Donnerstag, 30. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Heute regnet es wenig und am Morgen scheint sogar mal die Sonne. Also setze ich mich aufs Fahrrad und fahre etwas bergauf. Ich möchte doch einmal einen schönen Blick auf die Lagune und die Carenage aus größerer Höhe photographisch festhalten. Dann steht Fahrradpflege auf dem Programm. Vor allem die 3-Gangschaltung ist sehr mühsam einzustellen und da die Räder nun schon drei Wochen vorm Schiff liegen, sind die Bowdenzüge etwas schwergängig geworden und wollen auch mit viel WD40 nicht wieder so richtig flutschen. Ich entferne den Rost, so gut es geht, sprühe reichlich Öl überall hin und dann werden die Radeln eingepackt für die nächsten Monate. Derweil sitzt Gabi an unserer Nähmaschine und näht Bettlaken, weil man die hier nicht einzeln kaufen kann. Dann holen wir die beiden Kleider ab, die Christine hat nähen lassen. Von der Schneiderin sind wir beide total begeistert. Sie hat so ein nettes, einnehmendes Wesen, lacht viel und ist dabei sowohl eine gute Handwerkerin wie Geschäftsfrau. Die Stoffe kommen ebenfalls aus Grenada.

 

Christine geht zu Fuß zum Boot zurück, ich fahre mit dem Dinghy weiter zur Carenage und hole beim Holzhändler etwas Teakholz, weil das hier so günstig ist und man für Teak auf einem Boot immer Verwendung hat. Ein rohes Brett, ungehobelt, 250 mal 10,5 mal 2,5 cm. Kostet 7 Euro, ergibt einen Kubikmeterpreis von gut 1.000 Euro. Habe mir den Spaß gemacht, das mal genau auszurechnen: Bei SVB kostet ein Teakbrett mit etwas anderen Maßen, zugegebenermaßen auch gehobelt, umgerechnet auf den Kubikmeter 25.000 Euro. Da wird offenbar sehr viel Geld verdient. Etwas zum Schmunzeln gibt es wieder einmal, als ich mir das Brett in zwei gleich lange Teile quer durchsägen lassen will. Bin schon positiv überrascht, als man ein Maßband rausholt. Aber dann: Die Länge durch zwei teilen, geht schon nicht mehr. Also werden von jeder Seite 1,20 m abgemessen (aber alles in Zoll, versteht sich) und mit dem Bleistift markiert. Nun bleibt ein kleines Stück von etwa 3,5 Zoll übrig. Auch das ist noch zu schwierig durch zwei zu teilen. Also schätzt er die Mitte zwischen den beiden Strichen, fragt mich, ob das so ok sei, wenn er da jetzt säge, und schneidet das Brett schließlich durch, und zwar mit dem Fuchsschwanz. Die daneben  stehende Kreissäge ist offenbar nur für Längsschnitte vorgesehen.

 

 

Blick auf die Lagune mit der port Louis Marina links, den Grenada Yacht Club rechts und die Carenage mit Fort im Hintergrund

 

 

An unserem Schwimmsteg ist derzeit nicht viel los. Wir sind die einzigen, die schon seit 4 Wochen an diesem Pier liegen

 

 

 

Der Grenada Yacht Club, wo die Fair Isle derzeit liegt

 

 

Die Port Louis Marina von Camper und Nicholson. Am Querpier in der Mitte des Bildes liegen die Nora und die Balu, deren Besatzungen derzeit in der Schweiz sind

 

 

Gabi näht Bettlaken ...

 

 

... und diese nette Dame hat zwei Kleider für Christine genäht

 

 

 

 

 

Mittwoch, 29. Juni 2011, Port Louis Marina

 

Vormittags mit dem Dinghy in die Carenage. Erst mal Geld wechseln. Wir sind erstaunt, wie unterschiedlich die Kurse sind: Bank 1 bietet 3,48 EC für einen Euro, Bank 2 bietet 3,59 und bei Bank 3 gibt es 3,67 EC-Dollar für einen Euro. Das sind doch schon ganz erhebliche Differenzen. In einem Schuhgeschäft kaufen wir zollfrei und günstig Sandalen, schlendern über den Gewürzmarkt und Christine probiert anschließend die beiden Kleider an, die bei der netten Schneiderin in Auftrag gegeben sind. Am Nachmittag fahren wir mit Gabi und Horst zur Phare Bleu Marina, wo heute wieder das Friendship Table auf dem Programm steht. Sandra und Carsten kommen auch.  Diesmal ist ein langer Tisch komplett belegt. Das Essen ist ausgezeichnet, heute gibt es Hühnerfleisch mit Lemonsauce, Lamm und Mahi Mahi, dazu reichlich Beilagen und Bier aus dem Eimer (a bucket of Beer, das sind 6 Flaschen zum Vorzugspreis, serviert in einem kleinen Blecheimer, der à la Sektkühler mit Eis gefüllt ist).

 

 

 

Angebote auf dem Gewürzmarkt von St. Georges

 

 

Die Verkäufer sind stolz und wollen vor jedem Foto um Erlaubnis gefragt werden

 

 

 

Mangos, Soursop, Papayas, Avocados

 

 

Souvernirshop in downtown St. Georges

 

 

Ein Eimer Bier, im halben Dutzend billiger

 

 

Friendship Table in der Phare Bleu Marina. All you can eat an einer langen Tafel

 

 

 

 

Dienstag,  28. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Bis auf einen Ausflug zum Swimming Pool am Nachmittag (Wassertemperatur 32 Grad) verbringen wir den ganzen Tag an Bord mit Hausarbeiten und Bürokram. Als erstes kümmern wir uns um Terminabsprachen, überwiegend mit Ärzten. Wenn wir schon nach Hause fliegen, wollen wir auch die Routineuntersuchungen abwickeln. Dann PC-Arbeit: Es dauert ziemlich lange, bis ich alle Daten und Bilder von unserem großen HP-Laptop, der hier am Navitisch ständig in Gebrauch ist, auf die beiden Reservecomputer übertragen und einige Programme ergänzt habe. Christine macht Bestandsaufnahme bei einigen Verbrauchsgütern, die wir in größerer Anzahl vor unserer Abfahrt in Deutschland eingekauft hatten (von der Bordapotheke bis zur Zahnseide und Buntstiften, die wir zum Verschenken an Bord haben). Dabei läuft uns der Schweiß in Strömen am ganzen Körper entlang, denn im Schiff hat es heute 34 Grad. Am Abend kommen die Fair Isles auf ein Glas Wein. Gabi hat heute Brot gebacken und bringt uns ein Stück davon mit.

 

 

 

 

Montag, 27. Juni 2011, Port Louis Marina

 

Gegen Mittag kommt die Fair Isle an. Sie waren einige Wochen in der Prickly Bay und bleiben jetzt eine Weile im Grenada Yacht Club, das ist eine kleine Marina auf der anderen Seite der Lagune, von uns nur cirka 200 m entfernt. Wir werfen unser Beiboot ins Wasser, fahren kurz  bei Island Water World vorbei um Antifouling zu bestellen (Jotun Sea Quantum Ultra ist nämlich nicht vorrätig und muß geordert werden) und holen anschließend Gabi ab für einen ride into the city. Lokales Handy nachladen, Geld wechseln (woraus leider nichts wird, denn die Banken schließen schon um 14 Uhr und wir sind eine Viertelstunde zu spät dran), Gemüse kaufen; das sind die Dinge, die auf dem Programms stehen. Danach Kaffee und Kuchen auf der Fair Isle, Abendessen zu Hause an Bord.

 

 

 

Sonntag, 26. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Nachdem mir auf der Nora homepage die Videos so gut gefallen haben, will ich doch auch mal versuchen, ob ich nicht irgendetwas hinbekomme. Am einfachsten scheint wohl eine Verlinkung via youTube, und obwohl ich bisher mit dem upload von Filmen nichts am Hut hatte, kann man ja via google wunderbar erlernen, wie so etwas geht. Die Erwartungen sollten bitte nicht zu hoch sein, denn die kurzen spots sind nicht bearbeitet, sondern Amateur-Rohmaterial. Wenn ich einmal ganz viel Zeit und Lust habe, stelle ich mich vielleicht auch dem Schneiden und Gestalten. Habe jedenfalls heute schon einige Stunden bei 32 Grad im Schiff vor dem PC gesessen, um den Dreh zu kriegen. Ergebnisse sind unter dem Reiter "Videos" per Klick zu besichtigen.

 

Ist derzeit unser favorisiertes Mittagessen: Papaya mit Limette. Der saure Saft macht das Ganze erst richtig gut!

 

 

Samstag, 25. Juni 2011, Port Louis Marina

 

Heute ist Samstag, also fährt Christine wieder zum Young Readers Club. Auch heute ist der Bus mit 14, überwiegend weiblichen, "Lehrkräften" wieder voll besetzt. Ich kümmere mich derweil um einige Service Arbeiten, wie Nähen des Biminis, Edelstahlpflege und Säubern der Schiffsschraube von Seepocken. Interessanterweise ist hier in der Marina der Bewuchs des Unterwasserschiffs durch Algen gar nicht so groß. Dafür haben es die Seepocken in sich. Diese Kalkablagerungen von Fingernagelgröße und einer Stärke bis zu 1 cm haften sehr fest am Schiff und lassen sich nur mit einem Malerspachtel gut entfernen. Besonders gern setzten sie sich auf Welle und Propeller fest, dessen Wirkungsgrad bei diesem starken Bewuchs erheblich eingeschränkt ist. Also muß das Zeug runter. Da es auch noch scharfkantig ist, muß man aufpassen, sich keine Fleischwunden zuzuziehen. Das ganze Schiff säubere ich nicht, dafür ist mir das Hafenwasser dann doch etwas zu trübe. Bei der Aktion bin ich ständig von Fischen begleitet, die sich offenbar gierig auf die Algen stürzen, die in großen Mengen mit heruntergeschoben werden.

 

Nachmittags ist Barbeque am Strand angesagt. Christine wird direkt mit dem Bus, vom Young Readers Club kommend, dort angekarrt, ich laufe die 40 Minuten zu Fuß zum großen Beach der Grand Anse. Für 40 EC gibt es Salate und Fleisch satt. Von 13 bis 18 Uhr kann man sich Nachschlag holen. Wir lernen wieder neue Leute kennen, diesmal Sandra und Michael mit ihren zwei kleinen Kindern von der Touch Wood (http://www.touchwood-online.de/). Erst im Dunkeln kehren wir in die Marina zurück, wieder zu Fuß. Im Restaurant  nehmen wir noch einen Drink mit Erika und Reini (http://www.nora-sailing.ch/) die morgen ihren Heimaturlaub in die Schweiz antreten. Wie schon so oft, stellen wir wieder einmal fest, daß wir eine Reihe gemeinsamer Bekannter haben.

 

 

 

So sehen die Seepocken aus. Haften stark am Schiff und sind zudem sehr scharfkantig. Am besten kommt man ihnen mit einem Malerspachtel bei

 

 

 

Die Köchin unseres BBQs lebt mit ihrem Mann ebenfalls auf einem Boot. Alle Speisen wurden an Bord von den beiden vorbereitet. Sie liefern auf Bestellung auch komplette Menus für wenig Geld an andere Bootsbesatzungen. Getränke gibt es in der Strandbar

 

 

 

Insgesamt haben sich etwa 50 Yachties eingefunden. Wir sitzen hier mit den Crews der Fair Isle, Indi und Touch Wood zusammen.

 

 

Auf manchen Booten werden sogar Kinderwagen mitgeführt und per Dinghy an Land gebracht

 

 

 

 

 

Freitag, 24. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Am Vormittag mal wieder Großeinkauf mit dem Dinghy im Foodland. Nachmittags wollen wir Fort George auf der Anhöhe neben der Hafeneinfahrt erkunden. Mit dem Beiboot knattern wir in die Carenage, machen es an einem Geländer fest und schwupps haben wir auch schon einen "Guide" an den Hacken, der uns gerne das Fort zeigen will. Daß das am Ende Geld kosten wird, ist uns klar, aber der Bursche führt uns dann schließlich in Ecken und unterirdische Gänge der Festung, die wir allein tatsächlich nie entdeckt hätten. Auch die Stelle, an der 1983 während der Revolution der damalige Präsident durch ein Standgericht hingerichtet wurde, wäre uns trotz kleiner Gedenktafel an der Mauer sicher nicht aufgefallen. Vor allem hat man von oben aber einen schönen Blick auf die Carenage und auf die Marina.

 

Um halb sechs treffen wir uns mit Gabi und Horst vor dem Museum. Wie die beiden herausgefunden hatten, soll dort heute Jazznight sein, Beginn 17.30. Aber nichts da, alles ist verschlossen, von Jazz nichts zu hören oder zu sehen. Also machen wir noch einen kleinen Stadtbummel, fahren dann gemeinsam in die Marina und essen dort Pizza. Kurze Zeit später gesellen sich die Schweizer Erika und Reini von der Nora zu uns und es wird wieder ein langer Abend.

 

 

 

Die Carenage von St. Georges beherbergt den kommerziellen Hafen. Die Marina liegt in der Lagune, die sich an dieses Bild rechts anschließen würde. Auf der Straße rings um die Carenage fließt der ganze Durchgangsverkehr der Hauptstraße

 

 

Blick vom Fort George auf die Lagune mit Port Louis Marina. Links schließt sich die Carenage an

 

 

Kanonen von Fort George. An den Gebäuden sind noch deutlich die Spuren von Hurricane Ivan aus dem Jahr 2004 sichtbar. Dieses Fort hat in der Geschichte Grenadas eine große Rolle gespielt. Heute ist das Polizeihauptquartier hier untergebracht

 

 

Beeindruckend, wo hier überall was wächst

 

 

Auch diese Baptistenkirche hat Hurricane Ivan auf dem Gewissen. Nach den Zerstörungen sind in der Stadt viele neue Gebäude entstanden

 

 

 

 

Mittwoch, 22. Juni 2011, Port Louis Marina

 

Das Wetter ist scheußlich. Es regnet den ganzen Tag, und zwar meistens heftig, mit Windböen bis 30 Knoten, in der Prickly Bay (ca. 10 km entfernt) mißt Horst sogar Windstärke 9 bis 10 in den Böen. Zu meinem größten Ärger hatte ich gestern vergessen, die Decksluke in der kleinen Steuerbordkabine zu schließen. Drinnen sah es aus wie in einer Tropfsteinhöhle. Den Drucker, der direkt unter der Luke steht, hat glücklicherweise die darüberliegende Haube weitgehend vor der Feuchtigkeit geschützt. Aber es hieß wieder einmal, sämtliches Werkzeug und Material auszuräumen und trocken zu wischen. Auch für die nächsten Tage ist viel Regen angesagt. Weil wir eine so tolle Internetverbindung über Kabel haben, schauen wir am Abend den Tatort vom letzten Sonntag, eine Dokumentation über den Amazonas und einen Donna Leon Krimi.

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 21. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Um halb zehn sitzen wir im Bus Richtung Grenada Marine, der Bootswerft im Südosten der Insel, um mit den Spezialisten dort unser Problem mit der Maststütze zu erörtern. Zur besseren Verdeutlichung habe ich ein paar Fotos von dem Schaden mitgenommen.  Als ich unsere Grundberührung von Ende Mai erwähne, meint Nicholas, ein Franzose und offenbar Spezialist für diese Dinge bei der Werft (wie wir von Sandra und Carsten wissen, die schon ein paar Wochen mit ihrem Kielproblem dort an Land liegen), daß er darin die wahrscheinliche Ursache für die Absenkung sieht. Er rät uns, unsere Versicherung zu informieren. Die Behebung des Problems sei nicht besonders schwierig, aber ein paar Wochen brauche er dafür schon, weil die Arbeit in mehreren Schritten erfolgen müsse und dafür kein genauer Plan aufgestellt werden könne (nein, das kann man in der Karibik wohl nicht erwarten, selbst wenn ein Franzose der Manager ist). Der Mast muß auf jeden Fall runter und dann wollen sie sich den gesamten Kielverbund anschauen. Während dieser Wochen können wir keinesfalls an Bord wohnen. Na toll, das haben wir gerade noch gebraucht.

 

Anschließend schauen wir uns die Unterkunft von Carsten und Sandra an, denn auch die können während der Arbeiten, bei dem sehr viel GFK im Inneren des Schiffes ausgefräst werden muß, nicht an Bord wohnen. Wir essen in der Bar der Werft gemeinsam zu Mittag und machen uns dann per Bus wieder auf den Heimweg nach St. Georges.

 

Am Abend sind wir zum Essen auf der wunderschönen Ifalik (www.ifalik.com), einer Privilege 615, von Franziska und Karl eingeladen. Die Penne Rigate mit viel Gemüse schmecken hervorragend und wir verbringen einen sehr interessanten und langen Abend mit anregenden Gesprächen und manchmal auch kontroversen, aber sehr anregenden Diskussionen bei den beiden im Cockpit. Erst um Mitternacht sind wir wieder an Bord.

 

 

 

 

 

 

Montag, 20. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Nachdem unser Edelstahlschweißer Francis gestern die Sicherheitsgitter für die großen Dachluken gebracht hat, werden sie heute angeschraubt. Das Besorgen der M6 Schrauben ist ein etwas langwieriger Prozeß, weil ich zunächst mit den nicht metrischen wieder an Bord zurückkomme, die natürlich nicht in das M6 Gewinde passen, das ich in die Rahmen geschnitten hatte. Die gewünschten Inbusschrauben bekomme ich bei Island Waterworld ohnehin nicht und auch die Kreuzschlitzschrauben muß ich kürzen, bis Horst mir am Nachmittag die richtigen Schrauben von Budget Marine aus der Prickly Bay mitbringt.

 

Am Nachmittag gibt es eine große Kaffeeklatschrunde bei uns an Bord. Anlass ist die Abreise von Regula und Thomas, die morgen für 3 Wochen in die Heimat fliegen und ihr Boot hier in der Marina lassen. Die Fair Isles und Indis sind auch mit von der Partie. Nach Kaffee und Muffins verziehen wir uns gemeinsam zur Happy Hour an die Marina Bar.

 

 

 

Diese Gitterstäbe sollen uns bei offenstehender Luke nachts am Ankerplatz ein Gefühl zusätzlicher Sicherheit vor unbemerktem Einbruch geben

 

 

 

 

Zu acht feiern wir den bevorstehenden Heimaturlaub von Regula und Thomas mit Kaffee und Kuchen

 

 

 

Sonntag, 19. Juni 2011, Port Louis Marina

 

Bei der Recherche nach dem besten Einbauort für einen Wassermacher nehme ich auch einmal die verschraubten Bodenbretter hoch und entdecke etwas Unerfreuliches. Das Fundament, auf dem die Maststütze steht, hat sich um etwa eineinhalb Zentimeter gesenkt. Damit ist auch der Mast an Deck um 15 Millimeter nach unten gekomen und hat enstprechend das Deck eingedellt. Da es keine Risse an Deck gibt, war das bisher nicht aufgefallen. Mit dem Nachspannen der Wanten sehe ich keinen Zusamenhang, denn schließlich hatten die Wanten zuvor deutlich lose und das Nachtrimmen war erforderlich geworden. Ich vermute, daß schlicht und einfach die GFK-Platte, auf der der Fuß der Maststüzte steht, nicht ausreichend dimensioniert ist und die Beanspruchung im Laufe der Zeit zu einer Absenkung geführt hat, denn die Wanten hatten schon seit einiger Zeit zu viel Lose und der Job "Wanten spannen" steht schon seit einiger Zeit auf meiner to do Liste. Jetzt ist natürlich die Frage, wie das Problem behoben werden kann. Dazu bedarf es wohl professioneller Hilfe. Die Arbeitsschritte wären m.E. wie folgt: Entweder Mast legen oder zumindest alle Wanten sehr stark lösen. Das Deck von unten mittels hydraulischer Presse eineinhalb Zentimeter hochdrücken, Maststütze entfernen, Fundament erneuern, und alles wieder installieren. Die günstigste, aber sicher nicht beste, Lösung wäre möglicherweise, den Status Quo mit dem eingedellten Deck zu akzeptieren und das Fundament unter der Maststütze, das nach den Klopfgeräuschen zu urteilen, hohl ist, anzubohren, und mit Polyesterharz oder Epoxy oder Beton auszugießen und damit ein weiteres Absinken zu verhindern. Werde versuchen, in den nächsten Tagen die Diskussion mit anderen Seglern zu suchen.

 

Gerade, als wir mit diesen Sorgen beschäftigt sind, kommen Regula und Thomas vorbei. Auch ihnen ist gerade ein Mißgeschick passiert. Beim Abnehmen des Rotors vom Windgenerator ist ihnen dieser über Bord gefallen ins 7 Meter tiefe Hafenbecken und das scheint ihnen zu tief zum Tauchen. Mich schreckt eher das trübe Wasser mit unter 1 m Sichtweite, aber was soll's. Ich schnappe mir Taucherbrille und Flossen und los geht's. Schon beim ersten Tauchgang finde ich den Rotor und kann ihn gleich nach oben bringen. Wenn nur alle Probleme so leicht zu lösen wären.

 

Nach dem Abendessen mit den beiden im Marinarestaurant sind wir auf der Ifalik, einem österreichischen 18 Meter Katamaran, der an unserem Steg liegt, eingeladen. Wir haben einen sehr netten Abend mit Franziska und Karl. Eine Schiffsführung darf natürlich nicht fehlen. Nachdem wir ja schon vor ein paar Wochen von der Lagoon 43 so begeistert waren, ist dieses Schiff noch zwei Dimensionen größer und schöner. Der Wohnraum entspricht der Größe unserer Wohnung und auch jeglicher sonstiger Komfort ist damit mindestens vergleichbar. Für die beiden bedeutet das andererseits auch eine Menge Arbeit, denn wo viel Technik ist (und auf Katamaranen ist halt vieles doppelt vorhanden, wie z.B. die Motoren), kann auch viel kaputt gehen bzw. ist viel Pflege notwendig. Von Karl können wir zudem eine Menge lernen, denn er ist in den neunziger Jahren bereits einmal um die Welt gesegelt, damals allerdings mit einem Schiff etwa in der Größe unserer Gipsy.

 

 

Das sollte nicht sein und treibt die Sorgenfalten auf die Stirn. Das Fundament des Mastfußes hat sich abgesenkt

 

 

Aufgefallen ist das bisher nicht, weil zwei verschraubte Bodenbretter darüber entfernt werden müssen und keine sonstigen Funktionen dort eingebaut sind, die eine häufigere Inspektion erfordern würden. 

 

Auch an Deck ist die Absenkung zu sehen, allerdings nur mit einer Referenzlatte. Ohne Hilfsmittel bemerkt man die Delle nicht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 18. Juni 2011, Port Louis Marina

 

Gestern abend waren wir noch mit den Balus und der Girls Crew der Noja im Grenada Yacht Club. Regula und Thomas hatten uns mit dem Dinghy mitgenommen. Im Clubhaus gab es Livemusik, aber erstaunlicherweise war nicht viel Betrieb. Etwas schade ist es, daß, wenn hier Musik läuft, diese meistens so laut ist, daß sie die Kommunikation doch etwas behindert.

 

Zum Young Readers Club fahren wir heute nicht, weil schon 14 Anmeldungen vorlagen, und mehr Kapazität hat der Bus nicht. So stehen am Vormittag einige kleinere jobs an, wie den Motor mal wieder laufen lassen (und schauen, ob im Auspuffstrang auch alles dicht ist nach dem Austausch des Wassersammlers), die Wantenspanner wieder zu sichern, und anderer Kleinkram. Johanna kommt mit ihren kids Jana und Noell vorbei, um bei uns den Wetterbericht herunterzuladen, weil sie draußen am Ankerplatz kein Netz bekommen. Am Nachmittag fahren wir gemeinsam zum hash, diesmal nicht im Dunkeln, sondern im Tageslicht. Allerdings ist der Weg sehr schlammig und zwischendurch regnet es ganz ordentlich und die Strecke ist insofern eine Herausforderung, daß man sich bemühen muß, nicht auszurutschen in dem vielen Matsch. Wir treffen einiger hasher vom letzten Samstag wieder, so den französischen Hotelier Bruno, diesmal sogar mit seiner deutschen Frau Iris (www.cabier.com) und in der für diesmal angesagten Piratenverkleidung. Nach dem Marsch gibt es wieder Oildown, 3 Bier zu 10 EC und jede Menge Kontakte zwischen den Yachties, von denen wir sehr viele mittlerweile schon gut kennen. So sind u.a. die Indis, Fair Isles, und Nojas mit von der Partie. Trotz des miesen Wetters ist die Stimmung wieder ausgezeichnet.

 

 

 

Am Start vor dem Hash, diesmal im Südosten Grenadas, mit den Fair Isles und Indis

 

 

Die Girls Crew der Noja ist auch dabei: Jana, Noell und Johanna

 

Schon vor dem Start wird über offenem Feuer das Oildown zubereitet. Später werden wir wieder eine Portion davon essen. Im Hintergrund alte Gerätschaften einer ehemaligen Rumdestillerie

 

 

 

Briefing vor dem Start, insbesondere für die Virgins, die wir diesmal ja nicht mehr sind

 

 

Diesmal gibt es reichlich Wasser, Matsch und Schlamm auf der Strecke

 

 

 

 

Bruno und Iris sind dem Anlass und der Ausschreibung entsprechend korrekt gekleidet: Sie kommen als Piraten

 

 

Nach dem hash gibt es wieder reichlich zu essen und zu trinken

 

 

Die tanzenden Kinder begeistern uns. Sie werden offenbar mit dem Rhytmus im Blut geboren

 

 

 

 

 

Freitag, 17. Juni 2011, Port Louis Marina

 

In der Früh erhalten wir die Papiere, die die Ankunft unseres Ersatzteils bestätigen. Es ist eine Telefonnummer angegeben und dort erfahre ich, daß ich den Wassersammler bei einer lokalen Speditionsfirma in der Nähe der Prickly Bay abholen kann. Meine Frage, welche Papiere ich mitbringen müsse, wird mit "keine" beantwortet, das gäbe es alles vor Ort. Damit es schneller geht, und weil ich die Adresse ohnehin nicht genau zuordnen kann, fahre ich zur Feier des Tages mit dem Taxi. Wir landen im Gewerbegebiet bei einer großen Lagerhalle. Erstmal Papierkram im Office erledigen, dann werde ich ins Lager geschickt. Dort wohnt der Zoll in einem eigenen Büro. Mein Ersatzteil sehe ich schon herumliegen, aber ich bekomme es noch nicht, denn: Ich brauche einen ausgefüllten grünen Zettel, C14 (den man mir in der Marina mitgegeben hat mit dem Kommentar: den könnte ich ja schon ausfüllen, dann ginge es schneller). Meiner ist noch nicht ausgefüllt, also frage ich, ob ich das nicht eben im Lager machen könne. Nein, das geht nicht, ich müsse noch mal zur Marina und das Ding dort abstempeln lassen. Ich sage, das könne eigentlich nicht sein, denn die Marinajungs hätten mir den Zettel ja gegeben. Er meine auch nicht die Marina, sondern den Stempel des lokalen Customs Officers, also den vom Grenada Yachtclub, gegenüber unserer Marina. Daß ich die Zollpapiere von der Einklarierung dabei habe, hilft auch nichts. Ich muß noch mal wieder ins Taxi und zurückfahren. Der Zollofficer im Yachtclub ist ein netter Mensch und nicht so aufgeblasen, wie derjenige im Lagerhaus, den Stempel habe ich ruckzuck und dann geht es wieder retour. Erst zum Customs Officer, dann in das andere Büro, in dem sich wohl die Customs Agenten befinden. Jedenfalls wird dort 10 Minuten lang gerechnet, dann muß ich nochmal umgerechnet 60 Euro bezahlen und kann endlich die Sendung in Empfang nehmen. Beim Auspacken entdecke ich, daß die Laschen zur Aufhängung verbogen sind, weil die Kartonverpackung unzureichend war. Also, Werkzeug raus und geradeklopfen. Ansonsten ist das Ding exakt so gebaut, wie der alte. Bin gespannt, wie lange das Teil jetzt hält.

 

Mittags beginnen wir mit dem Einbau, es klappt alles plangemäß und um 18 Uhr sind wir fertig. Langwierig dabei ist das Einfüllen der 135 Liter Diesel aus den Kanistern, weil wir den Sprit diesmal filtern, was sich auch als dringend nötig herausstellt. Es bleiben doch einige Rückstände hängen. Das anschließende Säubern der Kanister und Abfüllen des verdieselten Wassers in Mineralwasserbehälter dauert auch seine Zeit. Während unsere Arbeit regnet es häufiger, einmal ist der Regen von heftigen Böen begleitet, was erst dann zum Ärger wird, als uns ein Wachmann der Marina darauf aufmerksam macht, daß unsere Klappräder im Wasser liegen. Der Wind hat die Räder umgeblasen und zwischen Schiff und Pier hindurchfallen lassen. Glücklicherweise waren sie mit den Seilschlössern an einer Klampe gesichert, so daß ich nicht in 5m Tiefe danach suchen mußte. Ärgerlich ist nur, daß jetzt alles schön gesalzen ist und wahrscheinlich trotz der anschließenden Süßwasserdusche mit verstärktem Tempo rosten wird, denn obwohl wir Alu-Räder gekauft haben, gibt es doch einige Teile, die eben nicht aus Alu sind und in der salzhaltigen Luft vor sich hingammeln.

 

 

 

In einer Woche von Frankreich nach Grenada, und Pfingsten war auch noch dazwischen. Das ist doch ganz ok

 

 

Nachdem die Fahrräder ins Wasser gefallen waren, legen wir sie auf die Pier, damit der Wind sie nicht gleich wieder umbläst

 

 

Nach dem Reinigen der Dieselkanister bleiben uns einige Liter öliges Wasser übrig. Morgen werden wir uns um umgeltgerechte Entsorgung kümmern.

 

 

 

 

Donnerstag, 16. Juni 2011, Port Louis Marina

 

Christine macht heute einen Stadtbummel, geht "lädelen" und zum Friseur. Mit dem Ergebnis ist sie äußerst unzufrieden. Die junge Friseurin schneidet ihr eine ordentliche Ecke in die Frisur und Christine macht das arme Mädel ziemlich zur Schnecke, bis diese anfängt zu heulen, was ihr dann auch wieder leid tut. Alles nicht so tragisch, Haare wachsen letztlich wieder nach und die Chefin bemüht sich schließlich um Schadensbegrenzung.

 

Ich bleibe an Bord und hoffe auf die Ankunft des Wassermachers. Die Bestätigung, daß das Ding jetzt in Grenada ist, erhalte ich aber erst am Abend. Also lese ich den größten Teil des Tages, am Nachmittag sind die Wantenspanner dran. Flugrost entfernen, polieren, nachspannen, jeweils 2 Umdrehungen können sie vertragen. Ist doch ganz erstaunlich, wie stark sich die Drahtseile nach  gut 3000 Seemeilen seit dem letzten Spannen gereckt haben.

 

Abends treffen wir zufällig auf dem Steg Johanna mit ihren beiden 10 und 11-jährigen Töchtern wieder, die wir erstmals in Mindelo und vor kurzem beim Dinghy Konzert in der Clarks Court Bay getroffen hatten. Von den Kapverden aus sind sie zunächst nach Brasilien, dort u.a. auch den Amazonas hochgefahren und dann via Trinidad in die Karibik gefahren. Wir trinken Rotwein und sitzen ein paar Stunden bei uns an Bord. Die 4-köpfige Familie ist mit ihrer Noya, einer Allures 44, seit etwa einem Jahr unterwegs. Derzeit ist der Familienvater seit einigen Wochen in Europa und die drei Mädels sind allein unterwegs und werden auch das Boot in Trinidad ohne Unterstützung des Familienvorstands an Land stellen. Gestern hatten sie eine ziemlich stürmische Überfahrt von Mayreau hierher, von der sie noch immer ziemlich erschüttert sind. Aber letztlich haben sie es gemeinsam gut gemeistert.

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 15. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

In der Nacht hat es stark geregnet und das geht den ganzen Tag so weiter. Wir bleiben an Bord, lesen, internetten, beschäftigen uns mit Kleinkram. U.a. repariere ich den Klodeckel. Die Scharniere passen tatsächlich. Es lassen sich sogar die gleichen Schraubenlöcher verwenden. Nur das herausdrehen der Schrauben aus den defekten Scharnieren gestaltet sich schwierig. Sie sind so verrostet, daß der Kreuzschlitz sofort zerbröselt, wenn ich den Schraubenzieher ansetze. Also ausbohren! Trotzdem geht letztlich alles viel besser und schneller, als gedacht. Auf einer deutschen homepage lassen sich sogar die Scharniere einzeln bestellen, was ich gleich erledige, denn diejenigen der vorderen Toilette sind demnächst bestimmt auch reif.

 

Nachmittags kommen Rita und Ulli von der Anni Nad vorbei, die nach wie vor in der Prickly Bay vor Anker liegen. Wir trinken gemeinsam Kaffee, wahrscheinlich zum letzten mal, denn die beiden wollen am Wochenende weiter nach Bonaire, ca. 400 Seemeilen, und dann in weiterer Folge durch den Panamakanal in den Pazifik. Wir sitzen zunächst im Cockpit, müssen dann aber wegen heftiger Regenfälle unter Deck flüchten.

 

Über das tracking tool von UPS sind wir informiert, daß unser Wassersammler gestern um 17.10 in St. Johns, Antigua, den Ausgangsscan durchlaufen hat. Ich freue mich schon, daß wir das Ding heute in Empfang nehmen bzw. zumindest die Zollformalitäten starten können, aber daraus wird nichts. Ich rufe bei UPS an und erfahre, daß wir wohl morgen mit der Ankunft rechnen können.

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 14. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Gabi als unsere inoffizielle Reiseleiterin hatte einen Ausflug in den Nationalpark Grand Etang vorgeschlagen mit Wanderung um den Kratersee und so kommt es, daß wir mal wieder etwas früher als üblich aufstehen und sich die Fair Isles, Balus und Gipsies um 9 Uhr am Busbahnhof in der Stadt treffen. Von dort aus geht es mit dem Nummer 6 Bus in den Regenwald. Wir sind noch ganz happy, daß schon ein größerer Bus wartet, in den wir gleich einsteigen können. Außer uns sitzen erst 3 Leute im Bus und genau das ist das Problem. Wir sitzen eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, und der Bus ist immer noch nicht voll. Darauf wartet nämlich der Fahrer. Nach 40 Minuten sind noch zwei Plätze auf den Jumpseats frei aber der Bus steht immer noch im Bahnhof. Doch nun geht eine kleine Meuterei im Bus los. Eine etwas korpulentere Dame, die ziemlich weit hinten sitzt, macht sich lautstark bemerkbar und fordert den Fahrer auf, endlich loszufahren. Sie bedenkt ihn dabei mit Wörtern wie sweetheart, darling, usw. und die Tirade dauert bestimmt zwei Minuten. Dann gibt der Fahrer auf und fährt endlich los.

 

Da es in der vergangenen Nacht stark geregnet hatte, erwartet uns auf unserer Wanderung um den Grand Etang Lake genau das, mit dem wir auch schon gerechnet hatten: Jede Menge Matsch auf den Naturpfaden des shoreline trails. Die Gegend genießen kann man nur im Stehen, denn sobald wir uns bewegen, müssen wir sehr darauf achten, wohin wir treten. Es haben zwar schlußendlich alle saudreckige und nasse Schuhe. Ausgerutscht ist aber glücklicherweise niemand von uns. Die Vegetation ist unglaublich. Jede Menge Bambus, Heliconias und andere tolle Gewächse in jedem Lebenszyklus zwischen Geburt und Verwesung. Die Wanderung dauert eine gute Stunde, dann kommen wir wieder am Visitor Center an, zahlen Eintritt und lernen etwas über die Natur der Insel. Schließlich sehen wir auch noch zwei Mona-Affen, deren Vorfahren hier vor langer Zeit einmal aus Afrika hergebracht wurden. Die Population beträgt heute etwa 300 Tiere. Nach einem Hurricane im Jahr 1955 wurde ihnen die Lebensgrundlage wegen der zerstörten Wälder entzogen und auch jetzt sind sie hier vom Aussterben bedroht und deswegen unter Jagdverbot gestellt.

 

Den Rückweg vom Busbahnhof zum Boot gehen wir zu Fuß in der brüllenden Hitze und kehren noch kurz bei Island Water World ein. Ich suche Scharniere für unseren Klodeckel. Die sind aus Kunststoff und leider gebrochen. Natürlich gibt es die nicht einzeln zu kaufen, sondern bestenfalls als kompletten Deckel und der ist nicht lagernd. Wegen der Bestellung verweist uns der Verkäufer an den Manager des shops. Dieser sagt, wir sollten mal einen Moment warten, wenn wir Glück hätten, hätte er eine Überraschung für uns. Nach zehn Minuten kommt er mit zwei weißen Scharnieren zurück. Er hatte einen zerbrochenen Klodeckel zurückbekommen und von diesem kurzerhand die Scharniere abgeschraubt. Kostet? Ein Lächeln. Das finden wir doch toll. Jetzt müssen sie nur noch passen.

 

Nach einem Großeinkauf im Foodland gibt es heute abend aus Christines Küche etwas ganz feines. Hühnerfleisch in einer Coconutcream-Sauce mit frischen Mangos und Bananen, dazu Gemüsereis. Schmeckt verflixt gut und wir essen mal wieder für drei!

 

 

 

Der Shoreline Trail geht rund um den Grand Etang Lake herum, den man allerdings fast nie zu Gesicht bekommt, weil die Vegetation so dicht ist

 

 

An manchen Stellen liegen Hölzer, damit man nicht zu tief im Gatsch versinkt. Meistens muß man sich allerdings ohne behelfen

 

 

Die Strecke hat nicht allzuviel Höhenunterschiede, aber auch die wenigen Ab- und Anstiege sind rutschig genug

 

 

Diese Pflanze wurde wohl schon mehrfach "geköpft", aber es wächst immer wieder ein neuer Trieb nach

 

 

Die riesigen Bambusstauden sind immer wieder beeindruckend

 

 

Matsch, wohin das Auge reicht

 

 

Gerade, als wir an diesem Unterstand ankommen, fängt es kräftig an zu regnen. Da hatten wir ein gutes timing

 

 

Wie diese Blume heißt, wissen wir (noch) nicht. Die Blüte ist dennoch wunderschön

 

 

Gruppenbild im Visitor's Center. Schuhe und Füße sind mittlerweile wieder sauber. Eigens zu diesem Zweck gibt es hinter dem Haus einen Wasserhahn

 

 

Blick auf den Grand Etang Lake vom Visitor's Center. Während der Wanderung kann man diesen kaum sehen

 

 

Farne gibt es hier als Bäume. Beeindruckend schön!

 

 

 

Wir haben Glück und sehen zwei Mona-Affen, die sich von einer anderen Touristengruppe gern mit Bananen abspeisen lassen

 

 

 

 

 

 

Pfingstmontag, 13. Juni 2011, Port Louis Marina

 

Wir machen einen faulen Feiertag. Vormittags bauen wir das große Sonnensegel ab, weil morgen mehr Wind erwartet wird und wir wollen nicht, daß das riesige Tuch so stark schlägt. Das war aber auch schon die einzige schweißtreibende Tätigkeit des heutigen Tages. Ansonsten Lesen, vormittags an Bord, nachmittags am Swimmingpool in der Marina, der heute sehr belebt ist. Es sind 3 deutsche Bootsbesatzungen, jeweils mit einigen kleinen Kindern, darunter, die gar nicht in der Marina liegen, sondern draußen in der Bucht vor Anker. Schon interessant, auf wie kleinem Raum es ganze Familien aushalten. Eine Dehler 31 ist dabei, die ja nicht viel größer als unsere Dehler 28 ist, die wir am Neusiedler See hatten. Happy Hour mit Regula und Thomas an der Bar, später kommen die beiden noch auf ein Glas Wein zu uns an Bord

 

 

 

 

 

Sonntag, 12. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

 

Von dem Dinghy Konzert auf dem Wasser, an dem wir am 1. Juni teilgenommen hatten, gibt es mittlerweile auch ein ganz brauchbares utube Video, unter folgendem link: http://www.lepharebleu.com/movies#, dort "3rd Dinghy Concert" anklicken. Wir sind auch zweimal im Bild, und zwar bei Sekunde 40 und 1:35.

 

Gegen Mittag, ich bin gerade auf dem Weg von meiner Fotosession zurück an Bord, fallen zwei Schüsse, die ziemlich laut zu hören sind. Christine verfolgt das Geschehen mit dem Fernglas. Offenbar wird in dem Foodland Supermarkt, der von uns vielleicht 200 Meter entfernt und über das Wasser gut zu sehen ist, eingebrochen. Ein blauer Jeep mit der Aufschrift SSU (wie wir später recherchieren, eine paramilitärische Spezialeinheit der Polizei) ist vorgefahren und verfolgt offenbar einen Flüchtenden. Dabei kommt es zu den Schüssen. Kurze Zeit später wird noch drei mal geschossen. Das ganze sieht ziemlich spektakulär aus, denn die Jungs der Polizei tragen militärische Tarnanzüge und es gibt ein ziemliches Gerenne rund um den Supermarkt. Am Abend fragen wir einen Sicherheitsposten der Marina nach dem Vorfall und erfahren, daß jemand Lebensmittel hat stehlen wollen (die Kasse ist am Wochenende bestimmt leer) und schließlich gefangen wurde. Da der Vorfall in Sichtweite und in nicht zu großer Entfernung stattfindet, hätte sich mit viel Pech eine Kugel durchaus zu uns verirren können.

 

 

 

Nachmittags fahren wir mit dem Bus zur Grande Anse an den wunderschönen, langen Sandstrand. Horst und Gabi, mit denen wir uns dort verabredet hatten, trudeln auch ein. Am Strand sind fast ausschließlich Einheimische, die Hotels sind kaum belegt. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang und machen uns dann zu Fuß auf den Rückweg, bis uns kurz vor der Marina doch noch ein Bus aufgabelt. Wir beide vergessen unseren zweiten Satz Badehose/Bikini am Strand. Wir hatten die nassen Sachen am Baum, unter dem wir Schatten gesucht hatten, über ein paar Zweige gehängt und bemerken unsere Vergeßlichkeit erst, als wir wieder an Bord sind. In diesem Fall handelte es sich glücklicherweise um Sachen, die ohnehin kurz vorm Ausrangieren standen und so sparen wir es uns, nochmal zurückzufahren.

 

 

 

 

 

Nachfolgend einige Impressionen von der wunderschönen Anlage der Port Louis Marina, in der wir nun schon über eine Woche liegen

 

 

Unser Liegeplatz am östlichsten Schwimmsteg der Port Louis Marina, inclusive Internetanschluß per Kabel

 

 Das vieleckige Gebäude ist das Marinaoffice; der runde, weiße Turm beherbergt Meetingräume und obendrauf eine Aussichtsplattform

 

 

Eine österreichische Flagge haben die hier offenbar nicht. Die kleinen bunten Häuser beherbergen Niederlassungen von Segelmachern, Elektronikern, Charterfirmen. Jetzt in der Nebensaison sind diese aber meistens nicht besetzt.

 

 

Aussichtsturm mit Meetingräumen auf drei Etagen

 

 

Eingangsbereich der Port Louis Marina

 

 

Im Swimmingpool gibt es im Tagesverlauf relativ große Temperaturunterschiede. Am Abend hat es 32 Grad Wassertemperatur. Im Hintergrund Restaurant und Bar

 

 

Moorings und Sunsail, zwei Charterfirmen, haben hier ihre Dependencen

 

 

In dieser Hütte wird lokales Kunsthandwerk angeboten

 

 

 

 

Samstag, 11. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Diesmal fahre ich auch mit zum Young Readers Club. Regula, Christine und ich werden vom Island Water World Parkplatz abgeholt, danach picken wir in der Prickly Bay und Clarks Court Bay Marina weitere Yachties auf. Der Bus ist mal wieder voll. 13 sailors an Bord, außer mir noch ein weiterer Mann, sonst alles Ladies. Um zehn Uhr sind wir in dem kleinen Dorf in den Bergen. Im nicht sehr großen "Gemeindesaal" müssen dann erstmal Tische und Stühle von den Seiten geholt und im Raum verteilt werden. Nach und nach kommen mehr und mehr Kinder. Schließlich beginnt das Programm, indem sich alle im Kreis aufstellen und sich die Hände geben. Es folgt ein Gebet und ein Gesang, wohl so etwas wie die Hymne dieses Clubs. Go read a book. Für die Yachties gibt es Texthefte.

 

Dann verteilen sich die "Lehrer" auf die Schüler, oder umgekehrt. Christine ist wieder mit dem Mädchen von letzter Woche beschäftigt, die ganz stolz ist, daß sie nun bald auf die secondary school gehen darf. Sie ist stolz auf die neue Schuluniform mit blauem Rock, weißer Bluse und 4 farbiger Kravatte. Der Schlips zeichnet die höheren Schulen aus und mit entsprechendem Stolz wird er getragen. Bei mir landen gleich zwei 13- und 14-jährige Jungen. Mit den beiden ist es extrem mühsam, weil sie nur Faxen im Kopf haben und sich scheint's gegenseitig ihre coolness beweisen müssen. Das Buch, was die beiden ausgesucht haben, gibt es in vierfacher Ausfertigung, so daß alle den gleichen Text lesen können. Ich bin überrascht, wie schwer es den beiden fällt, einen Satz zu lesen. Die Wörter langsam heraus, oftmals falsch. Didn't wird als don't gelesen, andere Wörter kommen total verkehrt daher, einige Begriffe, die sogar mir im englischen ganz geläufig sind, kennen sie gar nicht. Von Satzintonation überhaupt erst gar nicht zu reden. Hin und wieder frage ich nach, was einzelne Sätze bedeuten, die sie da gelesen haben. Die Erklärung kommt zögerlich. Ich habe den Eindruck, daß es die beiden sichtlich Mühe kostet und biete an, daß jeder jeweils eine Seite liest, also die dritte Seite für mich.

 

Wir haben uns nach draußen verzogen, weil innen im "Klassenraum" ein ziemlicher Geräuschpegel herrscht. Es ist windig, und aus einem Buch wird eine Seite herausgerissen und flattert über die Straße. Ohne meine Aufforderung "run, and pick it up" wäre dieses Blatt auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Einer der Jungs läuft also notgedrungen los, kommt mit dem Blatt zurück und stopft es dem anderen unter das T-Shirt. Dieser zieht das T-Shirt über den Kopf und schüttelt es aus. Also fliegt das Blatt wieder durch die Gegend. Ich muß wieder anspornen, bis sich diesmal der zweite Bursche bewegt. Er kommt mit dem Blatt zurück und legt es neben sich auf die Steine. Dort wäre es innerhalb der nächsten 5 Sekunden wieder durch die Luft gewirbelt, wenn ich nicht gleich eines der Bücher draufgelegt hätte.  Auch die Initiative, jetzt in den 4 Büchern, die wir da haben, nachzusehen, wo denn nun Seite 50/51 fehlt, kommt von mir. Der ältere der beiden hat wohl keinen Bock mehr, er entschuldigt sich mit "other studies", die er mit der Leiterin abgesprochen habe und dann geht das Lesen mit dem Jüngeren deutlich besser. Zumindestens ist dieser jetzt erheblich besser motiviert und verzichtet sogar darauf, daß ich eine Seite lese. Nach eineinhalb Stunden versammeln sich wieder alle im Raum und einzelne Schüler werden aufgefordert, vor versammelter Mannschaft zu lesen, oder das kleine Einmaleins aufzusagen. Die meisten lesen sehr leise, zaghaft und langsam. Aber es gibt auch einige ganz helle Köpfe, vor allem unter den Mädchen. Schließlich endet der Vormittag mit Saft und Sandwiches und unser Bus ist pünktlich, um uns zurückzufahren.

 

Auf dem Hinweg hatte Beverly mir erklärt, wie es vor fünf Jahren zur Gründung des Young Readers Clubs gekommen ist: Ein Junge bewirft ein Haus in der Nachbarschaft mit Steinen. Die Dame des Hauses erwischt ihn und geht mit ihm zu seinen Eltern. Er müsse am nächsten Samstag den Schaden wieder gutmachen und einige Arbeiten auf dem Grundstück verrichten. Am nächsten Wochenende kommt der Bursche tatsächlich und die Hausbesitzerin stellt ihn vor die Wahl: Auto waschen, Rasen mähen oder vorlesen. Er entscheidet sich für das letztere. Am nächsten Samstag bringt er drei Freunde mit, am übernächsten sind es schon sieben. Als die Dame, die das Projekt ins Rollen bringt, in einer Gemeindeversammlung um den Gemeindesaal für die Leseübungen bittet, sind ein paar Yachties zugegen und so kommt es, daß von Beginn an eine internationale Seglergemeinde mithilft, Kindern auf Grenada beim Lesenlernen zu helfen. Und wir gehören nun auch dazu.

 

 

Samstagmorgens wird der kleine Gemeindesaal zum Klassenraum des Young Readers Clubs

 

 

Das Singen dieser "Hymne" gehört offenbar zum ständigen Programm

 

 

Christine liest wieder mit Jenisse

 

 

Carmille hat ein tolles Lachen und macht einen sehr smarten Eindruck. Mit dem Lesen tut er sich aber extrem schwer

 

 

Die Mädels sind insgesamt interessierter und couragierter bei der Sache, als die Jungs

 

 

Am Ende gibt es etwas zu trinken und zu essen. Alle Kinder stellen sich sehr diszipliniert an und warten, bis sie an der Reihe sind.

 

 

 

Um 1730 werden wir wieder im roten Midi-Bus von Shademan abgeholt, sammeln in Folge noch eine Menge anderer Segler aus Prickly und Clark's Court Bay auf, fahren nach einer Dreiviertelstunde sinnigerweise wieder an unserer Marina vorbei (weil die Koordinatorin der Yachties, Lynn, irrtümlicherweise geglaubt hatte, die Tour ginge nach Osten, und nicht nach Westen; wir hätten uns also die 45 Minuten Bus ersparen können) und sind eine halbe Stunde danach in Happy Hill, einem kleinen Ort an der Westküste Grenadas, durch den wir mittlerweile schon zweimal hindurchgefahren sind. Dort findet heute das sogenannte moonlight hash statt, eine Schnitzeljagd im Dunkeln. Als wir ankommen, dämmert es bereits und als es dann schließlich losgeht, ist es tiefschwarze Nacht, bis auf das bischen Mond, was scheint. Wir gehören zu den ersten der Szene. Man trifft sich vor einer kleinen Bar, die auch ein paar Lebensmittel verkauft, aus riesigen Lautsprechern dröhnt laute Musik. Der DJ sitzt vor einem Stapel Eiern. Jeder muß sich mit vollem Namen registrieren, damit am Ende festgestellt werden kann, ob jemand verloren gegangen ist, den man suchen müßte. Es treffen immer mehr Leute ein, schließlich wohl an die 120 bis 150 Teilnehmer, die sich vor dem kleinen Laden auf der Hauptdurchgangsstraße der Westküste sammeln und immer mal wieder vorbeifahrenden Autos Platz machen müssen. Dann wird uns überhaupt erstmal erklärt, auf was wir uns da eingelassen haben. Vorher waren wir einfach von einer nächtlichen Wanderung ausgegangen. Am Wegrand weisen Papierschredder den Pfad, aber es gibt natürlich auch falsche Fährten, die schließlich an einem Kreuz aus Papierschnipseln enden, wenn man es denn sieht. Daß wir Taschenlampen mitbringen sollten, wurde uns vorher glücklicherweise gesagt. Insgesamt gibt es zwei Gruppen, die walker und die runner. Runner sind diejenigen, die das ganze als besonders sportliche Übung im Laufschritt absolvieren und deshalb einen längeren und auch unwegsameren Weg haben.

 

Schließlich geht es los. Mittlerweile haben wir erfahren, daß der hash eine Veranstaltung ist, die man im amerikanischen Raum kennt und der auch hier auf Grenada alle 14 Tage, meistens allerdings am Nachmittag, stattfindet. Heute seien wenig Leute dabei, wegen der Semesterferien. In der Regel machen 300 bis 400 Menschen mit, überwiegend Einheimische. Da wir also viele "Profis" um uns haben, geht es in entsprechendem Tempo los, denn es wollen wohl viele als Erste wieder ankommen. Meistens geht es über kleine Straßen, aber schließlich landen wir am Strand und müssen danach über ziemlich schmierige Wege und dichtes Blattwerk wieder den Berg rauf. Nach einer Stunde sind wir vollkommen durchgeschwitzt wieder am Ausgangspunkt. Weil wir uns eher im hinteren Teil der Gruppe aufgehalten haben, sind wir erst gar nicht in die Irre gelaufen, weil uns von den falschen Wegen die Leute immer schon entgegenkamen.

 

Dann folgt sozusagen die After Work Party. In dem Laden gibt es kalte Getränke und draußen stehen ein paar Stände mit gebratenen Hähnchen, Roti (eine Art Omelett, in das meistens ein fleischhaltiges Gericht eingepackt ist) und Oildown. Da wir dieses Nationalgericht Grenadas schon lange probieren wollten, genehmigen wir uns zwei Portionen, wobei eine für uns gemeinsam wohl auch gereicht hätte. Dieses Essen könnte man als Eintopf bezeichnen, dem weitgehend die Flüssigkeit entzogen ist. Außerdem sind die einzelnen Bestandteile, wie Essbananen, Brotfrucht, Hühnchenteile incl. Knochen und was weiß ich sonst noch, ziemlich groß, so daß man diese mit der Gabel aufspießen muß und dann mehrfach abbeißen kann. Schmeckt uns jedenfalls sehr gut. Das Finale besteht darin, daß die Virgins, also diejenigen, die erstmals einen hash mitgemacht haben, zusammengerufen werden, um eine Urkunde zu empfangen. Als alle schön eng beieinander stehen, gibt es eine gewaltige Bierdusche. Aus mindestens 20 bis 30 Flaschen regnet es Bier auf uns hernieder, bevor wir die Papiere bekommen (denn die sollen schließlich nicht nass werden).

 

Interessant an dieser Veranstaltung für uns ist insbesondere auch die Tatsache, daß die Teilnehmer überwiegend Einheimische sind, zu denen u.a. auch ein Deutscher und ein Franzose gehörten, mit denen wir ins Gespräch kommen. So erfahren wir einmal aus erster Hand und in deutscher Sprache, wie Hurricane Ivan im Jahr 2004 hier gewütet hat. Der Franzose managed ein kleines Hotel in der Nähe von St. David's Harbour, das dem Sohn von Karlheinz Böhm gehört. Eine Gemeinschaft der ungefähr 400 deutschsprachigen Ansässigen gibt es aber nicht. Ganz schön erschöpft und nach Bier stinkend sind wir schließlich gegen 22 Uhr wieder an Bord zurück und brauchen dringend eine Dusche.

 

 

 

Nach dem Eintreffen am Startpunkt. Links im Bild ist Lynn, eine ziemlich große und stabile Amerikanerin, die die Teilnahme und den Transport der Yachties zum moonlight hash koordiniert hat. Sie ist mit Abstand die Erste von uns, die wieder zurück ist

 

 

 

 Wir sind früh da und stehen ziemlich lange herum, bis es dann endlich losgeht. Die Zeit vergeht mit interessanten Gesprächen dennoch sehr schnell

 

 

 

 Im zweiten Teil der Strecke führt der Weg zunächst am Strand entlang und später dann doch noch über unwegsames Gelände

 

 

 

 Jetzt müssen wir nicht mehr nach einem speziellen Lokal suchen: Hier gibt es oildown in großen Mengen, die Portion für 10 EC

 

 

 

After work party nach dem moonlight hash

 

 

 

Die Bierdusche kam ziemlich unerwartet. Niemand hatte etwas verraten. Eh klar ...

 

 

 

Der DJ hat einen Platz im Laden gefunden. Musik ist hier nur gut, wenn sie laut ist. Um dem Lärm zu entfliehen, hätte man sich 100 Meter wegbewegen müssen. Auch in den Bussen, die hier verkehren, ist meistens laute Musik aufgedreht

 

 

 

So wird der hash beworben. Die Kommunikation darüber zu den Yachties erfolgt überwiegend in der Funkrunde auf Kanal 68, immer morgens um halb acht nach dem Wetterbericht, treasures of the bilge und anderen topics, im Rahmen der Veranstaltungshinweise.

 

 

 

 

Freitag, 10. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Um kurz nach zehn sitze ich schon wieder im Bus zur Prickly Bay, unter dem Arm den Karton mit dem Funkgerät. Zwar ist der Empfang tatsächlich ausgezeichnet, wie Funkverbindungen mit Seglern in der Prickly Bay und Clarke's Court Bay ergeben, aber ein Druckschalter funktioniert nicht und so lässt sich die MMSI, das ist unsere eindeutige Identifikationsnummer, die in Innsbruck beim Fernmeldeamt hinterlegt ist, nicht einloggen. Also wieder umtauschen. Glücklicherweise haben sie bei Budget Marine ein zweites Gerät lagernd, und sogar orignal verpackt. Verwunderlich, daß sie mir gestern das Vorfürmodell aus der Glasvitrine eingepackt haben. Der Umtausch geht auch unbürokratisch über die Bühne. Na Gott sei dank. Bis alles wieder verdrahtet ist, sind die nächsten 3 Stunden platt. Aber nun funktioniert glücklicherweise alles und ich bin sicher, daß der Austausch wirklich nötig war und etwas gebracht hat.

 

Um 1730 werden wir von Shademan in der Marina abgeholt. Im Kleinbus-Taxi sitzen schon 10 Segler und die Balu-Crew und wir passen gerade noch hinein. Die Fair Isles und die Indis sind schon an Bord. Wir haben eine fast ausschließlich deutschsprachige Busbesatzung, die englischsprachige Gemeinschaft ist in einem zweiten Taxi hinter uns unterwegs. Auf dem Programm steht Fish Friday. Wir fahren etwas länger als eine Stunde bis Gouyave, dem Fischerdorf an der Westküste, in dem wir vor eineinhalb Wochen die Muskatnußfabrik besichtigt hatten. Freitags findet dort immer ein kleines Volksfest mit Imbißständen und Musik auf den Straßen statt. Heute ist achtjähriges Jubiläum. Es gibt mannigfaltige Fischzubereitungen, aber auch fleischiges. Wir gehen von Stand zu Stand und goustieren von vielen verschiedenen Gerichten, bis wir ordentlich satt sind. Alles, was wir probieren, ist sehr schmackhaft. Da wir schon so viele der Mitfahrer kennen, geht uns der Gesprächsstoff nicht aus. Vieles dreht sich hier um Reparaturen. Sandra und Carsten haben besonderes Pech. Wegen einer Grundberührung vor längerer Zeit muß das Unterwasserschiff in großen Bereichen von innen verstärkt werden. Dazu müssen Kiel und Mast abgenommen und dann große Teile des GfKs weggeflext werden. Das gibt eine riesige Sauerei, während der die beiden nicht an Bord bleiben können, sondern in ein Hotel ausweichen müssen. Veranschlagte Reparaturzeit: Mehrere Wochen. Auf dem Rückweg unterhalten wir uns mit den Chessies, die gerade von der World ARC zurückgekommen sind. 17 Boote, die gemeinsam mit organisatorischer Unterstützung des ARC Teams in 16 Monaten um die Welt gesegelt sind. 26000 Seemeilen liegen in ihrem Kielwasser. Interessant, Fragen zu stellen und zuzuhören.

 

 

Das neue VHF-Gerät ist installiert. Wenn mal alles eingebaut ist und funktioniert, glaubt man gar nicht, wie viel Schweiß und Ärger damit verbunden sein kann.

 

 

Mit Regula und Thomas warten wir gemeinsam auf das Taxi, hier noch unter einem Mandelbaum. Es liegen reichlich am Boden

 

 

Auf dem Weg nach Gouyave möchte unser Chauffeur seiner Verwandtschaft wohl noch etwas Geschäft zukommen lassen. Aber auch uns ist eine Pause willkommen und das Bier gibt es zu happy hour-Preisen: 3 Carib zu 10 EC, die Flasche also unter 1 Euro.

 

 

Diverse Straßenstände bieten in Gouyave am fish friday leckere Schmankerln an, die meisten haben einen Fischbestandteil. Man isst sich von Stand zu Stand weiter ...

 

 

Hier wird frisch gekocht

 

 

Die Trommler Combo spielt fetzige Rhythmen und es finden sich sofort einige Tanzakrobaten, die schweißtreibende, anmutige Bewegungen ausführen

 

 

 

 

Donnerstag, 9. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Weil wir gestern eine tote Kakerlake in unserer "Werkstatt" gefunden hatten, räumen wir den ganzen Raum heute komplett aus, wischen überall und sprühen ein Bekämpfungsmittel in die Ecken. Mit der Aktion sind wir eine ganze Weile beschäftigt.

 

Am frühen Nachmittag machen wir uns auf zur Prickly Bay und während Christine ihren Termin bei der Fußpflegerin wahrnimmt, gehe ich bei Budget Marine einkaufen, und zwar steht als wichtigster Posten ein neues VHF Funkgerät auf dem Zettel. Nach wie vor ist es nämlich so, daß unser altes Simrad zwar sehr gut sendet, aber umso schlechter empfängt. Wir haben jetzt schon mehrfach von anderen Seglern gehört, daß sie uns mit jemand in der Nähe haben quatschen hören und dann versucht haben, uns zu erreichen. Davon haben wir allerdings nie etwas mitbekommen. Eigentlich hatte ich geglaubt, dieses Problem, das ich schon in Emden hatte, sei mit der neuen Antenne, die seit Guadeloupe oben auf dem Mast sitzt, weitgehend behoben. Aber das ist wohl nicht der Fall. Jetzt hoffen wir also, daß sich die Investition gelohnt hat und Sende- wie Empfangsleistung nun auf gutem Niveau sind. In der Prickly Bay treffe ich Gabi sowie Ulli und Rita. Mit dem Bus kommen wir schnell wieder nach Hause und ich widme mich dem Einbau des neuen Funkgeräts. Es sind natürlich alles andere Steckerverbindungen als vorher, also heißt es löten, klemmen, schrauben. Auch ist das Gerät kleiner als das alte. Deshalb muß ich mir auch etwas einfallen lassen, damit das Loch im Panel gefüllt wird. Es dauert also alles seine Zeit, und ehe man sich versieht, ist schon wieder ein Tag rum.

 

 

 

 

 

Mittwoch, 8. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Das von mir benötigte Epoxy Marine Tex gibt es nur in Mini-Dosen und ist auch gar nicht in ausreichender Menge verfügbar. Müßte erst mit Spezialversand von St. Maarten geordert werden und würde am Ende wohl 500 US$ kosten. Da fast zeitgleich mit dieser Erkenntnis die Bestätigung von Jeanneau kommt, mit welchem Werkstoff die neuen Wassersammler gebaut werden (1.4435), außerdem die Transportkosten ungefähr durch die gesparte Mehrwertsteuer ausgeglichen werden, und das Teil sogar lagernd ist, bestelle ich heute also einen neuen Wassersammler. Wenn der rechtzeitig ankommt, wird der neue eingebaut und der geschweißte bleibt als Reserve an Bord.

 

Wir haben am Vormittag Gabi und Horst zu Besuch und fahren dann gemeinsam mit unserem Dinghy in die Carenage um von dort in die "City" zu gehen. Ich kaufe eine wasserdichte Uhr, nachdem meine Junghans Funkuhr – obwohl angeblich bis 100 m Wassertiefe geeignet – beim letzten tieferen Schnorchelgang den Geist aufgegeben hat. Die Preise sind sehr niedrig, am Ende 25 % günstiger als deutsche online shopping Preise, aber die Verkäuferinnen haben keine Ahnung. Die Bedienungsanleitung kann man nicht finden und so ist niemand in der Lage, die Uhrzeit richtig einzustellen. Und das in einem Fachgeschäft, in dem auch Tag Heuer, Omega, Rado und andere teure Fabrikate verkauft werden. Nun, ich hatte mir schon das deutsche Handbuch aus dem Internet heruntergeladen und an Bord ist das dann doch relativ schnell erledigt. Gabi und Horst kommen mit auf die Gipsy zum Mittagessen, weil von Christines Curry Huhn mit Reis von gestern noch eine Menge übrig geblieben ist. Am Abend sundowner mit Regula und Thomas in der Marina-Bar. Ursprünglich hatten wir heute abend das Nationalgericht oildown, das nur mittwochs in einem Lokal in der Geschäftszone angeboten wird, essen wollen. Wir fühlen uns von unserem leckeren Mittagessen allerdings noch so satt, daß wir oildown auf nächste Woche verschieben.

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 7. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Bevor ich am Nachmittag den geschweißten Wassersammler wieder abholen kann, verbringe ich einige Stunden damit, im Internet Recherchen anzustellen, mit welchem Epoxy ich das Teil einkapseln kann. Die Standardbootsepoxies sind nämlich alle nicht besonders hitzebeständig und vertragen auch keine Säuren. Ein Material, was nur bis 47 Grad Celsius formbeständig ist, reicht nicht aus, denn im Motorraum, wo der Tank nun einmal untergebracht ist, können auch Temperaturen von 70 Grad auftreten. Ich orientiere mich an den Katalogen der großen karibischen chandleries Budget Marine und Island Water World, die beide Dependencen hier in der Nähe haben und prüfe die verschiedenen Produkte, indem ich auf den Herstellerseiten in die Spezifikationen sehe. Schließlich habe ich mit Marine Tex ein geeignetes Epoxid gefunden. Weil das aber überwiegend zu Reparaturzwecken und nicht zum Bootsbau verwendet wird, gibt es das hier auf der Insel nur in homöopathischen Dosen, sprich in 400 Gramm-Gebinden a 50 US-Dollar, und die sind noch nicht mal vorrätig, wie es scheint. Davon brauche ich mindestens Stück.  Morgen wird es also darum gehen, alle Möglichkeiten abzuchecken, dieses Material hier zu bekommen. Dem Edelstahl allein traue ich nicht mehr, also muß was anderes drauf, bevor das Ding wieder an seinen Platz kommen kann. Und solange, bis das nicht geschehen ist, können wir uns keinen Meter vom Fleck bewegen mit dem Boot.

 

Zwischendurch kommen Rita und Ulli von der Anni Nad vorbei. Sie liegen vor Anker in der Prickly Bay und waren die letzten Tage in der Werft, in die auch wir gehen werden, an Land. Sie hatten einige technische Probleme zu lösen, die zeitintensiv und schweißtreibend waren. Auch sie klagen über Mücken und unerträgliche Hitze in St. David's Harbour.

 

Christine macht tagsüber einen Ausflug mit dem Bus in die Spiceland Mall. Als sie wiederkommt, hat sie unterwegs 8 bekannte Gesichter getroffen. Das sind deutlich mehr, als uns in Feldkirch bei einem Stadtbummel über den Weg laufen würden.

 

 

 

 

 

 

Montag, 6. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Gleich am morgen rufe ich Francis an, den lokalen Edelstahlprofi. Er kommt gerade vom Grenada Yacht Club und ist 5 Minuten später bei uns an Bord. Ich gebe ihm unseren Wassersammler mit und wir vereinbaren, daß ich beim Aufschneiden mit dabei bin. Ich kann mit dem Dinghy quer über die Lagune fahren und bin in 5 Minuten in seinem workshop. Er schneidet die beiden am tiefsten liegenden Ecken mit der Flex aus. So, wie es aussieht, ist das Loch in der linken Ecke, aus dem es ja nur getropft hatte, nach der Arbeit mit Flex und Hammer plötzlich daumennagelgroß. Auch von der anderen Seite nehmen wir noch ein Stück weg, weil die Schweißnaht außen nicht mehr so gut aussah. Ich frage Francis, ob er so ein Ding auch exakt nachbauen könne. Ja, kann er. Aber den Preis muß er erst ermitteln. Drei Stunden später weiß ich Bescheid: 3800 EC, also etwas mehr als 1000 Euro. Das wäre nicht zu teuer, verglichen mit dem Jeanneau Preis, aber er hat nur den normalen Bootsbaustahl, V4A mit der amerikanischen Spezifikation 316, entsprechend 1.4401 deutscher Einstufung. Das reicht mir nicht aus. Wahrscheinlich ist das Ergebnis am Ende nicht besser, als der Status Quo. Also soll er die Löcher wieder zuschweißen, morgen kann ich das Teil wieder abholen und dann kommt Epoxy drauf. Bin gespannt, wie mir das gelingt, denn in diesem Umfang und unter Verwendung von Glasfasermatten habe ich mit Epoxy noch nicht gearbeitet.

 

Wir entdecken eine ganz bequeme Einkaufsmöglichkeit. Foodland hat ein eigenes Dinghydock und die Angestellten bringen einem die Einkäufe sogar noch über die Straße direkt bis vors Beiboot. Also stocken wir einmal unsere Getränkevorräte wieder auf und kaufen 3 Paletten Dosen. Außerdem gibt es für Segler bei Vorlage der Bootspapiere hier 5% Discount. Das nehmen wir gerne mit.

 

Am Abend fahren wir zusammen mit Regula und Thomas zur Prickly Bay, wo wir uns mit Gabi und Horst zur Happy Hour in de Big Fish treffen, einem Restaurant am Wasser, direkt neben der Spice Island Marine Werft, in der u.a. auch die Alua an Land liegt. Wir freuen uns erneut über die tollen Busverbindungen hier. Alle Naselang kommt einer vorbeigebraust und um diese Zeit sind die Busse ganz schön voll. Dennoch, ein Platz lässt sich meistens noch finden. Wenn jemand aussteigen will, ist oft ein größerer Platzwechsel angesagt und einige Leute müssen auch erst mal aus dem Bus raus, um die anderen vorbeizulassen. Das klappt aber alles ganz problemlos und beim Aussteigen zahlt man seine 2,50 EC beim Türöffner und Schaffner. Der Fahrer ist nur fürs Fahren zuständig. Am Tisch drehen sich unsere Gespräche weitgehend um Reparaturen und anstehende Arbeiten, das ideale Antifouling, usw., aber auch andere Themen, wie die nächsten Sightseeing-Ativitäten und Dinner-Events kommen heute nicht zu kurz.

 

 

Beim Foodland an der Lagoon Road werden die Einkäufe direkt bis ans Beiboot gebracht. Bequemer geht es fast nicht

 

Unser Wassersammler wird aufgeschnitten

 

 

Nach dem Abschlagen der maroden Ecken ist das kleine Loch ziemlich groß geworden

 

 

Es sieht hier sogar so aus, daß der Lochfraß nicht von innen, sondern von außen begonnen hat

 

 

An dieser Stelle sind innen keine Korrosionen feststellbar

 

 

Auch der Blick ins Innere gibt keinen Grund zu weiterer Besorgnis. Jetzt muß Francis nur noch ein paar gute Schweißnähte abliefern

 

 

 

 

Sonntag, 5. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Heute ist es heiß, die Sonne scheint den ganzen Tag und es hat kaum Wind. Christine ist den ganzen Tag an Deck und liest, ich beschäftige mich mit Recherchen und packe am Nachmittag die Fahrräder aus und mache eine kleine Spritztour zur Grande Anse, einem traumhaft langen Sandstrand in der Nähe. Bei der Gelegenheit schaue ich mir auch die Spiceland Mall an. Der darin befindliche, sehr große und sehr gut sortierte Supermarkt hat sogar heute am Sonntag geöffnet. Für 17 Uhr sind wir auf der Balu zum Sundowner eingeladen, aber das müssen wir etwas verschieben, weil Sandra und Carsten von der Indi vorbeikommen. Sie liegen derzeit in der Werft Grenada Marine an Land und wollen das Unterwasserschiff machen und einige Reparaturen durchführen. Sie schwitzen sich kaputt an Bord und werden abends und nachts von Mücken geplagt. Das steht uns dann auch noch bevor! Als die beiden sich nach einem ausgiebigen Plausch verabschieden, gibt es mit etwas Verspätung leckeren Rumpunsch und Knabbereien auf der Balu. Danach teste ich den Swimmingpool aus. Eine Erfrischung ist das allerdings nicht, denn das Wasser, in dem ich mich ganz allein austoben kann, hat sicher 32 Grad. Immerhin, die Dusche ist etwas kühler.

 

 

 

 

 

Samstag, 4. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Für unsere Verhältnissse stehen wir früh auf, nämlich um kurz vor sieben. Christine schließt sich am Vormittag einer Gruppe von Yachties an, die Samstags Schulkindern hilft, lesen zu praktizieren. Der Young Readers Club wird yachtyseitig von Beverly organisiert, einer Engländerin, die mit ihrem Mann Mike schon seit längerer Zeit auf ihrem Katamaran in der Prickly Bay liegt. Die Yachties werden der Reihe nach mit dem Kleinbus von den verschiedenen Ankerplätzen abgeholt und dann zum Vereinshaus gefahren, wo 30 Schüler auf sie warten. Zunächst werden Tische und Stühle aufgebaut, um die Voraussetzungen zu schaffen. Die Schüler suchen sich ihre Lesepaten aus, und dann geht es los. Christines Mädel heißt Jhenissa, 11 Jahre alt. Sie packt ihr Buch aus und liest vor. Hin und wieder hinterfragen die "Lehrer" den Inhalt, der soeben gelesen wurde, oder übernehmen auch mal das Vorlesen, wenn nach einiger Zeit Müdigkeit einsetzt. Nach drei Stunden geht es wieder retour. Viele der Segler, die heute dabei waren, kannte Christine schon von den diversen Ankerplätzen.

 

Für mich steht der Ausbau des Wassersammlers auf dem Programm. Um 8 Uhr fange ich an, um 14 Uhr ist das Ding draußen und der Dieseltank, sowie alle Bodenbretter wieder an ihrem Platz. Bei der Entleerung des Dieseltanks erlebe ich eine kleine Überraschung. Nach der Tankanzeige hatte ich damit gerechnet, daß noch etwa 100 Liter im Tank sein müßten. Deshalb hatte ich im Vorfeld schon den Diesel von 3 unserer 20 Liter Kanister an die Balu und die Fair Isle abgegeben. Mit 6 leeren Kanistern sollte ich also auskommen. Letztlich sind aber 135 Liter im Tank und ich muß noch einen Benzinkanister freimachen und die letzten 5 Liter kommen in eine große Mineralwasserflasche.  Am Nachmittag muß dann der Wassersammler noch von der Geräuschdämmung, die ich beim letzten Mal mit reichlich Silikon draufgekleistert hatte, befreit werden. Als ich das Teil dann mit Wasser fülle, stellt sich heraus, daß es eine kleine Leckage an der am tiefsten liegenden Ecke gibt. Das Wasser läuft tropfenweise aus der von der Korrosion braunroten Schweißnaht heraus. Ganz säubern können wir den Edelstahl hier nicht, denn mit der Flex in dieser Marina zu arbeiten, wird bestimmt nicht so gern gesehen.

 

Am Abend gehen wir mit Regula und Thomas von der Balu zur Jazznight, die open air im Botanischen Garten stattfindet. Es treten nacheinander verschiedene Gruppen auf. Es sind Gartenstühle mit Armlehnen aufgestellt, so daß man dem Ganzen sehr entspannt zuhören kann. Mehr als 70 Zuhörer sind sicher nicht da und insofern hat der Abend fast eine familiäre Athmosphäre, zumal wir auch noch Beverly und Mike treffen. Am Getränkestand nehme ich eine Rum-Cola, die wie folgt zubereitet wird: Platikbecher 200 ml, mit Eis füllen, halb mit Rum vollgießen, ein kleiner Schluck Cola obendrauf, umgerechnet 2,10 €.  Zwei davon hauen ganz schön rein.

 

 

Christine mit Jhenissa im Young Readers Club

 

 

Im eingebauten Zustand sieht man den Wassersammler gar nicht. Links im Bild der Auspuffschlauch, der vom Motor kommt und hineinführt, rechts daneben geht es im rechten Winkel wieder heraus. Dazwischen wird das Wasser in einem U-Turn durch den Edelstahltank, der gleichzeitig Schalldämpferfunktion hat, geführt.

 

 

Vor dem Ausbau muß das Wasser abgepumpt werden, wenn man die fast 10 Liter, die noch drin sind, beim Herausziehen des Wassersammlers nach vorn nicht im Schiff verteilen will.

 

 

Es ist immer gut, das richtige Werkzeug dabeizuhaben. Mit dieser Kettenkonstruktion, die ich zufällig in einem Baumarkt in Antigua entdeckt und gleich für diesen Zweck mitgenommen habe, ließ sich der Flansch dieses mal gut lösen. Als ich das Ding erstmalig im September 2009 ausbauen mußte, habe ich das Rohr des Flansches absägen müssen, weil das Gewinde auf der gesamten Länge mit Dichtungsmasser versehen war.

 

 

Alle Bodenbretter müssen weg, damit auch die seitlichen Bretter abmontiert werden können. Nur so lässt sich der Dieseltank herausziehen.

 

 

Es dauert eine Weile, bis 135 Liter Diesel abgepumpt sind. Mit einer kleinen 12 Volt Tauchpumpe geht es aber ganz gut und weitgehend ohne Schweiß, auch wenn es im Boot über 30 Grad hat. Man muß nur höllisch aufpassen, daß kein Schwall danebengeht, was mir heute gelingt.

 

 

Wenn man weiß, wie es geht, lässt sich der Kunststofftank relativ leicht herausheben, nachdem alle Schläuche und elektrischen Leitungen abgeklemmt sind

 

 

Der ganze Aufwand ist nötig, um den Wassersammler nach vorn herausziehen zu können

 

 

Der Wassersammler war werksseitig mit einer Schallschutzdämmung versehen. Usprünglich war sie aufgeklebt. Ich hatte es beim letzten mal gut gemeint und die Schallisolierung mit reichlich Silikon draufgekleistert. Entsprechend langwierig ist das Entfernen. Glücklicherweise habe ich eine Möglichkeit gefunden, das Ding an Bord ordentlich zu fixieren, denn eine Werkbank gibt es in dieser Marina nicht.

 

 

Ganz sauber ist das Teil noch nicht. Das ginge mit einer Flex am schnellsten. Ich traue mich aber nicht, die hier in der Marina anzuwerfen. Also: Entweder Drahtbürste oder Beauftragen

 

 

 

 

 

 

Freitag, 3. Juni 2011, Port Louis Marina, Grenada

 

Da wir längere Zeit hier liegen wollen, riggen wir am Vormittag unser Sonnensegel auf, was uns immer noch fast eine Stunde kostet. Dafür haben wir es dann aber schön schattig und auch die Seitenfenster bekommen keine direkte Sonneneinstrahlung mehr. Immerhin verhilft das dazu, das die Temperatur im Schiffsinneren, auch bei geschlossenen Fenstern, heute nicht über 32,5 Grad gestiegen ist.

 

Um die Mittagszeit herum begeben wir uns nach downtown St. Georges. Wir könnten zu Fuß gehen, was aber ein langer Hatsch wäre, wir könnten die Fahrräder auspacken, müßten dann aber einen Teil des Wegs an einer ziemlich befahrenen Straße (und das auf der für uns falschen Seiter) entlangradeln, wir könnten auch mit einem Bus fahren oder wir könnten uns ins Beiboot setzen und quer durch den kommerziellen Hafen zur Mole fahren, die der Innenstadt recht nahe liegt. Genau so machen wir es, weil das unterm Strich die bequemste Variante ist. Wir suchen eine Bank auf und kaufen in einem Digicel-Shop eine lokale SIM-Karte fürs Handy, damit wir hier vor Ort einfacher als mit Skype und günstiger als mit der österreichischen Karte, telefonieren können. Dann bummeln wir gemütlich über den Gewürzmarkt und gehen anschließend etwas shoppen. Schuhläden und Uhrengeschäfte sind heute die Top-Adressen, weil wir ja bekanntermaßen unsere Sandalen versenkt haben und neulich nach einem 8 Meter Tauchgang auch meine Junghans ihren Geist aufgegeben hat. Von wegen 100 Meter, wie das so schön auf dem Gehäuse steht.  Die Menschen, denen wir in der Stadt begegnen, sind ausgesprochen freundlich, offen und entgegenkommend. In den Uhrengeschäften, die hauptsächlich auf Kreuzfahrtschiffe ausgerichtet sind, ist Saure-Gurken-Zeit. Die Saison ist vorbei. Man hat viel Zeit für Erklärungen und ist sehr großzügig mit Rabattangeboten. Ich entscheide mich noch nicht für einen Kauf, aber die spätere Recherche im Internet ergibt, daß die heutigen Angebotspreise cirka 20 Prozent unter den besten Europreisen bei deutschen Versendern liegen.

 

Am Abend sind wir an Bord, plaudern eine längere Zeit mit Gerhard, der noch ein paar Tage bleiben will und dann weiter Richtung Los Roques, ABCs und dann Kolumbien fahren will. Außerdem genießen wir jetzt allabendlich die luxuriösen Duschen der Marina. Gegen 500 ECD Kaution haben wir uns im Marinaoffice ein Modem und die zugehörigen Kabel ausgeliehen, mit dem wir jetzt plugged-in Internetverbindung haben. Gehört zum Service der Marina, ist also kostenlos. Besonders schnell ist das Netz aber leider trotzdem nicht.

 

 

 

 

Blick auf die Nordwestseite der Carenage von St. Georges mit ihren historischen Gebäuden. Das schöne Gebäude links unterhalb des Kirchturms beherbergt das Finanzministerium. Nach rechts erstreckt sich der Hafen, hinter der Häuserzeile liegt der Stadtkern, den man durch einen 200 Meter langen alten Tunnel erreicht, den sich Fußgänger und Autos teilen, wobei es sehr eng zugeht.

 

 

 

 

Donnerstag, 2. Juni 2011, von Clarke's Court Bay nach Port Louis, Grenada

 

Am Anker hängt, wie befürchtet, eine Menge Schlamm dran und es dauert eine Weile, die Sauerei an Deck zu beseitigen. Die Balu mit Regula und Thomas ist ein paar Minuten vor uns Ankerauf gegangen. Sie haben das gleiche Ziel wie wir. Als wir aus der Bucht raus sind, setzen wir die Genua und fahren raumschots gen Westen. Als der SE-Wind auf etwas mehr als 15 Knoten aufbriest, fängt die Gipsy an zu laufen und wir kommen der Balu näher und überholen sie schließlich. Beide Schiffe ankern um die Mittagszeit vor der Hauptstadt St. Georges, allerdings auf schlechtem Grund. Dieser sieht von oben aus wie Sand, besteht jedoch aus Stein und Korallenablagerungen. Der Anker gräbt sich nicht ein und hält entsprechend schlecht. Nach einer kleinen Pause laufen wir dann schließlich um 16 Uhr in die Port Louis Marina ein, wo wir voraussichtlich einige Wochen bleiben werden. Hier haben wir gute Einkaufsmöglichkeiten und einen ruhigen Liegeplatz. Die Marina ist sicherlich eine der besten in diesem Teil der Karibik. Vor unserem Längsseitsliegeplatz liegt Gerhard mit der Nausikaa, den wir von der Tyrrel Bay her kennen, die Balu hat zwei Stege weiter ihren Parkplatz gefunden. Mit Regula und Thomas gehen wir am Abend im Marina Restaurant eine Pizza essen und trinken anschließend noch eine Flasche Wein bei uns an Bord.

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 1. Juni 2011, Clarke's Court Bay

 

Highlight des Tages ist die Musiksession auf einer schwimmenden Plattform, die das Management der Phare Bleu Marina in die Clarke's Court Bay geschleppt hat. Angekündigt werden diese Veranstaltungen immer morgens um halb acht auf Kanal 68, neben dem Wetterbericht und anderen Themen. So melden sich ankommende oder abfahrende Segler oder man kann nach Ersatzteilen oder anderen Dingen fragen, die einem die zuhörende Yachtierunde vielleicht beantworten kann. Es werden hin und wieder auch Dinge zum Verkauf angeboten. Täglicher Bestandteil sind jedenfalls die Angebote von Restaurants, Marinas oder sonstigen Unternehmen.

 

Wir holen also um fünf Gaby und Horst ab und knattern zu dem Musikprahm. Die Dinghies hängen in Lee an der Plattform. Kalte Getränke gibt es zu kaufen oder man hat welche mitgebracht. Auf der Bühne spielt eine schweizer Band (die Phare Bleu Eigner sind Schweizer), großenteils sogar im Schweizer Dialekt. Die Musik ist jedenfalls toll, die Stimmung auch. Um 1830 ist Feierabend und wir düsen in die CCB Marina. Dort ist heute Burger Night und es gibt ebenfalls Livemusic, diesmal aber eine 3 köpfige lokale Band, die hervorragend spielt. Die Burger sind auch lecker.

 

Von diesem Dinghy Konzert auf dem Wasser gibt es mittlerweile auch ein ganz brauchbares utube Video, unter folgendem link: http://www.lepharebleu.com/movies#, dort "3rd Dinghy Concert" anklicken. Wir sind auch zweimal im Bild, und zwar bei Sekunde 40 und 1:35.

 

 

 

 

Musikfestival mitten auf dem Wasser vor Hog Island. Wir sind nicht die ersten, die kommen und später werden es noch mehr Boote, die sich an den Prahm hängen

Die Band aus der Schweiz ist klasse und bringt richtig Stimmung aufs Wasser

Eine große Anzahl von Bootsbesatzungen hat sich eingefunden

Als es dunkel wird, geht es in der Clarke's Court Bay Marina weiter. Hier gibt es überwiegend Raggae, dazu frisch gegrillte Burger mit Pommes