzsparend in der Notfallbox verstaut.

 

Am Nachmittag gehen wir dann getrennte Wege. Christine fährt nochmal mit dem Rad in die Innenstadt. Shoppen! Ich fahre in die andere Richtung zum Marinemuseum nach Belem und frage bei der Gelegenheit beim Händler nach, ob unser Schlauchboot schon da ist. Fehlanzeige.

 

Am Abend gönnen wir uns ein köstliches open-air-Dinner in einem der Restaurants an der "Lukullus-Meile" entlang der Marina unter der großen Tejo-Brücke. Ist zwar etwas laut von oben, dafür schmeckt das Langusten- und Krabben-Curry hervorragend und der Weißwein wird auch im Eiskübel geliefert.

 

Als wir zur Marina zurückkehren, treffen wir auf mehrere deutsche Segler von verschiedenen Booten. Bei Maxi (-miliane) und Jörg sitzen wir dann später noch im Cockpit ihrer 36iger Malö, trinken Rotwein und lassen den Abend nett ausklingen. Um kurz nach eins liegen wir in der Koje.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 7. September 2010

 

Segelboote sind wie andere Fahrzeuge auf See auch, laut Seestraßenordnung verpflichtet, des nachts Lichter zu führen. Um Energie zu sparen, dürfen Segler unter 20 Meter Länge die Farben Rot (Backbord), Grün (Steuerbord) und weiß (achtern) in einer einzigen Laterne im Masttop führen. So etwas gibt es auch in Kombination mit dem weißen Ankerlicht, dass als Rundumlicht ebenfalls sinnvollerweise an der Mastspitze angebracht wird. So eine Einrichtung befand sich auch bei uns an Bord und um weiter Strom zu sparen, hatte ich schon im vergangenen Jahr die beiden 20 Watt Halogenlampen gegen LED-Einsätze ausgetauscht. So ein LED-Einsatz besteht aus 27 einzelnen LEDs und kostet 20 Euro. Um so verärgerter war ich, dass diese Dinger bereits nach einem Jahr kaputt waren. Nicht nur, dass mal schnell 40 Euro hin sind. Man muß schließlich auch 17 Meter hoch, um sie auszuwechseln, ganz abgesehen davon, dass man das auf See vielleicht nicht rechtzeitig bemerkt und wenn man es bemerkt hat, man auch nicht unbedingt scharf darauf ist, bei Seegang zur Mastspitze zu klettern, die mit einer ordentlichen Amplitude hin- und herschwankt.

 

Weil dem nun mal so ist und mir die nette Dame bei SVB auch erzählt hatte, dass die Einsätze gerne mal kaputt gehen, habe  ich dann noch in Emden eine komplett neue 3-Farben-/Ankerlaterne mit LEDs bestellt. Die Dinger haben 7 Jahre Garantie und sind auch vom BSH und international zugelassen. Jetzt fuhr dieses 300 Euro-Teil also einige Wochen mit uns durch die Gegend und heute ist der Tag gekommen, an dem es endlich montiert werden soll. Keine ganz angenehme Aufgabe, deshalb hatte ich das so lange vor mir hergeschoben.

 

Also: Alle Arbeitsschritte gut durchdenken und sorgfältig das Werkzeug zusammensuchen (damit man nicht wegen jedem fehlenden Teil den Mast runter und wieder rauf muß). Die alte Laterne muß runter, dann müssen neue Löcher gebohrt und Gewinde in die Metallplatte oben auf dem Mast geschnitten werden, dann die Verdrahtung. Alles in einen Eimer, für das zu entsorgende Zeug noch einen Rucksack mitnehmen, Gurte angelegen und los geht's.

 

Der Ärger beginnt damit, dass die 3 Schrauben der alten Laterne so fest sitzen, dass ich die mit dem mitgenommenen Schraubendreher nicht los kriege. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass da einfach Schlitz-Blechschrauben drinsitzen. Ist doch sonst immer alles mit Kreuzschlitz, von denen ich verschiedene Größen eingepackt hatte.  Also tatsächlich gleich nochmal nach unten und einen größeren Schraubenzieher geholt. Das Wichtigste bei der Werkelei in luftiger Höhe ist, dass einem nichts runterfällt. Also alles gut festhalten und aufpassen, dass bei der Wühlerei im Eimer nach dem richtigen Werkzeug nicht irgendwas über den Rand kippt oder Kleinteile, wie Kabelverbinder oder Schrauben ihrem Bedürfnis, der Schwerkraft zu folgen, nachgehen.  Bin fast zwei Stunden da oben und schon nach 30 Minuten schmerzen die Füße (weil die auf den schmalen Maststufen stehen) und vor allem der Rücken (weil ich mich nach hinten in den Gurt lege, der aber nur 4 cm breit ist). Aber dann ist es doch geschafft und alles funktioniert. Gerade, als ich wieder unten bin, fängt es an zu regnen.

 

 

 

 

 

 

Montag, 6. September 2010

 

An diesem Tag wollen wir noch die zweite Hälfte unserer Bus- und Tramkarte ausnutzen. Zuvor radeln wir jedoch wieder Richtung Belem um in dem Laden, den wir am Samstag aufgesucht hatten, das Schlauchboot zu bestellen. Lieferzeit 2 bis 3 Tage. Bei der Gelegenheit werden wir fast von der "Kavallerie" über den Haufen geritten. Offenbar gibt es hier noch Polizei zu Pferde und das muß mindestens eine Hundertschaft sein. Bis ich den Fotoapparat draußen hatte, war schon mehr als die Hälfte vorbei. Ganz in der Nähe befindet sich auch der Präsidentenpalast, zünftig bewacht von zackigen Paradesoldaten in ihren Wachhäuschen, fast so, wie man das aus London und Kopenhagen von den Königshäusern kennt (nur die buschigen Fellmützen fehlen).

 

 

Ansonsten erleben wir heute die moderne Seite von Lissabon mit dem stylischen Einkaufszentrum Amoreiras, flanieren (in kurzer Hose und Sandalen) über die 90 m breite Avenida da Liberdade mit ihren vielen Reihen unterschiedlicher Baumarten und beidseits gesäumt von Boutiquen großer Schicki-Micki-Marken von Ermenegildo Zegna bis Prada, fahren an der Stierkampfarena vorbei (in Portugal werden die Stiere nicht in der Arena getötet) und genießen Kaffee, Eis und Bier (die Reihenfolge bleibt unser Geheimnis) in einem Straßencafé an einer der großen und zentralen Pracas mit Mosaikpflaster und Brunnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

Sonntag, 5. September 2010 

 

 

Geplant ist ein Besichtigungsprogramm per hop-on-hop-off-bustour. Gibt es im Kombipaket mit Tramtour, einer traditionellen Straßenbahn, die durch die gewundenen Gassen der Altstadt fährt. Das nehmen wir. Eine Haltestelle ist gleich in der Nähe unserer Alcantara Marina und so gestaltet sich das hop on schon mal sehr bequem. Heute sehen wir Lissabon sowohl von der Altstadtseite wie auch die moderneren Gegenden. Diese Stadt ist wirklich sehr sehr schön. Uns faszinieren die Kopfsteinplfasterfußgängerzonen mit ihren interessanten mosaikförmigen Ornamenten, die vielen gekachelten Häuserfassaden mit den schmiedeeisernen Balkonen, unzählige Denkmäler und Statuen und – wie es scheint – noch mehr Museen. Hier gibt es offenbar Besichtigungsstätten für alles und jedes: Ob Orientalisches, Elektrizität, Kutschen, Marine, Waffen, und und und …

 

Die Fahrt mit der alten Tram ist langsam und ruckelig. Die Garnitur selbst scheint antik, ist jedoch mit moderner Kommunikationstechnik ausgerüstet, so dass man ständig in fast jeder gewünschten Sprache über die Sehenswürdigkeiten informiert wird. Dabei sind manche Gassen so eng – und nebenbei auch noch extrem steil – dass der Fahrer im Schneckentempo um die Kurven fahren muß, um nicht an Häuserecken anzustoßen oder auch um in Haaresbreite an geparkten Autos vorbeizukarriolen. Wir lernen einiges über diese Stadt, u.a. auch, dass man die über 100 Meter hohe Christusstatue am Tejo in den 50iger Jahren aus Dankbarkeit dafür gebaut hat, dass Portugal nicht am 2. Weltkrieg teilgenommen hat. Wir machen in der Innenstadt natürlich auch wieder einiges zu Fuß und die Tour beschließen wir am Abend sogar noch mit einer einstündigen Wanderung am Tejo entlang, weil der Busfahrer uns das hop off wohl nicht gönnen wollte und bei unserer Aussteigestation einfach weitergefahren ist. Ursprünglich wollten wir am Abend noch in einem Fado-Lokal essen gehen, können uns aber nicht mehr aufraffen, von Bord zu gehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

  

 

 

 

 

 

 

Samstag, 4. September 2010

 

Wolkenloser Himmel. Wieder erwartet uns ein sonniger Tag mit Temperaturen um 30 Grad. Wie meistens, gibt es zum Frühstück Obst mit Joghurt, vermengt mit ein paar Haferflocken, Nüssen und Kürbiskernen. Die letzteren gibt es übrigens auch hier in Portugal in der Supermarktkette Pingo Doce zu kaufen. Die Firma Seeberger ist mit ihren Leckereien dort breit gelistet.

 

Heute sollen die Fahrräder zum Einsatz kommen. Wir fragen nach einem Laden für Schiffsausrüstung und erfahren, dass wir nach Belem radeln sollen. Ein toller Radweg am Ufer des Tejo entlang, zeitweilig fährt man mitten durch die open-air-Restaurants hindurch (zugegebenerweise soll man auf diesem halben Kilometer schieben, was wir zu dieser Tageszeit aber genau wie andere Radfahrer ignorieren) führt uns zu zwei anderen Marinas, dem Denkmal Heinrich des Seefahrers und dem Torre de Belem (von Seeseite kennen wir beide ja schon) und schließlich auch zu unserem ship chandler. Wir kaufen verschiedenen Kleinkram, von Segel-Reparatur-Tape bis zu ein paar Karabinern und werden auch über die Möglichkeiten eines Schlauchbootkaufs aufgeklärt. Wir überlegen uns nämlich, wegen der Wackeligkeit unseres Bananaboots auf ein Schlauchboot umzusteigen. Lieferzeit 3 Tage. Na ja, bis Montag haben wir uns Bedenkzeit gegeben.

 

Auf dem Rückweg sind mal wieder Lebensmittel angesagt. Diesmal ist es weniger als 1 Kilometer und mit dem Rad auch kein Problem. Was uns erstaunt: Gemahlenen Röstkaffee gibt es hier nur in sehr kleiner Auswahl und die meisten Sorten enthalten bis zu 60 Prozent Robusta. Das ist wahrlich nicht unser Kaffeegeschmack, aber was willste machen. Den Rest des Tages verbringen wir lesend und skypend an Bord. Die Internetanbindung via Wifi ist sehr gut und wir führen verschiedene Gespräche mit der Heimat. Wir wissen zwar nicht, wer uns diesen Service gratis zur Verfügung stellt, denn die Marina ist es nicht, aber das kann uns am Ende ja auch egal sein, solange es so prima funktioniert. Bin jedenfalls froh, dass ich die externe WLAN-Antenne gekauft habe. Normalerweise klebt das Ding per Saugnapf an der Inneseite der Scheibe. Um den Empfang zu verbessern, kommt es hin und wieder auch aufs Kajütdach.

 

Am Abend ist es noch angenehm warm und wir beschließen, zur Feier dieses schönen Tages die Flasche 96er Barolo zu trinken, begleitet von Baguettebrötchen mit Käse und Oliven. Als Musik dazu wählen wir Pavarotti und lassen uns das Mahl im Cockpit munden. Margit, der Wein war phantastisch!

 

 

Freitag, 3. September 2010

 

Der Morgen erwartet uns mit rot aufgehender Sonne und sanftem Nordwind. Um 8 holen wir den Anker aus dem Wasser. Und siehe da: Es hängt mal wieder was dran. Diesmal ein anderes "Grundeisen". Es ist ein am Schaft gebrochener CQR-Anker. In der einzigen Öffnung, die dieses Ding hat, hatte sich die Spitze unseres Rocna verhakt. Mit dem Bootshaken war der Rostklumpen aber schnell entfernt.

 

In der Bucht von Cascais können wir eindrucksvoll beobachten, wie sich die Atlantikdünung, die auf dem Wasser fast nicht zu bemerken ist, am Strand und an den Felsen und Mauern der diversen Häuser und Befestigungsanlagen aufsteilt und mit Getöse und weißer Gischt bricht.

 

Mit Nord-, ein wenig später mit Süd- und als wir gerade unter der großen Tejo-Brücke durchwollten, auch mit Ost-, also Gegenwind, segeln wir überwiegend gemächlich, mit einem Knoten Strom im Nacken, den Tejo hinauf, vorbei am Torre de Belem und dem Denkmal Heinrichs des Seefahrers. Unter der 70 Meter hohen Brücke des 25. April und unter den ausgebreiteten Armen der großen Jesus Statue an deren Südufer, kommen wir uns ziemlich klein vor. Den Kopf im Nacken schauen wir nach oben, wie sich unsere Mastspitze langsam unter der Brücke hindurchschiebt. Dass da in diesem Fall genug Raum nach oben ist, versteht sich ja von selbst. Anders war das,  als ich vor langer Zeit mit der Gorch Fock hier entlang fuhr. Damals konnte man von Deck aus das Gefühl haben, die 45 hohen Masten kratzen am roten Eisen der Brückenkonstruktion die Farbe ab.

 

Eine Meile hinter der Brücke biegen wir links ab in die Marina und müssen zunächst am Warteponton anlegen, weil die Fußgängerbrücke über der Einfahrt erst noch aufgeschwenkt werden muß. Kurz vor 12 liegen wir längs am äußeren hammerhead eines Schwimmsteges und erledigen die Formalitäten in der Marina. Wir wollen einige Tage hierbleiben.

  

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach der größten Mittagshitze machen wir uns am Nachmittag per pedes auf den Weg. Dabei gehen wir am Tejo ostwärts, weil wir uns zwei weitere Marinas anschauen wollen, die zentrumsnäher liegen. Es stellt sich aber nach eineinhalbstündigem Hatsch heraus, dass in beiden Marinas keine Segler liegen und unser Seehandbuch wohl recht gehabt hat mit der Empfehlung, in die Marina Alcantara zu gehen.

 

Einen Reiseführer für Lissabon wollen wir ja nicht schreiben, dafür sind wir auch viel zu wenig informiert. Die Stadt ist jedenfalls voller Leben, voller Hügel, voller (z.T. auch voller) Menschen, voller Touristen, voller wunderschöner Häuser, allerdings auch voller Halbruinen, voller Kirchen und voller Kopsteinpflaster. Demzufolge sind wir nach vierstündigem Marsch am Abend auch ganz schön erledigt. Den Rest sollen die Bilder erzählen.

 

Beim nächsten Ausritt werden wir jedenfalls lieber das Gummi unserer Fahrradreifen als das unserer Schuhsolen quälen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 2. September 2010

 

Heute sind wir den dritten Tag hier am selben Ankerplatz. Es ist interessant, zu beobachten, welche Schiffe gehen, welche kommen. Am ersten Tag lagen wir fast in der ersten Reihe vorm Strand und es waren mehrere andere Segler hinter uns (hinter uns heißt in diesem Falle südlich, denn wir haben seit einigen Tagen konstant Nordwind). Heute nach dem Frühstück im Cockpit hatten wir fast den Eindruck wir sind allein, denn hinter uns war plötzlich alles leer.

 

Wir entschließen uns zu einem Faulenzer- und Lesetag an Bord. Die Fahrt mit der Banane an Land wäre ohnehin ein nasses Unterfangen, denn der Wind bläst ordentlich und bei 20 cm hohen Wellen in der Bucht gibt es bei Motorfahrt schon ordentlich Spritzwasser. Am Nachmittag leisten wir aber dann doch noch etwas Produktives und nähen die lose gewordenen Fender"socken" wieder an. Für die Nichtsegler: Das sind in unserem Fall blaue Überzieher aus einem strapazier- und dehnfähigen Stoff, der die Fender vor Verschmutzung und Abnutzung schützen soll. Und weil wir gerade aktiv sind, putzen wir auch noch etwas Edelstahl.

 

Morgen wollen wir früh raus und den Tejo rauf Richtung Lissabon. Zur Marina de Alcantara, kurz hinter der Brücke des 25. April und citynah gelegen, sind es etwa 12 Meilen. Da um 11 Uhr Hochwasser ist und wir mit dem auflaufenden Wasser den Fluss raufwollen, müssen wir zeitig los und für unsere Verhältnisse früh aufstehen.

 

 

 

Mittwoch, 1. September 2010

 

Frühstück mit Tageszeitung und Focus in deutsch. Zwar nicht von heute, sondern schon gestern gekauft, aber immerhin. Danach Badesachen und Beachball eingepackt und mit dem Beiboot zum Strand. Ballspielen, lesen und sonnenbaden im Sand, wie hunderte andere Urlauber auch. Einem Norweger, der sich ganz interessiert unsere am Strand geparkte  "Banane" anschaut, kann ich die Vor- und Nachteile erläutern. Er will damit in den Schären herumschippern und hat wenig Lagerplatz für ein Boot.

 

Zum Kaffeetrinken fahren wir nachmittags zurück an Bord. Am Abend kocht der Skipper. Es gibt Kartoffel-Gemüse-Pfanne mit Thunfisch aus der Dose.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seit Sonnenaufgang sehen wir einen anderen Segler hinter uns am Horizont, der wohl auch unter Maschine fährt, aber das Großsegel noch stehen hat, wie man im Sonneschein deutlich erkennen kann. Er fährt etwas schneller als wir, so dass sich die Entfernung ganz allmählich verringert. Allerdings wird er uns wohl in einem Abstand von 1 bis 2 Meilen passieren, so dass wir nichts näheres erfahren werden, wenn wir nicht über Funk noch Kontakt aufnehmen können.

 

Seit Sonnenaufgang sehen wir einen anderen Segler hinter uns am Horizont, der wohl auch unter Maschine fährt, aber das Großsegel noch stehen hat, wie man im Sonneschein deutlich erkennen kann. Er fährt etwas schneller als wir, so dass sich die Entfernung ganz allmählich verringert. Allerdings wird er uns wohl in einem Abstand von 1 bis 2 Meilen passieren, so dass wir nichts näheres erfahren werden, wenn wir nicht über Funk noch Kontakt aufnehmen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 16. September 2010

 

Wir bekommen Besuch von der Polizei, 3 Mann hoch plus Drogenhund (ein sehr schöner Golden Retriever) nähern sich unserem Ankerplatz im Schlauchboot und bitten, an Bord kommen zu dürfen, sinnigerweise gerade zu einem Zeitpunkt, wo Christine draußen duschen will und deshalb nackt an Deck ist und ich mich auf der Toilette bei einem wichtigen Geschäft befinde. Nun, sie gedulden sich etwas, bevor dann schließlich der jüngste der Truppe mit einigen Schwierigkeiten zu uns an Bord steigt. Alles, was sie wollen, ist diesen Zettel vollzukriegen, den wir bisher in jedem portugiesischen Hafen, teilweise sogar mehrfach, ausfüllen mussten. Interessant ist auch diesmal wieder zu beobachten, wie wenig den Leuten an den tatsächlichen Fakten liegt. Der Sheriff fragt mich nach einem früheren Namen des Schiffes, und als ich Big Blue sage, will er Papiere dazu sehen. Als er dann mühsam seinen Wisch beschriftet, erzähle ich ihm, es gäbe keine früheren Namen, das Schiff habe immer Gipsy IIII geheißen. Das war ihm sehr recht! Dann schreibt er Daten von unseren Pässen auf. Weil das Schiff in Österreich registriert ist, notiert er der Einfachheit halber auch bei meinen Personalien "Austriaco". Schließlich sind mein deutscher und der österreichische Pass von Christine beide weinrot.

 

Columbus hat wohl seinerzeit auf Porto Santo gewohnt und aus diesem Anlass wird 3 Tage lang der 500. Jahrestag der Anlandung von Columbus auf dieser Insel gefeiert. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Da uns die Landung am Strand zu nass würde (in den Böen hat es 7 Beaufort, sonst 4-5, der Wetterbericht hatte Stärke 3-4 angesagt), verlegen wir die Gipsy dicht vor den Hafen, ankern dort und fahren dann mit dem Schlauchboot in die Marina, um so trockenen Fußes an Land zu kommen. Dafür haben wir 2,5 km per Pedes in den Ort. Die Kaimauer in der Marina ist lesenswert, denn dort haben sich hunderte von Bootsbesatzungen zum Teil sehr originell verewigt.

 

Das Fest findet am Strand, bei der alten, nicht mehr genutzten Pier, statt. Die zahlreichen Akteure sind mittelalterlich gewandet, es gibt die passende Musik und passendes Essen dazu und als Höhepunkt des Abends entsteigt Columbus dann der tatsächlich per Segel daherkommenden Santa Maria. Der Nachbau ist wirklich gut gelungen. Leider findet das ganze in der Dämmerung statt, so dass die Fotos Farbe und Schärfe vermissen lassen. Bei der Rückkehr an Bord kriegen wir doch noch etwas Wasser ab auf unsere erste Geige, denn die 200 Meter Entfernung vom Strand lassen bei diesem Wind schon kleine Wellen entstehen, die mehr als genug Spritzwasser erzeugen.