Montag, 31. Oktober 2011, Grenada Marine

 

Heute geht gar nichts weiter. Habe mir ja schon angewöhnt, vor 10 Uhr gar nicht erst nachfragen zu gehen, weil man dann zu hören bekommt, es sei eh noch sehr früh. Offizieller Arbeitsbeginn auf der Werft ist 8 Uhr! Nachdem in der letzten Woche doch viel weitergegangen ist, taucht heute aber niemand auf. Am zeitkritischsten sind die Fenster-Monteure und die Jungs, die den Unterwasseranstrich machen sollen. Von beiden Trupps keine Spur. Die Erklärung: Den Fensterjungs ist das Silikon ausgegangen und neues gibt es angeblich erst am Donnerstag, wenn man nicht bei Budget Marine welches bekommt. Und die Antifouling-Typen, wie auch eine ganze Reihe sonstiges Werftpersonal, ist heute früh nicht erschienen, weil sie zur Bank müssen, Geld ziehen, nachdem die Belegschaft den Wochenlohn am Freitag wegen eines Bankenstreits nicht hat abheben können. Wahrscheinlich holen die jetzt am Montag auch gleich den Wochenendeinkauf nach, denn sonst hätte ja zumindest am späteren Vormittag oder am Nachmittag jemand auftauchen müssen. Fehlanzeige. Damit scheint der Launchtermin am Donnerstag in ziemliche Ferne gerückt.

 

Etwas haben wir natürlich doch geschafft. Die neue Stopfbuchse ist montiert und der Drehflügelpropeller mit dem Spezialfett frisch abgeschmiert.  Für die Stopfbuchse habe ich mir diesmal einen Profi mit dazugeholt, weil die letzte ja nicht sehr lange gehalten hat. Und der meinte, Welle und Maschine seien nicht perfekt "in line", was bedeutet, dass die Motoraufhängung nachjustiert werden muß, wenn das Schiff im Wasser liegt. Außerdem habe ich Teakbretter zugeschnitten, die als Fundament für die Hochdruckpumpe des Wassermachers dienen sollen und an die Biegung des Unterwasserschiffs angepasst werden mussten.

 

Sundowner in der Bar (heute Cola Rum. Das besondere daran: mehr Rum als Cola. Mal was preiswertes für 3 Euro). Sehr nettes Gespräch mit Milan ("Fleumel"), dem TO Stützpunktleiter von den Kapverden, der sein hier gekauftes Boot demnächst via Brasilien nach Sao Vicente segeln will.

 

 

Sonntag, 30. Oktober 2011, Grenada Marine

 

Nachdem wir nun mit Lebensmitteln ausgestattet sind, versorgen wir uns heute komplett selbst an Bord. Zum Frühstück sind wir wieder bei Obst und Joghurt mit Kaffee angelangt, zu Mittag macht Christine Pita mit Gemüseaufstrichfüllung. Schmeckt lecker, ist allerdings etwas matschig und meine Idee, das ganze so zu essen, dass man den Rand der Pita über den Teller scihiebt und dann das Überstehende abbeißt, war dann doch nicht so gut, denn es landet eine Portion Gemüse in meinem Schoß. Auch am Abend macht Christine ganz was feines: Basmati Reis mit Hühnerfleisch und Ananas in Cocosmilchsauce. Weil es tagsüber ziemlich heiß ist unter Deck, hat sie den Großteil des Kochens schon um sieben in der Früh erledigt.

 

Das Leben in der Werft ist etwas strapaziös. Vor allem die Mücken machen uns morgens und am Abend zu schaffen. Besonders Christine leidet ziemlich darunter. Hoffen wir, dass wir hier bald wegkommen. Auf dem Arbeitsprogramm stehen nun noch zwei Fenster, die rausgenommen und wieder neu eingesetzt werden müssen, sowie eine Neuversiegelung weiterer zwei Fenster. Stopfbuchse neu einbauen und den Propeller abschmieren, drei mal Farbe unters Schiff. Das wären so die größten Brocken. Daneben müssen die Jungs von der Werft noch einige Nacharbeiten erledigen, vor allem Klebereste beseitigen und die Kielbolzen auf festen Sitz kontrollieren. Ich möchte mich jedenfalls selbst davon überzeugen, dass die die Muttern ordentlich angeknallt haben.

 

Mein Arbeitsprogramm heute besteht darin, ein Seeventil für den Einlass des Wassermachers einzubauen und das dauert tatsächlich den ganzen Tag. Ein paar Stunden gehen damit drauf, noch mal sämtliche Bauteile und Schlauchleitungen gedanklich durchzugehen. Ich baue sogar aus Karton Schablonen für die größten Teile. Das ist nötig, weil der Watermaker wohl erst Ende nächster Woche eintreffen wird und dementsprechend die Originalteile jetzt nicht zur Verfügung stehen. Der Platz ist eng und ich muß ein Brett ausbauen, damit später die 1,22 m lange Membran an ihren Platz kommen kann. Die Schrauben, die das Brett fixieren, sind kaum zugänglich und so dauert es über eine Stunde, bis die Sperrholzplatte draußen ist. Nachdem ich mich endlich entschieden habe, wo das Seeventil zweckmäßigerweise am besten sitzen soll, findet sich sogar ein passender, 26 mm Kreisbohrer, leider ist das aber die Billigvariante (eine Kreisscheibe mit mehreren runden Sägeblättern unterschiedlichen Durchmessers). Es gilt, 22 mm GFK und Kevlar damit zu durchbohren. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber es sind wohl zwei Stunden draufgegangen, bis das Loch drin war, Zwischenzeitlich musste ich die  Sägezähne mehrmals nachfeilen, weil das Blatt extrem schnell heißlief und stumpf wurde.  Auch das Gewinde der Feststellschraube, mit der die Säge auf dem Bohrer fixiert wird, gab schließlich den Geist auf. Als ich dann endlich durch war, war das Werkzeug endgültig im Eimer.

 

 wenn kaum Platz ist, um von hinten an eine Schraube heranzukommen, muß man kreativ werden

 Dieses Loch hat viel Zeit und Schweiß, sowie eine Kreisbohrer gekostet

So sieht der Decksdurchbruch von unten aus. Das Sieb soll größereGegenstände davon abhalten, in den Schlauch angesaugt zu werden. Im weiteren Verlauf des Wasserflusses werden ein Grobfilter und ein 20 Mü Feinfilter eingebaut.

 

 

Samstag, 29. Oktober 2011, Grenada Marine

Pünktlich um neun steht der Taxibus auf dem Hof, Eine bunte Seglergemeinde, derzeit alle auf dem Trockenen und im Schweiße ihres Angesichts schwer arbeitend, hat sich eingefunden. Wir sind zehn an der Zahl und der Bus ist schon voll, ohne dass wir etwas eingekauft hätten, denn genau das ist unser Ziel. Nach einer halben Stunde sind wir in St. Georges in der Spiceland Mall. Neben diversen Geschäften gibt es hier auch einen großen Supermarkt mit gutem Sortiment. Da wir so gut wie nichts mehr auf dem Boot haben, machen wir einen großen Einkaufswagen voll. Da auch die anderen mit größeren Einkäufen aufwarten, muss sorgfältig gestaut werden, Hinter der letzten Sitzbank stapelt es sich schon so hoch, dass die Heckklappe geschlossen und alle weitern Taschen durch die Seitenfenster eingeladen werden müssen. Es ist halb zwölf, unsere geplante Abfahrtszeit, alle sind da, bis auf die englische Lady, die zuvor geklagt hatte, dass eindreiviertel Stunden doch viel zu lang seien zum Einkaufen. Nach zehn Minuten taucht dann auch sie auf und wir fahren noch einen Getränkemarkt an, bei dem wir auf dem Hinweg unsere Bestellung aufgegeben hatten und nun die Ware abholen können. Jetzt wird es in dem Kleinbus richtig voll und gemütlich.

In der Werft müssen wir dann noch alles an Bord hochschleppen und verstauen, aber nun sind wir erst mal für ein paar Tage versorgt. Nach unserem Aufenthalt in Österreich fallen uns auch die höheren Preise hier deutlich auf. Ohne dass wir besonders teure Lebensmittel wie Fleisch oder Alkoholika eingekauft hätten, haben wir schnell mal 350 Euro ausgegeben zuzüglich 11 Euro für das Taxi, was für die Convenience allerdings ausgesprochen günstig ist.

Ein paar Fotos gäbe es natürlich auch, aber es gelingt mir schon seit Tagen nicht, welche auf die homepage hochzuladen. Entweder liegt der Fehler bei npage oder, was ich für wahrscheinlicher halte, es gibt ein Problem mit dem hiesigen Internet. Das wäre allerdings auch erstaunlich, denn vor drei Monaten hat noch alles prima funktioniert.

 

 

 

 

Freitag, 28. Oktober 2011, Grenada Marine

 

Heute ist die Luftfeuchtigkeit wesentlich höher, als gestern und es regnet auch öfters. Während gestern rege Betriebsamkeit bei uns an Bord herrschte, ist heute bis 9 Uhr 30 noch niemand erschienen. Nun, die Uhren ticken hier halt anders. Jedenfalls taucht am Vormittag dann doch noch die "Fenstercrew" auf und schafft bis zum Dienstende tatsächlich ein weiteres Fenster, diesmal das vordere an Steuerbord. Die Rigger tauchen erst am Nachmittag auf, um Restarbeiten, wie die fehlenden Splinte einzusetzen und anderen Kleinkram, zu erledigen. Den finalen Riggtrimm und die endgültige Spannung der Wanten wollen sie erst vornehmen, wenn das Schiff im Wasser liegt. Eigentlich hätten wir auch gern noch den Elektriker an Bord gehabt, um die Verkabelung von Radar, Beleuchtung  und Windmeßanzeige im Mast wieder anzuschließen, aber der will heute nicht und vertröstet uns auf Montag. Bin sehr gespannt, ob die gesamte Technik dann wieder funktioniert. Weil unser Wasservorrat zur Neige geht, sind wir gezwungen, zumindest einen unserer drei Tanks wieder aufzufüllen, was uns gar nicht gut gefällt, weil das Leitungswasser zur Zeit sehr stark gechlort ist. Das war vor 3 Monaten jedenfalls nicht der Fall. Womit immer das zusammenhängt, der Chlorgeschmack wird wohl im Kaffee noch deutlich durchschmecken.

 

Nach Feierabend gibt es freitags in der Bar immer ein größeres Beisammensein von Werftpersonal und Seglern. Es gibt eine relativ große deutschsprachige community, zu denen ich auch ein älteres holländisches Paar zähle, so dass wir wieder einige recht kurzweilige Stunden verbringen und interessante neue Stories hören.  Wir stellen wieder einmal fest, dass die Langfahrtseglerszene eine sehr bunte mit vielfältigsten Schattierungen ist.

 

 

 

 

 

Donnerstag, 27.10.2011, Grenada Marine

 

Heute ist Großkampftag an Bord. Man kommt gar nicht mehr dazu, alle Leute zu beaufsichtigen, die hier rumturnen. Nachdem gestern die Maststütze richtig gesetzt wurde, sind heute auch die noch offenen Holzarbeiten fertiggestellt worden, so daß jetzt auch die Bodenbretter wieder richtig liegen.

 

Das Steuerbord-Frontfenster wurde herausgenommen und wieder eingesetzt. Ein Arbeit, die immerhin einen ganzen Tag gedauert hat, teilweise mit zwei Mann. Bei den Jungs hat man zumindest den Eindruck, dass sie wissen, was sie tun. Die Scheiben müssen sorgfältig herausgelöst werden, damit sie ja nicht brechen. Das anschließende wieder einsetzen erfolgt in mehreren Arbeitsschritten und mit unterschiedlichen Klebern. Da die das dauernd machen, hoffen wir mal, dass wir nunmehr eine dauerhafte Lösung gefunden haben. Unterbrochen wird deren Arbeit von den Riggern, die in großer Anzahl auftauchen und den Mast stellen. Zuvor haben die Elektriker das sündteure, neue Radarkabel in den Mast eingezogen. Bei den Riggern wird wieder einmal die karibische Arbeitsweise deutlich. Obwohl die ja tagtäglich nichts anderes tun, hat keiner von den Jungs Splinte zum Sichern der Bolzen dabei. Einer wird losgeschickt, welche zu holen, kann aber keine finden. Die kommen also morgen erst rein. Wäre doch das selbstverständlichste der Welt, eine Toolbox dabei zu haben, in denen Splinte und sonstiges Zeugs in allen Längen und Stärken vorhanden sind. Nix da. Dann frage ich, ob sie die Gewinde der Wantenspanner nicht einfetten wollen (das muß man machen, weil Edelstahlgewinde unter Last sonst sehr schnell "fressen"). Ja, machen sie. Als ich dann wieder hinschaue, sind die Gewinde eingeschmiert wie ein Butterbrot mit reichlich Schmalz drauf. Könner machen so etwas mit einem Pinsel und nicht mit dem Zeigefinger. Da die Jungs Feierabend machen, bemühe ich mich, das Zeugs wieder runterzuputzen, damit bei dem nächsten Regen, die hier doch regelmäßig niedergehen, nicht die Schmiere an Deck läuft. Denn dort kriegt man sie schlecht wieder weg.

 

Zwischendurch bestelle ich in Trinidad einen Watermaker. Alles etwas mühsam, denn der große Laptop ist noch nicht ausgepackt und auf dem sind alle Dateien, Adressen, etc.. Da mir das Werkeln mit iPhone und kleinem Laptop dann aber doch zu umständlich wird, packe ich am Abend die große Kiste aus, was ich etwas hinausgezögert hatte, weil die dann auf dem Kartentisch steht und damit ziemlich in der Einflugschneise von allen Leuten, die hier derzeit an Bord ein- und ausgehen.

 

Heute morgen kam der Gemüsemann ins Gelände mit einem ansehnlichen Sortiment von Grapefruit über Papayas bis Kartoffeln. Da haben wir richtig zugeschlagen und einen kleinen Bestand angelegt. Zu Mittag gab es dann also erstmals wieder selbstgemachten Salat. Nach Feierabend gehen wir gerne in die werfteigene Bar auf einen kalten Drink und zum Schnacken. Wir haben schon wieder einige ganz interessante Typen kennengelernt, u.a. einen Deutschen, der ein Schiff gekauft hat, das hier schon ein Jahr auf dem Trockenen liegt und jetzt seefertig gemacht wird. Der Bursche ist ein ganz wilder Hund, hat bisher immer solo gesegelt, u.a. im Februar in den Lofoten (Norwegen) und von Brasilien nach Thailand nonstop.

 

 

Das neue Radarkabel wird in den Mast eingezogen

 

 

 So sieht der Mast von innen aus, aufgenommen von unten

 

 

Der Mast hängt im Kran

 

 

Rigger an Deck

 

 

Parallel zum Maststellen wird weiter an den Fenstern gearbeitet

 

 

Trotz Stufen am Mast zieht es dieser Knabe vor, außen am Mast hochzulaufen. Ein anderer zieht am Fall

 

 

Die Fenster werden erst mit einem Primer eingestrichen, erst dann kommt das Silikon drauf. Soll länger halten. Hoffen wir das einmal

 

 

Erst gar kein Fett, dann viel zu viel. Man muss wirklich bei allem dahinterstehen und aufpassen. Wenn man es einmal nicht macht, hat man später selbst die Arbeit, in diesem Fall, das überschüssige Fett wieder abzuwischen

 

 

Mittwoch, 26. Oktober 2011, Grenada Marine

 

Wer um 7 ins Bett geht, kann um 6 Uhr aufstehen. Das machen wir denn auch. Zum Frühstück gibt es Kaffee mit einem Müsliriegel (beides noch an Bord).

 

Zu Dienstbeginn habe ich ein intensives Gespräch mit dem Projektmanager der Werft, bei dem nun die volle Verantwortung liegt, da der technische Direktor seit 4 Wochen nicht mehr hier arbeitet. Da wir mit diesem die Arbeiten auf unserer „Baustelle“ besprochen hatten und er ein großes know-how zu haben schien, beunruhigt mich diese Tatsache zunächst. Aber Mark ist sehr entgegenkommend und nimmt meine Nachbesserungsforderungen entgegen und verspricht schnelle Abhilfe. Tatsächlich ist dann den ganzen Tag ein Kommen und Gehen. Die Maststütze wird gerade gestellt, der Tischler kommt und arbeitet die Unterkonstruktion der Bodenbretter wieder ein und ein weiteres Fenster wird entfernt und wieder eingebaut. Diese Arbeit ist besonders heikel, denn die Plexiglasscheiben sind aufgeklebt und, obwohl undicht an einigen Stellen, überwiegend dennoch fest mit dem Untergrund verbunden. Beim herausnehmen ist größte Vorsicht geboten, um die Scheiben nicht zu zerbrechen. Kurz bevor es am Abend anfängt zu regnen, ist die Backbord Frontscheibe wieder drin.

 

Zum Einkaufen sind wir auch heute nicht gekommen. Ich hielt es für besser, an Bord zu sein, wenn hier gearbeitet wird. Auch wenn ich den Eindruck gewinne, dass die Spezialisten jeweils ihr Geschäft verstehen und gute Arbeit leisten, kann ich doch den einen oder anderen input geben, der das Ergebnis verbessert. Die Arbeiter haben meistens nur ihren eigenen Job im Kopf und sehen nicht das Ganze. Außerdem fehlt es ständig an Werkzeug, was von irgendwoher besorgt werden muß, wenn ich nicht schnell aus unseren Beständen aushelfe. Einige der Jungs hier haben ein Leatherman am Mann, was relativ häufig zum Einsatz kommt. Große, umfangreiche Werkzeugkoffer kennt man hier wohl nicht. Der zweite Grund, der uns vom Einkaufen abhält, ist die Entfernung zu ordentlichen Einkaufsstätten. Also gehen wir im Werftrestaurant essen, heute chicken with rice and salad. Die Portionen sind wie immer lecker und reichlich.

 

Am Abend gehen wir erstmals baden, schließlich haben wir einen Strand hier, nur 100 Meter von unserem Stellplatz entfernt. Auch heute liegen wir wieder früh im Bett.

 

 

Das Backbord Frontfenster wird herausgenommen, gereinigt und anschließend mit Spezial-Silikon wieder eingesetzt. Eine langwierige und auch schweißtreibende Arbeit

 

 

Die Fenster werden mit einem hundsordinären Stanleymesser herausgeschnitten. Tatsächlich zerbricht keines der vier Fenster, die komplett ausgelöst und wieder eingesetzt werden.

 

 So sieht das neue Mastfundament aus. Auch die Unterlagen für die Bodenbretter sind wieder an ihrem Platz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 25.10.2011, Grenada Marine Werft

 

Wir stehen schon um 6 Uhr auf, packen unsere Sachen und übersiedeln an Bord. Wir sind etwas gefrustet von dem Haufen Staub und Dreck, der uns erwartet. Außerdem scheinen mir einige Arbeiten nicht gut ausgeführt. So steht z.B. die Maststütze unter Deck nicht senkrecht und die Bodenbretter, die mit Kreisausschnitten darum herum liegen sollen, passen eben deshalb nicht. Von den festen Seitenfenstern, die ausgebaut und neu abgedichtet werden sollten, ist nur eines erneuert und das Ergebnis sieht optisch nicht sehr schön aus.

 

Wir putzen den ganzen Tag. Frühstück gibt es nicht, denn das Restaurant in der Hotelanlage ist geschlossen und in der Werft ist wegen des heutigen Feiertages in der Früh auch noch nichts zu kriegen. An Bord ist auch kaum noch etwas, selbst das Trinkbare wird knapp und so sind wir am Abend kurz vor dem Verdursten, denn das Wasser aus der Leitung lässt sich nicht trinken. Wir behelfen uns, indem Christine einen Tee kocht, aber der ist verflixt warm bei dieser Hitze.

 

An diesem Tag haben wir beide einen Durchhänger. Christine am Vormittag, ich am Nachmittag. Wir gönnen uns jeweils eine Mütze Schlaf und fallen am Abend dennoch hundemüde um 19 Uhr in die Koje.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 24.10.2011, Reisetag

 

Dieses wird ein langer Tag. Vom Aufstehen bis wir wieder ins Bett kommmen, vergehen 24 Stunden. Es ist zwar etwas anstrengend, aber letztlich verläuft die Reise gemäß Plan, nur der Flieger von Barbados nach Grenada hat eine Stunde Verspätung. Nachdem wir von Zürich nach London und von London nach Barbados in großen Flugzeugen gesessen sind, fliegen wir die letzte Strecke mit einer Propellermaschine, einer Dash4, mir wohlbekannt von den vielen innerösterreichischen Flügen von Wien nach Innsbruck oder Vorarlberg. Das Problem für uns liegt heute darin, dass unser Handgepäck jeweils zwischen 10 und 12 Kilo wiegt, auf diesem Liat-Flug aber nur 5kg erlaubt sind. Wir haben Glück und unsere Gepäckstücke müssen nicht auf die Waage. Auch beim Zoll in Grenada haben wir Schwein. Der Beamte fragt, ob wir Gegenstände dabei haben, die fürs Boot sind. Ja, haben wir. Er möchte Details wissen. Ob die Dinge neu beschafft wurden und was sie gekostet haben. Ich mache den Umfang des Materials und den Preis etwas kleiner, als es der Realität entspricht und wir haben das unbeschreibliche Glück, dass er nicht auf dem Auspacken besteht.

 

Unser Taxi, mit dem wir schon auf dem Hinweg gefahren waren und das wir von Barbados telefonisch bestellt hatten, ist pünktlich. Um 21 Uhr Ortszeit kommen wir an. In der Hotelanlage direkt neben der Werft lässt uns ein security-Mensch in unseren Bungalow, der viel zu luxuriös und groß ist, nur um eine Nacht dort zu bleiben. Trotzdem sind die 140 USD gut investiert, denn in dieser Nacht hätten wir nicht auf der Gipsy bleiben können, wie ich bald feststelle. Ich lasse es mir nicht nehmen, noch kurz auf unserem Boot vorbeizuschauen, dieweil Christine schon hundskaputt ins Bett gefallen ist. Die Arbeiten an Bord sind noch nicht beendet aber nach intensivem Saubermachen sollten wir die folgenden Nächte doch an Bord verbringen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 23. Oktober 2011, zu Hause

 

Die letzten Tage waren gekennzeichnet von Verabschiedungen und Reisevorbereitungen. Obwohl wir das ja nun schon zum zweiten Mal machen und insofern bereits eine kleine Routine eingekehrt ist, dauert es doch wieder eine ganze Weile, bis die Checkliste abgearbeitet ist.

 

Morgen früh um 4 Uhr werden wir von Irmgard abgeholt, die uns nach Zürich zum Flughafen bringt. Wenn alles reibungslos klappt, sind wir nach zweimal Umsteigen und 22 Stunden Reisedauer in Grenada. Im Gepäck sind eine Fülle kleinerer Anschaffungen, die wir hier getätigt haben und nun nach Grenada einführen. Hoffentlich macht der Zoll keine Sperenzchen, denn das brauchen wir am Ende dieser Reise ganz sicher nicht. Die größere Sorge gilt aber unserer Gipsy: Sind die Reparaturen ordentlich ausgeführt und sind sie auch beendet? Denn nur, wenn das der Fall ist, können wir wieder auf ihr wohnen und müssen nicht für viel Geld im Hotel residieren. Man hat uns versprochen, dass bis Montagabend alles fertig sein soll, aber nachdem der technische Direktor der Werft offenbar gekündigt hat, ist unser Vertrauen etwas gesunken. Er war der Know-How-Träger und mit ihm haben wir alle Reparaturen im Detail besprochen gehabt. Nun, da er nicht mehr da ist, fragen wir uns, wer unser Ansprechpartner sein wird und vor allem, wer die technischen Jobs auf der Werft steuert und die fachmännische Ausführung garantiert. Nun, denken wir positiv und hoffen, dass alles gut wird.

 

 

Diese Bilder hat uns dankenswerterweise Carsten von der Indi geschickt. Wir selbst haben unser Schiff bei diesen Arbeiten selbstredend nicht gesehen. Hier wird der Kiel seitlich abgestützt, bevor die Yacht angehoben und so vom Kiel getrennt wird.

 

 

Hier sieht man die Kielbolzen, die 3 Tonnen Stahl mit dem Kunststoffrumpf verbinden. Das rotbraune Teil in der linken Bildhälfte ist der Pumpensumpf. Dieser ist fest mit dem Rumpf verbunden und ragt in den Kiel hinein. In diesem, am tiefsten Punkt des Rumpfes liegenden "Topf" läuft Bilgenwasser, Kondensflüssigkeit aus dem Kühlschrank und gegebenenfalls Wasser von der Stopfbuchse zusammen, um von hier außenbords gepumpt zu werden

 

 

So sah es vor 3 Tagen noch an Bord aus. Unbewohnbar. Das soll sich bis morgen geändert haben.