Freitag, 1. Juni 2012, von Spanish Water zur Curacao Marine

Und schon wieder habe ich den Wecker gestellt, denn wir wollen um 9 ankerauf gehen und das bedeutet, dass wir um 7 aus den Federn müssen. Ab mittags ist Wind um die 30 Knoten angesagt und bis dahin möchte ich möglichst schon an der Pier liegen, auch wenn es vorher schon mit 25 bläst.

Es verläuft alles plangemäß. Wir bekommen den Anker gut aus dem Grund und machen uns durch die etwas tückische und schmale Einfahrt des Spanish Waters hinaus ins offene Wasser. Per Pfiffen und kurzem Schnack auf dem VHF werden wir von der Felice verabschiedet.  Draußen sind es 5 Meilen bis zur Einfahrt ins Schottegat. 15 Minuten vorher funke ich die Port Control an, die ganz freundlich antwortet und uns die Queen Emma Bridge mit perfektem timing öffnet, so dass wir nicht einmal warten müssen.  In der Curacao Marine gibt es auch einen freien Liegeplatz, so dass wir wie geplant um 11 Uhr dort anlegen können.

Unser heutiges Arbeitsprogramm besteht im Boot waschen (denn es ist wirklich saudreckig. Woher der ganze Schmutz in der Luft kommt, ist mir unerklärlich), Dinghy unter Deck verstauen, Außenborder mit Süßwasser spülen, Wassermacher konservieren und diversen Kleinigkeiten. Als ich gerade den Volvo mit Süßwasser geflutet habe, kommen die Jungs von der Werft und wollen, dass wir unseren Liegeplatz verlegen. Na prima. Letztlich stimme ich zu, denn der neue Platz liegt nicht mehr quer zum, sondern im Wind, was für das Segelabnehmen deutlich besser ist. Nach dem Verlegen noch mal eine Süßwasserdusche für den Schiffsdiesel.

Am Abend zaubert Lisa ein feines Nudelgericht und wir lenzen dazu eine halbe Flasche Wein (allerdings eine 1,5 l Bouteille).

Die Queen Emma Bridge wird für uns geöffnet

Weil wir nur ein kleines Boot sind, braucht die Brücke auch nur einen Spalt weit aufzugehen

Die farbenfrohe Häuserfront von Punda ist jedes mal wieder schön anzusehen …

… ebenso wie die hohe Juliana Brücke, unter der wir gerade hindurchgefahren sind. Jetzt haben wir nur noch eine Meile bis zur Werft

 

 

Samstag, 2. Juni 2012, Curacao Marine, Segel weg

Heute können wir mal ausschlafen, sind aber trotzdem schon vor 8 Uhr auf den Beinen. Nach einem gemütlichen Frühstück im Cockpit steht das Abnehmen der Segel auf dem Programm. Das Boot liegt im Wind und das sind schon mal gute Voraussetzungen. Auch der relative breite Schwimmsteg ist gut geeignet zum Falten. Das Groß ist schnell unten und sauber aufgerollt. Als wir die Genua abnehmen, entdecken wir allerdings eine aufgerissene Naht am Achterliek. Das wollen wir so nicht verstauen, also müssen erst einmal Nadel und Faden aus der Backskiste geholt werden. Schließlich ist auch das erledigt.

Am Nachmittag dichte ich das vordere Bb-Fenster ab und bringe Abdecktape auf den Klebestellen aller Seitenfenster auf um das Silikon vor der UV-Strahlung zu schützen. Nach der Liegezeit hier an Land soll es da eine dauerhafte Lösung mit geeignetem Klebeband geben.

Dieweil wird unser Kühlschrank immer leerer und wir versuchen, unsere Vorräte so zu verbrauchen, dass zumindest die nicht haltbaren Lebensmittel vertilgt sind, wenn wir am Dienstag hier die Koffer packen. Am Abend wandern wir nach Punda. Unser Ziel ist ein kubanisches Restaurant namens Mr. Congas. Als wir noch etwa einen halben Kilometer zu gehen haben, hält ein Auto neben uns und fragt, ob wir den Weg zu eben diesem Lokal wüssten. Ja, wissen wir nun einmal zufällig. Wir steigen ins Auto und lotsen die beiden, die aus Venezuela kommen, zu den Waterfront Restaurants. Die  beiden erzählen in gebrochenem Englisch, dass sie gestern abend ein anderes Restaurant gesucht, aber nach drei Stunden aufgegeben und schließlich bei McDonalds gegessen hätten. So weit kommt es heute nicht!

Nach einem Caipi gehen wir im Kinggrill Steak essen und landen später wieder im Congas, wo jetzt eine kubanische Band auf der Terrasse spielt. Auch auf unserem späteren Rückweg entlang des Kanals ins Schottegat erleben wir eine weiter Lifeband auf der Straße. Es sind viele Leute auf Achse. Schließlich finden wir einen Bus, der uns zurückfährt, allerdings nach reichlich Umwegen, weil zuvor andere Mitfahrer vor deren Hotels abgeladen werden. Als wir vor verschlossenem Werfttor stehen, schauen wir erst mal blöd. Ich bin schon kurz davor, über das Tor zu klettern, als ein Security auftaucht und uns öffnet.

Trotz des kräftigen Windes gelingt das Segelfalten auf dem breiten Steg sehr gut

Die Flaggen, die unter der Bb-Saling wehen, sind nach einer Saison schon wieder komplett verschlissen

Die blauen Klebebänder auf den Fenstern sollen das UV-Licht von der Silikonverklebung abhalten

Gemütliche kubanische Bar “Mr. Congas” in der Reihe der Waterfront Restaurants

Live-Musik mit kubanischen Herz-Schmerz Melodien

 

 

Sonntag, 3. Juni 2012, Curacao Marine, Vorbereitungen für den Haulout

Ein Arbeitstag mit vielen Kleinigkeiten. Da wir noch genug Zeit haben, verläuft er aber ohne Stress. Wir sortieren die Lebensmittel, planen, was wir noch essen können, was sich lagern lässt und was wir verschenken werden. Erstaunlicherweise haben wir einen deutlichen Überbestand an Keksen.

Lange dauert das Verstauen sämtlicher Elektronikkleinteile sowie das Zusammensuchen aller der Dinge, die mit in die Heimat sollen (dazu gehören z.B. unter anderem auch die Wiederherstellungs CDs für die Laptops, Handies samt Ladegeräten und Kabeln usw.). Ein Großteil ist erledigt aber es bleibt noch genug zu tun für morgen.

Sicherheitshalber kommt noch etwas Diesel Plus in den Treibstoff, um die Algenbildung zu verhindern

Die werden wir nicht mehr essen können, aber wir finden dafür ganz sicher interessierte Abnehmer

 

 

Montag, 4. Juni 2012, Curacao Marine

Der Morgen beginnt mit einem ausführlichen Plausch über den Steg hinweg mit der holländischen Yacht Winterlude, einer Irving 46, die auch schon in Bonaire in unserer Nähe lag. Dieses Paar, er Engländer, sie Holländerin, segelt in der Karibik und zwar 6 Monate im Jahr, die restliche Zeit verbringen sie zu Hause. Alle langen Törns segelt er allein, sie hat Angst und fliegt ihm voraus oder hinterher. Das Maximum ist mal ein Schlag von 30 Meilen, wie von Bonaire nach Curacao, aber da macht sie sich schon vor Angst in die Hosen, obwohl sie nicht seekrank wird.

Nach dem Frühstücken Tasche packen für morgen. Alle Klamotten, die an Bord bleiben, werden in Plastiksäcke verpackt, um sie so besser vor Schimmelbefall zu schützen. Einige Jobs bleiben noch für morgen, denn wir werden erst um 14 Uhr aus dem Wasser genommen und wir wollen es nicht ungemütlicher, als nötig machen.

Am Nachmittag machen wir noch einen Gang in die Stadt, wobei Lisa mit 2 Stunden Vorsprung losgeht, um ihren Shoppingbedürfnissen ungestört nachgehen zu können. Wir treffen uns in der Nähe der Drehbrücke in einem Straßencafé, trinken dort ein Bier, essen später noch in einer Eisdiele ein Eis und latschen dann wieder die gute halbe Stunde an Bord zurück.

 

 

Dienstag, 5. Juni 2012,  Curacao Marine, Aus dem Wasser

Letzte Arbeiten am Morgen, wie Außenborder unter Deck verstauen, Flügel vom Windgenerator abnehmen, 3 der 4 Solarpanele abklemmen (damit die Battereien nicht überkochen, wenn der Regler den Geist aufgeben sollte) und diverse Kleinigkeiten. Einige Lebensmittel verschenken wir ans Nachbarboot. Wir sind gut in der Zeit. Um 14 Uhr sollen wir rausgehoben werden. Mittags kriegen wir noch kurz unerwarteten Besuch von den Ballerinas.

Etwas beunruhigend finde ich, dass der Katamaran, an dessen Ruderanlagen herumgeschraubt wird und der vor unserem haulout wieder ins Wasser muss, nicht in die Gänge kommt. Eigentlich hätten wir schon um 12 in die Kranspur fahren sollen, aber das geht nicht. Schließlich ist es dann aber doch soweit. Mit etwas Verspätung machen wir uns um kurz nach zwei aus unserer Box auf zum slipway. Dort Motorspülung mit Süßwasser und Frostschutz (nicht wegen der Temperaturen, sondern wegen der Korrosionsschutzwirkung) und die letzten Dinge der Checkliste abarbeiten. Dann liftet uns der Hubtrailer ganz langsam aus dem Wasser. Der Truck fährt in Zeitlupe, man sieht kaum, dass er sich bewegt. Alles geht mit großer Ruhe und ohne Ruckeln vonstatten. Diese Art des aus dem Wasser hebens scheint mir deutlich smarter zu sein, als mit den Schlingen, zumal dieses Gefährt die Boote auch gleich platzsparend einparken kann.

Um 1615 ist unser Boot an seinem Lagerplatz und aufgebockt. Hier wird es einige Monate stehen und hoffentlich in der Zwischenzeit nicht von bösen Winden oder bösen Menschen heimgesucht (vor einiger Zeit wurde in dem Gelände in mehrere Schiffe eingebrochen).

Unser Taxi kommt pünktlich. Zusammen mit Barbara und Reinhard von der Wanderer 2 fahren wir zum Flughafen, wo wir noch 4 Stunden Zeit bis zum Abflug haben.

Der Aussenborder findet einen guten Platz unter Deck

Letzte Arbeiten im Slipway

Das Boot wird ganz ganz langsam aus dem Wasser gehoben

Zunächst fahren die hydraulischen Sützen hoch, dann setzt sich der Trecker in Schneckentempo in Bewegung

 

 

 

 

Über die öffentliche Straße geht es in den Security Bereich, der nachts von abgerichteten Schäferhunden bewacht wird

Unser Stellplatz in unmittelbarer Nähe zur Tralafiti